Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht was ich mir von diesem Beitrag erhoffe aber ich will irgendwie mal alles niederschreiben.
Ich habe einen älteren Bruder, wir haben einen recht großen Altersabstand aber waren immer sehr auf einer Wellenlänge. Haben als ich jugendlich war zusammen filme geschaut, PC gespielt, uns viel und lange über alles mögliche unterhalten/philosophiert etc. Wir waren sogar schon zu zweit im Urlaub vor ein paar Jahren. Ich bin inzwischen fast 30 und er Ende 30.
Es gab auch mal problematische Seiten, z.B. leidet er schon seit seiner Jugend unter Depressionen und Angststörungen, woraufhin ihn unsere Mutter sehr in Watte gepackt hat und quasi alles für ihn erledigt. Er macht keine Arzttermine selbst aus oder organisiert irgendetwas selbständig, sie fährt ihn überall hin, und es wurde immer alles gemacht dass er bloß zufrieden ist und sich nicht aufregt, z.B. gekocht was er essen wollte, und wehe jemand macht etwas leer ohne zu fragen ob er noch etwas davon wollte.
Er wohnt bei ihr und kümmert sich mit um das große Haus und den großen Garten, geht teilweise einkaufen etc., lässt sich aber auch komplett von ihr finanzieren.
Naja jetzt zum eigentlichen Problem. Seit ein paar Jahren kommen wir einfach nicht mehr gut aus, ich glaube aber er nimmt das gar nicht wahr. Er findet quasi alle Werte die ich so habe lächerlich, äußert sich homophob, transphob, frauenfeindlich, rassistisch. Seit ich Mama bin hat er auch zu allen Erziehungsmethoden eine Meinung ohne irgendeine Ahnung davon zu haben. Meint z.b. bisschen schlagen wäre ja nicht so schlimm, Hauptsache die Kinder haben Respekt und gehorchen. Die würden ja sonst alle verweichlichen.
Dass ich müde bin oder etwas anstrengend finde darf ich nie äußern, sonst heißt es sofort ich bin überfordert und warum ich denn dann ein zweites Kind bekomme wenn ich jetzt schon nicht klar komme (was absoluter Quatsch ist).
Grundsätzlich macht er einfach alles schlecht und sich über jeden lustig, als wäre er das Nonplusultra.
Es nervt einfach zunehmend sooo sehr. Ich habe schon gar keine Lust mehr mit ihm zu reden.
Ich weiß, es sollte eigentlich nicht schwer sein sich loszusagen. Aber irgendwie trauere ich so sehr um die Zeit als wir uns so nahe standen und aus dem Weg gehen kann ich ihm auch nicht, weil er ja zwangsläufig immer da ist wenn ich meine Mama besuche.
Ich kann nichtmal guten Gewissens meinen Sohn mal stundenweise zu seiner Oma bringen, weil mein Bruder sich einfach viel zu sehr einmischt und meine Mutter da nie einen Riegel vorschiebt. Gleichzeitig findet sie es glaube ich schon schade dass wir zur anderen Oma viel engeren Kontakt pflegen.
Ach keine Ahnung, mich nervt die ganze Situation und ich weiß nicht wo das alles enden soll. Er "scherzt" immer, dass er später mal bei mir wohnt. Das würde ich definitiv nicht aushalten.
Komme mit meinem Bruder nicht mehr klar
Was antwortest du ihm denn? Packst du ihn auch in Watte? Oder setzt du ihm wenigstens mal deutlich Grenzen?
Das würde ich machen.
„Deine Erziehungstipps kannst du für dich behalten!“
„Vllt hast du recht, hoffentlich wird mein Kind nicht so verweichlicht wie du!“ (wobei das schon fies ist 😅)
„Ja ich hab XY geleert, du wirst es überleben!“
Wie deine Mutter sich verhält ist ihre Sache… aber du musst das nicht auch so machen.
Danke für deine Antwort.
Ja tatsächlich zögere ich auch immer etwas ihm klares Kontra zu geben, übe mich aber bereits darin und das fühlt sich auch echt gut an.
Sonst habe ich öfter noch versucht zu argumentieren und mich zu erklären aber das lasse ich inzwischen sein. Oft ignoriere ich seine Aussagen auch einfach.
Ist halt irgendwie schwierig ein Verhaltensmuster abzulegen das irgendwie die ganze Familie immer so gelebt hat, aber du hast Recht ☺️
Das denke ich mir. Das ist nicht leicht und grade weil ihr ja mal ein gutes Verhältnis hattet, scheut man sich eher.
Ich denke aber, dass es langfristig hilft. Aktuell bist du ja nur negativ eingestellt, wenn du klare Grenzen setzt und er sie bestenfalls dann einhält (weil er weiß, bei dir kann er es nicht machen), kann es euch ja nur gut tun.
Mit dem Gedanken im Hinterkopf würde ich das „schlechte Gewissen“ abstellen 😅
Ich denke, du bist bereits auf bestem Wege, den Weg, den eure Geschwister-Beziehung genommen hat, zu akzeptieren. Da gehört die Trauer im Vergangenenes einfach dazu, das wird sicher mit der Zeit besser werden. Du musst einfach Grenzen ziehen und ich denke, dass du das über kurz oder lang auch tun wirst, auch wenn du im Moment noch zögerst.
Dein Bruder wurde nie richtig erwachsen. Als du jünger warst und selbst noch keine großen Verpflichtungen hattest, wart ihr auf einer Wellenlänge. Du bist aber erwachsen geworden, hast dir ein eigenes Leben samt Kindern aufgebaut. Dein Bruder aber wurde nie richtig aus seiner Bubble geholt, wurde verhätschelt und hängt heute noch am Rockzipfel eurer Mutter. War er denn niemals in Behandlung wegen seiner Depressionen und Angstzustände? Das ist wirklich belastend, keine Frage. Aber sowas gehört doch in professionelle Hände zur Therapie, er hätte Bewältigungsstrategien entwickeln und lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Dass er in Watte gepackt wird und seine Mutter (oder Schwester) ihn durchs Leben bringen ist keine Lösung, aber für ihn natürlich bequem.
Hast du mit deiner Mutter darüber je geredet? Sie merkt ja, dass das Verhältnis zur anderen Oma inniger ist und das macht sie traurig. Weiß sie, an was das u.a. liegt?
Danke für deine Antwort ☺️
Ja doch er war lange in Behandlung. Es ist auch vieles besser geworden, er ist medikamentös ganz gut eingestellt und im Alltag echt stabil. Darüber hat er aber irgendwie den Abnabelungsprozess verpasst und ist dann so bei Mama hängen geblieben, obwohl er eigentlich bestimmt dazu in der Lage gewesen wäre ein eigenes Leben aufzubauen, grundsätzlich ist er auch sehr intelligent, aber überhaupt nicht auf sozialer Ebene (evtl auch so in Richtung Autismus).
Nein mit meiner Mutter hab ich da noch nicht so drüber gesprochen, hat sich irgendwie nie ergeben. Ich habe aber das Gefühl sie weiß das eigentlich selbst und will da gar nicht so drüber sprechen weil sie sich schuldig (?) fühlt. Bin mir aber nicht sicher und wollte das tatsächlich mal antasten.
Wenn seinerseits Spitzen kommen, könnte ich mich wohl nicht mehr zurück halten.
Er, der alleine nicht im Leben klar kommt, will dir Tips geben? Mit dem Rat zur Gewalt wären die 2 als Babysitter sowieso raus.
Euer Verhältnis war mal gut.
Du hast dich weiter entwickelt, während er stehen geblieben ist.
Damit verfliegen Gemeinsamkeiten, die ursprünglich verbunden haben.
Ängste und Depressionen kann man soweit in den Griff bekommen um ein eigenständiges Leben zu führen.
Auch wenn es nett gemeint ist, darf man diesen Menschen nicht alles abnehmen. Dadurch ändert sich nichts.
Kann Deine Mutter Dich alleine besuchen, dann hat sie Kontakt zum Enkel ohne dass Dein Bruder dazwischengrätscht.
Ich würde ihr auch ganz klar sagen, warum Du den Kleinen nicht alleine bei ihr lassen willst.
Wenn Dein Bruder mit Erziehungstipps kommt, ganz klare Ansage: "krieg erstmal Dein Leben in den Griff, bevor Du anderen Ratschläge gibst"
Ich finde, wenn ein Mensch einem nicht guttut, sollte man sich aus Eigenschutz distanzieren. Auch wenn man verwandt ist.
Hallo
Ohje, dass klingt nicht gut.. Also mal angefangen damit, dass ich persönlich mein Kind nicht zu ihm bringen würde ( was ja mit dem Besuch bei deiner Mama einhergehen würde ). Wenn jemand sagt ach ein bisschen schlagen ist ja nicht so schlimm - sorry aber da würde ich mein Kind nicht in der Nähe lassen. Hast du das deiner Mama mal erklärt? Sie kann das vielleicht etwas mehr verstehen und ist nicht mehr so traurig das der Kontakt zur anderen Oma näher ist oder zumindest nahe ist, wenn du ihr erklärst das du dich nicht so wohl fühlst wenn dein Bruder da ist und sie keinen riegel verschiebt. Soviel mal dazu.
Das du um eure gemeinsame Zeit trauerst verstehe ich gut. Ich habe zwei kleine Brüder wo der Kontakt auch nicht so ist wie erwünscht. Das hat andere Gründe aber ich verstehe dich aufjedenfall. Auch da würde ich ganz klar mit ihm sprechen. Sag ihm doch mal wie du dich fühlst. Das du dich nicht wohl fühlst mit der Art wie er mit dir spricht, dass du das gefühl hast er nimmt deine Werte nicht ernst usw.
Wenn er nicht Einsichtig ist oder es zumindest nicht annehmen möchte dann hast du zumindest probiert darüber zu sprechen. Vielleicht hilft es auch einfach ein bisschen Abstand zu bekommen. Kann deine Mama nicht euch besuchen? Oder jetzt wo es langsam wieder wärmer wird könnt ihr ja vielleicht auch draußen was unternehmen. So musst du ihn ja garnicht allzuoft sehen.
Ich hoffe du findest einen Weg mit dem du dich wohn fühlst!
Ps: als persönlicher Rat. Auch wenn es die Familie ist - du bist nicht verpflichtet engen Kontakt haben zu wollen und kannst jederzeit "Nein" sagen
Ich würde dir raten mit deiner Mutter zu reden und sie zu ermutigen sich selbst Hilfe zu holen, damit sie lernt mit ihm angemessen umzugehen. Ich selbst habe ein Kind mit Angstzuständen und Depressionen und das bringt das komplette Gefüge durcheinander. Man versucht alles Mögliche um das Kind "glücklicher" zu machen und scheut jeden Konflikt aus Angst vor Eskalation. Wenn dein Kind sich einen Arm bricht, dann hilfst du. Bei psychischen Erkrankungen dagegen stehst du absolut machtlos daneben und ich kann dir ehrlich sagen, dass dieses Gefühl und das Wissen es selbst nicht wieder "gut" machen zu können einen selbst so fertig machen. Ich habe ein Jahr lang versucht mit meinen Worten und Taten so vorsichtig zu sein, dass mein Kind keinesfalls durch mit getriggert wird, dass ich letztlich selbst zusammengebrochen bin und mir Hilfe suchen musste. Erst dadurch und in enger Zusammenarbeit mit dem Therapeut meines Kindes habe ich es geschafft einen "normalen" Umgang zu finden und zu akzeptieren, dass die Situation mit einem psychisch kranken Kind einen selbst an die Grenze bringen kann, weil niemand dieses dauerhafte Gefühl angespannt zu sein und sich jedes Wort zig Mal überlegen zu müssen, aushalten kann.