In unserer Familie steht bald das nächste (Tauf-)Fest an, das wir ausrichten werden. Unsere Kernfamilie besteht aus meinem Mann, unserem Sohn und mir.
Seit der Geburt unseres Kindes ist mein Schwiegervater von einer Depression in eine Manie gefallen. Wir reden über die komplette Pallette. Abgesehen davon, dass die Finanzen gerade stark strapaziert, Gegenstände meines Mannes zerstört werden oder rund um die Uhr unangekündigte Besuche, Anrufe und wirre Nachrichten ins Haus fliegen, kommt nun hinzu, dass er Menschen anschreit, wenn diese seine Gesprächsdominanz nicht zulassen oder seine Themen und Monologe nicht anzuhören bereit sind.
Eine Krankheitseinsicht ist nicht vorhanden.
Zu diesem Fest kommt auch meine Seite der Famile und gemeinsame Freunde. Ich bin mittlerweile soweit, dass ich ihn nicht einladen möchte. Allerdings wird er sich ja schwerlich von der Feier fernhalten lassen.
Mich stört, dass es keine Krankheitseinsicht gibt. Würde er an sich arbeiten, dann hätte ich das Vertrauen, dass es bis dahin noch gut werden kann. "In Wahrheit" sind wir aber die Blöden, die ihn in seiner Genialität hemmen.
Es belastet unsere Familie mittlerweile jeden Tag. Mein Mann bügelt seine Fehler so gut es geht aus. Wir beschwichtigen Nachbarn oder Bekannte, mit denen er sich angelegt hat. Langsam geht uns die Kraft aus.
An der Taufe unsere Sohnes soll es um unseren Sohn gehen und nicht um den Schwiegervater, der ja "nicht das Problem ist, sondern nur umgeben ist von ignoranten Idioten, die seine Genialität nicht erkennen."
Ich möchte nicht, dass sich unsere anderen Gäste unwohl fühlen, angeschrien werden oder in unendlichen Monologen untergehen müssen.
Was würdet ihr machen? Es direkt ansprechen und sagen, wenn bis dahin keine Besserung eintritt, sei er nicht willkommen?
Einladung ja oder nein? Angst, dass psychisch krankes Familienmitlgied die Feier sprengt
Ich würde es ansprechen und ihn nicht einladen…
Ich hab seit einem Jahr keinen Kontakt zum manisch depressiven Bruder. Es ist für mich eine riesige Erleichterung. Ich kann dich verstehen.
Danke für deine Antwort.
Kann das dein Umfeld verstehen? Bei uns hängt ja noch die Schwiegermutter mit drin, wodurch alles ein wenig kompliziert ist.
Dann würde ich ihn nicht einladen.
Das ist ja auch kein Umfeld für ein Kind, wenn da jemand ist, der ständig ohne Grund rumschreit und beleidigt.
Wenn er seine Krankheit nicht einsehen will ok, aber ich würde an eurer Stelle da auch alles andere einstellen.
Ihn nicht mehr in Schutz nehmen und euch entschuldigen und auch nichts für ihn bezahlen.
Muss er eben selbst sehen wie er klarkommt. Vielleicht kommt dann evt. irgendwann mal die Einsicht.
Manche müssen erst ganz am Boden liegen, bevor sie es kapieren.
Die fehlende Krankheitseinsicht gehört zum Krankheitsbild! Es ist erschreckend, wieviele hier "bösartig" reagieren würden, der Mann ist krank und kann da genauso wenig für wie einer, der sich ein Bein gebrochen hat. Wenn man ihn nicht einladen will okay, aber so viele schreiben hier wie sie reagieren würden, größtenteils unsachlich und der Angelegenheit nicht angemessen.
Auf der einen Seite versuchen wir als Familie ihn zu unterstützen, gerade im Alltag. Mein Mann bleibt im Gespräch mit ihm - auch, damit wir verhindern können, dass er komplett über das Ziel hinausgeht.
Wir versuchen für ihn da zu sein, aber ich habe gerade auch das Gefühl, dass es gerade an diesem einen Tag auch mal um uns gehen darf. Ich möchte ihn ja nicht aus unserem Leben werfen, auch wenn er sich seit der Geburt nicht einmal für das Kind interessiert hat, sondern gerade deswegen diesen einen besonderen Tag schützen.
Ich arbeite mit manisch-depressiven Menschen zusammen. Jetzt ist er in die Manie, irgendwann geht es zurück in die depression usw das wird ein ständiger wechsel sein. Manche episoden sind länger, andere kürzer.
Er braucht unbedingt ärztliche unterstützung und Medikamente. Damit sind die Manien und Depressionen zwar nicht geheilt, können aber relativ gut unterdrückt werden (natürlich sind sie noch aktuell aber weniger ausgeprägt, wenn er gut eingestellt ist)
Unbehandelt hilft es dir gar nichts zu sagen "du darfst nicht kommen, weil du so bist wie du bist" alleine dieses "du darfst nicht kommen" EGAL WIE DU ES AUSDRÜCKST wird so ankommen "sie WOLLEN mich nicht mehr, ich bin ihnen egal, keiner will mich". Und schon kann es in die depression gehen. Manisch depressive menschen sind meist auch suizid gefährdet.
Ich würde den Freunden und Familien die Situation erklären ihn kommen lassen und wenn es ausartet mit ihm die Situation verlassen und beruhigen.
Ich finde deinen Ansatz gefährlich: Die TE und Familie können ja nicht die Verantwortung übernehmen für die psychische Verfassung des SV. Ihn nie wieder zurückweisen, da er in die Depression fallen und suizidal werden könnte? Das kann ja nicht funktionieren, sondern ist der straighte Weg in die Co-Abhängigkeit (auf dem der Sohn schon zu sein scheint).
Und was ist, wenn der SV Reaktionen und Ereignisse am Tauftag zum Anlass nimmt, stimmungsmäßig zu kippen?
"Unbehandelt hilft es dir gar nichts zu sagen "du darfst nicht kommen, weil du so bist wie du bist" alleine dieses "du darfst nicht kommen" EGAL WIE DU ES AUSDRÜCKST wird so ankommen "sie WOLLEN mich nicht mehr, ich bin ihnen egal, keiner will mich". Und schon kann es in die depression gehen. Manisch depressive menschen sind meist auch suizid gefährdet."
Sehe ich komplett anders. Ja, es ist für die Erkrankten schlimm. Aber such für die Angehörigen und diese DÜRFEN sich abgrenzen und klare Regeln haben. Das ist schlicht und ergreifend Selbstschutz und verdammt wichtig.
Die Angehörigen können und dürfen nicht in einem solchen Maße in die Verantwortung genommen werden, wenn die Person KEINE Einsicht hat. Es hilft niemandem, wenn dann alle leiden. 🤷🏻♀️
Ich habe den feigen Weg gewählt und meiner Großmutter den Tag der Taufe einfach verschwiegen. Selbst ohne Einladung wäre sie gekommen und hätte uns den Tag versaut. Auf diesem Pulverfass wollte ich nicht den ganzen Tag sitzen...
Mag herzlos klingen, aber man hat halt die letzten 37 Jahre einiges mitgemacht.
Das würde ich genauso machen!!
@Beitrag 5
Genau das wäre hier mein Vorschlag gewesen. Danke!
Entweder die Feier ganz verschweigen, oder ihn zu einem anderen Datum einladen, und diese Feier dann wegen Krankheit absagen.
Je nach dem wie viel Angst man vor ihm bzw seinen Ausbrüchen hat, könnte man es ja hinterher sagen und begründen warum er nicht dabei war.
Flippt er dann aus, kann man ihn nach seinem Monolog wissen lassen, dass er gerade ganz eindrucksvoll beweist dass es die richtige Entscheidung war.
Und so dann auch die Kontaktreduzierung oder gar den Kontaktabbruch einläuten, das ist für den kleinen Täufling auf lange Sicht ohnehin das beste.
Ich kann dich sehr gut verstehen, da wir auch ein Familienmitglied mit Diagnose Depression haben (Allerdings mit Einsicht, Tabletten usw.).
Ich würde es mir nicht antun.
Es ist auch nicht euer Thema, dass der Erkrankte vielleicht nicht mit der Nicht-Einladung zurecht kommt. Das ist eben sein Thema und nicht eure Verantwortung.
Er ist ohnehin schon eine enorme psychische Belastung für euch und ihr dürft euch Freiräume schaffen.
Bei uns gibt es im Umgang mit dem Erkrankten sehr klare Regeln (die sich bei Besserung jederzeit ändern können) aber z.B. gibt es aktuell keine Besuche bei uns (weiter Weg) weil er aggressiv werden kann und das will ich nicht (mehr) in meiner Wohnung! Wenn man ihn dann aber rausschmeissen würde, bestünde tatsächlich die Gefahr, dass schlimme Dinge passieren also gibt es eben gar keine Besuche. Wir treffen uns, wenn wir eh meine Eltern besuchen, in dem Ort hat er seine Wohnung aber wir übernachten dann bei meinen Eltern. Also hat jeder “einen Schutzbereich”.
Ganz wichtig finde ich: Seine Krankheit ist nicht eure Verantwortung!
Danke für deine Sicht. Das Finden von Regeln klingt nach einem guten Plan.
Da er uns bislang "nur" am Telefon anschreit, legen wir zum Beispiel auf. Wir sagen in einem bestimmten ruhigen Ton, dass wir so nicht weiter telefonieren wollen und das Gespräch sonst beenden. Da gibt es eine Vorwarnung und passiert es dann wieder, folgt die (logische) Konsequenz.
Mir macht das auch Sorgen in Bezug auf unseren Sohn. Ich dachte eigentlich, dass die Depression schlimm war. Er hat die Tabletten lange genommen und dann heimlich abgesetzt. Das haben wir auch erst schleichend herausgefunden, als alles wieder schlimmer wurde.
Wir versuchen für ihn da zu sein, aber ich habe gerade auch das Gefühl, dass es an diesem einen Tag auch mal um uns gehen darf. Ich möchte ihn ja nicht aus unserem Leben werfen, auch wenn er sich seit der Geburt nicht einmal für das Kind interessiert hat, sondern gerade deswegen diesen einen besonderen Tag schützen.
Meine Pflegemutter war manisch-depressiv. Sie hat die Taufe unseres Sohnes komplett gecrasht. Es war bei Einladung noch nicht absehbar dass sie zum Zeitpunkt der Taufe derart manisch ist.
An unsere Hochzeit drei Monate später durfte sie explizit nicht kommen.
Wenn keine Krankheitseinsicht da ist, bleibt euch nichts anderes übrig als euch und euer Umfeld zu schützen. Notfalls alarmiert ihr die Polizei wenn er bei euch randaliert oder bei Nachbarn. Die Polizei kann und muss bei Bedarf einen Notfallpsychiater beziehen, dieser wiederum kann bei Selbst- oder Fremdgefährdung entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Ich kann das gut verstehen. Manchmal bin ich auch ganz unsicher, wie viel er doch mitbekommt und wie viel nicht.
Mich persönlich vermeidet er auch anzurufen oder anzuschreiben, da ich ihm letztens nach einer seiner wirren Anrufversuche und Nachrichten nachts um halb drei geschrieben habe, dass ich denke, er müsse dringend in (stationäre) Behandlung. Ich habe lange an der Nachricht gearbeitet, um sie nicht "in Wut" zu schreiben.
Wir versuchen für ihn da zu sein, aber ich habe gerade auch das Gefühl, dass es an diesem einen Tag auch mal um uns gehen darf. Ich möchte ihn ja nicht aus unserem Leben werfen, auch wenn er sich seit der Geburt nicht einmal für das Kind interessiert hat, sondern gerade deswegen diesen einen besonderen Tag schützen.
Ich habe durch eure Antworten das Gefühl, dass beides wichtig ist: Unterstützung und Abgrenzung.
Puh, schwierig. Ich glaube es ist nicht weit genug gedacht, wenn man ihn einfach nicht einlädt. Ich vermute ihm will das keiner so ins Gesicht sagen,oder? Und selbst wenn. Was ist denn, wenn er Datum und Ort über zig Ecken raus bekommt und auf der Feier auftaucht?
Mir kommt das in den kopf, weil wir das hinter uns haben. Zwar mit einem alkoholkr. Schwiegervater, aber egal. Es brauchte ca 2 Jahre, bis wir wirklich entspannt eine Feier begehen konnten und nicht mehr ständig in Hab acht Position waren. Aber wenn ich ehrlich bin, dann warten wir ganz tief innen immer noch auf den großen Knall. Unsere Schwiegerväter sind nicht doof, vergiß das nicht.
Einfach nicht einladen bringt euch nicht die gewünschte Sicherheit, leider.
Ach so, alle Feiern, wo seine Enkel im Mittelpunkt stehen, da hat sich ein weiläufiger Verwandter bereit erklärt, ihn an dem Tag zu beaufsichtigen...ja, man muß es leider so nennen. Sie haben auch sonst Kontakt und er kümmert sich etwas um ihn. Das gibt uns etwas Sicherheit, zumindest können wir vorgewarnt werden.
Danke für deine Sicht. Und das trifft auch ein konkretes Problem - es gibt ja noch seine Frau und deren Mutter, die wir nicht ausladen wollen.
Beide haben gerade kaum Zeit für unseren Sohn, aber geben sich Mühe.
Im Grunde ist er ja betreut - aber ich habe oft das Gefühl, dass seine Frau (und ein Stück mein Mann) ihn zu sehr beschützen und zu wenig durchgreifen. Wenn ich allerdings an diesem Tag klare Kante zeige, kann das zu Konflikten mit meiner Schwiegermutter führen. Es gibt Tage, da fühle ich mich zu verkopft und denke, das wird schon werden und dann gibt es Tage, da steht er hinten im Garten und will mein Fahrrad verschrotten. Für seine Frau ist es dann aber auch "gut", wenn wir etwas verhindern oder wieder gerade biegen konnten.
Ich habe Angst, dass es unsere Freunde abschreckt, wenn er sich daneben benimmt. Vielleicht feiern wir dann doch lieber nur im ganz kleinen Kreis, die sowieso zwangsläufig schon etwas davon mitbekommen haben.
Für den ersten Geburtstag werden wir das so handhaben. Wir feiren zweimal. Einmal die große Feier und einmal mit seiner Familie. Denn vor der Manie hatten wir lange Jahre das Gesicht der Depression vor uns.
Die Taufe ist das einzige Fest seit Langem, das eben nicht zweigeteilt werden kann.
Vielleicht reicht es auch, die anderen einzuweihen. Man muss ja keine Szenarien ankündigen, sondern sagen, dass er psychisch krank ist.
Was mich so unsicher macht ist, dass schon meine Eltern einen alkoholkranken Onkell eingeladen haben und an der Silberhochzeit fing er eben an, andere Frauen anzugraben. Man hat das immer in den Griff bekommen, aber es hinterlässt auch trotzdem einen faden Beigeschmack. Andererseits ist unser Sohn ja aktuell noch deutlich zu jung und an Geburtstagen könnten wir das weiterhin trennen, damit das später nicht passiert.
ok, ich würde ihn wirklich ausladen, denn solange ihr gute Miene zum bößen Spiel macht, wird sich nichts ändern. Das ist ähnlich wie die Co-Abhängigkeit bei Alkohol, durch Euer Ausbaden, Ausbügeln, Akzeptieren, bestätigt ihr ihn noch darin, dass es für ihn gut ist, wie er es macht.
Wie soll es bitte jemals zur Krankheitseinsicht kommen, wenn ihr dauernd versucht, die Folgen abzumildern?
Wie seid ihr denn mit ihm örtlich verbunden? Wohnt er im Haus?
Also ja, wenn es irgendwie machbar is, würde ich ihn ausladen, aber damit rechnen, dass das erst mal der komplette Bruch sein kann.
Aber er ist erwachsen, er ist für sein Leben selber verantwortlich.
Ich würde aber auch für Euch psychologische Hilfe empfehlen, ihr hängt im Teufelskreis drin, auch psychisch, ihr braucht da auch Strategien, damit umzugehen zu lernen!
Alles Gute Euch!
Er lebt im Nachbarort, das gibt uns zumindest ein klein wenig räumliche Distanz.
Oft habe ich das Gefühl, wir stecken schon mitten in der Co-Abhängigkeit drin. Seit einigen Tagen klappere ich für mich einen Therapieplatz ab, um mit der ganzen Situation besser umzugehen, denn für mich war die Geburt und die Zeit danach auch nicht leicht und es prasselt gefühlt auf mich ein.
Es gibt keine freien Plätze. Ich werde nicht mal auf die Wartelisten gesetzt, weil diese so voll sind. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich gerne eine/n Psychotherapeut/in hätte und keine/n Heilpraktiker/in, weil ich damit schon einmal negative Erfahrungen gemacht habe und es mir neben dem Problem mit dem Schweigervater ja auch um das Aufarbeiten eigener Themen geht.
Meine Schwiegermutter geht mit zum Psychiater. Er bekommt jetzt wohl auch neue oder andere Medikamente. Die Schwieigkeit ist am Ende, dass er ein erwachsener Mann ist, der schon einmal die Medikamente vor den Augen meiner Schwiegermutter genommen und sie danach heimlich wiedr ausgespuckt hat.
Am Ende müssen wir uns noch einmal an einen Tisch setzen. Doch, ICH sage ihm durchaus auch direkt ins Gesicht, weshalb ich überlege, ihn nicht einzuladen. Seit mein Sohn auf der Welt ist, hat sich mein "ich möchte alllen um jeden Preis gefallen Gebaren" ein wenig gelegt. Allerdings wäre es besser, wenn mein Mann das sagt. Obwohl ich seit nunmehr einem Jahrzehnt Teil der Familie bin, bin ich es doch nie so wirklich.