Hallo zusammen, ich bin ganz neu hier und heisse Miriam!
Ich habe schon das ein oder andere sehr gute hier im Forum gelesen und würde nun gerne selbst um einen Rat beten.
Zu meinem Hintergrund: Ich bin 28 Jahre alt, habe studiert (Master), habe einen Verlobten mit dem ich seit 10 Jahren zusammen bin und wir arbeiten seit 1,5 Jahren im Familienbetrieb meines "Mannes" ;). Wir sind für den Job in die Kleinstadt gezogen, wo der Betrieb ist und der Rest der Schwiegerfamilie lebt.
Meine Schwiegereltern leiten den Betrieb, möchten ihn aber unbedingt an die nächste Generation übergeben (genauer: meinen Mann). So weit so gut!
Seit ca. einem Jahr wird alles, wirklich alles, was ich sage und mache unter die Lupe genommen und "berichtigt" sowie mit dem Rest der Familie "besprochen" (gelästert). Meine SchiMu erwartet, dass mein Mann die Firma übernimmt und ich die brave Ehefrau mit Kinder werde, die ihn bedingungslos unterstützt, nicht meckert oder Verbesserungsvorschläge bringt. Nun kann ich mich damit so gar nicht anfreunden und bemühe mich, dass das Unternehmen flexibler/digitaler wird. Und ja, ich sage dann auch was gut und was nicht so gut läuft. Meine Kollegen finden die Gesamtentwicklung super und bestätigen uns beide immer wieder mit viel Lob, was bei meiner SchwiMu so gar nicht gut ankommt. Ihr Sohn macht das Richtige, ich mach Mist...
Noch vor 2 Jahren hat sie uns angebettelt, dass wir zu ihr gehen, um neuen Schwung ins Unternehmen zu bringen, jetzt will sie mich eher loshaben, weil sie merkt, dass es nicht so funktioniert, wie sie sich das vorstellt. Mein Mann ist mittlerweile total ausgebrannt, weil er sehr viel arbeitet und sein Bestes für das Unternehmen gibt, aber auch oft ausgebremst wird vom Motto "haben wir immer so gemacht!".
Ich habe auch schon das Gespräch gesucht, was ihre Vorstellungen sind, aber da kommen immer nur Ausflüchte oder Themen, die gerade frisch anstehen und nicht langfristig sind. Mich ärgert am meisten, dass ich oft vor Kollegen bloßgestellt und falsch berichtigt werde, außerdem die Lästereien innerhalb der Familie, die man immer wieder zu hören bekommt.
Da die Struktur des Unternehmens zu verworren und nicht gut handelbar ist, möchte mein Mann das Unternehmen eig auch nicht mehr übernehmen, was ich auch so sehe. Das Unternehmen zu verlassen gleicht aber natürlich einem Bruch mit der Familie.
Vllt hat ja jmd ähnliche Erfahrungen gemacht oder hat Tipps, weil ich merke, dass mit das langsam psychisch zusetzt.
Liebe Grüße Miriam!
Schwiegermutter/Chefin sehr dominant
"möchte mein Mann das Unternehmen eig auch nicht mehr übernehmen, was ich auch so sehe"
Dann ist die Sache doch klar.
Ich würde bevor ich alles hinwerfe mal herausfinden wann geplant ist dass er das Unternehmen übernimmt?
So wie ich das verstehe, ist der Betrieb noch im Eigentum der Schwiegereltern und ihr seid somit nur Angestellte, die das Unternehmen nach gründlicher Einarbeitung übernehmen werden, (bzw. Dein Mann) da sind 1,5 Jahre echt noch nicht lange.
Zumal du bzw dein Mann ja noch gar nicht soviel Berufserfahrung haben werdet, wenn du/ihr den Master gemacht habt.
Wenn die Firma dann tatsächlich in seinem Eigentum ist oder er tatsächlich als GF übernommen hat, dann könnt ihr doch alle Änderungen vornehmen die ihr möchtet.
Gut Ding braucht Weile.
Danach müsst ihr halt klar kommunizieren und grenzen setzten, aber bis dahin würde ich Vorschläge machen und wenn sie nicht gewünscht sind, dann eben nicht.
Wie in jedem Unternehmen auch.
Arbeit und privat getrennt behandeln.
Wenn ihr nicht wollt, dann erübrigt sich die Frage bzw meine Antwort ohnehin
Ich würde die Frage, ob der Verlobte die Firma übernimmt oder nicht unabhängig von Deiner Tätigkeit betrachten. Du bist unglücklich mit dem Konstrukt "Schwiegermutter/Chefin" (ich habe schon beim Lesen der Überschrift gedacht "um Himmels Willen!!"), dann ändere was daran. Du gehörst (noch) nicht zur Familie, Du kannst das Familienunternehmen verlassen, ohne mit der Familie zu brechen.
Seh ich auch so. Noch kann man sich dem gut entziehen und "temporär auch andere Erfahrungen" sammeln. Das kann man auch nett formulieren, mit einer offenen Rückkehr in den Betrieb.
Ich will mal einen ganz krassen Vergleich ziehen (politisch nicht korrekt). Deine Situation als Schwiegertochter in diesem Familienbetrieb gleicht einem militärischen Befehl, zwischen der ukrainischen und russischen Front Minen zu räumen. Du schwankst zwischen Desertation (aber hinter den Linien warten die Feldjäger auf dich) und der Aufopferung aus Vaterlandsliebe. Man könnte auch lose lose Situation oder einem Catch-22.
Wenn dein Mann aufgibt, weil ausgebrannt wegen der Verhältnisse im Unternehmen, und Alles hinwirft, dann wirst du als "böse und heimtückische" Schwiegertochter dafür verantwortlich gemacht werden und zwar gnadenlos. Deine Schwiegereltern werden unbewusst ihren Sohn schützen wollen, also bleibt nur noch ein Sündenbock.
Wenn du mit deinem Mann bei der Stange bleibst, dann gehst zumindest du in dieser Konstellation vor die Hunde. Dein Mann hat den Burn out vor Augen oder könnte wie damals ich zum Tröster Alkohol greifen.
Gehen wir die Varianten durch:
Variante 1, ihr verlasst die Firma, zieht schnellstmöglich möglichst weit weg von den Schwiegereltern und baut euch ein neues Leben auf.
Da kann wenig schiefgehen, außer dass eine zerstörte Kind-Eltern und Schwiegertochter-Schwiegereltern Beziehung die Folge ist.
Wichtig zu Beurteilung der Varianten ist auch, wie die Firma dasteht: Handelt es sich um eine Goldgrube oder um einen Restrukturierungsfall mit bescheidener Gewinnentwicklung?
Variante 2, dein Mann übernimmt den Laden:
Diese Variante ist angesichts der von dir geschilderten Verhältnisse eigentlich ein no go.
Hier käme nach deiner Schilderung ein Vorteil ins Spiel, der bei solchen Situationen mir die Ausnahme scheint. Du sagst dein Mann hat selbst bereits die Nase voll.
Prima! Das bedeutet für mich, ihr seid euch einig, steht als Ehepaar zusammen und könnt am selben Strick ziehen.
Der Normalfall ist doch allermeist, dass der Mann will und die Schwiegertochter sehenden Auges in ihr Unglück zieht.
Das eröffnet möglicherweise eine Perspektive:
Ihr könnt euren Eltern knallhart eure Forderungen und Bedingungen stellen und ohne wenn und aber auf einer schriftlichen notariellen Beurkundung bestehen. Stellt ruhig Maximalforderungen, wenn ihr eh schon mit Variante 1 liebeugelt.
Haltet zusammen wie die Kletten, lasst euch nicht auseinander dividieren.
Helfen könnte dabei auch noch ein kleiner Kunstgriff:
Was haltet ihr von der Beauftragung eines Coaches, etwa über die IHK oder auch einen freiberuflichen Coach?
Wenn ihr einen Coach ALLEIN mandantiert und vorher genau brieft, dann wird der Coach im Sinne des Auftraggebers handeln und versuchen, das beste und maximale für euch herauszuholen.
Das Wichtigste aber kommt von Herzen. Ihr seid jung und habt noch so viele schöne gemeinsame Dinge zu erleben, denkt auch an den möglichen Nachwuchs, wie dieser seine Eltern erleben soll. Ein Streit um die Firma darf euer persönliches Wohlergehen nicht gefährden.
Diesem Beitrag würde ich gerne ein Dutzend Herzen geben.
So ist es.
Einen ähnlichen Beitrag wie den der TE gab es doch hier noch neulich. Ihr Mann und sie sollten Schwung ins Familienunternehmen bringen und haben sich reingekniet. Dann wollte der Senior den modernen Touch nicht, unterstellte dem Sohn, die Firma zu ruinieren- und zog sich von den Plänen zurück.
Liebe TE, du bist top qualifiziert. Lass dich in dem Laden nicht verheizen. Das hast du nicht nötig. Kann deine SM mit derselben Qualifikation glänzen? Vermutlich nicht. Deswegen ist das ein Machtkampf, den du als ST verlieren wirst.
Deine Schwiegereltern werden euch immer rein reden. Bis an ihr Lebensende, da bin ich mir sicher. Nur weil dein Mann vielleicht irgendwann übernimmt wird das nicht bedeuten das sie sich raushalten. Sie werden aus der Rente raus ständig alles wissen wollen und weiterhin Kommentare abgeben.
Verlasse du auf jeden Fall das Unternehmen (noch kannst du) und deinem Mann rate ich das auch. Baut euch woanders was eigenes auf.
Wenn sie dann mit deinem Mann brechen seht ihr ihr wahres Gesicht. Wenn nicht ist ja alles super.
Aber sowas kann kein Mensch aushalten.
Finde so etwas eh Grütze, wenn ich das Unternehmen an die Kinder übergebe, dann halte ich mich zurück. Klingt hier eher so, als wollten sie jemanden (dein Mann), der die "Drecksarbeit" macht, während sie dann weiter die Zügel in den händen halten.
Ich würde gehen, wenn die Familie das als "Bruch" sieht ist es ihr Problem (klingt dann eher nach emotionaler Erpressung). Man ist als Kind nicht verpflichtet das Unternehmen der Eltern zu übernehmen, dein Partner hat es versucht, es hat nicht funktioniert - fertig.
Ich würde gehen, besser gestern als heute. Auf dauer macht es euch beide krank!
Was sagt dein Mann dazu?
Du bist top-qualifiziert. Warum willst du noch im Familienbetrieb bleiben, wo du absolut unglücklich bist und von deiner SchwieMu gegängelt wirst?