Die Familie als dunkle Wolke über uns!

Guten Abend,

Tut mir leid für die drastische Überschrift aber wenn ich ehrlich sein darf, ist es genau so!
Ich kenne meinen Freund zwar schon drei Jahre aber da es nicht immer einfach bei uns war ( was unsere Familien aber nie mitbekommen haben) kennen wir unsere gegenseitigen Familien noch nicht so super gut. Dazu kommt bei seiner Familie eine große Entfernung von fast 500km. Und ich bin in der 35. Woche schwanger und die kleine Maus war nicht geplant. Jaja, alles nicht so Bilderbuchmässig gelaufen, sehe ich alles ein!

Aber: mein Freund kommt aus dem Norden- und hat halt auch ne ziemlich andere Art an sich als wir ( auf den ersten Blick) in Wahrheit ist er der positivste und toleranteste Mensch den ich kenne..wir kommen aus dem Rheinland, aufgewachsen wirklich in der Karnevalshochburg und meine Eltern und Geschwister sind absolute Klischee Rheinländer in jeder Hinsicht. Meine Mutter sagte wortwörtlich: den heirateste mir nicht, ( davon hat auch noch niemand gesprochen) der sieht gut aus, mehr kann der nicht. Das war vor zwei Tagen, ich war sehr sauer, seitdem haben wir uns nicht mehr ausgesprochen. Das sagte sie mir, nachdem er den Schnaps auf den Geburtstag meiner Mutter verweigerte ( er mag einfach keinen Schnaps, was ich persönlich sogar toll finde) und nicht wie der Rest meiner Familie ( wie bei jeder Gelegenheit) ein feucht fröhliches Fest dazu ausnutzt sich richtig ordentlich ein hinter die Binde zu kippen…sie wollte mir das schon länger sagen aber sie mag ihn nicht besonders.

Andersherum ist es leider nicht viel besser.
Mein Freund stammt aus ziemlich gehobenen Verhältnissen ( im Vergleich zu mir sowieso) und was meine Familie vielleicht zu wenig hat ( Distanz und Beherrschung) scheint in der Familie von meinem Freund oberstes Gesetz zu sein. Mir wird immer noch die Hand zur Begrüßung gereicht und der Vater und ich siezen uns. Das ist total abgefahren unangenehm. Mein Freund sagte auch nach dem ersten Besuch, dass ich jetzt besser verstehe warum er soweit weg von zuhause studiert hat. Der einzige in der Familie der mit mir dort spricht ist der Mann der Schwester und der total nette Labrador. Es ist wirklich so traurig wie es klingt. Egal was mein Freund auch versucht hat um mich in einem Gespräch einzubinden: ich wurde fast ignoriert. Nach dem letzten Besuch sagte er zu mir: ich müsste nicht mehr mit, wenn ich nicht wollte. Die zweimal im Jahr kann er ruhig alleine machen. Ich weiß nicht, was ich mir hierbei erhoffe aber ich wollte es einfach mal loswerden. Ich bin ein totaler Familienmensch… und so hatte ich mir das nie vorgestellt..

1

"Ich bin ein totaler Familienmensch…"

Nun ja, ihr gründet ja gerade eure eigene kleine Familie und das ist eure Möglichkeit, alles "besser" zu machen bzw. so zu gestalten wie ihr es haben wollt. Wenn eure leiblichen Familien eben nicht so pralle sind bzw. deren Verhalten nicht euren Vorstellungen entspricht baut euch einfach einen schönen Freundeskreis auf und dann ist das eure Familie. Habe ich auch so gemacht und bin total happy damit. Man muss nicht blutsverwandt sein, um familiäre Verbindungen zu haben.

2

hey, will jetzt nicht zu naiv klingen, aber ich finde , das hat Komödie-mit-happy-end-Drehbuch-Potenzial!! :-) Inklusive Labrador!! :-D

Das Gute: keine Gewalt, psychische Störungen, Krankheiten, existenzielle Probleme.

Lass das Baby kommen und es werden wahre Qualitäten gefragt sein, der Rest ist doch Ausgestaltung. Vielleicht erkennt deine Mutter, dass dein Freund ein toller Papa ist und seine Eltern lernen dich als Mama ihres Enkelkinds zu schätzen.

Aus deinen Worten spricht Respekt und Achtung vor deinem Freund, obwohl es nicht immer leicht war zwischen euch. Das ist eine tolle Basis.

Ich wünsche euch alles Gute und dass die kleine Maus das Sonnenschein-Hoch am Familienwetterhimmel bringt. :-)


P.S. Sei selbstbewusst allen gegenüber , also nicht unverschämt oder so, aber ehrlich und nicht eingeschüchtert.

7

Finde ich ne super Antwort!

Jetzt startet noch mal ein neues Kapitel und mit Enkel ändert sich dann vielleicht alles noch mal :)

Wichtig ist aber - bleibt bei euch, bleibt euch als Paar und (junger) Familie treu und macht es so, wie ihr es für richtig haltet 😊

Alles Gute 😊

8

Ich unterschreibe das dicke.
Das Kind kam, und auf einmal sassen die vorher eher desinteressierten Schwiegereltern hier bei uns aufm Schoss. Für mich eine totale Überraschung. Rückblickend mehr als logisch.

Ich würde an Deiner Stelle mal damit planen. Und unaufgeregt, selbstbewusst und offen die Tür für sie aufhalten. Mit Kontakt kann auch Nähe kommen. Wenn ihr seht, dass es nicht geht (so was es bei uns) kann man immer noch höflich die Distanz wahren.

Du musst arbeiten mit dem was dir die Erwachsenen aussenrum geben. Wenn die keine Waltons-Szenarien mitgehen ist es so. Aber ihr bildet ja nun sehr bald Eure eigene Familie, und da könnt ihr dem Nachwuchs vorleben, was ihr unter Familie versteht.

Ein kleiner Einwurf am Rande. Auch Familien unterliegen physikalischen Gesetzen. Einer meiner liebsten (bösen) Sprüche ist: "Mitarbeiterführung ist die Kunst, den Mitarbeiter so über den Tisch zu ziehen, dass er die dabei entstehende Reibung als Nestwärme empfindet."
Und an den musste ich denken bei der Beschreibung der Szenen mit Deiner Mutter.
Du bist erwachsen, bald selber Mutter, sie wird sich ja wohl hoffentlich auf die Fahnen schreiben, Dich zu einer lebenstauglichen Persönlichkeit begleitet zu haben. Sie nimmt sich schon arg viel raus an Urteil. Der Übergang von Nähe zu übergriffigem Verhalten (Das Wort LIEBEN die Damen hier) ist fliessend.
Keine Diagnose. Ein Denkanstoss...
Ein zweiter kleiner Einwurf: Mein Mann hat mich anfangs von seinen Eltern weggehalten, ist auch weggezogen und hatte sporadisch Kontakt. Die Kommunikation in dieser Familie ist ziemlich kaputt. Seine Lösung war, sie dosiert zu halten. Meine Vermutung wäre, dass das bei Euch ähnlich ist.
Binde dir nicht auf Gedeih und Verderb ans Bein wovor er eigentlich wegläuft. Den Fehler hab ich gemacht. Lass sie kommen, nimm was kommt, lass ihn seine Leute managen. Und wenn sie lieb und normal sind (Komponenten, die unabhängig von Geld und Bildung sein können) hast du die Tür ja für sie offen und man kann sich annähern... ich rieche einen Grund für seine Distanz. Wenn dem so ist wirst du es merken, sobald sie bei euch ob des Kindes ein- und ausgehen...

3

Hallo!
Viel zu sagen habe ich gar nicht, aber ich dachte, ich antworte dir mal wegen der geographischen Parallele. Ich bin auch Rheinländerin und habe einen Mann aus dem Norden geheiratet. Vor 16 Jahren sind wir zusammen in seine Heimat gezogen. Zugegeben, meine Schwiegereltern waren auch etwas gewöhnungsbedürftig. 🤫 Das lag aber bestimmt nicht an ihrer Herkunft. Wenn nichts Gravierendes vorgefallen ist, es bisher nur etwas steif läuft, würde ich eher häufiger hinfahren oder sie zu euch einladen. Irgendwann wird das Eis schon brechen. Händeschütteln finde ich übrigens total normal. Wenn demnächst das Enkelkind kommt, wird es dann aber doch mal Zeit für das "du".
Liebe Grüße und alles Gute!

9

Ich antworte dir auch mal mit ähnlichem, aber umgekehrten geographischem Hintergrund (deswegen hab ich mich an LiEmNel3's Antwort mal dran gehängt). Händeschütteln ist in meiner Familie "aus dem Norden" normaler als umarmen (ich glaube, ich "musste" (ich empfinde das tatsächlich eher als "Muss" und nicht alle etwas Schönes) meine Schwiegereltern schon häufiger umarmen, als ich bei meinen Eltern je das Bedürfnis hatte 😅) und zwischen mir und meiner Schwiegermutter ist es immer ziemlich schwierig, weil wir aufgrund unseres Temperaments sehr sehr unterschiedlich sind. Mein Mann und ich kommen trotzdem super aus 😉
Unsere Lösung ist auch, Familie immer nur gut dosiert - was aufgrund der Entfernung in beide Richtungen ohnehin kaum anders möglich ist...

Ich finde, eure Beziehung klingt super respektvoll, ich würde euch einfach nur raten, die Ursprungsfamilie nur in Dosen zu genießen, die euch beiden gut tun - ich liebe meine Eltern über alles und würde sagen, wir haben ein super Verhältnis - aber sehen tun wir uns trotzdem maximal alle 1-2 Monate für ein Wochenende und die Schwiegereltern noch wesentlich seltener. Und was meine Schwiegermutter schon über mich und meine Beziehung zu meinem Mann gesagt hat, das hat mich zwar schon auch ziemlich getroffen (z.B. dass ihr mein Mann und meine Tochter Leid täten, mit mir zusammenleben zu müssen etc.), aber nachdem wir sie deswegen tatsächlich einmal rausgeschmissen haben, nehme ich es mittlerweile nicht mehr ernst, was sie zu mir zu sagen hat - und mein Mann ohnehin schon lange nicht mehr 🤷

4

Tja, wer hat schon die perfekten Angehörigen?

Für mich hört sich nach deiner Schilderung alles im grünen Bereich an, wenn du auf das Wesentliche schaust.
Du und dein Freund liebt euch und könnt harmonisch als Paar leben, ihr gründet eine junge Familie.

Dein Freund hat sich ganz bewusst von seinen Eltern gelöst und wollte deshalb schon im Studium weit weg von seinem Elternhaus ziehen.
Sieh es positiv: Dein Freund will sich nicht von seinen Eltern beeinflussen lassen, insbesondere was seine persönliche Freiheit und seine Beziehung zu dir anbelangt. Lies dir doch mal die zahllosen Bericht hier im Forum durch, wo die Schwiegereltern jungen Familien ständig in die Suppe spucken.
Das bleibt dir erspart.

Und zu deinen rheinländischen Eltern. Kannst du das nicht mit rheinländischem Humor nehmen? Vielleicht schwingt auch bei den Bemerkungen deiner Mutter eine gewisse schräge Humorigkeit mit, die nicht so ganz todernst gemeint ist?

5

Ja nu, Freunde kann man sich aussuchen....Familie leider nicht. Ist halt so.

Bringt ja nix darüber jetzt Trübsal zu blasen, ihr beide gründet eine eigene Familie und ihr beide müsst mit dem Verhalten eurer/der anderen Familie zurecht kommen.

Könnte schlimmer kommen, bei euch sind die Marotten doch gerecht aufgeteilt. Um beide Familien möchte man irgendwie einen Bogen machen....passt doch, gibt es wenigstens keinen Streß an den Feiertagen.

6

Ich würde keinen großen Wert auf eure gegenseitigen Familien legen, sondern mich dezent zurückziehen. Soll heißen ihr konzentriert euch in erster Linie auf euch und die bevorstehende Geburt.
Vielleicht fällt euren Familien dann auf "da war noch was".
Die Argumente deiner Mutter sind doch lächerlich. Das wäre mir nicht mal im Ansatz eine Diskussion wert. Seine Eltern halten sich für was besseres? Dann sind die 500 Kilometer gerade richtig.
Ich will dir sagen es sollen alle rundum denken was sie wollen. Ich würde auf keiner Seite versuchen den Partner schmackhaft zu machen. Daüssen sie schon selbst drauf kommen wie abwegig ihre Einstellung ist.

10

Nimm das doch nicht so tragisch... Die Nordlichter sind halt so.. Ich komm aus dem Süden aber auch hier finden die zuagrasten erst nach 30 Jahren Bewährung Anschluss.

Wenn sonst nichts deinen Himmel verdunkelt bist du ein glücklicher Mensch.

Mein Rat.. Fahr weiter mit zur Familie.. Leg dir ein dickeres Fell zu. Sag deiner mutter sie soll die Klappe halten und freu dich wie Bommel auf das kleine.

Du bist immer in der besseren Lage als die anderen. Glücklich liiert mit einem Baby im Bauch. Alles andere lass mal an dir abperlen.

Wie dein Freund zu dir steht und du zu ihm ist alles was zählt!