Hallo ihr Lieben,
das hier wird ein langee Beitrag, ich erhoffe mir hier vielleicht einen Perspektivwechsel, bevor ich das Gespräch meiner Mutter suche.
Folgende Ausgangssituation: Unser Sohn ist ein knappes Jahr alt. Wir leben im Heimatort meines Mannes. Meine Familie (Mutter und Geschwister, mein Papa ist vor einigen Jahren gestorben, meine Eltern waren geschieden) lebt knapp 400km weg. Wir sehen uns ca. alle zwei bis drei Monate.
Über Weihnachten waren wir mit meiner Familie für fünf Tage in einem Ferienhaus. Ich hatte gedacht dass meine Mutter die Gelegenheit nutzt, um intensiv Zeit mit ihrem bisher einzigen Enkel zu verbringen. Leider haben mein Mann und ich danach die gleichen Beobachtungen gemacht: sie hat sich meistens nur auf Aufforderung mit ihm beschäftigt. Sie hat nie angeboten, mit ihm spazieren zu gehen oder ihm beim Essen zu unterstützen, damit mein Mann und ich mal in Ruhe essen können. Sie weiß, dass das für uns alles in Ordnung ist, da wir ihr das in der Vergangenheit schon angeboten hatten..
Und als sie Anfang des Jahres nochmal hier war für ein Wochenende haben sich unsere Beobachtungen leider bestätigt. Sie ist ihm gegenüber so passiv! Ich musste sie schon fast treten, damit sie sich mal auf den Boden setzt und mit ihm spielt. Unser Kleiner ist sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig, an Vorsicht ihm gegenüber wird es nicht liegen. Generell ist meine Mutter leider eine sehr bequeme Frau und sitzt viel „herum“. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass sich das so sehr bei unserm kleinen zeigt. Bei jeder Gelegenheit betont sie, wie süß er ist, wie stolz sie ist und wie schade das ist, das wir so weit weg wohnen. Aber wenn sie ihn dann sieht widersprechen ihre Worte ihren Taten völlig.
Hat jemand von euch eine Idee woran das liegen könnte?
Ich versuche meine Mutter nicht zu sehr mit meiner Schwiegermutter zu vergleichen aber tue es natürlich trotzdem. Diese ist ganz anders - obwohl sie unseren Sohn mindestens 1-2mal die Woche sieht beschäftigt sie sich fast nur mit ihm, sie unterstützt meinen Mann und mich sehr mit kleinen Dingen (isst mit ihm wenn wir gemeinsam essen, wechselt die Windel, geht spazieren etc). Sie ist sportlich und aktiv. Letztens versuchte ich meine Mutter und meine Schwiegermutter nur als Persönlichkeiten zu sehen, die sie sind und meine Beziehung zu ihnen auszublenden und muss sagen, dass mir meine Schwiegermutter fast sympathischer ist als meine eigene Mutter 😕
Ich weiß, dass man mit den eigenen Erwartungen an andere Menschen sehr vorsichtig sein muss, aber dass meine Mutter sich so anders verhält, wie ich es als Oma von ihr gedacht hätte…gerade weil unser kleiner nur sie als Großelternteil von meiner Seite hat macht mich das so traurig. Außerdem hab ich auch wenig Vertrauen in sie, in mal ein paar Stunden bei ihr zu lassen, sie hat zum Beispiel im Kurzurlaub so oft gesagt „oh, jetzt geht er zum Kabel/Steckdose/Vase“, hat sich aber keinen Zentimeter gerührt um ihn davon abzuhalten. Nein, mein Mann oder ich oder meine Schwester sind aufgesprungen.
Ich kann mir einfach nicht erklären, was in meiner Mutter vorgeht und möchte das einfach verstehen. Im März sehe ich sie das nächste Mal und werde sie dann auch darauf ansprechen aber vielleicht hat ja jemand von euch Ideen/ Erfahrungen oder Anstöße, wie ich das Gespräch gestalten kann. Ich bin um jeden Denkanstoß dankbar, da ich ein möglichst konstruktives Gespräch mit ihr führen möchte.
Beziehung meine Mutter und Enkel vs. Schwiegermutter (lang)
Bei uns war meine Familie ein Totalausfall, es war niemand da. Auf der Seite meines Mannes gab es den sehr zugewandten Schwiegervater und eine sehr liebevolle Schwägerin, meine Schwiegermutter ist emotional gestört und hatte schon für ihre eigenen Kinder nicht viel übrig.
Ich kann mich gut erinnern, dass mir das grundsätzlich für meine Kinder so leid getan hat, dass sie niemals eine liebevolle Oma hatten.
Darüberhinaus war es für mich aber auch besonders schmerzlich, dass meine Kinder so überhaupt nichts von meiner Seite mitbekommen haben. Ich hätte es so schön gefunden, wenn sie eingebettet gewesen wären in Familiengeschichten und -eigentümlichkeiten und mehr Menschen gehabt hätten, denen ihr Wohl auch am Herzen liegt. Ich gestehe, dass ich auch manchmal eifersüchtig auf die Seite meines Mannes war, auch wenn ich natürlich sehr froh darüber war, dass mein Schwiegervater und meine Schwägerin großes Interesse an den Kindern nahmen.
Menschen sind halt widersprüchlich.
Ich hatte das Gefühl, dass die Kinder von der anderen Seite mehr geprägt wurden, mehr in die Familie meines Mannes gehörten und von meiner Seite so gar nichts dabei war.
Selbst, wenn die eigene Kindheit und Jugend nicht so schön war, gab es ja immer auch etwas, was einen zu dem Menschen hat werden lassen, der man ist. Und das Positive möchte man weitergeben.
Vielleicht ist das der Grund, warum man, gerade wenn die Kinder noch klein sind, eine größere Nähe zur Herkunftsfamilie sucht und die Vergangenheit geschönter sieht, als sie war.
Sicherlich gibt es auch eine biologische Komponente, evtl. gesteuert über Hormone.
Wie auch immer, im Laufe der Zeit nahm dieses Gefühl ab und ich habe auch die guten Seiten schätzen gelernt: es hat uns nie jemand reingeredet, die typischen? Mutter/Schwiegermutter/Enkel-Konflikte gab es schlicht nicht.
Zu deiner Situation: du wirst es einfach akzeptieren müssen, dass deine Mutter als Oma so ist, wie sie ist. Letzten Endes ist eure Situation doch gar nicht so schlecht: keine Übergriffigkeiten und zwei Omas, wovon die eine auch noch richtig toll ist.
Hört sich an, als hättet ihr im Lostopf 75 von 100 gezogen. Das ist für euch und euer Kind doch verdammt gut, den Rest musst du mit dir ausmachen.
Meine Mutter war auch so... hat sich ständig beklagt, dass sie die kinder so selten sieht, aber wenn wir dort waren oder sie bei uns, hat sie sie kaum beachtet. Nicht mit ihnen gespielt, nach nichts gefragt was sie interessiert, schule Freunde, Hobbies. Außer dass sie regelmäßig gefragt hat, ob sie noch was süßes möchten, wollte lieber mit uns am Tisch sitzen und quatschen. Mal mit ihnen ein Buch anschauen oder einen Spaziergang machen? Fehlanzeige... stattdessen war sie schnell genervt wenn es laut wurde oder die Kids quengelten, weil ihnen langweilig war.
Ich glaube, bei ihr lag es auch daran, dass sie noch in so alten erziehungsmustern und Vorstellungen davon, wie kinder zu sein sind, verhaftet. Kinder durfte man sehen, aber nicht hören. Sie haben zu funktionieren, müssen und sollten aber nicht groß beachtet werden. Sie war Jahrgang 1933 und war im 3. Reich Kind, ich glaube, die erziehungsmaxime, die damals galten, hat sie ziemlich verinnerlicht. Meine Schwiegermutter ist Jahrgang 1946 und ein ganz anderer Typ. Sie hat sich immer um Kontakt und Zugang zu den Kids bemüht...
Ich habe lange daran geknabbert, dass es so war wie es war, aber im Grunde kann man nur versuchen, es zu akzeptieren. Ich glaube nicht, dass ein Gespräch da hilft - letztlich kann niemand aus seiner Haut raus...
Ich kann zwar nicht in deine Mutter hineinsehen, aber vielleicht ist es einfach die Entfernung die ihr zusetzt? Vielleicht möchte sie ihn nicht so nah an sich heranlassen, wenn sie weiß dass sie ihn nur begrenzt sieht? Das wäre jetzt meine erste idee( sicher ist das nicht toll aber die Erklärung könnte ich verstehen- auch wenn ich zwei, drei Monate nicht unglaublich selten finde)
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich von niemandem erwarten würde, dass man auf mein Kind aufpasst damit ich in Ruhe essen kann, das muss einem einfach bewusst sein, dass das in der eigenen Verantwortung liegt.
Wie war sie denn als Mutter, war sie da auch eher „passiv“?
Vielleicht hat sie aber auch andere Ängste, versetz dich vielleicht mal in deine eigene Kindheit, ist da irgendwas vorgefallen für was sie sich die Schuld geben könnte? Ansonsten würde ich sie direkt darauf ansprechen, dass dir das aufgefallen ist und ob es einen Grund dafür gibt. Vielleicht merkt sie es auch einfach nicht oder mochte es damals bei dir und deinen Geschwistern nicht, wenn sich da jemand „eingemischt“ hat?
Liebe Grüße
Das ist auch eine Idee, danke! Darauf bin ich noch gar nicht gekommen, das konnte natürlich sein. Wäre zwar auch traurig aber noch eine Erklärung.
Ich erwarte das nicht, aber über ein Angebot in diese Richtung hätte mich trotzdem gefreut. Sie sagt auch oft, dass sie mich/uns gerne unterstützen würde, wenn wir näher beieinander wohnen würden. Aber wenn sie die Gelegenheit hat tut sie es nicht.
Als Kind hab ich sie als aktiv wahrgenommen (basteln, spielen etc.) aber ab dem Punkt wo wir in die Pubertät kamen Bzw. ich bei meinem Vater geblieben nach der Trennung (da war ich 11) war sie zumindest mir gegenüber eher desinteressiert. Ich weiß noch, dass ich ihr als Jugendliche mal einen sehr langen Brief geschrieben habe, in der ich ihr vorwarf, dass sie nie Dinge tut, die andere Mütter mit ihren Töchtern unternehmen. Shoppen gehen, Eis essen, ins Kino gehen, Zeit verbringen…da hab ich sie schon als sehr passiv wahrgenommen. Hm…
Einerseits ist es schade, dass deine Mutter sich passiv verhält, andererseits hast du schlicht eine unausgesprochene Erwartungshaltung und da deine Mutter vermutlich keine Gedanken lesen kann, kennt sie deine Erwartungen nicht.
Sie macht ja eigentlich nichts falsch, nur verhält sie sich nicht so, wie du es gern hättest.
Wie war deine Oma in ihrer Oma-Rolle (mit anderen Worten, welches Vorbild hatte deine Mutter)?
Ist deine Mutter erschöpft aufgrund von Altern, Gesundheit oder beruflichen Belastungen?
Ist sie einfach "durch" mit Kinderspielen - um wieviele eigene Kinder musste sie sich kümmern oder hatte sie evt. beruflich mit Kindern zu tun und nun ist quasi die Luft raus?
Ist sie generell eher ein bequemer Typ?
War sie vllt. selbst noch am Essen, als du erwartetest, dass sie auf euer Kind aufpasst?
Kann sie vllt. generell nicht somit ganz kleinen Kindern oder findet sie schlecht Zugang zu euerm Kind, da sie ihn selten sieht?
Könntest du sie einfach ansprechen. "Du Mama,ich brauche gerade deine Unterstützung. Könntest du bitte mit [Name des Kindes] 15 mit dem Ball spielen?
Mit der unausgesprochenen Erwartungshaltung hast du sicher recht, da sehe ich auch ein Teil des Problems bei mir. Da muss ich auf jeden Fall klar Kommunizieren, was ich mir wünschen würde/mir so vorstelle.
Ich habe meine beiden Omas als recht aktiv in Erinnerung, da wurde viel mit uns gespielt, gelesen, Ausflüge gemacht etc. Wobei meine Oma mütterlicherseits als Mutter sehr schwierig war, und meine Mutter sich immer klar von ihren Erziehungsmethoden distanziert hat. Da war nie Interesse an den eigenen Kindern da, bei uns Enkeln war es mit dem Interesse ab Jugendalter dann aber auch vorbei.
Sie arbeitet nicht mit Kindern, war aber spätestens als ich jugendlich war keine überaus engagierte Mutter mehr. Sie war eher eine Baby-und Kleinkind-Mama und da sehr aktiv.
Sie ist selbstständig und teilt sich das i.d.R. so ein, dass es nicht zu anstrengend ist aber zum Leben reicht.
Ich glaube dass es auch mit ihrer Bequemlichkeit zu tun hat, das hat mein Vater ihr schon jahrelang zum Vorwurf gemacht. Sie geht immer den Weg des geringsten Widerstandes und nimmt nicht gerne Mühen auf sich. Meine Schwester und ich haben den Eindruck, dass sie generell in den letzten Jahren sehr träge geworden ist und in ihrer Komfortzone hockt. Das ist auch ein Grundsatz Thema bei uns - wenn ich nicht so Dinge anstoßen
Würde wie gemeinsam wegfahren, sie fragen ob sie herkommt etc. würde da auch nicht viel
Passieren.
Ich verstehe dein Anliegen nicht so richtig. Denn eigentlich geht es dir scheinbar gar nicht darum die Familie zu treffen und gemeinsam Zeit zu verbringen, sondern mit dem Kind entlastet zu werden. Andere sollen mit ihm spazieren gehen, füttern, wickeln und im Idealfall ein paar kindfreie Stunden bescheren, du verpackst das halt unter "Beziehung aufbauen".
Ich würde da überhaupt kein Gespräch suchen, sondern deine Ansprüche überdenken. Deine Mutter sieht ihn viel zu selten um ihn so an sich zu reißen und eure Treffen alle paar Monate haben garantiert nicht den Zweck euch das Kind abzunehmen, sondern gemeinsam Zeit zu verbringen.
Nein nein, das ist definitiv nicht meine Absicht! Für mich hat spazieren gehen, wickeln etc erstmal nichts mit Entlassung zu tun sondern mit Beziehungspflege zu unserem Kleinen. Kontakt aufbauen, in Aktion gehen, Teil seines Lebens sein (so wie es über die Entfernung möglich ist).
Das mit dem in Ruhe essen ist ein blödes Beispiel gewesen und (merke ich gerade), da geht es tatsächlich eher um das Hilfe anbieten, das ich mir wünschen würde.
Das hat aber dennoch für mich auch etwas mit „ich möchte Zeit mit ihm verbringen“ zu tun/ „ich möchte mich einbringen“. Oder auch eben nicht.
Okay, ich finde es trotzdem schwierig.
Wir haben derzeit auch einige Kleinkinder, aber den Drang sie zu füttern, alleine mit ihnen spazieren zu gehen oder Bücher anzuschauen, hatte ich tatsächlich noch nicht.
Ich bin aber auch generell niemand, der sich auf Säuglinge und Kleinkinder stürzt, sondern kann mit ihnen erst etwas später richtig was anfangen.
Was deine Mutter macht, finde ich gar nicht so schlecht. Er lernt sie kennen ohne das sie sich aufdrängt. Gib ihnen einfach die Zeit welche sie vielleicht brauchen.
Also ich bin auch im omafähigen Alter und muss sagen, das ich keine Vorfreude verspüre auf diese Kleinkindsachen. Ich mag Kinder lieber, wenn man mit ihnen sprechen kann, etc. Und ich würde natürlich mein Enkelkind wickeln und füttern, wenn mich die Eltern fragen, aber einfach so nicht. Sieh dir mal all die Beiträge an, wo Schwiegermütter/Mütter praktisch den Müttern entreißen und Zwangsernährem. Ich werde mich hüten! Außerdem esse ich, wenn ich die Wahl habe lieber in Ruhe.
Vielleicht geht es deiner Mutter ja ähnlich.
Meine SM macht auch alles mögliche andere wenn wir zusammen sind, aber beschäftigt sich nicht mit unserem Sohn.
Wir haben sie dann direkt gebeten, allein mit ihm Zeit zu verbringen. Und tadaa: es hat gut geklappt und die Beziehung wurde viel besser.
Sie war sich glaub unsicher und immer unter Beobachtung hat sich das nicht gebessert...
Vielleicht würde das bei euch auch helfen?
Allerdings war ich mir sicher, dass es ihm gut gehen würde. Da darf man natürlich keine Zweifel haben.
Ich glaube du hast Erwartungen die deine Mutter nicht erfüllen kann/möchte und das sollte auch okay sein und akzeptiert werden! Meine Mutter z.B. konnte noch nie etwas mit kleinen Kindern anfangen, auch mit uns hat sie sich nie beschäftigt/ gebastelt oder ähnliches. Sie liebt ihre Enkel aber diese in irgend einer Art zu bespaßen ist einfach nicht "ihr Ding". Ich habe den Eindruck, dass das bei deiner Mutter auch der Fall sein könnte, wenn ihr sie "auf den Boden zwingen müsst". Ich finde es auch okay, klar ists schade aber es muss ja auch nicht jeder Mensch Vollblutoma sein nur weil er mal Kinder bekommen hat.