Anaphylaxie im Alltag

Hallo ihr lieben,

Ich habe eine Frage an Eltern mit anaphylaktischem Kind. (Erdnuss)

Nächstes Jahr wird mein Kind eingeschult, langsam beginnt es, mehr Spieldates zu haben mit Kindern, wo ich Eltern gar nicht oder kaum kenne. Auch kommen langsam Wünsche auf, ohne Begleitung sich zu verabreden.
Ich aber kann mein Kind ja nicht einfach wo abgeben zum spielen, ohne die Eltern in die Notfallmedikation einzuweisen. Da gehört ja auch ne Menge Vertrauen dazu. Entweder kommen Kinder zu uns oder ich bin dabei...
Wie geht ihr damit um?

Zudem frage ich mich, wie es funktionieren soll, wenn die Kinder anfangen, allein im Dorf unterwegs zu sein. Das würde ja bei einem Kind mit Anaphylaxierisiko voraussetzen, dass das Kind schon alt genug wäre, den PEN selber anzuwenden und notarzt/Eltern anruft.
Aber das ist es in der Regel mit ca. 7/8 Jahren noch nicht...

Mir fehlt da grad das Management für mehr Freiheit fürs Kind. ...

Ich brauche echt Austausch und Erfahrungen.

VielenDank! .

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Ich habe hier ein Kind mit starker Erdnuss-Allergie in der Kita. Mindestens seit das Kind 4 Jahre alt ist, fragt es bei jedem Essen geziehlt nach, ob da Erdnüsse drin sind. Wenn das unklar ist, isst er nichts, auch wenn es leckere Schokolade ist. Dasfinde ich sehr diszipliniert und bei diesem Kind hätte ich echt Null Sorgen, dass es da zu Komplikationen kommt (der kann anderen Menschen auch seinen Pen erklären). Vielleicht kannst du das mit deiner Tochter noch intensiver besprechen?!

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Hi, meine Tochter ist mit einem Erdnuss -allergie Kind befreundet. Er hat auch so ein Notfall pen.
Der Junge fragt, wenn er hier ist, bei jedem essen nach, ob er das darf, schon seit der 1. Klasse. Und wenn er hier ist, mache ich die Küche zu, damit er mit nichts in Berührung kommen kann. Außerhalb der Küche sind keine Lebensmittel und daher kann auch nichts passieren.
Bei normalen spieldates hat er den pen nicht mit. Beim Kindergeburtstag, wenn wir außerhalb feiern, nimmt er ihn mit und ich lasse mich immer noch kurz schulen von der Mutter, wenn sie ihn bringt.

Der Junge geht sehr bewusst damit um und würde nie einfach irgendwas essen, ohne genau zu wissen, ob er das darf. Von daher ist er auch alleine draußen unterwegs, z.b. am Spielplatz.

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Hallo mein großes Kind ist jetzt 8 und hat eine Unverträglichkeit, die Maus passt massiv auf nicht in der Art zu essen weil sie kein Bauchweh möchte(ist natürlich ich zuvergleichen) . Aber ich denke schon das es möglich ist ein kind so zu schulen das es mit dem Pan zurecht kommt und mit wie vielen Kindern trifft sich dein Kind den. Das du die Eltern nicht darüber informieren kannst und im Notfall auch einweißen kannst. Was machen den Kinder mit Diabetes die müssen täglich mit Medikamenten klarkommen. Ich kenne ein 9 jähriges Kind was auch alleine auf Klassenfahrt war der Schulbegleiter ging nur bis Ende der 2. Klasse mit dan hat das Kind alles alleine übernommen.
Ich würde für den Anfang 1 bis 2 Eltern aussuchen und diese darüber informieren und mein Kind dann dort auch alleine hin lassen.

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Das Kind kann sicher schon recht bald selber sagen, wann es den Pen braucht. Aber wenn es ihm schlecht geht, hat es nicht die Kraft, ihn selbst auszulösen. Mein Sohn braucht jetzt selbst als Erwachsener da teilweise noch Hilfe beim Drücken.

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Meine Tochter hat gleich 2 Freundinnen mit starker Erdnussallergie (8 Jahre alt). Beide kommen ohne Eltern zu uns seit sie 4 sind. Die Eltern haben mir Einweisungen gegeben und beide Mädels fragen immer nach ob Nüsse im Essen sind und würden niemals etwas essen wo sie nicht 100% sicher gehen können, schon von klein auf.

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Hallo
Meine Tochter hat starkes Asthma, Auslöser sind Tiere, Hausstaub, Kälte, Anstrengung.
Ihre Anfälle sind so stark das sie in 3 Jahren 6 Anfälle hatte die Lebensbedrohlich waren und sie immer wieder auf der Intensivstation lag. Mir ist es zwar lieber wenn sie sich bei uns mit Freunden trifft aber mittlerweile möchte sie auch öfter bei den anderen Kindern spielen. Wichtig war mir das sie ihren Notfallspray selber nutzen kann und sicher in der Anwendung ist. Das klappt mittlerweile gut (sie ist frisch 5 Jahre alt). Die Eltern ihrer Freunde informiere ich vorher, lasse ihnen aber auch die Option die Verantwortung nicht tragen zu wollen.
Das kam bis jetzt aber noch nicht vor.
Meine Tochter weiss das sie sich direkt an einen Erwachsenen wenden soll wenn sie Atemnot verspürt und die Erwachsenen kennen den Ablauf.
Ich würde also mit deinem Kind den Notfall immer wieder durchspielen damit es sich sicher fühlt und den Ablauf üben.

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Mein Sohn hat ein hohes Anaphylaxie - Risiko.
Er hatte schon im Kindergarten immer nur das gegessen, was in seiner Brotdose war, ansonsten gefragt und im Zweifelsfall lieber nichts gegessen. Den Umgang mit der Notfall Tasche haben wir sehr früh geübt. Und die Freunde wussten Bescheid und haben mit aufgepasst.
Die anderen Kinder haben ihn wirklich toll beschützt. Erwachsene haben immer wieder mal Fehler gemacht (Lehrer, Freunde., Bekannte), aber die Kinder waren da echt pedantisch und haben super aufgepasst.
Also mein Tipp: unbedingt die anderen Kinder mit "ins Boot holen".

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Es gibt vom Allergie-und Asthmabund (DAAB) viel sehr gutes Material zum Thema Anaphylaxie bei Kindern. Wir haben dort viele gute Tipps bekommen.

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Hallo,

meine Tochter hat eine Freundin, die eine heftige Erdnuss-Allergie hat.

Ich kenne die Mutter nur flüchtig. Beim ersten Spieldate kam sie kurz mit und erklärte mir das Notfallset. Da war mir zwar ein bisschen mulmig, aber ich finde es natürlich gut zu wissen, was im Notfall zu tun wäre.

Unsere Küche bleibt während der Anwesenheit des Mädchens geschlossen, da sie schon auf offene Lebensmittel bzw. Gerüche reagiert.

Aber das Mädchen geht mit ihren 7 Jahren super diszipliniert damit um. Ich habe mittlerweile keine Angst mehr und die Mutter auch nicht.

Das Mädchen hat das Notfallset übrigens IMMER dabei.

Alles Gute und LG
NoName2

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Meiner Meinung nach, bist du als Mama von Anfang an in der Verantwortung, dein Kind so zu „erziehen“ (wenn man da so nennen will), dass dein Kind kompetent mit seiner Anaphylaxie umzugehen lernt. Also dass er weiß, was im Notfall zu unternehmen ist und dass er weiß, was er essen und trinken kann und was nicht.
Jetzt gibt es mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen: Wie klug / reif / verantwortungsbewusst ist das Kind selber? Hat es schonmal einen anaphylaktischen Schock bekommen und weiß daher um die Reaktionen in seinem Körper? Oder kennt es das nur aus der Theorie?
Wie geht ihr innerhalb der Familie mit dem Thema um? Schaust du mit ihm beim Einkaufen gemeinsam die Verpackungen der Lebensmittel an, die ihr kauft und zeigst ihm die Allergene auf der Verpackung, also worauf er achten muss? Oder schirmst du das Thema komplett von ihm ab und er lebt in einer Bubble?
Wie selbstbewusst ist seine Umgebung? Trauen sie sich das zu, den PEN im Notfall einzusetzen?
Denn normalerweise ist die Anwendung ja idiotensicher, man muss sich nur dazu überwinden dem Kind eine Nadel in den Oberschenkel zu rammen 😅. Aber wenn es um sein Leben geht, denke ich, sollte sich eigentlich JEDER dazu in der Lage sehen. Entweder stechen, oder ersticken…
Dass er den PEN immer dabei haben muss ist klar. Am besten in einer kleinen dazupassenden Kühltasche, die er z.B. am Gürtel befestigt tragen muss, oder, wenn es einen besten Freund gibt, den er regelmäßig bei ihm zu Hause besucht, dass dort EIN Platz geschaffen wird, den jeder kennt, wo dieser PEN gelagert wird, so lange der Kleine da ist.

Ich persönlich würde also zuerst das Kind im Umgang mit dem PEN schulen und danach die Eltern seiner Freunde. Und wenn im Laufe der Jahre mehrere Freunde dazukommen und dein Sohn älter wird, kann er die schon selber unterrichten, denn ER sollte der PEN-EXPERTE sein! Es ist SEINER.

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Als Mutter eines anaphylaxiegefährdeten Kindes stimme ich Dir grundsätzlich absolut zu - die Handhabung der Allergie liegt zunächst in unserer Verantwortung als Eltern und unsere Verantwortung ist es auch, unser Kind fit zu machen, dass es sein Anaphylaxierisiko sicher und verantwortungsvoll im Alltag managt.
Das Training hierzu beginnt ab dem Zeitpunkt ab dem die Allergie bzw. das damit einhergehende Anaphylaxierisiko bekannt ist und zumindest die betroffenen Familien / Kinder, die ich außer uns noch kenne, gehen super verantwortungsvoll mit dieser Geschichte um - es wird genau auf die Ernährung geachtet, lieber zweimal gefragt im Zweifel und eher nicht gegessen als dass man etwas riskieren würde. Die betroffenen Kinder machen das oft schon erstaunlich eigenverantwortlich im Kindergarten und die Vehemenz, auf die die Kameraden auf Einhaltung der Regeln achten, ist oft beachtlich, auch gegenüber Aufsichtspersonen, die es ja eigentlich besser wissen müssten.

"Ich persönlich würde also zuerst das Kind im Umgang mit dem PEN schulen und danach die Eltern seiner Freunde."

Jetzt kommen wir zu meinem Punkt, den ich vielleicht etwas präzisieren würde: in welcher Reihenfolge wer geschult wird, ist eine Alters- und Reifefrage. Bei einem Kindergarten- bzw. Grundschulkind schule ich immer zuerst die verantwortlichen Erwachsenen, da ich nicht davon ausgehe, dass mein Kind bereits reif und rational genug ist im Zweifelsfall zielgerichtet zu handeln. In diesem Alter liegt dies noch im Verantwortungsbereich der Erwachsenen. Natürlich wird unser Kind kontinuierlich zu immer mehr Eigenverantwortung erzogen und ermutigt, damit es irgendwann vollumfänglich Experte für seine Erkrankung und dessen Behandlung ist, im mittleren Grundschulalter bzw. alle Kinder, die jünger sind, können dies meiner Meinung nach allerdings noch nicht leisten.

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Ja, ich stimme dir zu. Vielleicht hab ich das auch falsch ausgedrückt. Die Erwachsenen müssen auch geschult werden. Es kann ja auch relativ zeitgleich geschehen. Das Kind sollte man halt dabei nicht vergessen. Ich finde es gut, wenn ein Kind selbstbewusst damit umgehen lernt, dass es etwas ganz alltägliches seines Lebens ist, diesen PEN immer dabei zu haben und dass es weiß, wie er zu benutzen ist.
Es gibt auch übungs-Pens, damit kann das Kind quasi „trainieren“
Also wenn das Kind klein ist, stimm ich dir vollkommen zu, dass zuerst die Erwachsenen geschult werden, die das Kind betreuen.
Aber da man ja mit dem Kind lebt und die Erwachsenen irgendwann mal trifft, dachte ich halt, dass ich beim Kind anfange, das ja immer mit dem Thema konfrontiert ist.

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Hallo Bitteumtipps,

mein jüngeres Kind reagiert anaphylaktisch auf Cashew/Pistazie und ist letztes Jahr eingeschult worden. Wir handhaben es so:

Spieldates und Hobbies ohne Elternbegleitung nur, wenn wir die dann verantwortlichen anwesenden Erwachsenen in die Allergie und insbesondere in die Handhabung des Notfallsets eingewiesen haben und diese dann verantwortlichen Erwachsenen uns den Eindruck vermitteln, dass sie unsere Infos nicht nur verstanden haben, sondern auch theoretisch gewillt sind, das vermittelte Wissen anzuwenden (setzen des Pens).
Die allermeisten Eltern der Freunde meines Kindes sind Gott sei Dank hochvernünftige Leute, die sich an die Regeln zur Allergenvermeidung halten und zumindest in der Theorie gewillt sind das Notfallset einzusetzen. Zu diesen darf es seit langer Zeit alleine gehen. Wenn sich Eltern noch unsicher waren oder wir erst Vertrauen fassen mussten, waren wir auf Spieldates am Anfang auch noch dabei, um einfach die Situation beidseitig besser kennenzulernen.
In Bezug auf Kindergeburtstage mit uns fremden Eltern / Familien entscheiden wir von Fall zu Fall und je nachdem, was dort geplant ist. Im Zweifelsfall sind wir dabei.

Im Fall eines Hobbies haben sich die Verantwortlichen geweigert im Notfall die Medikamente einzusetzen. Darüber ist erstmal nicht zu diskutieren (schafft nur noch mehr Aversion), da haben wir uns halt wöchentlich abwechselnd in die Umkleide gesetzt, weil unserem Kind und uns wichtig war, dass es dort mitmacht. Mittlerweile haben wir das "Problem" in der Umkleide ausgesessen ;-).

Spannend wird bei uns nochmal die Ferienbetreuung. Wir sind auf diese teilweise angewiesen, da wir nicht so viel frei haben wie unsere Kids (so, wie es ja bei den meisten auch ist) und die Großeltern nicht immer eingespannt werden können. Unser großes Kind nimmt gerne und begeistert alle möglichen Angebote in der näheren und weiteren Umgebung in Anspruch, bei unserem allergischen Kind sind wir hier noch sehr zögerlich, da viele Angebote in großen Gruppen stattfinden und wir uns hier nicht sicher sind, wie sicher dies für unser Kind ist.

"Zudem frage ich mich, wie es funktionieren soll, wenn die Kinder anfangen, allein im Dorf unterwegs zu sein. Das würde ja bei einem Kind mit Anaphylaxierisiko voraussetzen, dass das Kind schon alt genug wäre, den PEN selber anzuwenden und notarzt/Eltern anruft. Aber das ist es in der Regel mit ca. 7/8 Jahren noch nicht..."

Diese Deine Einschätzung teilen ich und mein Mann vollumfänglich, genau aus diesem Grund darf unser Kind auch noch nicht alleine auf den Spielplatz bzw. alleine im Dorf unterwegs sein. Alleine zu Freunden (Weg) / Schulweg darf sie schon, das ist ein Kompromiss, den wir zwischen Sicherheit und Autonomie geschlossen haben.

Über einen Selbsthilfeverein (NAN) wird unser Kind im Juni an einer Anaphylaxie-Schulung für Kinder der gleichen Altersgruppe teilnehmen. Mal sehen, wie wir nach dem Besuch dieser Schulung entscheiden, ich tendiere aber dazu, es erst wirklich "alleine" im Dorf herumstreunen zu lassen, wenn ich wirklich sein kann, dass es das Notfallset sicher selbst handhaben und sich jederzeit Hilfe holen kann (wir überlegen für sie tatsächlich die Anschaffung einer Smartwatch genau zu diesem Zweck, mein großes Kind hat keine, da keinerlei Notwendigkeit hierfür besteht).

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Wenn Du Fragen hast, schreibe mir gerne eine PN oder hier im Strang.
Viele Grüße
asuni