Mit Baby ins Pflegeheim?

Guten Morgen,

meine Schwiegereltern wohnen über 700 km entfernt von uns, sodass wir den ersten Besuch mit Baby dort aufgrund der langen Anreise erst nach ca. 6 Monaten hatten. Leider hatte kurz vorher der SV einen schweren Schlaganfall, als wir dort waren lag er grad auf der Intensiv im künstlichen Koma und wurde beatmet. Mein Mann war bei ihm.

Mittlerweile ist er wieder wach und atmet selbstständig, jedoch kann er weder reden, sich bewegen, selbst essen usw. Da die Ärzte davon ausgehen, dass sich daran nie wieder etwas ändern wird, wohnt er dauerhaft in einer Pflegeeinrichtung.

Wir werden dort bald wieder auf Besuch sein und mein Mann möchte unsere Tochter gerne dorthin mitnehmen (sie ist dann 11 Monate alt). Ich bin einverstanden, aber hab irgendwie doch bedenken, ob wir nicht einen Fehler machen. Denkt ihr, das Baby wird „traumatisiert“, dass sich der Opa nicht regt und sie nur anstarrt? Wahrscheinlich übertreibe ich 🤗 Könnt ja mal eure Meinungen dazu dalassen.

Lg

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Ganz ehrlich, macht euch keine Sorgen sondern genießt den Besuch und macht viele Bilder damit sie später einmal Bilder vom sich und Opa hat :-)

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Wäre auch mein Rat. Kinder sind so viel offener und da sie die Welt ja erst kennen lernen, sind für sie viele Dinge erstmal „normal“, die wir als ungewöhnlich empfinden :)

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Letztlich ist auch die Krankheit deines Schwiegervaters ein Teil des Lebens. Du kannst dein Kind nicht sein ganzes Leben vor solchen Dingen abschirmen.
Davon ab, sie wird es vermutlich kaum mitbekommen bzw. keinen Fokus drauf legen. Also Nein, du traumatisiert dein Baby auf keinen Fall.

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Ich bin mir sicher, dass da kein Trauma ausgelöst wird. 🤗

Als mein Kleiner 2 war, war meine Oma (seine Uroma) in einer ähnlichen Lage. Ich hab ihn auch einige Male mitgenommen.

Für ihn war es die "Urli-Oma, die schläft". Ich hab halt vorher vorsichtig und ganz einfach erklärt, dass sie schon sehr, sehr alt und auch krank ist und darum eigentlich immer ganz tief schläft, auch wenn ihre Augen manchmal offen sind. Das war für ihn völlig ok.

Auch heute noch (er ist 6) fragt er bei alten Fotos mit ihr manchmal nach, ob das die "Urli-Oma, die immer geschlafen hat" ist. So hat er zumindest etwas Bezug zu ihr und sie war ihm nie eine völlig Fremde. Und wie gesagt: er hatte da nie ein Problem damit- wir sind aber auch sehr positiv damit umgegangen, haben eben "Urlioma besucht" und waren auch bei ihr positiv- kein Geschluchze, Gejammer o.ä. Das hätte ihn wahrscheinlich wirklich eher verstört.

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Ja Du übertreibst echt.
Nicht mal meine damals fast 4jährige Enkelin wurde vom Pflegeheim des Opas "traumatisiert". So denken nur Erwachsene, Kinder gehen sowieso vollkommen gelassen mit Krankheit und Tod um. Da ich schon älter bin, habe ich das schon x fach erlebt.
Wie soll ein 11monatiges Baby das beurteilen können?
Geht garnicht.
LG Moni

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Wieso denn nicht? Wieso sollte ein Baby traumatisiert werden wenn einen, für sie fremden Mann, in einem Bett liegen sieht? Ihr habt dem Mann jetzt seit 11 Monaten nicht sein Enkelkind vorgestellt, habe ich das richtig verstanden?
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob das Forum der richtige Ort für diese Frage ist, denn hinter deinen Sorgen steckt ja vermutlich mehr hinter. Normal empfinde ich die jedenfalls nichts.

Meine Oma liegt übrigens seit meiner Geburt im Wachkoma und ich wüsste nicht, was daran jemals traumatisierend gewesen sein sollte. Das ist halt meine Oma und wenn ich es nicht schaffte vor meinem Bruder im Haus zu landen, war das sehr ärgerlich, weil er dann als erstes im Rollstuhl war und ich erst danach fahren durfte. Aber sonst? Was soll denn an meiner Oma traumatisierend sein?

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Hi, wir hatten eine ähnliche Konstellation (meine Oma wohnte 600km weg). Meine Oma war wegen Demenz im Pflegeheim. Wir haben sie öfters besucht, wenn wir bei meinen Eltern waren, aber meinem Sohn war das Ganze immer etwas suspekt. Nicht weil er Angst hatte, sondern weil sich "alle Bewohner" auf ihn gestürzt haben - ist ja auch verständlich wenn da auf einmal ein kleines Kind herumwuselt. Aber - und deswegen bin ich froh, dass wir es gemacht haben - es gibt schöne Bilder mit Uroma - Urenkel. Und das ist was ganz besonderes. Meine Oma starb als mein Großer knapp zwei Jahre alt war aber wir haben es nie bereut, sie besucht zu haben. Sie war sogar zu unserer Hochzeit, die wir extra wegen ihr in meinem Heimatort gemacht haben. Trotz Demenz, aber Familie war ihr immer sehr wichtig.

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Ich kann dich sehr gut verstehen. Kein Mensch mag es angestarrt zu werden. Das Kind könnte dadurch verunsichert sein.

Ich würde dem Kind ‚Fluchtmöglichkeiten‘ zugestehen. Wenn es beispielsweise den Kopf wegdreht, würde ich auf keinen Fall noch Körperkontakt oder Nähe forcieren.

Ich würde mit meinem Partner besprechen, wie ihr euch verhaltet, wenn das Kind sehr weint. Es kann ja sein, dass alles irgendwie unheimlich wird. Zum Beispiel „Wir warten maximal 5-10 Minuten, und dann gehen wir und versuchen es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal.“

Am besten habt ihr (neues) Spielzeug dabei, damit das Kind abgelenkt ist. So merkt es vielleicht gar nicht, dass es angeschaut wird oder in einer fremden Umgebung ist.

LG

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Hmm, ich überlege die ganze Zeit, was daran traumatisierend sein soll. Ein Mann, den sie nicht kennt, der im Bett liegt.
Wahrscheinlich realisiert sie in dem Alter die Situation noch nicht einmal. In dem Alter schauen sich Kinder interessiert ihre Umgebung an und nehmen alles neue auf. Meine Große war in dem Alter selbst für zwei Tage im Krankenhaus, musste an den Tropf und hat die Krankanhausatmosphäre mitbekommen. Natürlich fand sie es nicht schön, am Tropf zu hängen, aber traumatisierend ist am Krankenhaus oder der Pflegesituation in dem Alter nichts. Eher fand ich es im Alter von 19 Jahren bedrückend, als ich das erste Mal meine Ur-Oma in der Kurzzeitpflege besuchte. Ich konnte nämlich sie Situation einordnen, wenn z.B. die Windel der Leute aus der Hose schaute o.ä. Diesen gedanklichen Zusammenhang kann deine Tochter in dem Alter noch gar nicht herstellen.

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Nein, deine Bedenken teile ich überhaupt nicht. Aber vielleicht hast du selber Berührungsängste, die du gerade auf dein Kind überträgst. Ich habe diese nicht und mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es mein Kind "traumatisieren" könnte....sie war einfach dabei und fertig.

Meine Tochter erinnert sich selber überhaupt nicht mehr daran, nur durch die Fotos hat sie ein Bild von ihren Urgoßeltern.