Hallo,
ich schreib in diesem Forum, da ich gerne anonym bleiben möchte.
Ich bin frisch gebackene Mama (Baby ist 7 Wochen). Ich hab echt das Gefühl durchzudrehen, seit die Kleine auf der Welt ist. Ich hab einen großen Garten, den ich mit meinem Mann zusammen bewirtschafte. Ich konnte recht schnell wieder in die Gartenarbeit einsteigen (nach ca. 4 Wochen) nur Dinge, die den Körper nicht stark belasten wie Jungpflanzenanzucht, Pflanzen setzen, Aussaat etc. Die schweren Sachen macht mein Mann. Der Garten war immer mein Baby, ich liebe dieses Hobby über alles, blühe auf und bin mit Leidenschaft dabei. Das ist einfach mein Ding und das bin ich. Der Garten war immer der Balsam für meine Psyche um neben meinem stark fordernden Job einen Ausgleich zu haben. Seit dem mein Baby da ist, ist jedoch alles anders.
Es haben sich zwei Probleme entwickelt.
1. Ich hab so eine riesen Angst davor, dass sich mein Baby irgendwas holt durch Sachen die an meinen Händen sein könnten. Das entwickelt sich langsam zu einer richtigen Phobie. Insbesondere hab ich Angst vor Säuglingsbotulismus, da die Sporen in der Erde sind. Das macht mich schier wahnsinnig und weitet sich mittlerweile auch auf mein Zuhause aus, weil die Sporen auch im Staub sein könnten oder ich die mit meinen dreckigen Schuhen ins Haus schleppe. Ich wasch mir permanent die Hände, meine Haut ist teilweise schon eingerissen und ich wechsle ständig meine Kleidung. Jeder Besuch im Garten zieht stundenlanges Gedankenkreisen nach sich. Ich dachte, wenn ich nur merke, dass ich in meinem Garten arbeite und meinem Baby nichts passiert, dann kehrt irgendwann Normalität ein. Aber es wird ehrlich gesagt immer schlimmer. Ich hätte nie gedacht, dass ich so werde. Ich fand Mütter die ihren Kindern mit der Sagrotanflasche hinterherlaufen immer so schlimm, hab sie verurteilt dafür, was sie dem Immunsystem ihrer Kinder antun und hatte selbst nie einen sauberkeitsfetisch. Das macht mich nun richtig fertig. Säuglingsbotulismus ist so selten, praktisch nicht existent in Deutschland und ich bin bestimmt nicht die erste Mutti, die im Garten wühlt und Kontakt mit Erde hat. Trotzdem hab ich so eine Panik und bekomme es nicht mehr in den Griff.
2. Problem: Ich hab ihr gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Permanent hab ich das Gefühl, dass ich sie durch die Arbeit im Garten vernachlässige oder es ihr schlecht geht. Dabei verbringt sie die Zeit dann einfach mit ihrem Papa. Die beiden gehen spazieren oder er nimmt sie im Tragetuch mit in den Garten und erledigt kleine Sachen wie Beerensträucher schneiden. Sie ist total lieb und pflegeleicht, mag gern getragen werden, schläft eh die meiste Zeit und weint nur wenn sie Hunger bekommt. Dann stehe ich auch sofort wieder auf der Matte, es wird gestillt und kräftig gekuschelt. Trotzdem hab ich permanent das Gefühl, dass es ihr nicht gut geht, ich etwas Falsches tu und ich furchtbar egoistisch bin, weil ich meinem Hobby nachgehe.
Ich bin wirklich kurz davor alles hinzuschmeißen. Aber ich glaube, dass ich dann erst recht durchdrehe, weil mir mein Hobby fehlt. Ich hatte es mir so schön ausgemalt die Kleine dann später mit in den Garten zu nehmen, auf einer Decke, in der Trage oder einem Reisebettchen. Jetzt undenkbar für mich.
Frisch gebackene Mutter - Ängste und schlechtes Gewissen
Das klingt wirklich zwanghaft, wenn es so weit geht, danach, dass du Hilfe brauchst. Du weißt ja selbst, dass eigentlich nichts passiert.
Ich habe mir da keine Gedanken und Sorgen gemacht und hatte ein noch jüngeres Baby bei der Gartenarbeit im Tragetuch. Allerdings mache ich da deutlich weniger als du. Aber ich habe mit ihr im Tuch in der Erde gewühlt. Und natürlich ist nichts passiert.
Bitte, bitte mach mit deinem Hobby weiter! Du bist nicht nur Mama, sondern auch Mensch! Desinfiziere nach der Gartenarbeit die Hände, das wird reichen! Lg
Bitte rede mit Deiner Hebamme, Frauenarzt oder Hausarzt darüber und zwar baldmöglichst, damit sich dieser Zwang nicht immer mehr verfestigt oder verselbständigt.
Du weißt ganz sicher rational, dass Dein Zwang nicht gesund oder "normal" ist, aber da kommst Du alleine nicht raus, Du brauchst Hilfe.
Nimm sie in Anspruch.
LG Moni
Sehe ich genauso, ab damit zur Hebamme und evtl. weitere Hilfe holen. Vll hilft Dir aber auch schon eine Aussage vom Profi, um Dich da wieder etwas runterzuholen? Aber bitte mach was, Du versaust Dir damit gerade Dein liebstes Hobby. Oder kann es sein, dass Dein schlechtes GEwissen vll den Zwang triggert?
Ansonsten kann ich Dir nur sagen, dass Dein Baby spätestens in einem halben Jahr oder 9 Monaten, sobald es mobil wird, alles ablecken oder in den Mund nehmen wird. Bei uns war das krasseste die Schuhsohle, die mal hingebungsvoll abgeleckt wurde. Im Garten mit Käfern gespielt, sicher haben es auch nicht alle überlebt, und dann die Finger abgeleckt. Sand, Erde... an Kaffeepulver kann ich mich auch noch erinnern. Mich hats geschüttelt, und ab da hab ich auch nicht mehr die Flaschen und Sauger und Schnullis sterilisiert... (und ja, sie hat es ohne Infekt überlebt)
Hör bitte auf, ein schlechtes Gewissen zu haben - warum auch?? Babies und Kinder brauchen zwingend Langeweile, um eigenes Spiel zu entwickeln, Dinge zu entdecken, kreativ zus ein und auch mal für sich sein zu dürfen. Du willst doch auch nicht, dass Freunde und Partner an Dir kleben und ständig auf Dich einreden, Du willst sicher doch auch mal Deine Ruhe?
Decke auf den Rasen, Sonnenschutz drüber, Kind drauf.Du buddelst, und Kind guckt sich Himmel an, Rasen, die Mama, die in der Erde wühlt, Blumen... das ist doch toll! Nur eine zufriedene Mama kann auch dafür sorgen, dass das Baby entspannt - wenn Du total unter Strom stehst ist das sicher nicht gut fürs Kind. Kinder riechen die Stimmung der Erwachsenen nämlich 5 Meter gegen den Wind und spielen das sofort. Also sorg dafür, dass es Dir gut geht!