Ich brauche ein bisschen Input, wie ich mit der aktuellen Situation in der Familie umgehen soll.
Die Vorgeschichte ist etwas länger, aber ohne ist keine Einschätzung möglich. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, habe aber eine 14 Jahre ältere Halbschwester, die ich aber nicht kenne. Sie ist mit 18 ausgezogen, als ich vier Jahre alt war. Ich kann mich kaum an sie erinnern, nur daran, dass ständig gestritten wurde. Es gab Streit zwischen meiner Halbschwester mit meinen Eltern, aber auch zwischen meinen Eltern wegen ihr. Auch als sie ausgezogen war, ging der Streit zwischen meinen Eltern wegen ihr weiter. Sie ist an ihrem 18. Geburtstag ausgezogen und hat komplett den Kontakt abgebrochen zu meinen Eltern, den Großeltern und zu Tante und Onkel. Wir sind eine sehr kleine Familie, meine Mutter hat nur einen Bruder und mein Vater hat keine Geschwister oder lebende Verwandte. Sie ist ausgezogen und niemand wusste wohin oder wo sie wohnt und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreitet. Meine Mutter, meine Oma und mein Onkel hatten die Befürchtung, dass sie in die Prostitution abrutscht, um an Geld zu kommen und meine Mutter hat meinen Vater (Stiefvater meiner Halbschwester) vorgeworfen, er wäre schuld, dass sie den Kontakt abgebrochen hat, weil er immer viel zu streng mit ihr war. Aus Erzählungen weiß ich, dass sie ein sehr verwöhntes Kind war und immer alles bekommen hat und später sehr schwierig wurde. Sie war sehr frech, hat sich nichts sagen lassen, ist oft von zu Hause weggelaufen und hat die Schule geschwänzt. Niemand kam mehr an sie heran, obwohl alle immer für sie da waren. Auch mein Vater, der sie immer wie ein eigenes Kind angenommen hat. Alle waren immer für sie da. Sie hätte jederzeit zu jedem aus der Familie kommen können, wenn sie Probleme gehabt hätte. Der Vater meiner Halbschwester war eine Urlaubsbekanntschaft meiner Mutter. Sie war damals noch sehr jung, gerade 19 geworden kurz vor der Geburt. Der Erzeuger war namentlich bekannt und musste Unterhalt leisten, hat sich aber nie gekümmert und es bestand nie Kontakt und wohnte sowieso am anderen Ende von Deutschland.
Meine Mutter und meine Oma haben immer viel geweint, weil sie meine Halbschwester so sehr vermisst haben und überhaupt nicht wussten, warum sie den Kontakt abgebrochen hat, obwohl sie immer alles bekommen hat und immer alle für sie da waren. Vor allem die Feiertage, ganz besonders Weihnachten war schlimm. Wir hatten in meiner Kindheit nie ein schönes Weihnachten, weil meine Mutter und meine Oma immer nur geweint haben. Und dann alle anderen weg waren, gab es Streit zwischen meiner Mutter und meinem Vater, weil meine Schwester angeblich den Kontakt abgebrochen hat, weil mein Vater streng mit ihr war. Mein Vater sagte dann immer, dass meine Mutter und meine Oma selber schuld wären. Sie hätten meine Halbschwester immer viel zu sehr verwöhnt, sie hätte alles bekommen und er hätte keine Lust mehr gehabt, das weiter mitzumachen und hätte eben durchgegriffen, um das zu beenden. Sie hätte die ganze Familie tyrannisiert.
Vor ein paar Tagen hat meine Mutter durch eine frühere Schulfreundin meiner Halbschwester erfahren, dass sie mit ihrem Mann in der Nachbarstadt lebt und im Oktober, im Alter von 41 Jahren, ihr erstes Kind erwartet.
Meine Oma ist vor ein paar Jahren gestorben und meiner Mutter ging es die letzten Jahre etwas besser. Wir konnten Weihnachten feiern ohne Tränen und ich habe meiner Mutter zwei Enkelchen geschenkt, die sie sehr liebt und verwöhnt. Jetzt ist sie wieder völlig durch den Wind und weint wegen meiner Halbschwester und fängt Streit mit meinem Vater an. Sie möchte jetzt meiner Halbschwester einen Brief schreiben, dass sie gerne Kontakt möchte und ihr Enkelkind kennenlernen. Mich macht das total wütend und sauer. Meine Halbschwester hat sich nie um unsere Mutter gekümmert oder nach ihr gefragt und trotzdem will meine Mutter wieder Kontakt. Ich und mein Vater befürchten, dass meine Mutter nur wieder verletzt wird, weil meine Halbschwester keinen Kontakt will und auch den Kontakt zum Enkel verweigern wird und das Familienleben wieder geprägt sein wird von Tränen und Streit. Auch mein Onkel ist skeptisch und versteht nicht, wieso meine Mutter ihre alten Wunden wieder aufreißen will. Meine Halbschwester würde sowieso keinen Kontakt wollen, sonst hätte sie sich ja melden können, als sie in die Nachbarstadt gezogen ist. Meine Mutter denkt aber, dass meine Halbschwester sich vielleicht schämt, weil sie so lange den Kontakt abgebrochen hat. Ich würde meine Mutter gerne schützen, weiß aber nicht wie.
Wie seht ihr das?
Schwierige Situation mit Halbschwester nach Kontaktabbruch
Ich kann verstehen, dass du sehr wütend bist, möchte aber doch noch mal verdeutlichen, was du sicher selbst schon weißt : du kennst nur die eine Seite.
Nur mal als Gedankenanregung: würde man MEINE Familie fragen, wäre ich ganz sicher die böse, missratene Tochter, weil ich "ohne Grund!!!" den Kontakt zu allen radikal abgebrochen habe.
Das ist nichts, was man einfach so tut, auch wenn manche hier im Forum anderes behaupten mögen. Das bedeutet, sein gesamtes Leben komplett auf den Kopf zu stellen und alle menschen, die man bis zu einem gewissen Grad ja auch irgendwie liebt, aus dem Leben zu streichen.
sowas hat in den allermeisten Fällen sehr schwerwiegende Gründe.
Ich kann verstehen, dass du deiner Mama helfen willst und sie nicht gern leiden siehst, aber so grausam das jetzt vielleicht klingt, denke ich nicht, dass du da viel tun kannst. Ausser für sie da zu sein und sie zu unterstützen, wenn sie Kontakt aufnehmen will.
Nur - deine Wut wird dich nicht weiter bringen und auch niemandem helfen.
Sei nicht sauer auf deine Halbschwester, du warst eben doch nicht "wirklich" dabei.
Naja, ich bin sauer, weil sie meine Mama so unglücklich gemacht hat. Auch ich selbst habe unter ihr gelitten, weil meine Mama eben wegen ihr so unglücklwar. Ich kann mich an kein einziges Weihnachten in meiner Kindheit erinnern, wo es keine Tränen und keinen Streit gegeben hat, Immer wegen meiner Halbschwester. So etwas ist prägend. Das macht was mit einem.
Ja, natürlich macht das was mit einem. Aber wie gesagt, du kennst nur die eine Seite der Medaille. Wer weiß, was deine Halbschwester zu erzählen hätte, wie ihre Version wohl aussähe.
Mit 18 den Kontakt zur gesamten Familie abzubrechen bedeutet mMn, dass ihr Leidensdruck sehr groß gewesen sein muss. Mit 18 ist man zwar volljährig, aber doch noch lang nicht erwachsen...
Bedenke bei all deiner Wut und deinem Zorn, dass ihre Geschichte auch zählen sollte.
Hallo,
schwierig irgendwie. Ich hab auch zwei Halbbrüder, kein Kontakt zu ihnen (sind jünger) und auch kein Kontakt zu meinem Erzeuger. Alles ziemlich verkorkst.
Ich denke, dass du dich da raus halten solltest. Du warst damals noch klein und weißt nicht, was genau vorgefallen ist, dass sie so radikal den Kontakt abgebrochen hat. Bestimmt nicht, weil sie so verwöhnt wurde...
Wenn sie mit 18 ausgezogen ist und nun 41 Jahre alt ist, dann sind also seit dem 23 Jahre (!) vergangen. Und mit 18 ist man auch noch ein ganz anderer Mensch als mit gestandenen 41 Jahren. Vielleicht schämt sie sich für ihr Verhalten damals und traut sich nicht, den Kontakt zu suchen. Vielleicht ist sie, je nach dem, was vorgefallen ist, auch selber zu tief verletzt und kann nicht verzeihen.
Ich bin der Meinung, dass du deine Mutter nicht schützen kannst und auch nicht solltest. Es geht hier schließlich nicht um eine Nachbarin oder so, sondern um ihre Tochter. Dass sie sich da Kontakt wünscht, auch zu dem Enkelkind, kann ich absolut nachvollziehen.
Sei für deine Mutter da und steh ihr bei. Gib ihr vielleicht auch einen Rat, wenn sie ihn haben möchte. Aber ansonsten kannst du nichts tun, finde ich.
Alles Gute euch allen 
Ich glaube nicht, dass deine Halbschwester „grundlos“ so war und den Kontakt abgebrochen hat. Irgendwas wird vorgefallen sein und nur nicht thematisiert worden sein.
Mir fallen da doch einige Szenarien ein und doch wären alle Spekulation.
Grundsätzlich: ich verstehe deine Mutter so gut und mich wundert es, dass du das nicht tust - du hast ja inzwischen selbst Kinder.
Stell dir vor, ein Kind wendet sich plötzlich „ohne Grund“ von dir ab und du nimmst das Schlimmste an - würdest du nicht auch leiden und versuchen, Kontakt zu bekommen? Und wenn sich dir nach Jahren die Möglichkeit bietet, Kontakt aufnehmen?
Ich denke, deine Mutter sollte es (bestenfalls psychologisch begleitet) probieren. Und sich eventuell auf Vorwürfe gefasst machen. Vielleicht kommen schlimme Dinge ans Licht, vielleicht möchte ihre Tochter aber selbst keinen Kontakt, weil sie keine alten Wunden aufreißen will.
Deine Mutter ist erwachsen und mündig - ich würde ihr meine Sorgen mitteilen und sie dann machen lassen und dann schauen, ob man sie hinterher auffangen muss.
Nein, nachdem meine Mutter jahrzehntelang unter dem Verhalten meiner Halbschwester gelitten hat, verstehe ich nicht, warum meine Mama zu dieser Person noch Kontakt möchte. Meiner Halbschwester war es doch egal, wie es meiner Mutter geht. Sie hätte sie ja denken können, dass sie darunter leidet, wenn sie einfach verschwindet.
"...wenn sie einfach verschwindet"
Sie wird nicht "einfach" so verschwunden sein. Deine Mutter nennt doch selbst einen Grund, nämlich deinen Vater.
Vielleicht hat deine Mutter den wirklichen Grund auch aus Selbstschutz verdrängt, weil sie mit ihren Schuldgefühlen nicht leben konnte.
Das wissen wir alle nicht. Was für mich klar ist, ist, dass deine Schwester sicherlich nicht "einfach" so den Kontakt zur gesamten Familie abgebrochen hat.
Na ja, man haut mit 18 nicht einfach so ab, wenn alles Friede Freude Eierkuchen war. Von daher finde ich deine Wertung ohne die Wahrheit deiner Schwester zu kennen nicht okay.
Und man Hand aufs Herz: eins deiner Kinder haut ab und du witterst nach Jahren die Möglichkeit Kontakt zu bekommen und zu hören wie es geht… Du würdest diese Chance nicht nutzen? Das wäre aber eine sehr herzlose Mutter.
Ich würde wohl eher deine Mutter unterstützen. Und du selber hast keinerlei Ambitionen sie kennen zu lernen?
Es war so lange alles Friede, Freude, Eierkuchen, wie meine Halbschwester ihren Willen bekommen hat. Als mein Vater sich das dann nicht mehr anschauen wollte und durchgegriffen hat, wurde sie frech und schwierig. Ist weggelaufen, weil es ihr daheim nicht mehr gepasst hast.
"Es war so lange alles Friede, Freude, Eierkuchen, wie meine Halbschwester ihren Willen bekommen hat. Als mein Vater sich das dann nicht mehr anschauen wollte und durchgegriffen hat, wurde sie frech und schwierig. Ist weggelaufen, weil es ihr daheim nicht mehr gepasst hast. "
Das ist, was dir erzhlt wurde, wie gesagt.
In dir lodert so viel Hass, dass du vielleicht darüber nachdenken solltest, dir Hilfe zu suchen. Du kannst keinen rationalen Gedanken dazu fassen, das ist für dich selbst auch nicht gesund.
Sie ist die Mutter von diesem Kind (ja, in ihren Augen ihr „Kind“, auch wenn das junge Mädel von damals heute 41 ist), und ich verstehe deine Mutter zu 100%. Ich wäre auch total aufgewühlt; traurig über die Vergangenheit und glücklich, dass mein Kind eine Familie gegründet hat. Ich würde deshalb auch probieren, Kontakt zu meinem Kind aufzunehmen. Immer. Wenn mein Kind mich wieder abweist, okay, dann wäre das so und ich wüsste Bescheid, aber gefühlsmässig würde es mich erstmal zu meinem Kind ziehen.
Du bist zu sehr im Abseits, um die Verbindung deiner Mutter zu ihrem Erstgeborenen nachzuvollziehen, mit allem, was in der Kindheit und in den Teeniejahren geschehen ist. Gönne ihr den Versuch und sei nicht missgünstig.
Du bist selbst Mutter von zwei Kindern, genauso wie deine Mutter. Es ist ihr gutes Recht Kontakt zu ihrer anderen Tochter aufzunehmen. Allein die Tatsache, dass dein Vater das verhindern möchte, lässt sehr tief blicken und du solltest dir kein Urteil über Leute erlauben, die du nur vom Hörensagen kennst.
Im übrigen bricht kein Kind den Kontakt zu seinen Eltern über Jahrzehnte ab, ohne das es schwerwiegende Gründe gibt! Ich hoffe wirklich, dass diese Frau ihren Frieden gefunden hat und gut durchs Leben kommt.
Ich denke, es ist besser für deine Schwester, deren Kindheit wohl nicht so schön war insbesondere mit einem Stiefvater der meint „hart“ durchgreifen zu müssen, wenn deine Mutter kein Kontakt aufnimmt.
Anscheinend hat sie jetzt ein ruhiges, geregeltes Leben, das sie als Kind wohl nicht hatte, dieses Leben sollte sie sich nicht mit einer Mutter versauen, die es geschafft hat ihre Tochter zu vertreiben inkl. einer Schwester, die nur das nachplappert was ihr ein Leben lang vorgetragen wurde.
Besser kein Kontakt, deiner Schwester sollte weiteres Leid erspart bleiben.
Das stimmt natürlich. So richtig einsichtig ist ja keiner aus der Familie. Die Mutter meint, die Frau müsse sich schämen, der Stiefvater will jegliche Kontaktaufnahme verhindern, die Oma, die noch am meisten wüsste, ist tot und die kleiene Schwester, die gar nichts weiß voller Hass- nee da sollte sich eher die Schwester schützen anstatt die Mutter...
Deine Schwester ist in dieser Geschichte das Opfer, nicht die Täterin. Sie hatte wohl einen strengen, lieblosen Stiefvater, eine Mutter, die sie nicht vor ihm beschützte, wurde zum Grund aller Ärgernisse der Familie erklärt und sah sich gezwungen, diese Familie zu verlassen.
Niemand verlässt seine Familie weil alle immer für ihn da waren, wie kannst du so etwas glauben? Und warum kann eine 18jährige einfach so verschwinden, hat sie denn niemand je gesucht oder finden wollen?
Deine Eltern waren dafür verantwortlich, dass du eine traurige Kindheit hattest, nicht deine Schwester. Sie waren für dich und dein Glück verantwortlich, nicht deine abwesende Schwester, die ganz allein klar kommen musste. Dein Vater hat deine Schwester wohl immer schon zum Sündenbock gemacht und du tust es ihm gleich.
Im Übrigen würde ich euch davon abraten, mit ihr Kontakt zu suchen um ihr Vorwürfe zu machen, dass sie verschwunden ist. Deine Eltern sollten in sich gehen und sich ernsthaft überlegen, was sie deiner Schwester schuldig geblieben sind und im Bewusstsein dessen mit ihr Kontakt aufnehmen, nicht mit einer Anspruchshaltung a la „wegen dir hab ich jedes Weihnachten geweint“. Was hat man denn den Rest des Jahres gemacht? Eine 18jährige ihrem Schicksal überlassen offensichtlich.