1. Weggehen trockener Alkoholiker

Guten Abend zusammen!

Jetzt sitze ich hier und weiß nicht wohin mit mir. Ich glaube es tut schon gut, es einfach niederzuschreiben.

Mein mann und ich sind seit etlichen Jahren zusammen und auch verheiratet. Er ist ein toller Mann und wir führen eine harmonische Beziehung. Das war aber nicht immer so.
Vor 7 Jahren wurde mir das erste mal klar, dass er ein Problem mit Alkohol hat. Bis ich es mir selbst richtig eingestanden habe, verging fast nochmal ein Jahr.
Erst nach einem Vorfall, habe ich ihm das Messer auf die brust gesetzt. Entweder der Alkohol oder ich. Er hat sich für mich und unsere Beziehung entschieden. Machte Entzug und Therapie. Seit 5 Jahren ist er absolut trocken. Mittlerweile haben wir auch ein kind. Er ist ein toller Vater und macht alles für seine kleine Familie. Ich bin wahnsinnig stolz auf ihn, dass er das alles geschafft hat. Und ich habe Respekt vor seiner Willenskraft. Bisher hatte ich nie auch nur einen Zweifel.
Heute fällt es mir aber irgendwie schwer.
Er ist das erste mal seit er trocken ist heute weg mit einem freund.
Als er mir anfang der Woche sagte, dass er mit seinem Kumpel losziehen will, hab ich gesagt, ja klar, genieß es. Ich wollte nicht, dass er denkt, dass ich an ihm zweifle oder ihm nicht vertraue. Und ich gönne ihm auch wirklich den Spaß. Außerdem gab es nie einen Grund ihm zu misstrauen.
Trotzdem habe ich ein blödes Gefühl.
Sein Freund weiß Bescheid und hat noch zu mir gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen.

Jetzt habe ich unseren Sonnenschein zu Bett gebracht und kann mich einfach nicht richtig entspannen.

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Liebe Besorgte,
solche Erfahrungen hinterlassen Narben auf der Seele. So wie auch rein physische alte, längst verheilte Wunden ab und zu getriggert werden. Vielleicht passiert dir das gerade. Sieh's mal so: Egal, was kommt - Lösungen gibt es für Herausforderungen, die real da sind. Kopfkino ist ein fieser Krafträuber. Wenn ich eine Fernbedienung zum Auschalten hätte, würde ich sie dir sofort schicken. Aber so? Hoffe alles, Erwarte viel, Fürchte nichts!
Liebe Grüße dir und kommgut durch die Nacht!

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Vielen vielen Dank für deine lieben Worte!

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Ich würde mir genauso Sorgen machen wie du, ist doch ganz normal. Entweder er hat den Willen oder eben nicht und das erfährst du nur in dem er auch mal weg geht weil für immer zuhause sitzen kann er ja auch nicht.. vielleicht kann er nicht all zu spät nach Hause kommen dann weißt du das die Gefahr kleiner ist? Lenk dich ein bisschen ab

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Ich kann es nachvollziehen. Auf der anderen Seite ist er schon 5 Jahre trocken und der Freund ist auch dabei.

Ist er jetzt schon wieder zurück?

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Er kam um kurz nach 12 gut gelaunt nach Hause 🙂
Sein Freund hat mir noch geschrieben, es war ein schöner Abend, berauscht von Spezi 😃

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Mir hat dein Satz zu denken gegeben:
"Er ist das erste Mal seit er trocken ist heute weg mit einem Freund". Du sprachst vorher von 5 Jahren Trockenheit.
Bedeutet das wirklich, dass er diese ganzen Jahre quasi nie allein aus dem Haus war?

Wie handhabe ich das selbst?

Ich gehe nur zu sozialen Ereignissen oder zusammen mit Freunden aus, wenn ich einen triftigen Grund dazu habe.

Ich gehe nur aus mit Freunden und Bekannten, von denen ich weis, dass sie zurückhaltend trinken und mich keinesfalls zu Alkoholkonsum drängen würden.

Ich meide Feste, bei denen viel Alkohol getrunken wird, etwa Volksfeste.

Ich habe zahlreiche Telefonnummern von trockenen Freunden, die ich Tag und Nacht anrufen kann.

Wenn sich intensiver Alkoholkontakt nicht vermeiden lässt (neulich wurde geschäftlich Champagner entkorkt und der wahnsinnig intensive Geruch erfüllte den ganzen Raum- ein wunderbarer Trigger) gehe ich mental aus der Situation in eine Art Kurzmeditation/Gebet.

Jeder trockener Alkoholiker sollte sich - gerne mit der Erfahrung einer Selbsthilfeorganisation - einen Werkzeugkasten aneignen, was Kontakt mit Alkohol bei Ausgehen anbelangt.

Eine soziale Isolation halte ich für kontraproduktiv. Eine Trockenheit mit starker Reduzierung von sozialen Kontakten aus Angst vor einem Rückfall halte ich persönlich langfristig für unbefriedigend wenn nicht gar selbstbeschädigend.

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Danke für deine Antwort!
Das erste jahr ging er tatsächlich nur in meiner Begleitung aus, aber nur, weil er das so wollte. Ich kenne seine Strategien, wenn der Druck hoch wird und das gab ihm Sicherheit.
Was das "weggehen" angeht, habe ich mich vielleicht etwas doof ausgedrückt.
Er geht natürlich mit Freunden essen und auch gern ins Kino. Auch zusammensitzen beim Spieleabend oder grillen mit Freunden.
Aber bisher wollte er einfach nicht typisch feiern gehen.

Er kam gut gelaunt und nüchtern nach Hause und meinte es hat ihm gut getan 🙂

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Dann wünsche ich dir und deinem Mann weiterhin noch viele trockene gute 24 Stunden!

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