Wie sich nicht das Weihnachtsfest verderben lassen?

Hallo,

ich will euch gerne fragen, wie ihr es schafft, Traurigkeit/Enttäuschung "wegzusperren".

Nur kurz: meine Schwester wurde mir gegenüber in den letzten Jahren komischer. Es gipfelte darin, dass wir (mein Mann, Tochter und ich) nicht zu einem runden Geburtstag eingeladen wurden, obwohl mir ein Jahr vorher am Telefon gesagt wurde "nächstes Jahr gibt's eine größere Feier, da sehen wir uns" (Geburtstag meines Schwagers). Als keine Einladung kam, fragte ich telefonisch meine Schwester, und sie druckste rum, wir sollten demnächst reden, und wir wären ja eh nicht gekommen wegen der Entfernung. Dann legte sie auf.

Einige Tage später versuchte ich sie anzurufen, sie ging nicht ran, und ich fragte per WA, was das Problem sei, dass ich enttäuscht war, weil ich schließlich 20 Jahre lang zu jeder Feier als Helferin parat stand. Nun hatte ich einen Partner und mehrere 100 km Distanz lagen zwischen uns, weswegen ich nicht mehr so parat stand wie zuvor. Ich bat um ein offenes Gespräch, und schrieb ihr, dass ich sie liebe, und sie sich bitte melden möge.

Das tat sie nicht. Bis am Freitag ein Weihnachtspaket ankam. Ich hätte es vielleicht vorher mal öffnen sollen... Aber aufgrund von Krankheit habe ich das Paket heute als Geschenk unter den Baum gestellt. Darin waren Geschenke für meine Tochter und ein Brief an mich. Und ich hätte ihn erst nach Weihnachten lesen sollen... Hab ich nicht. Ich (und mein Mann) durften uns mit Vorwürfen überschütten lassen. Z. B., dass sie enttäuscht sei, dass wir unsere Hochzeit ohne Familie feiern wollten. Was nicht stimmt, wir haben eingeladen, allerdings nur die Eltern ins Standesamt und den Rest der Familie dann ins Gasthaus. Drei Wochen zuvor mussten wir der Familie absagen, weil der zweite Corona Lockdown verhängt wurde. Wir hätten gar nicht mit ihnen feiern können!

Oder dass ich nicht zu ihrem 40. Geburtstag erschien - hatten wir vor, ich war aber schwanger und litt an Migräne, 4-5 Tage die Woche, mal halfen Tabletten, mal nicht. Ich hätte die mehrstündigen Autofahrten nicht geschafft, mir ging es mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen echt mies. Ich habe geweint, als ich ihr absagen musste, und lese nun in ihrem Brief, ihre Enttäuschung sei mir egal gewesen(?).

Es stand noch mehr drin, aber es sei gesagt: hätte ich nicht angerufen an Weihnachten, Neujahr, Ostern, oder mal zwischendurch, dann hätten wir seit Jahren kein Kontakt. Weil sie immer sooooo viel zu tun hat.

Ich bin wütend und enttäuscht. Ich werde für Dinge angegangen, für die ich nichts kann. Ich fühle mich ungerechtfertigterweise angegriffen und am schlimmsten finde ich, dass ich diesen Brief zu Weihnachten erhalte. Der Abend war nicht so unbeschwert, wie er hätte sein sollen.

Mein Herz tut weh.

Ich will von euch keine Vorschläge, das zu kitten. Ich bin sehr mitfühlend und kann sogar verstehen, dass meine Schwester teilweise enttäuscht war. Aber mir Dinge vorzuwerfen, für die ich nichts kann?

Daher meine Frage an euch: wie kann ich das Thema erstmal beiseite schieben? Immer die Gedanken verdrängen? Einmal ordentlich ausheulen? (Bei wem, an Weihnachten?) Alkohol geht nicht, bin schwanger.

Wie geht ihr mit sowas um?

Danke vorab.

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Schreib ihr einfach einen Brief retour, schreib dir alles von der Seele und dann abhaken. Da wird nichts retour kommen…

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Ja genau das würde ich auch machen.
Schreib ihr einen Brief. Lass ihn 3 Tage liegen, damit du dem noch ändern kannst und dann schick den Brief los

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Danke euch beiden. Ich denke, nach den Feiertagen schreibe ich mal was.

Abschicken oder nicht? Keine Ahnung. Will ich ein gutes Verhältnis? Keine Ahnung, gerade habe ich das Gefühl, meine Schwester nicht zu kennen. Alles war gut, bis ich meinen Partner hatte, seitdem ist alles schlecht...

Ach, ich könnte gerade noch stundenlang schreiben. Bringt ja auch nichts.

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Oh mein Gott. Am besten nichts dazu sagen, schreiben oder sonst was. Einfach ein paar Monate, Jahre warten und tief durchatmen.

So ein Kindergarten.

Tut mir leid für beide Schwestern. Am besten die Partner etwas zur Seite schieben und euch auf euch 2: konzentrieren.

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Danke dir. Ja, mir tut es auch leid. Kaum hatte ich einen Partner und bin weiter weggezogen, war ich wohl nicht mehr wichtig...

Partner zur Seite schieben geht nicht. Meine Schwester hat sich ihrem Partner und seinen Wünschen gefügt. Es geht nichts ohne ihn.

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Oh nein das ist ja besch… andererseits sagt das ja schon was aus, wenn sowas mit dem Weihnachtspaket verschickt wird.

Vielleicht hilft es einen antwortbrief zu schreiben und ihn aber (erstmal) nicht abzuschicken?

Ich wünsche Dir dass du schnell wieder zur Ruhe kommst.

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Danke dir für die liebe Antwort. Heute geht es mir schon besser, nur manchmal flammt der Gedanke hoch und mit ihm zusammen so ein doofes Gefühl im Bauch. Wut, der Drang sich rechtfertigen zu müssen, Unverständnis und Traurigkeit... Ach man...

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Ich würde ihr auch einen Brief schreiben - allerdings würde ich ihn (erstmal) nicht abschicken.

Schreib dir alles von der Seele und konzentriere dich dann auf deine Familie, deine Kinder.
Strahlende Kinderaugen helfen über so manches hinweg.

Nach Weihnachten liest du dir dann deinen Brief nochmal durch und entscheidest, ob du ihn abschickst, oder nicht.

Lass dich nicht runter ziehen, du hast nichts falsch gemacht!

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Danke dir!

Im Moment bin ich noch nicht in der Lage, den Brief zu schreiben. Ich bin zu verletzt und will nicht an Weihnachten an so einem Brief sitzen müssen. Aber ich werde es sicherlich noch tun. Keine Ahnung, ob ich ihn jemals abschicken werde. Habe eigentlich keine Lust, mich zu rechtfertigen... Aber wenn unsere Beziehung noch eine Chance haben soll, ist es wohl unausweichlich. Obwohl ich im Moment gar keinen Wert auf unsere Beziehung lege. Sie hat auch Dinge getan, über die ich mich geärgert habe, aber wie all die Jahre zuvor hab ich es runtergeschluckt. Ich werde die Dinge auch jetzt nicht wieder ausgraben, obwohl ich es gern täte. Denn anscheinend denkt sie, sie hätte nie etwas falsch gemacht. Und das ärgert mich und in dem Glauben will ich sie eigentlich nicht lassen.

Nicht so leicht. Und Weihnachten ist davon definitiv überschattet. Ja, ich hatte sie um ein offenes Gespräch gebeten. Aber teilweise ist es so unfair. Und der Zeitpunkt ist einfach ätzend...

Mh..

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Ich kenne sowas in anderer Form, aber doch ähnlicher Form von meiner Schwester.
Mir hilft erstmal reden, wütend sein und dann irgendwann kann ich es wegschieben.
Mir hilft es, wenn ich mir ganz genau überlege, warum ws weil je Gefühle in mir auslöst.
Meine Schwester zb triggert mich, weil sie völlig in ihrem eigenen Film ist und mir recht ungerechte Vorhaltungen macht. Sie ist egozentrisch und dementsprechend destruktiv sind ihre Vorhaltungen.
Und auch wie deine Schwester: sie kann mir dann plötzlich völlig alte Dinge vorwerfen.
Google doch mal : passive Aggressivität. Da gibt es tolle Podcasts zu, in denen solche Menschen beschrieben werden.
Mir hilft es dann, das sachlicher zu betrachten und zu sehen: egal was ich getan hätte, meine Schwester hätte eh etwas gefunden..

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Ich danke dir!

Den Punkt, meine Gefühle zu reflektieren, hat mir heute definitiv ein bisschen geholfen. 🍀

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Ich würde einen Brief zurückschreiben.
Das hilft dir die Sache zu verarbeiten.
Schildere deine Sicht der Dinge.

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Danke. Das werde ich wohl tun...

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Ich finde sowas echt mies. Wie kann man sowas zu Weihnachten bringen?

Hat sie denn keinen Mund? Kann sie sowas nicht persönlich mit dir besprechen?


Das schlimmste was du jetzt tun kannst, ist aber das jetzt zu ignorieren, denn dann wird ein tiefer Cut in eure Beziehung kommen.

Wenn du an Frieden interessiert bist, würde ich ihr kurz eine Whats App Nachricht schreiben, das dich der Brief heute an Weihnachten erst erreicht hat und du ein paar Tage brauchst, um dazu Stellung zu nehmen. Aber trotzdem hoffst, das man sich wieder näher kommt.


Alles gute!

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Ja, der Zeitpunkt ärgert mich auch so unendlich.

Da sie aber seit Anfang Juli nicht reagiert hatte, werde ich mir jetzt auch Zeit nehmen. Ich sehe keinen Grund, jetzt sofort eine Nachricht zu schreiben. Zumal ich überhaupt nicht weiß, was mir gerade noch an der Beziehung liegt. Sie lehnen meinen Mann ab (so sehr, dass mein Schwager nicht zur Taufe meines Kindes kam, die ich extra einen Tag vor die Geburtstagsfeier meines Vaters gelegt hatte, damit niemand eine extra Reise machen muss... Übrigens haben sie mir bis zum Schluss, am Abend vor der Taufe, nicht Bescheid gesagt, dass er nicht kommt. Es hing alles in der Schwebe. Kommunikation ihrerseits ist unter aller Kanone, ich werde nur angerufen wenn sie für ein Geschenk für meine Eltern zusammen legen will...)

Ach, jetzt kommt der Ärger wieder langsam. Ich versuche wieder, ihn beiseite zu schieben.

Danke für deine Antwort.

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Ich würde jetzt keinen "bösen" Brief mit der gleichen Art von Vorwürfen schreiben. Das lässt vielleicht erstmal deinen Frust los, aber zielführend ist das doch nicht. Manchmal sind die Wahrnehmungen so unterschiedlich und deine Schwester scheint super viel in den falschen Hals bekommen zu haben. Es wäre viel einfacher gewesen, wenn sie schon viel eher versucht hätte, diese Irritationen durch ein Gespräch mit dir aufzulösen.

Ich würde wie folgt vorgehen: ich würde entweder deine Schwester anrufen oder aber einen Brief formulieren, indem du natürlich schon sagen kannst, dass du über ihre Vorwürfe traurig warst und ihre Wahrnehmung nicht das widerspiegelt, was sie dir vorhält. Abschließend würde ich aber deutlich machen, dass du kein Interesse an einem Streit hast und dir wünschen würdest, nochmal über alles zu reden, mit dem Ziel, dass ihr diese Dinge hinter euch lassen könnt.
Manchmal reicht es schon, wenn man der Gegenseite Verständis zeigt, auch wenn der Brief keine feine Art war. Aber es ist so ähnlich wie mit Krieg: Krieg kann man auch nicht mit Krieg bekämpfen und im Übertragenen Sinne sehe ich das bei Unstimmigkeiten ähnlich.

Deiner Schwester scheint das ja auch nicht alles egal zu sein, daher bin ich mir sicher, dass ihr das wieder kitten könnt. Ihre Intention war es auch bestimmt nicht, dass du den Brief direkt an Weihnachten liest...

Viele liebe Grüße 😊

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Danke dir für deine hilfreichen Nachricht.

Du hast bestimmt Recht, das mag nicht ihre Intention gewesen sein. Dann hätte man das aber auf den Brief schreiben können oder ihn erst im neuen Jahr schicken können...

Gegenvorwürfe: ich habe jemanden anderem auch schon geschrieben, dass es ich eigentlich keine machen möchte. Aber ihr Verhalten war auch nicht immer ok, und ich hab es geschluckt, weil sie ja "so viel zu tun hat". Sie wird immer in Schutz genommen vom Rest der Familie, ihr Mann ist wie ein drittes Kind, sie und er arbeiten beide nur vier Tage die Woche, weil Vollzeit ja so stressig ist (sie wurde direkt am Ende ihrer Ausbildung schwanger, und hat daher 15 Jahre lang nicht Vollzeit gearbeitet). Sie hat eine Teenager-Tochter und eine, die gerade fertig studiert hat. Ich habe immer alles angenommen, war ja nur die kleine Schwester, die von vielen Dingen keine Ahnung hat... Und jetzt habe ich Mann und Kind und plötzlich bin ich anscheinend komisch.

Ich möchte nicht, dass sie den Eindruck bekommt, dass sie unfehlbar ist. Aber ich habe ja um Ehrlichkeit gebeten, daher wäre es wohl falsch, ihr Gegenvorwürfe zu machen.

Im Reden bin ich nicht gut, ich bin sehr emotional und fange immer an zu weinen... Könnte es auch jetzt wieder... Allein der Vorwurf, ihre Enttäuschung wäre mir egal gewesen...

Ich danke dir nochmals.

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Mein Vater hat mir auch so einen Brief ins Paket gepackt. Ich muss dir ehrlich sagen, ich finde das richtig unverschämt! Dann steht da noch am Ende: ich wünsche euch frohe Weihnachten- das finde ich total geheuchelt.
Ich habe einen 3seitigen Antwortbrief verfasst und ihn in die Schublade gepackt.
Ich hatte das Paket zum Glück früher ausgepackt, sodass es mir am Heiligabend nicht die Stimmung verdorben hat.
Mein Brief liegt in der Schublade und damit auch mein unangenehmes Gefühl.
Ich denke nicht, dass ich den Brief so abschicken werde, aber ich habe mir auch ganz bewusst gesagt, dieses Jahr nicht mehr. Denn ich habe nicht vor ihm Silvester zu verderben und mein Brief ist doch hart geworden - vielleicht formuliere ich ihn doch etwas netter….

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Hallo Leidensgenossin!

Wie gut ich deine Wut verstehen kann...
Und ich freue mich für dich, dass du ihn nicht direkt an Heiligabend gelesen hast. Glaube mir, das verdoppelt die Wut.

Hast du in deinem Antwortschreiben auch Gegenvorwürfe gemacht? Oder bist du nur auf die Punkte deines Vaters eingegangen? Hast du den Wunsch, das Verhältnis zu bessern? Bzw. den Streit aus der Welt zu schaffen.

Ich schwanke so sehr zwischen "Dann Leg ich auch mal meine Karten auf den Tisch, egal, was daraus wird" und "Vernünftig antworten".

Immerhin hatte ich sie um Ehrlichkeit gebeten, aber da wurden nun Dinge genannt... Teilweise fast sechs Jahre her und einfach unfair...