Das Gefühl stehen geblieben zu sein.

Hallo ihr Lieben!

Ich poste hier anonym.
In letzter Zeit bin ich mit meinen Gedanken viel bei meiner Vergangenheit und was sich seit der Schule so getan hat in meinem Leben. Ich bin 31, habe einen Sohn mit 2,5 Jahren und einen Partner mit dem ich seit 10 Jahren zusammen bin. Wir haben vor ein paar Monaten unsere Eigentumswohnung bezogen. In der Beziehung kriselt es. Ich bin aktuell etwas melancholisch, da ich mir oft denke, dass meine damaligen Schulkollegen alle Anwälte, Lehrer, Architekten, Polizisten geworden sind und ich damals eine Būrolehre eingeschlagen habe. Ich habe damals die Abendmatura begonnen, aber habe nur 2 von 4 Fächern abgeschlossen. Es fehlen noch Mathe und Buchhaltung. In Mathe hatte ich immer extreme Probleme. Ich hatte in meiner Jugend aber auch arge Probleme. Ich habe aufgrund eines Gerinnsels eine Lähmung halbseitig, wurde in der Schule gemobbt, habe auch keine schöne Kindheit mit meinen Eltern gehabt. Damals ging mir die Motivation für die Matura ( Abi in Deutschland) aus, da mich beim Studium eh keiner unterstützt hätte. Bin mir 21 ausgezogen, stattdessen während meine Freunde studiert haben, da ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe. Irgendwie wurmt es mich so sehr, dass ich mich im Vergleich zu meinen Kollegen damals kaum weiterentwickelt habe. Die meisten haben einige Jahre im Ausland gelebt und sind nun wieder in der Heimat. Ich habe all das verpasst. Ich liebe mein Kind und das ist auch eine Herausforderung. Einige der Kollegen haben nun ebenfalls Kinder, aber die haben halt auch einiges erlebt, Leute kennengelernt, leben jetzt in Häusern und haben ein Studium in der Tasche. Oft überlege ich ob ich das noch alles irgendwie nachholen kann, aber aktuell nicht möglich, da mein Freund bis 20 Uhr arbeitet, von Montag bis Freitag. Mein Kind ist dazu sehr fordernd und lässt mir kaum Freiraum. Manchmal denke ich mir, vielleicht sollte ich zuerst an eine Therapie denken, bevor ich an eine Weiterbildung denke. Aber ich weiß nicht wie ich das angehen soll..
Ich weiß auch nicht, was ich mir von dem Post hier eigentlich erhoffe, aber vielleicht ist ja jemand in einer ähnlichen Situation

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Ich lese aus deinem Text eine sehr große Unzufriedenheit heraus, die im Neid begründet liegt. Neid auf irgendwelche Dinge, die andere haben und du nicht. Sei es ein Auslandsaufenthalt, ein Studium, ein anderer Beruf, ein Haus…
Was bringt dir das? Eben, nichts! Überleg dir lieber, was DUUUUUU genau möchtest. Möchtest du ein Studium? Dann setz dich auf den Hosenboden und mache die fehlenden Abschlüsse. Möchtest du ins Ausland reisen? Dann schnapp dir dein Kind und los geht’s! ( Für einen Urlaub wird es ja wohl reichen, es muss ja kein ganzes Jahr sein). Möchtest du ein Haus? Wenn ja, warum? Ist es in der Eigentumswohnung nicht gut? Also wenn du dir ein Haus mit Garten wünschst, dann erkundige dich nach Finanzierungsmöglichkeiten…
Aber egal, was es ist: Jammer nicht, tu was!

Eine andere Möglichkeit wäre auch, das, was man hat, wertzuschätzen.
Die Beziehung mit deinem Partner ist nicht mehr so ganz intakt. Da würde ich persönlich als erstes ansetzen und mich fragen: Will ich das noch? Wenn ja, was muss sich ändern? Wenn nein: Arrividerci.

Bearbeitet von unzufrieden.
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Passt !!!

An die TE: Hör auf, der Vergangenheit nachzutrauern mit all ihren "hätte, könnte, ach herrje, war nix"
Und wenn Du 10 Jahre Dauertherapie machst, kannst Du die Vergangenheit nicht nochmal leben - aber die Zukunft wartet, Du bist noch soooo jung.
Setz Dich hin, mach HEUTE einen fetten Strich drunter und mach einen Plan, was Du ab morgen ändern willst.
Wollen muss man, nicht jammern, dann geht sooovieles.
Neid ist ein ganz mieser Berater, schiele nicht nach "den anderen", sonst kläre ab, was DU willst.
LG Moni

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Sehr schöner Beitrag! Diese Worte können wir alle ab und zu gebrauchen.

Bearbeitet von -Destiny-
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Nicht jeder Mensch kann das gleiche Leben führen.
Während andere studiert haben oder Ihre Zeit im Ausland verbraucht haben, hast du eben deine Ausbildung gemacht und Geld verdient.
Es wird im Leben immer Menschen geben, die mehr erreicht haben als man selber, auf die man im ersten Moment vielleicht etwas neidisch ist.

Ich persönlich bin weder auf einen Polizist, Anwalt oder Lehrer neidisch. Das sind auch alles Berufe die nicht unbedingt von 9 to 5 gehen und wo das Geld nicht vom Himmel fällt. Wir haben einen Anwalt im Freundeskreis..der sitzt teilweise bis Nachts am Schreibtisch. Klar, verdient er ein Haufen Geld, muss dafür aber auch super viel arbeiten. Wir haben auch einen ehemaligen Polizisten im Freundeskreis..mittlerweile sitzt er mit einem Burnout Zuhause, weil er von der Arbeit nicht mehr abschalten konnte.

Ich selber habe Architektur studiert, aber nie als Architekt gearbeitet..war einfach nicht meine Welt, habe das Studium aber trotzdem abgeschlossen. Wenn man nicht gerade der Chef ist, verdient man in dem Beruf auf keine Millionen. Freunde von mir sind Architekten und auch die sitzen teilweise bis spät Abends an Projekten, weil die fertig werden müssen. Der Verdienst dabei ist nicht sonderlich hoch.

Wie du siehst hören sich die Berufe nach außen verlockend an, aber in wirklich ist das kein Zuckerschlecken.
Wenn du so unzufrieden bist, dann kannst du dich jederzeit weiterbilden, dein Abitur nachholen und studieren. Ob das für dich/euch aber der richtige Weg ist, kann ein Außenstehender nicht beurteilen.

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Danke für deinen Kommi.
Das finde ich eben nicht... Jeder kann heute studieren eigentlich. Vielleicht nicht jeder, jede Studienrichtung.
Ich hätte das Zeug grundsätzlich dazu gehabt.
Aber irgendwie konnte ich es damals mental nicht. Mit meinen Eltern gab es nur Krach. Die haben mich Null unterstützt und wollten uns Kinder so schnell wie möglich aus dem Haus haben und mein Freundeskreis ist damals auch irgendwie auseinander gebrochen. I bin einfach depressiv gewesen und hätte es vom seelischen Zustand her nicht gepackt.
Ich hab selbst eine beste Freundin als Polizistin und möchte mir ihr auch nicht tauschen. Eine andere Freundin ist Lehrerin und das finde ich auch hart. Einen Arzt haben wir auch in der Familie und das ist noch härter. Trotzdem denke ich mir oft, dass die wenigstens etwas sinnvolles im Leben machen. Ein Job der halt auch einen Nutzen hat

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Nur, weil man keine Unterstützung von den Eltern in jungen Jahren bekommt, heißt das ja nicht, dass man deswegen nicht das machen kann, was man unbedingt möchte.

Meine Eltern haben mich zwar Metal unterstützt, aber finanziell nicht. Ich habe mir im Leben alles selber erarbeitet. Bin nach dem Fachabi Zuhause ausgezogen um zu studieren. Hatte kein Geld um Monate im Ausland zu verbringen, was ich aber nicht schlimm finde. Dafür reise ich heute einfach unheimlich gerne und weiß, dass es mein Geld ist, was ich da ausgebe.

Egal, welchen Job man ausübt: Alle haben einen Nutzen, denn sonst würde es diese Jobs nicht geben. Dafür muss man kein Polizist, Lehrer oder Anwalt sein.

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Hej liebe TE,

Klar ist - vom außen betrachtet - das Gras auf der anderen Seite immer grüner. Aber bist Du Dir sicher, dass sie auch alle soooo glücklich sind? Was am Ende des Tages zählt ist doch das Glück. Und das kann man nicht anhand von Abschlüssen, Auslandsaufenthalten oder Titeln erreichen sondern ist eine innere Einstellung.

In meinem Umfeld sind sämtliche Akademiker total überarbeitet, Lehrer kurz vorm BurnOut, Polizisten vom Beruf und der Politik angenervt. Familien mit großem Haus beschweren sich über die Arbeit, die dahinter steht und die ständige werkelei im Garten. Freunde in Berufen mit hoher Reisetätigkeit schimpfen darüber, dass sie auch gerne bei ihren Kindern wären... Lass dich nicht vom schönen Schein blenden!

Versuch Deine Unzufriedenheit zu Konkretisieren. Für mich klingt es danach, als ob Du Dich nicht "wertig" fühlst. Woran machst Du das fest? Am Beruf? An der Ausbildung? Am Geld?
Würde es dir besser gehen, wenn Du ein abgeschlossenes Studium hättest? Oder gibt es vielleicht andere Möglichkeiten? - Stichwort "Quereinsteiger".
Was macht DICH unglücklich und im Umkehrschlusd: was mach DICH glücklich?

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Hallo, danke für deinen Kommi. Da triffst du den Nagel wohl auf den Kopf. Es hat wirklich damit zu tun, dass ich aktuell mit meinem Wert zu kämpfen habe. Ich merke halt, dass mich andere Menschen als langweilig empfinden und ich mein Leben ehrlich gesagt auch. Natürlich ist das Leben als Mama sehr anspruchsvoll und ich wollte auch immer Eigentum, Kind und Mann. Das habe ich alles erreicht, aber eigentlich macht es mich doch nicht zu 100 Prozentig glücklich.. natürlich liebe ich mein Kind und bin froh, dass er da ist, aber oft denke ich mir .. ist das jetzt alles gewesen? Ich frage mich halt oft wie ich denn endlich mein Glück erreichen kann. Vielleicht versteht ja jemand was ich meine .

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Dein Glück erreichst du sicher nicht wenn du ein Studitm abgeschlossen hast. Das ist ein Trugschluss " wenn das und das passiert werde ich sicher glücklich". Meistens trifft das dann aber nicht ein, ist anders als erwartet etc.

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Mir geht es ganz genauso und auch ich habe früher in der Schule auch sehr unter Mobbing gelitten.

Ich schätze wirklich, das Mobbing ein sehr großer wunder Punkt im Leben eines Menschen bleibt. Vorallem wenn er durch eine äußerliche Sache (wie bei mir auch) entstand. Man hat sein Leben lang damit zu kämpfen, sich in irgendeiner Art niedriger als andere zu fühlen. Du denkst jetzt wahrscheinlich (wie auch ich so oft) das eine höhere Karriereleiter dies irgendwie ausgleichen hätte können und es dann auch eh nicht mehr ums Aussehen gehen würde und du dich immer hättest mit deinem Status brüsten können. Schaut her, wer ich geworden bin.

Ich denke sich mit anderen zu vergleichen ist sehr verbreitet (war es aber immer schon) und wenn du damit nicht aufhörst, wird es dich bis ans Ende zerfressen.

Du selbst weißt, ob du mit dem Erreichten glücklich bist oder nicht. Und wenn nicht, leben wir hier in einem Land, in dem man sich immer und immer weiter bilden kann und eigentlich alles werden kann, wenn man die nötige Ausdauer und den Grips dafür hat. Du bist gerade mal 31. Das ist wirklich sehr jung. Du kannst ansich noch werden, was du möchtest.

Aber werde das, was dich wirklich glücklich macht und nicht um einen Status darzustellen und dich überlegener zu fühlen.

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Hm... Bist du dir sicher, dass die Lösung deiner Melancholie nur im Bestehen von Matura u. Studium liegt?
Klingt für mich nicht so....

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Fühl dich erstmal gedrückt. Ich habe studiert, allerdings hat meine Mutter mich rausgeworfen 2 Wochen nach meinem 18 Geburtstag. Die Ausbildung habe ich nicht geschafft aufgrund von Depressionen und Drogen. Ich hab dann mein Abi nachgeholt, meine Ausbildung extern gemacht (abends Vorbereitung und dann IHK Prüfung). Dann bin ich studieren gegangen. Hab immer nebenbei gearbeitet, in einer billigen aber kalten Wohnung gesessen und hab dann auch Wirtschaftsrecht geschafft erfolgreich. Dann den Mediator dran gehängt und einen Master, war bei der großen deutschen Airline in der Personalabteilung und später Personalleiterin in einem kleinen Unternehmen. Ich hatte Geld, aber kaum Zeit für mein Kind.

Weißt du was ich jetzt mache? Ich hab gekündigt, mein zweites Kind bekommen und bin Yoga Lehrerin und Ayurveda Ernährungsberaterin. Leite ayurvedische Babymassage an und schreibe aktuell ein Kochbuch.

Was ich damit sagen will: es ist nicht wichtig, was Du für ein Titel hast, sondern was dein Ziel ist. Was möchtest DU wirklich? Geld? Dann musst du viel und lang und hart arbeiten. Dann wäre die Konsequenz, dein Kind vielleicht wenig zu sehen. Oder möchtest du leben, etwas tun was dich erfüllt? Ich bin jeden Tag mit meinen Kindern zusammen, es ist wunderschön die Zeit kommt nicht zurück. Abends gebe ich Yoga Kurse, die Beratungen mache ich online. Das erfüllt mich, ich lebe den ayurvedischen Lifestyle und es tut mir gut.

Ganz liebe Grüße und alles Gute!

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Die Arbeitszeiten Deines Mannes wären natürlich nicht gerade hilfreich, solltest Du Dir ein Ziel stecken (berufliche Weiterbildung, Ausbildung im Traumberuf - Du bist 31 Jahre und hast noch so viel Zeit und Möglichkeiten!). Arbeitet Dein Mann vom frühen Morgen bis 20 Uhr? Fühlst Du Dich vielleicht dadurch zu wenig unterstützt und steckst Du zurück, weil Dein Mann so viel arbeiten möchte?

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Ja, er beginnt ca um 5 Uhr morgens.
Und kommt abends um 8 ca. Ich hätte da tatsächlich aktuell sehr wenig Zeit für eine Weiterbildung. wenn das Kind älter wird, dann halt wieder.