Ist diese Angst vom Vater normal?

Liebes Forum,
ich muss noch einmal nachfragen, da ich Dinge schnell überdenke und es unser erstes Kind ist. Mein Partner hatte nie einen aktiven Kinderwunsch, im Gegenteil, er konnte sich sein Leben immer gut ohne Kind vorstellen und hat mir auch ganz offen gesagt, dass er eigentlich noch nicht bereit ist. Jetzt ist es aber so, dass ich nicht mehr die Allerjüngste bin (gut, ich bin erst 33, aber ich habe auch Endometriose, sodass uns jeder Arzt dazu geraten hat..) und nach rund einem Jahr Hin und Her haben wir uns entschlossen, es zu versuchen.. sicherlich nicht ganz ohne Druck, ich wollte ihm diesen Druck nicht machen, aber die Daten sprachen für sich (Endometriose, Zysten in beiden Eierstöcken, Experten, die einen dazu raten, es schnell zu versuchen) und ich konnte ihm nicht versprechen, dass ich in einigen Jahren nicht totunglücklich bin, falls es dann eben nicht mehr funktioniert. Ich sprach auch an, dass ich es gerne mit einer Therapie versuchen würde, weil ich bemerkte, wie traurig mich das Thema Kinderwunsch macht, was ihn aber weiter unter Druck setzte..
Lange Rede kurzer Sinn - ich wurde sofort schwanger. Nun steht der Entbindungstermin an und ich merke, wie sehr er Angst vor Veränderung hat. Er spricht kaum darüber, aber er freut sich nicht auf den Tag, er kann nachts schlechter schlafen und er findet Babies z.B. nicht "süß", sondern eher das Gegenteil davon :D Ich merke einfach, dass er Angst hat, dass es nichts für ihn ist, dass sich alles komplett zum Negativen verändert... auch bekommt er leicht Migräne, was vermutlich ein weiterer Grund für ihn ist, der ersten Zeit nicht gerade freudig entgegenzublicken.
Meine Sorge ist jetzt, dass sich all das Negative, was er sich ausdenkt, bestätigt. Er sagt gar nicht wirklich sehr viel davon, wie gesagt... er will darüber immer nicht wirklich sprechen. Und dennoch interpretiere ich dann jede kleine Schwingung und beginne mir Sorgen zu machen, vor DEM Moment im Krankenhaus, wenn er seine Tochter das erste Mal sieht und vielleicht alles bereut.. oder anschließend, wenn die ersten paar Monate hart sind.. ich will einfach, dass er auch glücklich ist.
Aber ist es nicht auch normal, dass er Angst hat? Ich würde wirklich sagen, er freut sich null, gleichzeitig hat er wahrscheinlich mehr Bindung zu dem Kind als die meisten anderen Männer. Seit Tag 1 reagiert die Kleine auf SEINE Berührungen, anstatt auf meine. Bei mir ist meistens sofort Ruhe, er kann sie hingegen nach einem CTG zwar auch beruhigen (Sie kommt dann "Kuscheln"), sie spielt aber auch mit seinen Fingern, sie "boxen" sich teilweise gegenseitig und so weiter.. Er ist bei jedem Ultraschall dabei, er wollte die ganze Kleidung für das Kind kaufen und so weiter.. also er ist während der Schwangerschaft extrem involviert und interessiert. Das einzige, was er nicht macht, ist aktiv mit dem Kind zu sprechen oder Küsse auf meinen Bauch zu geben, aber ich denke, da hat er einfach etwas Scheu davor... Ansonsten ist er wie gesagt wirklich sehr, sehr involviert...

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Dein Partner wollte nicht wirklich ein Kind, du hast ihn dazu gedrängt. Und verlangst aber trotzdem, dass er damit glücklich ist. Finde ich ganz schwierig, ehrlich gesagt 🫤
Er hat Angst vor den Veränderungen, die dann kommen. Und er hat völlig recht: alles wird sich mit Baby verändern.

Bei uns war es ähnlich, nur umgekehrt. Nach 8 Jahren unerfülltem Kinderwunsch wurde ich schwer krank und wollte deshalb kein Kind mehr. Mein Mann hat mir enormen Druck und ein wirklich schlechtes Gewissen gemacht. Somit haben wir jetzt ein Kind, aber ich habe von Anfang an klargestellt, dass er sich hauptsächlich um unser Kind kümmern müssen wird, da ich es so krank unmöglich schaffen werde.
Er hat sich das ganze viel einfacher vorgestellt, ich habe gewusst wie hart es wird. Immer wenn ich versucht habe ihm das zu verklickern, hat er mir nicht so ganz glauben wollen. Er ist nun natürlich dauernd übermüdet, hat schlimme Rückenschmerzen vom permanenten Tragen und ist oft ziemlich fertig.
Was ich aber wirklich anständig von ihm finde: er hält sich an unsere Abmachung und das ganz ohne zu meckern. Er hat den Kleinen nachts in seinem Schlafzimmer und er kümmert sich zu 90% auch noch tagsüber um ihn. Und nur so kann das Ganze bei uns auch funktionieren. Ich hätte ihm das sonst auf ewig übel genommen.

Wie das bei euch wird kann keiner sagen. Seine Bedenken würde ich an deiner Stelle aber ernst nehmen und da er ja eigentlich nicht unbedingt jetzt ein Kind wollte, etwas Verständnis dafür haben, dass er grad nicht wirklich begeistert ist.
Ich war auch alles andere als glücklich oder positiv eingestellt in der Schwangerschaft.
Und obwohl das alles so war liebe ich mein Baby "trotzdem".

Das Eine hat nicht zwingend was mit dem Anderen zu tun. Nur weil man von der Vater-/Mutterrolle nicht begeistert ist, heißt das nicht, dass man sein Kind nicht liebt.

Bearbeitet von Miami
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Danke und euch Viel Glück

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Besser kann man das nicht ausdrücken, sehe ich genauso. Viel Glück euch.

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Wie es letztendlich laufen wird, weiß natürlich niemand. Aber ich möchte dir vielleicht etwas Mut zusprechen, dich nicht zu verrückt zu machen. Denn mein Mann war trotz Kinderwunsch auch nicht, das er ständig davon gesprochen hat, mit dem Babys gesprochen hat, Küsschen auf den Bauch. Sowas hab es nie. Auch im ersten Baby-Jahr hat er sich schwerer getan, er hat die Kinder alle geliebt und versorgt, aber eine richtig tolle Bindung ist erst nach dem Baby-Jahr entstanden. Er sagt es auch noch bis heute. Er kann da irgendwie nicht viel mit anfangen, fühlt sich sehr unsicher im Umgang mit Babys, weiß nicht was er mit ihnen machen soll. Aber er ist ein total wundervoller Vater für alle 3 Kinder und hat die tollste Bindung aufgebaut. Aber eben nach dem Baby-Jahr. Ich konnte es verstehen und akzeptieren und vielleicht solltest du nicht zu viel in Situationen hineininterpretieren. Ich habe es nämlich schon so oft gehört, das Väter erst später eine Bindung aufbauen.

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Vielen Dank für deine Erfahrungen, gerade auch, dass es nicht im Babyjahr sein muss.

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Hallo liebe Hamm,

Ich kann deine Situation nachvollziehen. Wir wussten von Anfang an, dass wir icsi Kandidaten sind aufgrund der Erkrankung meines Mannes. Ich wollte auch eher früher in die Kinderwunschklinik, da ich auch bedenken hatte, dass es vielleicht Jahre dauert. Im Endeffekt wurde ich mit 28 nach 3 Monaten im 2 Versuch schwanger mit unseren Zwillingen.
Mein Mann hat sich zwar gefreut, aber sehr zurückhaltend. Organisatorische Sachen haben ihn eher gestresst. Ab der 30 Woche wenn ich gesagt habe bald kommen die Zwerge, dann kam von ihm immer, dass er noch nicht soweit ist. Mich hat es echt irgendwann genervt, man kann ja vor der Geburt nun nicht weglaufen. Er war aber immer sehr fürsorglich und hat darauf geachtet was ich gegessen habe und wieviel ich getrunken habe.
Bei der Geburt habe ich meinen Mann noch nie vorher so voller Emotionen und Freude gesehen. Er war die ersten Tage mit ihnen auf der Frühchenstation, weil ich auf intensiv war und er war Feuer und Flamme. Er hat alle Informationen aufgesaugt, sich komplett um die Kinder gekümmert, obwohl das die Schwestern übernommen hätten. Ich war wirklich eifersüchtig auf ihn wie toll er das gemacht hat. Er ist wirklich ein toller und Verantwortungsvoller Vater.

Ich vermute dein Partner ist sich bewusst welche Verantwortung ein Kind bedeutet und macht sich Sorgen, ob er damit fertig wird. Er ist ja nicht gleichgültig, was ich so rauslese kümmert er sich sehr viel und beschäftigt sich viel mit eurer Kleinen. Und dass er den Bauch nicht küsst heißt gar nichts. Männern fällt es wohl schwerer eine Bindung in der Schwangerschaft zum Kind aufzubauen, aber sobald das Baby da ist, ist es für sie auch greifbarer.
Bleibt im Gespräch, sprecht über eure Sorgen und wichtig finde ich dem anderen zu vermitteln, dass man die Sorgen ernst nimmt, aber dass der andere nicht allein ist. Ihr seid ein Team und dieser besonderen Situation wächst man über sich hinaus.

Ich wünsche euch alles Gute 🍀

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Vielen, vielen Dank, ich hoffe, bei uns läuft es ebenso toll wie bei euch.

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Hallo,
Ich habe jetzt nicht alles richtig gelesen...

Nur soviel: Ich kann dir deine Angst nicht nehmen.
Mein Partner war auch nie wirklich pro Kind.. Tja, wir haben jetzt eins, es war auch noch ein super anstrengendes Babyjahr, viel Geschrei über Monate und Stundenlang, Depressionen auf Grund dessen, Überforderung usw...

Bei uns liegt die Beziehung in Scherben, da mich mein Partner mit allem hat hängen lassen, was das Baby anbelangt.
Er liebt sein Kind, aber ist absolut keine Hilfe, oder besser gesagt richtiger Partner.

Ich denke er bereut es auf einer Seite. Zwar würde er sein Kind nie wieder hergeben wollen, aber dachte wohl, dass läuft hier ganz problemlos ab und das sich nichts groß verändert...

Ich wünsche dir viel Glück!!!

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Euer Leben wird sich komplett ändern. Das ist keine kleine Sache. Dein Partner ist sich dessen und der Verantwortung bewusst. Und falls sich die Dinge bewahrheiten vor denen er Sorgen hat, dann hat er eine realistische Sicht und wird damit umgehen können. Ich würde diese Eigenschaft an Deiner Stelle positiv sehen. Eine stabile Beziehung zwischen Euch ist wichtig. Wie süß oder nicht er den Babybauch findet ist total egal und ist auch nicht von Dir beeinflussbar. Das gilt auch für die Beziehung Vater-Kind.

"beginne mir Sorgen zu machen, vor DEM Moment im Krankenhaus, wenn er seine Tochter das erste Mal sieht und vielleicht alles bereut"

Das ist völlig ausgschlossen so wie Du ihn beschreibst. Mit anderen Babies oder Bäuchen kann ich auch nichts anfangen. Beim eigenen Baby ist das etwas ganz anderes.

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Danke, ich hoffe du hast Recht und beim eigenen Baby ist es etwas anderes - in der Schwangerschaft macht er ja auch schon wirklich viel, was ich so nie erwartet hätte und ich hoffe einfach nur, dass er glücklich sein wird :)

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Dass er Angst hat, ist normal. Man ist ja nicht blöd und weiß, dass Babys anstrengend sind. Ich hatte auch Angst und es waren beides Wunschkinder. Dass er sich gar nicht freut, ist nicht so normal, aber ich denke schon, dass er das tut, wenn er doch interessiert ist und sich kümmert. Ein Baby bedeutet eine riesige Veränderung für das eigene Leben und die Beziehung. 24/7 Verantwortung für einen Menschen. Und wenn er noch nicht wirklich bereit war, ist es nur natürlich, dass er zweifelt und Ängste hat.
Im Krankenhaus und bei der Geburt wird er es sicherlich nicht bereuen. Da sieht er dieses kleine Baby und wird sich sicher freuen 😊

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Er macht doch echt nicht wenig, nimmt Kontakt auf, beschäftigt sich mit dem Ungeborenen, plant offensichtlich und kauft ein. Das finde ich nicht wenig, dafür dass es für den nicht schwangeren Partner ja ein anderer Zustand und die Schwangerschaft und das Baby nicht jede Minute präsent sind.
Besonders wenn es eher sein als sein Wunsch war, finde ich das mehr als in Ordnung.
Angst davor ist ganz normal und er lässt sich doch darauf ein, immerhin wird sich ja wirklich alles ändern - etwas was er ja eigentlich nicht unbedingt wollte.

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Ja, er macht wirklich viel. Ich habe einfach nur Angst, dass er unglücklich sein wird.. aber ich hoffe, wir kriegen das alles hin.

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Hallo,

mein Mann hat auf beide Schwangerschaftsverkündungen sehr zurückhaltend reagiert. Aber ich weiß, dass er grundsätzlich nicht super emotional ist, also war das ok. Er hat sich auf seine Weise trotzdem gefreut, irgendwie... innerlich ;-) Wahrscheinlich war er sich der Veränderung, die auf uns zukam, mehr bewusst als ich. Ich hab nämlich total die Panik geschoben, nicht er.

Er hat nur immer gesagt, dass er bei den Geburten nicht dabei sein möchte. War für mich völlig in Ordnung.

Im Endeffekt war er bei beiden Geburten dabei. Ich schnorrte ihn noch unter der Geburt an, was er denn noch hier will #rofl Er meinte, ich bräuchte ihn ja, deshalb bleibt er da #hicks Meinen Bauch hat er übrigens nie gekuschelt.

Da Dein Mann sich ja schon irgendwie mit der Situation beschäftigt, könnte ich mir vorstellen, dass sich alles nach der Geburt gut zusammenfügt. Jedoch kann niemand hinter seinen Kopf gucken und vielleicht weiß er seine Emotionen selbst nicht einzusortieren. Du wirst Geduld mit ihm haben müssen und sehen, wo die Reise hingeht.

Alles Gute und LG
NoName2

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Zum einen - Dein Partner macht viel mehr als viele andere Männer. Mein Schwiegersohn ist ein herzensguter Papa seiner Tochter seit 16 Jahren, er war aber weder bei einem US dabei noch hat er den Bauch seiner Frau liebkost o.ä. - ist er einfach nicht der Typ dafür. Er wurde in der Sekunde zum Überpapa, als man ihm sein winziges Extremfrühchen auf die nackte Brust legte. Er sagt noch heute, dass das unbeschreiblich war. Alles andere ergab sich von ganz alleine und glaub mir, die ersten beiden Jahre waren mehr als happig. Die beiden Jahre waren selbst mein Mann und ich ständig mit eingespannt.

"Und dennoch interpretiere ich dann jede kleine Schwingung".
Damit hör mal sofort auf, Du machst Dich nur selber verrückt und es bringt garnichts. Wenn er was nicht machen will, nicht drängen und fordern, lassen. DU hast das Kind im Bauch, für viele Männer ist das einfach abstrakt. Ist so - ist aber egal, Hauptsache, sie sind gute Papas, wenn das Kind da ist.
Hat er schon gesagt, ob er bei der Geburt dabei sein WILL? Und zwar ohne Aufforderung von Dir? Das ist nämlich auch nicht immer ganz leicht für die Männer, wenn sie die Frau so leiden sehen und nicht helfen können.
Warte es doch einfach ab, interpretiere nicht alles einmal nach links und einmal nach rechts, sondern gewöhne Dir etwas Gelassenheit an. Wenn er über was reden will, gerne, wenn nicht, dann eben nicht.
Wenn das Kind da ist, siehst Du schon noch rechtzeitig, wie es weitergeht.
LG Moni

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Danke, ich versuche auf jeden Fall, weniger zu interpretieren. Ich denke, ich habe Angst, dass er unglücklich sein wird, gerade weil ich ja von seiner Angst weiß..

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Dieses Fokussieren auf Ängste ist ja nun wirklich nix für eine Schwangerschaft. Versucht BEIDE, durch positive Ablenkung da rauszukommen. Man kann sich in etwas verbeißen - oder eben sich einfach vorsagen: das wird alles gut! ❤ Unternehmt irgendwas, was euch Spaß macht, bitte!