Mein Vater ist in Rente und viel alleine…

Hallo liebe Community,

mein Vater ist seit ein paar Wochen in Rente und ich habe Sorge, dass er einsam ist…

Während der Corona Zeit hatten wir beide Kurzarbeit und ich war Single, wir haben viel Freizeit miteinander verbracht, Ausflüge gemacht. Die Interessen liegen da ähnlich. Ich bin inzwischen in einer Beziehung und arbeite auch wieder normal. Daher bleibt natürlich viel viel weniger Zeit.

Und irgendwie mache ich mir Sorgen bzw habe ein schlechtes Gewissen dass er so viel alleine ist. Ich weiß, dass ich das nicht haben sollte bzw auch nicht dafür verantwortlich bin, aber ich kann das trotzdem nicht abschalten.

Meine Eltern sind getrennt, dh ich habe 2 Besuche/Aktivitäten wenn ich sie sehen möchte und ja auch mein eigenes Leben was die beiden auch verstehen.

Mein Vater hat eine (großteils) Wochenendbeziehung und seine Partnerin arbeitet noch. Ich habe zwar relativ früh Feierabend, doch brauche auch viel Zeit für mich und habe ja auch meinen Freund, Sport,Freunde, Haushalt.

Spätestens wenn das letzte Treffen 2 Wochen ca her ist denke ich jetzt sollte ich mal wieder. Egal ob es mir gerade passt oder eigentlich auch genug los war.

Er hat seinen Sport und ist gerne in der Natur etc, heißt er sitzt nicht rum und langweilt sich und er hat auch ein paar Bekannte.

Wenn ich ihn dann aber anrufe, hört er gar nicht mehr auf zu reden und er redet ja auch keinen Müll oder so aber man merkt einfach dass er sich freut sich zu unterhalten. Mein Freund hat auch schon gesagt, dann lade ihn doch einfach ab und zu ein, für ihn ist das okay, aber andererseits denke ich mir auch, dass wir doch nicht unsere Abende mit den Eltern verplanen sollten und jeder doch auch irgendwie sein Leben lebt. Ich will ja auch nicht ständig zu seinen Eltern… Mein schlechtes Gewissen wird es sowieso nicht zulassen, dass ich mich nicht regelmäßig melde aber das kann es doch auch nicht sein?! Wie würdet ihr damit umgehen?

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Ich würde mich fragen, warum ich mir Sorgen um einen Menschen mache, der anscheinend mit beiden Beinen fest und aktiv im Leben steht, der eine Partnerschaft pflegt und der auch gerne am Telefon erzählt.

Und was spricht dagegen, Menschen die man mag einzuladen? Jip, dazu können/dürfen auch Väter gehören. Und auch die Tatsache das man sein eigenes Leben lebt.

Ich kann es drehen und wenden wie ich will, ich komme immer wieder zu einem Punkt: Hast du vielleicht selber ein Problem mit großen Veränderungen im Leben, mit dem Alleinsein und bist unsicher im Umgang mit Menschen? Und kann es sein, das du einfach dein Problem auf deinen Vater überträgst?

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Das ist auch eine interessante Sichtweise… So habe ich das noch nie gesehen… Tatsächlich kann ich sogar sehr sehr gut alleine sein, im Zweifel bin ich lieber mal alleine als unter Leute zu gehen und das ist ja auch der Punkt warum es mir, trotz frühem Feierabend, oft lieber ist nach Hause zu gehen als noch jemand zu treffen. Um mich an Veränderungen zu gewöhnen brauche ich tatsächlich lange und bin eigentlich auch froh, wenn alles in seiner gewohnten Ordnung ist.

Ich mache mir keine Sorgen, dass er sich nicht beschäftigen kann. Das kann er. Aber er ist eben viel alleine unter der Woche, und ich habe dann manchmal ein schlechtes Gewissen wenn ich nicht allzu oft vorbei gehe. Dass er so viel geredet hat am Telefon damit meine ich, dass ich deswegen mir Gedanken gemacht habe. Ich rufe an und hab ihn dann 3 Stunden dran weil er nicht viele Leute hat mit denen er reden kann.

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BITTE stülp Deinem Vater nichts über, was für Dich gilt.
Vielleicht WILL er einfach nur mal faul sein und ohne beschäftigt zu werden.
Wir Rentner haben lebenslang gearbeitet und oft genug davon geträumt, einfach....nichts zu tun. In den Tag hineinzuleben, bis 9.00 schlafen, vorm Fernseher zu frühstücken, Sendungen angucken, die wir nie sahen usw. usw. Ich habe jeden rüde abgebügelt, der mir einen Job anhängen wollte, ein Ehrenamt und was weiß ich noch, vielleicht noch den Gemeindenachmittag beim Pfarrer oder Sitztanz bei den Neunzigjährigen. 😡#schwitz Hilfe!

Bitte lade Deinen Vater mal ein, zum Kaffee oder einem leckeren Essen und frag ihn ganz einfach, was und ob er sich irgendwas von Dir wünscht. Sag ihm "Papa, ich renne dir nun sicher nicht das Haus ein und verfolge dich mit Beschäftigungsratschlägen, aber wenn du was von mir möchtest, sag es mir bitte."
Dann siehst Du schon, was er sagt. Dein Empfinden muss absolut nicht seines sein.
Ich kann am Telefon auch stundenlang mit Leuten quatschen, heisst aber noch lange nicht, dass ich Fremdbeschäftigung brauche 😃
Lieb gemeint von Dir, aber ich sehe Deinen Vater noch lange nicht vereinsamt und verzweifelt in der Ecke sitzen. Er DARF faulenzen, bis er am Sofa anwächst - wenn er das will 😀
LG Moni

Bearbeitet von fruehchenomi
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Wieviel Kontakt man mit seinen eigenen Eltern möchte, ist natürlich jedem selbst überlassen, aber ich fände glaube ich einen regelmäßigen festen Termin ganz schön, ob alle 1, 2 , 3, 4 Wochen ist dann Ansichtssache...

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Ich hatte bei deinem Titel andere Gedanken, als noch deinem ausführlichen Post.
Es ist nun mal eine Umstellung aus dem getakteten Arbeitsleben in die Rente. Aber ich dachte, dein Vater sitzt jetzt den ganzen Tag zuhause und macht nichts. Aber er macht ja was, er ist aktiv.
Versetzte dich mal umgekehrt in die Lage:in deinem Leben passiert etwas, dass sei bisheriges Leben grundsätzlich ändert. Neuer Job, neue Wohnung, ein Kind bekommen. Dann hast du doch bestimmt auch erstmal viel zu erzählen, als in deinem bisherigen Leben, der zum Alltag geworden ist.

Als mein Vater vor 5 Jahren in Pension ging hatten wir ähnlich Sorgen. Das erste halbe Jahr war er ziemlich müde. Aber dann wurde er plötzlich aktiv. Ehrenamtliche Tätigkeit in einem museum, Dauerkarte beim Fußball wieder regelmäßig benutzt, beim Sport angemeldet. Inzwischen hat er sogar einen minijob (aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit ist er schon mit 60 pensioniert worden). Der erzählt.mir heute mehr als zu der Zeit, als er noch gearbeitet hat 🤣
Weil er eben plötzlich Dinge erlebt, die neu für ihn sind.

Wir haben inzwischen einen festen Tag alle 2 Wochen, wo wir uns treffen.
Vielleicht findet ihr ja auch so eine Möglichkeit.

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Mein Schwiegervater ist auch alleine (Witwer). Er geht oft stundenlang spazieren und hat viele Bekannte und eine große Verwandtschaft.

Trotzdem ist er natürlich einen Großteil des Tages / der Woche alleine.

Wir haben einen festen Tag in der Woche an dem er zu uns zum Abendessen kommt.
Meistens fachsimpelt er mit meinem Mann. Momentan frage ich ihn oft wegen Gartendingen und oft spielt er noch ein Spiel gemeinsam mit unserer Tochter und meinem Mann während ich aufräume.

Durch die Regelmäßigkeit sind es etwa 2 - 2,5h in der Woche die wir gemeinsam verbringen.

Ich koche sowieso jeden Tag und ob da einer mehr mit isst, ist mir völlig egal.
Mir tut es gut, weil ich so kein schlechtes Gewissen habe, weil mein Mann sich nicht kümmert und auch nicht meinem Mann hinterher sein muss, dass er sich mal wieder meldet.

Und sollte zwischen drin was sein, kann man sich ja immer noch beieinander melden.

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Das Problem liegt ja schon auch mit bei mir selbst. Meine Mutter sehe ich normalerweise einmalig in der Woche, irgendwie hatte ich zu ihr schon immer einen engeren Draht.


Und alles geht nicht bzw ich kann nicht allen gerecht werden weil ich selber dann auf der Strecke bleibe und mir meine Termine zu viel sind.

Trotzdem plagt mich dann mein schlechtes Gewissen und das kann ich leider auch nicht abschalten. Das habe ich durchaus auch gegenüber anderen Personen, dass ich denke ich sollte oder müsste mich mal wieder treffen oder melden. Da muss ich generell einen Weg finden wie ich damit besser umgehen kann. Habt ihr dazu Tipps?

Ich verbringe gerne und viel Zeit mit meinem Freund und wir unternehmen Dinge zusammen. Jeder hat ja Haushalt, Job, Hobbies, Termine, die zwingend sein müssen und zumindest ich hab da nicht mehr die Energie wie mit Anfang 20, heute hier, morgen da, mich mit dem und jenem Treffen. Geht das jemanden ähnlich?