Was macht Kinder zu Tätern

Hallo,
diese Frage beschäftigt mich seit Tagen. Ich will hier gar keine aktuellen Nachrichten diskutieren, sondern lediglich von euch hören, was Kinder aus eurer Sicht dazu bewegt, grausame Taten zu begehen.

In den sozialen Medien habe ich mal ein paar Thesen gesammelt:
- Helikoptereltern pudern ihren Kindern zu sehr den Popo, deswegen haben sie keinerlei Frustrationstoleranz und reagieren bei Kleinigkeiten extrem
- das Gegenteil ist der Fall. Kinder müssen zu sehr funktionieren und oft ihre Gefühle unterdrücken, die sich dann explosionsartig entladen
- Kinder sind heute zu lange in der Fremdbetreuung. Es findet kaum ein richtiges Familienleben statt und es fehlt an Vertrauenspersonen und Ansprechpartnern. Also klären die Kinder alles unter sich
- Falscher Medienkonsum verringert die Hemmschwelle
- Allgemeine Verrohung der Gesellschaft

Haut mal raus, was meint ihr dazu?

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Ich glaube nicht daran, dass man da pauschal etwas sagen kann.
Jeder Mensch und somit auch jedes Kind hat verschiedene Bedürfnisse. So kann es sein, dass das eine Kind es dringend braucht "den Hintern gepudert" zu bekommen (sprich viel Aufmerksamkeit und Anerkennung), während es für ein anderes genau der richtige Weg sein kann, früh in die Fremdbetreuung zu kommen und von der Gruppendynamik zu profitieren.

Ich sehe daher absolut keinen Sinn darin, hier nun nach Gründen zu suchen -das endet nur wieder im gegenseitigen Mütterbashing.

Es ist grauenvoll, was da passiert ist. Aber oft genug können Eltern solche Geschehnisse nicht beeinflussen. Mir tun ALLE in diese Geschichte verstricken Angehörige leid. Die der Täter genauso wie die des Opfers.
Mehr hab ich dazu nicht zu sagen.

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Ich hoffe, dass es keine Grundsatzdiskussion zu den genannten Themen gibt, die werden ja zur Genüge in anderen Threads durchgekaut.
Danke für deine Einschätzung.

Die Familien der beiden Mädchen haben ebenfalls mein tiefstes Mitgefühl. Kaum vorzustellen was auch sie durchmachen müssen

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Ich denke, der Fall aus Freudenberg ist schon „einmalig“, allein die Tatsache, dass Mädchen die Täterinnen sind, finde ich außergewöhnlich! Solche Gewalttaten mit dem Ergebnis „Overkill“ halte ich für eine typisch männliche Art der Tötung, also 30 Messerstiche, das ist schon sehr ungewöhnlich, dass Mädchen so etwas tun. Unvorstellbar grausam! Ich weiß nicht, wie man das erklären kann und wo die Ursachen allgemein bei solch grausamen Taten zu suchen sind… möglicherweise gibt es bei manchen keine natürliche Hemmschwelle mehr. Möglicherweise hat sich aber bei den „Kindern“ auch noch kein Todeskonzept in den Köpfen verfestigt… aber vielleicht auch schon?

Allgemein denke ich, dass die Frühkindliche Erziehung und das, was Jugendliche Täter in ihrer Kindheit mitgemacht haben, sehr sehr oft eine große Rolle spielt, wenn es um Straftaten geht. Emotionale Verwahrlosung, Misshandlungen, Gewalterfahrung in früher Kindheit, Alkohol- und Drogenmissbrauch der Eltern.
Ich glaube, was man in der Kindheit nicht an Liebe und Bindung erfahren hat, kann man auch später als Erwachsener dann nicht mehr nachholen. Also wenn ich in der Kindheit kein Urvertrauen und keine Resilienz entwickeln konnte, dann kann ich das als Erwachsener nicht mehr nachholen. Das denke ich.

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Bei allen richtigen Überlegungen die hier schon angesprochen wurden, wir alle sollten uns bewußt sein - die Konzentraion auf das Thema männliche Gewalt ( die die herrschende Gewalt ist), hat den Diskurs zur Gewalt ausgehend von Mädchen und Frauen seit Jahren verdrängt. Fast 30 % der häuslichen Gewalt erfolgt durch Frauen. Auf den Schulhöfen schlagen sich Mädchen, bei Mobbing und Überfällen sind Mädchen dabei - bei den erfasst Straftaten sind 30 % Mädchen. 26 Prozent der Opfer von körperlicher Gewalt geben an das Frauen die Täterinnen waren. Dadurch, dass wir diese Fakten ausblenden, gibt auch kaum Konzepte die sich bei Gewaltprävention an Mädchen richten. Und während bei Jungen schnell der Vorwurf Gewalttäter im Raum steht, werden Mädchen oft gar nicht als Täterinnen wahrgenommen. So dass auch nicht rechtzeig gegengesteuert werden kann. Das Elternhaus ist sicher ein Faktor, ABER nicht zwingend der Grund für Gewalt.

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Bearbeitet von leiahenny
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Das ist nicht allzu weit von uns weg und ich habe jetzt noch mit einer Freundin gesprochen, deren Mann an der Schule unterrichtet. Alle sind total traumatisiert, die Mädchen waren ganz normal, normale Elternhäuser, keine erkennbare Vernachlässigung oder sonst was. Das finde ich am aller erschreckendsten. Wie kann es dazu kommen, dass selbst scheinbar gut und wohl behütet aufgewachsene Kinder zu so etwas fähig sind? Mir macht das vor allem Angst in Bezug auf meine eigenen Kinder und ich frage mich, ob man es erkennen würde wenn seine Kinder so sehr abdriften. Und vor allem was man tun kann damit es niemals so weit kommt...

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Weil gutbehütet eben auch nur Fassade sein kann.
Weil wir eben häufig nicht wissen, was wirklich zuhause passiert.

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Das macht es ja für mich noch viel schlimmer! Dass selbst die Kinder der scheinbar normalen Leute so handeln.

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"Kinder sind heute zu lange in der Fremdbetreuung. Es findet kaum ein richtiges Familienleben statt und es fehlt an Vertrauenspersonen und Ansprechpartnern. Also klären die Kinder alles unter sich"

Hallo,

das kann man nicht pauschalisieren und erscheint mir im Kontext Deiner Frage sehr weit hergeholt. Eine Betreuung über Mittag in Kita oder Schule bedeutet doch nicht zwangsläufig, dass die Kinder kein intaktes, behütetes Familienleben haben.

Zu Deiner Frage: oft üben Kinder/Jugendliche Gewalt aus, die selbst welche erfahren haben (meist über längere Zeit) und/oder traumatisiert sind. Aber auch das ist nicht immer so, sondern nur eine Möglichkeit von vielen.

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Danke für deine Einschätzung.
Keine der genannten Vermutungen stammt von mir. Ich habe auch nur kurz zusammengefasst, was man teilweise liest. Keine einzige davon spiegelt meine Meinung wider. Ich habe schlicht keine Ahnung.
Eine These, die ich vergessen habe, war zum Beispiel auch fehlende soziale Fähigkeiten durch zwei Jahre Coronaisolation 🤷‍♀️

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Mein Vater hat über 35 Jahre im knast gearbeitet. Er hat unzählige Lebensgeschichten von knackis gehört, die aus den unterschiedlichsten gründen saßen.
Er sagt dazu: Es gab schon immer Abgründe in den Menschen! Und es wird sie auch immer geben!
Nur haben wir heute das Internet und die sozialen Medien, wo sich das alles verbreitet.
Früher wurde abgewogen, ob etwas Platz in der Zeitung hat, regionale Berichte wurden nicht derart verbreitet.
Und das jeder heute seine mehr oder weniger fundierte Meinung verbreiten kann.

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Nur zu den Thesen: als ob das früher alles besser gewesen wäre. Das ist ja totaler Quatsch bis auf den Medienkonsum und da wissen wir nicht wie das bei den Mädchen war

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Das war natürlich nur eine pauschalisierende Auflistung, was ich alles im Netz gelesen habe. Natürlich war früher nicht alles besser

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Ich weiß. Will nur sagen, so zu überlegen bringt nicht weiter, auch wenn andere in sozialen Medien das so diskutieren. Du zeigst ja selbst wie widersprüchlich die Thesen sind. Ich wollte das nur nochmal explizit sagen.
Ich bin aber auch interessiert daran, was zu dem Fall rauskommt.

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Ich glaube an kein pauschales richtig oder falsch, bei dem einen so, bei dem anderen anders.
PS: ich glaube (!!) aber auch daran, dass auch Gene eine Rolle spielen, ob man eher Gut oder Böse ist (bitte nicht auf die Begriffe stürzen, mir fiel nix besseres ein) und die Erziehung gibt ihr übriges dazu.

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Die einzige Frage, die ich mir dazu stelle: Was ist die gemeinsame Vorgeschichte der drei Mädels, das es so weit kommen konnte?

Im Thesen aufstellen ist unsere Gesellschaft immer super, Bashing pur....aber leider steckt seltenst etwas vernünftiges dahinter.

Machen wir uns hier nix vor, völlig losgelöst von Elternhäusern, pudern oder nicht, das war eine totale Eskalation zwischen den drei Mädels, denn sie kannten sich ja angeblich gut.
Und selbst wenn die Geschichte der Mädels ans Licht kommen würde, man wird eh nicht wirklich zuhören oder etwas daraus lernen wollen, man wird sie verdrehen....sich mit den angeheizten Thesen beschäftigen ist sicherlich für die meisten interessanter. Die Wahrheit dahinter könnte entsetzlicher sein, als das man sich damit auseinandersetzen möchte. Es kann nicht sein, was nicht sein darf und Haken dran.

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Liebe Community,
wir können eure Sorgen aufgrund aktueller Entwicklungen verstehen, URBIA ist dafür aber die falsche Plattform. (Gesellschafts-) politische, kriminologische Diskussionen sind bei URBIA leider nicht erlaubt.

Liebe Grüße
Kim vom URBIA-Team

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