Einen Rat - Groll

Ich weiß nicht was ich mir so richtig durch den Beitrag erhoffe, vielleicht eigene Erfahrungen oder auch ehrliche Rückmeldungen. Ist sehr lang geworden, sorry.

Mein Mann und ich haben einen Sohn, er ist 9 Monate alt und das schönste Geschenk dieses Jahr. Die Schwangerschaft kam nach einer Verhütungspanne letztes Jahr, war nicht geplant und doch sind wir beide so dankbar.
Schon vor der Schwangerschaft hatten wir kleine Baustellen in der Beziehung und ich habe oftmals meine Bedürfnisse zurückgestellt, größtenteils alleine Haushalt gemacht, er durfte seine Urlaubswahl immer durchdrücken etc. Er war noch nie gut darin seine eigenen Bedürfnisse zurückzuhalten bzw. Kompromisse einzugehen. Zusätzlich hat er während der Schwangerschaft, auch kurz vor ET ständig Druck gemacht und gemeint, dass er nicht weiß ob er das kann und am liebsten wegrennen würde. Ich habe das dann letztendlich als Aufregung verbucht.
Mir ging es das 1. Trimester nicht gut, die Hormone haben mich echt umgehauen, ich war so zerrissen zwischen Vorfreude und Angst und er war dafür nicht da. Wir sind 5 Jahre zusammen und in seiner normalen Therapie und auch der Therapie wegen seiner Spielsucht (er ist seit 2021 „trocken“) war ich immer für ihn da und habe versucht sein Fels zu sein und ihn zu unterstützen. Den Haushalt viel abgenommen weil er ja so involviert ist wegen seiner Psyche. Als Randinfo: Wenn er einen Rückfall wegen seiner Spielsucht haben sollte, muss er dies gleich kommunizieren und wenn er das nicht tun sollte, hat das schwerwiegende Konsequenzen. Ich war selbst bei vielen Gesprächen und gehe nicht blauäugig an die Sache ran.

Dann kam der Kleine nach Notkaiserschnitt und er gibt sich echt Mühe, ist liebevoll mit ihm. Das Wochenbett hatte mich emotional echt umgehauen und ständig wurde ich von ihm bombardiert mit Fragen und Aussagen wie beispielsweise „Wann schläft er endlich im eigenen Zimmer? Sag mir ein Datum!“, „Andere Kinder schlafen auch im Kinderwagen, üb das viel mehr.“, „Er manipuliert uns wenn er im Autositz schreit, damit wir ihn rausnehmen.“ Ständig kam sowas und ich hatte ihn mehrfach darum gebeten den Druck rauszunehmen, weil ich merke dass ich emotional noch nicht stabil bin und etwas Zeit brauche. Das hat er leider nicht respektiert. Haushalt im Wochenbett hat er vier Wochen teilweise gemacht und das stolz rumerzählt, seitdem hängt das meiste immernoch bei mir oder er sagt er macht was, vergisst es aber dann zu 50%. Klar bin selber schuld, davor hab ich es ja immer gemacht.
Die Nächte übernehme ich, weil der Kleine gestillt wird und das am entspanntesten für alle ist. Mein Mann und ich schlafen getrennt weil er extrem schnarcht.
Abends will er wenn der Kleine schläft viel Kuscheln oder er setzt sich vor den PC und zockt. Mal von selbst eine Spülmaschine ausräumen kommt er nicht drauf. Ich merke dass mich das alles nervt, ich sicher auch irgendwo einen Groll entwickelt habe und ich viel gereizter bin. Ich versuche neutral zu kommunizieren, aber reagiere oft doch mal genervt und erkenne mich mittlerweile kaum wieder. Ich war immer super entspannt früher und nicht so schnell überreizt.

Jetzt kam eine Woche vor Weihnachten Corona. Mein Mann 5 Tage positiv, mit vielen Symptomen, läuft ohne Maske herum weil er wenn er krank ist es nicht schafft auch noch auf andere zu achten. Schlafzimmertür immer offen, schön die Viren verteilen, setzt sich ohne Maske dann zum zocken in einem anderen Raum. Ich habe mehrfach was gesagt. Tage später unser Sohn positiv. Muss natürlich nicht an der schlechten Isolation liegen, aber geholfen hats sicher nicht. Mein Mann massiv am Leiden, hat den Bereitschaftsdienst angerufen, alle Ärzte und jeder sagt zu ihm, dass er das aussitzen muss. Er immer weiter telefoniert, nachts kam dann auch eine Ärztin vom Bereitschaftsdienst irgendwann. Er kein Bock mehr auf Ärzte, weil alle ihm das selbe sagen und keine stärkeren Schmerzmittel verschreiben. Er war dann sauer weil er nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat von mir, die er wollte und bombardiert mich mit Nachrichten dass er Opioide haben will und er die nimmt, scheiß egal ob er abhängig wird oder nicht. Nachts auch nach dem Motto „ und dann nehm ich die, Scheiß egal was ihr denkt.“
Zwei Tage lang ging das so. Mit seinem Suchthintergrund für mich eine grenze überschritten, er hat das im Nachhinein als „Auskotzen und nicht ernst gemeint“ abgestempelt. Ich habe ihm gesagt, dass ich sowas nicht mehr lesen möchte und unser Sohn so ein Verhalten nicht verdient hat. Und dass er sich Gedanken machen muss wie er daran arbeiten kann fehlende Aufmerksamkeit nicht durch so krankes Geschreibe einzufordern. Das war vor zwei Wochen und bisher habe ich noch keine Rückmeldung. Was mache ich wenn da nichts von ihm kommt?

Ich merke einfach, dass mein Groll immer mehr wächst. Es klingt furchtbar, aber die Woche als er krank und isoliert und ich mit unserem Sohn alleine war, war ich viel entspannter und ausgeglichener. Ich liebe ihn und wünsche mir so sehr dass wir das hinbekommen, ich weiß aber nicht ob ich manchmal zu naiv bin und mich schon jahrelang an etwas klammere. Ich wünsche mir, dass unser Sohn mit gesunden Eltern aufwachsen darf und diese Nachrichtenflut vor zwei Wochen hat mir echt Angst gemacht. Zusätzlich will ich nicht ständig so gereizt sein und auch wertschätzender mit ihm sprechen, es fällt mir nur so schwer. Da arbeite ich dran und suche mir auch noch extern Hilfe. Zusätzlich versuche ich trotzdem abends paarzeit zu leben und den Groll runterzufahren um auch schöne Momente sehen zu können.
Ich versuche öfters mit ihm über die Thematik zu reden, aber es ändert sich dann immer nur kurzfristig was.

Ich kann hier nicht jede Situation schildern, aber würde mich über Tipps und Anregungen freuen.
Bin ich die Dumme und interpretiere zu viel rein?
Hattet ihr auch im 1. Babyjahr einen Groll und wie habt ihr das daraus geschafft?

Danke für jede Rückmeldung!!

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"ich weiß aber nicht ob ich manchmal zu naiv bin"

Ja, bist du. Mit einem Suchtkranken Kinder zu zeugen ist keine gute Idee. Sieht man ja auch daran, dass er bei Corona gleich Opiate haben will. So ein Trottel.

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Um Gotteswillen, was willst di noch mit so einem Kandidaten? Sich opiodide reinpfeifen weil er corona hat bzw der riesenvogel den er hat an seine schädeldecke hämmert?
Nein das wird nicht besser.

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So. Was ich jetzt schreibe ist meine ehrliche Meinung nach dem ich gelesen habe was du geschrieben hast.
Ich kenne euch beide natürlich nicht und kann daher keine absolut gültige Analyse abgeben. Lediglich aufgrund dessen was du schreibst.

Mein Rat: Pack deine 7 Sachen und ab zu deiner Familie um Abstand zu gewinnen.
Danach wendest du dich an einen Anwalt und reichst die Scheidung ein.
Die wird es ohne ihn besser gehen. Was hast du denn davon mit ihm zusammen zu sein? Ganz trocken analysiert: Keine emotionale Stabilität, keine Unterstützung, keinen Respekt, keine Wertschätzung. Nichts. Du machst die Arbeit. Du kümmerst dich.
Du investiertst.
Ohne ihn geht es dir besser.
Man könnte für alles mögliche Verständnis haben sofern er Einsicht hätte, daran arbeiten würde und grundsätzlich sehen würde was er an dir hat. Tut er aber scheinbar nicht.
Dann fehlt mir das Verständnis.
Ich kenne mich mit sowas aus. Mein Freund ist was Haushalt angeht definitiv die Sorte "Ich habe einmal in 100 Jahren die Küche aufgeräumt. Was bin ich für ein Held".
Ich muss ihn halt regelmäßig auf den Pott setzen. Aber Beispielsweise kocht er regelmäßig. Kauft ein, ist ein toller Vater. Mag es auch nicht sonderlich wenn der kleine bei uns im Bett schläft weil es halt eng ist. Gerade wenn die Große noch nachts dazukommt 😅 Am Ende ist er aber derjenige der sich zur Großen in ihr Bett quetscht wenn sie nicht schlafen kann.
Und niemals würde er bei einem Baby sagen dass es manipulieren würde oder so. Und das obwohl er durchaus das strengere Elternteil ist und durchaus sehr klare Ansichten zu Erziehung hat. Allerdings alles grundsätzlich auf liebevolle Art.

Das sind vollkommen verquere Grundansichten die bei deinem Mann schon in seiner eigenen Kindheit den Anfang genommen haben. Ich hoffe du hörst da nicht auf ihn sondern erkennst das als die Kinderfeindliche Ansicht die es ist.
Ganz zu schweigen davon dass es einfach nicht stimmt und wissenschaftlich Mumpitz ist.

Da er vor dem Kind schon so war ist für mich klar, dass er sich nicht ändern würde.
Damit ist für mich klar, dass du und das Baby ohne ihn in eurem täglichen Leben besser dran seit.

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Danke dir, genau sowas muss ich von Außenstehenden hören.
Wir haben geteiltes Sorgerecht, ich darf unseren Sohn nicht einfach aus der elterlichen Wohnung mitnehmen. Zusätzlich hat mein Mann bald selbst 6 Monate alleine Elternzeit. Kann er darauf bestehen dass der Kleine dann bei ihm ist, auch wenn er noch gestillt wird. Ich glaube meine größte Angst ist, dass unser Sohn alleine mit dem Verhalten konfrontiert wird und ich nicht da bin.

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Nein, das kann er nicht. Und ich würde mich an deiner Stelle auch schleunigst ans JA wenden, um dort Rat rinzuholen.

Zu sagen, sein Verhalten wäre unberechenbar, klingt so dramatisch... Aber ganz falsch ist das nicht, oder?

Mir wäre da auch nicht wohl, daher würde ich eben beim JA fragen, was da für Optionen bleiben.

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Es tut mir sehr leid für dich, aber ich denke, dass du dir da etwas vorgemacht hast und weiterhin machst, wenn du ernsthaft an eine Änderung glaubst.

Ich kann mich natürlich irren, aber ich glaube nicht, dass ihr das Familienleben haben werdet, das du dir ersehnst.
Im Sinne deines Sohnes solltest du die Reißleine ziehen, damit du dauerhaft so entspannt sein kannst, wie du es in dieser kurzen Zeit warst. Denn genau das hat dein Kind verdient.

Ich wünsch dir alles Liebe

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Vielen Dank, du wirst recht haben. Ich habe Angst wie die Zukunft aussieht. Mein Mann will ab Juni für 6 Monate in Elternzeit und habe Angst dass er dann das Recht hat ihn bei sich zu behalten bei Trennung. Der kleine wird noch gestillt, ist zu dem Zeitpunkt dann 15 Monate alt. Das steht der Trennung bei mit mental im Weg, weil dann bleibe ich lieber in einer unglücklichen Beziehung, wo ich aber unser Kind so gut es geht vor solchen Verhaltensweisen schützen kann.

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Dann trennst du dich einfach vor Juni.
Er wird das Baby nicht bekommen nur weil er Elternzeit eingereicht hat.
Ich würde ihn auch gar nicht so lange und oft mit dem Baby alleine lassen wenn du dabei ein schlechtes Bauchgefühl hast. Der Kleine kann es dir noch nicht erzählen wenn er stundenlang schreit weil dein Mann meint er muss sich nicht "manipulieren" lassen und keine Lust hat sich zu kümmern.

Lass dich mal rechtlich beraten damit du deine Ängste verlierst.
Ich glaube nicht, dass du dein Kind so ausreichend schützen kannst. Es erlebt das Verhalten deines Mannes doch zwangsläufig und wird dadurch beeinflusst.

Bearbeitet von talena
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Dein Mann verhält sich unmöglich. Nach deinen Schilderungen ist er überhaupt nicht in der Lage sich mal zurück zu nehmen. Es zählen nur seine eigenen Bedürfnisse. Wir hatten schon ein paar mal Corona und wer sich positiv getestet hat zieht sich ein paar Tage zurück. Bis jetzt hat der Rest sich nie angesteckt. Das geht schon. Nicht nur bei Corona, auch bei anderen fiesen Infekten. Gerade wenn man ein Baby hat finde ich es richtig gemein sich so zu verhalten. Zumal er sich vermutlich nicht gut um das Kind gekümmert hätte wenn du auch krank geworden wärst. Ich hoffe ihr seid alle wieder gesund.

Ich finde es gut, dass dein Mann in Therapie ist. Er scheint viele Baustellen zu haben. Die Frage ist nur ob das reicht um deinem Baby eine gute Kindheit zu ermöglichen. Es klingt nicht so.
Bei Kindern muss man die eigenen Bedürfnisse einfach auch mal zurück stellen können. Behalte das gut im Auge. Wenn dein Mann dazu so gar nicht in der Lage ist würde ich mein Kind davor schützen und mich trennen bevor euer Baby später auch eine psychische Erkrankung bekommt.

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Hallo Grollhilfe,

es fällt mir schwer das zu sagen, aber ich glauben, du wärst ohne diesen Mann besser dran.

Du schreibst ja selbst, du warst alleine mit deinem Sohn viel entspannter und ausgeglichener während seiner Erkrankung, als er isoliert war.

Für mich hast du dir selbst schon die wahrscheinlich einzig gangbare Lösung formuliert.

Dein Mann hat eine Suchtpersönlichkeit, ist derzeit zwar abstinent, aber seine Therapie hat offenbar keine durchgreifende Verhaltensänderung in seinem Umgang mit dir und seinen Mitmenschen bewirken können.
Ich befürchte daher, sein Verhalten, seine Impulsivität und sein Selbstmitleid werden in den kommen Jahren noch zunehmen.

Daher würde ich dir empfehlen, dich und deinen Sohn in Sicherheit zu bringen. Ihr habt ein schöneres Leben verdient.

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"Hattet ihr auch im 1. Babyjahr einen Groll ...
?"

Ja, definitiv und kommt bei vielen Paaren vor.


"und wie habt ihr das daraus geschafft?""

Ganz einfach, in dem sich im Laufe der Zeit alles wieder eingegroovt und normalisiert hat.

Und jetzt kommt mein ABER: selbst ein "normalisieren" wäre bei euch ehrlich gesagt kein Zustand, den ich mir wünschen würde. Bei euch liegt ja schon vor dem Kind ziemlich viel im Argen und so wie sich das liest, hat er ziemlich massive Baustellen, ist ein sehr egozentrischer und wirklich sehr sehr unreifer Charakter- ohne wirkliche Aussicht auf Besserung.

Was du damit machst, musst letztendlich du wissen- du hast ihn dir ja ausgesucht und irgendwas hält dich an ihm. Du wirst wohl in dich horchen müssen, wie du dir deine Zukunft vorstellst bzw was für dich tolerabel ist. Die Hoffnung, dass er sich ändert, würde ich in meinen Überlegungen tatsächlich nicht berücksichtigen- denn das ist sehr sehr unwahrscheinlich.

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Liebes ich bin schockiert und gleichzeitig bewundere ich dich.
Ich muss leider sagen, dass ich niemals mit einem so stark psychisch Kranken ein Kind gezeugt hätte. Ich finde das auch sowas von unsexy bei einem Mann. Dein Mann ist fast wie ein zweites Kind für dich, du hast eigentlich nur mehr sorgen und mehr Arbeit durch ihn. Ich sag’s dir ehrlich: LAUF WEG!!!
Ich wäre so sauer gewesen mit seiner Hintergrundgeschichte sowas zu schreiben und dann noch obwohl ihr ein Baby habt???? Der Mann ist ne tickende Zeitbombe, trenn dich.

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Das Problem ist, daß Du ihn in der Vergangenheit viel zu sehr in Watte gepackt hast. Er ist suchtkrank - ja. Aber das entbindet ihn nicht davon, auch die Hufe zu schwingen und im Haushalt seinen Anteil beizutragen.
Es ist HÖCHSTE Zeit, daß Du ihm ganz klar sagst, daß er ein erwachsener Mann ist, sich ab sofort auch so zu benehmen hat. Ganz im Gegenteil zu Eurem Baby, das absolut auf Euch angewiesen ist.
Nimm ihm die Watte unterm Hintern weg und jetzt ihn auf den harten Boden der Realität.
Und denk IMMER daran: Es ist das Baby, das jetzt Deinen Schutz und Deine Fürsorge braucht. Nicht Dein Mann!
Viele Grüße
Trollmama