Meine Mama hat Brustkrebs

Guten Morgen… nach schlaflosen Nächten und Karussell im Kopf weiß ich nun auch nicht mehr weiter…
Vergangenen Donnerstag hatte meine Mutter (82) einen Termin im Brustzentrum. Nach Urteil des Arztes hat sie Brustkrebs. Es wurde eine Biopsie gemacht, das genaue Ergebnis steht noch aus. Da meine Mutter Venenleiden hat und Marcumar nimmt, spritze ich sie 2x täglich mit Blutverdünner. Nun meinte sie, wenn sie Medikamente einnimmt, die sie verordnet bekommt, das ‚Ding‘ rausoperiert ist, fährt sie für sich ganz alleine ein paar Tage nach Wyk auf Föhr… ich bin unendlich traurig, laufe irgendwie im Kreis, weiß nicht mehr weiter. Meine Oma wurde fast 100 Jahre, kein Krebs in der Familie, und nun das… mein Vater (86) mit leichten Zügen der Demenz bekommt nichts mit, gesprochen wird auch nichts. Ich stehe nun da, vor einem neuen Berg des unaussprechlichen Etwas.
Danke, dass ich hier mir mal was von der Seele schreiben darf.
Grüße, Mischa

3

Noch habt ihr keine eindeutige Diagnose. Deine Mutter hat ein gesegnetes Alter erreicht...und ja, wenn es ihr Wunsch ist, lieber erst nochmal in den Urlaub zu fahren....dann ist das so und zeugt von einem starken, gefestigtem Charakter. Erfüll ihn ihr, sorge dafür das sie sich ihren Wunsch erfüllen kann, wie auch immer....es ist ihr Wunsch.

Ich kann deine Ängste und Unsicherheiten nachvollziehen, aber bitte paß auf, das du sie nicht auf deine Mutter überträgst....anscheinend hat sie für sich da einen klaren Weg vor Augen, den du akzeptieren mußt. Wenn du ihn verstehen lernen kannst, dann werdet ihr die evtl. letzte Zeit auch intensiv genießen können.

Ich denke auch, das du dich vielleicht an deiner Mutter orientieren solltest. Wenn sie nicht sprechen möchte, dann ist das zwar schade, aber es ist erstmal ihr Weg und ihre Entscheidung.

Als meine Mutter die Krebsdiagnose bekam war sie 20 jahre jünger als deine Mutter....und ja, während ich da fast in blinden Aktionismus verfallen bin, sie in zig Kliniken schleppen wollte....war genau sie es, die mir erstmal ganz deutlich klar machen musste, das jede weitere Entscheidung ihre eigene ist. Ich finde es im Nahcgang eigentlich sehr schade, das sie MIR doch kalrmachen musste, das es in der Situation eben nicht um mich und meine Bedürfnisse geht. Nach ihren deultichen Worten kam es auch endlich bei mir an.

Wir müssen nicht nur lernen, unsere Kinder loszulassen, sondern wir müssen auch lernen, unsere Eltern loszulassen und sie in ihren Entscheidungen zu unterstützen.

1

Hey, das tut mir sehr leid für dich. Auch meine Mama hat es getroffen, sie war da gerade erst 50. Es war sehr schnell klar (allerdings kein Brustkrebs), dass es hoffnungslos ist und maximal noch 3-4 Monate. Ich war absolut fassungslos - meine Mama war richtig schnell Marathons gelaufen, hatte Ironsmans gemacht, war unheimlich auf gesunde Ernährung bedacht. Alle in unserer Familie sind Mitte 90 geworden. 50 - das war doch so jung, würde sich mein Sohn überhaupt an sie erinnern, ich würde den Großteil meines Lebens ohne sie verbringen. Sie stand ja mitten im Leben, gerade gerade so halb aus dem Haus, auf der Karrierestufe ganz oben angekommen. Sie war doch meine beste Freundin, der einzige, den ich zu jeder Tag und Nachtzeit kontaktieren konnte.

Als ich meine Schwiegermutter heulend anrief (ihr Vater war auch schon gestorben) sagte sie dass es immer unfassbar scheiße ist, wenn sie eigenen Eltern sterben, egal ob mit 50 oder 80. Ich fand das total empatielos, aber sie hat vermutlich Recht gehabt. Es ist einfach scheiße, obwohl es jedem von uns passieren wird.
Ich habe dann mit meinem Frauenarzt gesprochen, und der erzählte mir von einer Patientin, bei der klar war, dass es zu Ende ging. Brustkrebs im Endstadium und sie dachte, sie wäre Lady Diana, da der Krebs auch Hirnmetastaasen gebildet hatte. Die Ärzte haben das dann mitgespielt - und am Ende starb Lady Diana, eine absolut gesunde, junge Frau, 6 Monate vor der Brustkrebs-Diana im Endstadium. Man steckt einfach nicht drin.

Ich kann trotzdem sagen, dass die ersten 2 Monaten nach der Diagnose die allerübelsten waren. Danach ging es dann so halbwegs, ich hatte mich an das neue normal gewöhnt. Die Trauer, die Fassungslosigkeit kommt jetzt, ein Jahr später, in manchen Situationen die mich triggern, noch wieder, aber sie ist immer seltener überrrollend und immer seltener und besser händelbar. Für mich war vorallem das Verhalten meiner Mutter traumatisch, da sie durch den Krebs massive psychische Probleme hatte und ich sie nicht mehr wieder ererkannt habe.


ABER und das möchte ich jetzt zum Ende nochmal sagen: Krebs wächst im Alter immer langsamer. Und nicht jeder Krebs ist tödlich. Und die Medizin entwickelt sich immer weiter. Klar, man kann mit 80 nicht mehr die gleichen Behandlungen durchstehen wie mit 30, aber die meisten Krebsarten haben frühzeitig entdeckt wird gute Heilungschschancen. Dass so wie bei meiner Mama feststeht, es gibt absolut gar nichts und sie haben nur noch wenige Wochen, ist eher selten. Manchmal macht es auch Sinn, sich Zweit/Drittmeinungen einzuholen, da auch nicht alle Ärzte Experten für alles sind. Ich wünsche euch/dir alles Gute.

2

Erst einmal viel Kraft für die nächsten Tage/Wochen.

Ich weiß, dass ist erst einmal einmal ein Riesenschock. Ich war selber vor 8 Jahren an Brustkrebs erkrankt, ich kann nachvollziehen wie geschockt man ist.

Versuch trotzdem erst einmal tief durch zu atmen und erst einmal das Biopsie-Ergebnis abzuwarten. Es kann auch was harmloses sein.

Wenn es wirklich Brustkrebs ist. Gerade Brustkrebs ist heute gut behandelbar und sehr oft heilbar. Je nach Typ des Krebses liegt die 10 Jahres Überlebensrate bei deutlich über 90 % ! Je nach Art ist die Behandlung belastender oder weniger belastender, aber das kann man mit Unterstützung der Familie schaffen.

Alles Gute für Euch.

4

Hallo!

Bei meinem Bruder wurde letztes Jahr ein Hirntumor festgestellt mit 54 Jahren. 5 Kinder. Verheiratet. Lebt sehr gesund, achtet auf sich, macht Sport. Es war ein wahnsinniger Schock für uns alle. Meine Mutter hat schon 3 Geschwister wegen Krebs verloren. Ich war am Anfang wirklich fast starr vor Schock. Das Leben geht weiter und es ist gut so. Wir wissen nicht was noch auf ihn zukommt. Er hat eine 7 stündige Hirn-OO hinter sich. Strahlen- und Chemotherapie. Aktuell macht er wieder eine Chemo. Das Leben geht weiter und man muss versuchen immer positiv zu bleiben. Es ist schwer aber man lernt damit umzugehen.
Wir haben auch unsere erste Tochter verloren. Das war auch sehr schlimm. Meinen Mann und mich hat es noch näher verbunden. Wir dachten damals wir können beide nicht mehr leben. Wir haben es aber geschafft uns aus unserem Tief wieder heraus zu holen. Deine Mama hat ein tolles Alter und wartet mal ab was die Biopsie sagt.
Alles Gute.

5

Hallo Mischa-1, ich kann mir vorstellen, dass die Situation schwer zu verkraften ist. Ich möchte Euch jedoch Mut machen:

Krebszellen wachsen im Alter tatsächlich langsamer, wie hier jemand schon schrieb.

Meine Mutter bemerkte im August 2001 Knoten in der Brust. Damals war sie 71 Jahre alt. Auch sie hatte den Wunsch, erst einmal zu verreisen und über alles weitere in Ruhe nachzudenken.

Sie hat sich dann Jahre später - erst im November 2008 - zur OP entschlossen. Eine anschließende Chemo hat sie aber abgelehnt.

Sie starb im März 2013, aber nicht am Krebs. Der Krebs war tatsächlich "erledigt". Sie wusste einige Monate vor ihrem Tod, dass ihre Zeit gekommen war.

Für sie war es der natürliche Verlauf des Lebens. Sie hat sich auf den Abschied eingestellt und interessanter Weise mir dabei geholfen, diesen Weg mit ihr gemeinsam gehen zu können.

Sie wohnte bei uns. Wir hatten sie nach dem Tod meines Vaters zu uns nach Hause geholt. Und so konnten wir diese besondere Zeit miteinander genießen. Wir haben in tiefen Frieden voneinander Abschied nehmen können.

=> Ich wünsche Euch deshalb von Herzen, dass Ihr ebenfalls gute Wege gehen und gute Entscheidungen miteinander treffen könnt.

Bearbeitet von Inaktiv
6

Ich stand auch schon vor diesem Berg.
Man hat das Gefühl die Zeit steht still und das warten auf die Diagnose und eventuelle weitere Schritte zieht sich furchtbar.
Man denkt wertvolle Zeit geht verloren.

Es gibt im Moment keine Worte, die dir helfen könnten. Man steht neben sich und ist hilflos.

Ich habe mir damals beim Hausarzt Schlaftabletten verschreiben lassen, damit ich wenigstens nachts für ein paar Stunden mein Gehirn "ausschalten" konnte.
Mein Bruder war mir in dieser Zeit die beste Stütze oder besser gesagt haben wir uns gegenseitig gestützt. Es brauchte keine großen Worte. Wir saßen im selben Boot und wussten wie der andere fühlt.

Ich wünsche euch von Herzen einen guten Ausgang und viel viel Kraft.

7

Lieben Dank für all die Worte.
Im Prinzip weiß ich nicht ob ich nicht auch leicht wütend bin… immerhin weiß meine Mutter seit zwei Jahren dass sie da einen ‚Knubbel‘ in der Brust hat, nur eben jetzt stört es und tut etwas weh.
Im letzten Jahr stellte eine Ärztin bei meinem Mann Lungenkrebs im Endstadium fest…in panischer Aktion hat er bei Notar und Bank Termine gemacht… seine Situation hat sich gebessert, bis im Oktober, da war er schon wieder so krank, schläfrig, total erschöpft…zuerst noch eine Woche Urlaub, vor Abfahrt ging er mit dem Husten zum Arzt, der schrieb ihm Codeintropfen auf… diese Woche Urlaub war katastrophal, zuhause schickte ich ihn zum Arzt ein Labor machen zu lassen, dieser rief abends an und sagte er muss morgenfrüh in die Praxis kommen, er habe sehr hohe Leukos… dann hörte die gleiche Ärztin ab, schrieb ein Antibiotikum auf, damit sich da keine Lungenentzündung entwickele und schleimlösende Präparate…
Mittags hab ich ihn ins Krankenhaus gefahren…
Verschleppte Lungenentzündung mit 67% Sauerstoffsättigung, fast eine Lungenembolie und eine Herzmuskelentzündung…. Es ist nicht so, dass ich jammern möchte, ich pflege auch meinen Sohn (40) der seit Geburt (Ärztepfusch) im Rollstuhl sitzt und da klappt auch nicht so alles… im Mai sind wir noch alle gemeinsam nach Spanien in Urlaub gefahren, dieser Urlaub war auch nicht schön… ausnahmsweise in Spanien eine Schlechtwetterphase rausgepickt, das Haus war in kleinster Weise auch nur geeignet für Rollstuhlfahrer, da eröffnete mir meine Mutter auch ihren Knoten in der Brust… und nu steh ich da, vor dieser riesigen Wand…
Ichmuss diesen Gefühlsmist einfach mal nieder schreiben damit ich das Gefühl habe, wieder etwas Luft zu bekommen.
Danke

8

Auch wenn es dir in diesem Moment kein Trost ist. Aber in dem Alter deiner Mama ist der Krebs vermutlich nicht der Grund, warum sie mal sterben wird. Und das sage ich jetzt echt nicht einfach so, um dich zu trösten.

Die Mama meiner Kollegin ist auch mit etwas über 80 an Brustkrebs erkrankt. Sie hat sich nicht mehr operieren lassen, geschweige denn eine Chemo ins Auge gefasst. Was soll man sagen. Der Tumor ist nie weiter gewachsen und hat auch nicht gestreut. Gestorben ist sie Jahre später an einer Lungenentzündung, die zu spät behandelt wurde, weil sie nicht zum Arzt ging.

Ich will nicht sagen, dass Krebs in diesem Alter nicht mehr schlimm ist. Aber er wächst wohl tatsächlich vieeel langsamer als in jüngeren Jahren.

Lass sie in Urlaub fahren und gibt ihr die Gewissheit, dass du immer für sie da bist, wenn sie jemanden zum Reden braucht.

Alles Gute!

9

Hallo Mischa,

ich weiss leider genau wovon du redest..... meine mutter hat die diagnose brustkrebs mit 47 jahren bekommen, sie galt als geheilt nach der op. Wir hatten dann 6 jahre "ruhe" bis der krebs dann ohne vorwarnung in den ganzen körper streute :-( Sie hat dann noch 7 jahre gelebt. die 7 jahre waren hart, gefolgt von therapien, angst, schmerzen und weiteren unzähligen beschwerden..... 2020 ist sie dann leider gestorben..... dank corona durfte man sie im krankenhaus nur 30 minuten besuchen und immer nur eine person am tag, ich wäre so gerne zum ende hin länger bei ihr geblieben :-(

Deine Mutter hat zum glück ein schönes alter erreicht und sie wird mit gewissen therapien noch ein paar jahre leben können.


lg

Ich wünsche ezch alles Gute.

10

Sei stark! Meine Uroma bekam die Diagnose mit 72. Aber sie wurde beschwerdefrei (ausser Alterszipperlein) 95 Jahre alt. Sie starb nicht an Brustkrebs, sondern weil sie keinen Bock mehr hatte, nachdem mein Uropa (blind seit Anfang 50, sie hat sich immer gekümmert) mit 96 verstarb.