Hallo ihr Lieben,
ich würde mir nach langer Zeit des grübeln einen Rat hier einholen.
2020 kam ich von einem langen Auslandaufenthalt wieder nach DE mit 19 Jahren war ich ausgewandert und war 10 Jahre weg. Der Kontakt mit meinem Bruder hat nachdem ich zurück war super angefangen, leider gab es mehr und mehr Schwierigkeiten mit seiner Frau sodass ich mich ziemlich zurück zog (damals waren sie noch nicht verheiratet). Die zwei haben seit 2 Jahren einen Sohn. Ich hatte mich total darauf gefreut Tante zu werden, leider hat die Vorfreude jedoch nicht lange gehalten. Als das Kind geboren wurde, durfte ich ihn nicht sehen, nach knapp über einem Monat durfte ich dann mal zu Besuch gehen. Als dann wieder ein paar Wochen/ein Monat vergangen waren, habe ich nochmal nachgefragt ob ich denn bald den Kleinen mal wieder sehen konnte, mir wurde gesagt in 2-3 Monaten hätten sie mal wieder Zeit.
Ich hab den Frust immer weiter im mich hereingefuttert, leider konnte ich mich darüber mit meiner Familie nicht groß unterhalten da die Meisten davon leider nicht sehr gut mit ihren Emotionen umgehen können. Naja, jedenfalls hatte ich immer mal wieder gefragt aber so wirklich zufriedenstellend war es nicht. Jetzt ist mein Neffe 2 Jahre alt, ich hab ich glaub ich 7 mal gesehen. Mir hat das alles mega weh getan aber ich wusste auch nicht wie ich dagegen angehen kann, ich kam an meinen Bruder einfach nicht mehr ran und es hat mega Kraft gezehrt ruhig und sachlich zu bleiben auch wenn ich ihn am liebsten angeschrien hätte, mir gewünscht hätte ihm zu zeigen wie frustriert ich bin.
Jetzt habe ich das Gefühl null Bindung zu dem Kind zu haben, tatsächlich habe ich nichtmal große Lust immer wieder den Kontakt zu suchen, es fühlt sich einfach alles so schwierig, kompliziert und unnatürlich an. Meine Mutter hat mich nun zuletzt angemahnt, mein Bruder sei enttäuscht ich würde zu selten den Kontakt zu seinem Sohn suchen. Als ich in den Whatsapp Nachrichten zurück scrollte, habe ich aber gesehen dass ich wirklich oft versucht hatte etwas zu organisieren...bis ich es eben sein lies als wir über 600 km weit weg zogen...
Ich plage mich irgendwie mit Schuldgefühlen (was leider auch meiner etwas destruktiven Familiendynamik zu verdanken ist). Egal was ich getan habe, ich habe es nicht geschafft einen besseren Kontakt aufzubauen, mein Ego steht im Weg dass ich es weiter versuche. Ich will nicht mehr zulassen dass mich Menschen behandeln als wäre ich total unwichtig und ich danach jedoch wieder Schuldgefühle habe.
Hat jemand von euch evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht?
Liebe Grüße
Julia
Kaum Kontakt mit Neffe
Liebe Mama, du magst es nett meinen, aber dann weißt du wohl nicht, dass ich es immer wieder probiert habe. Es kam keine Reaktion oder Ausflüchte. Mehr konnte ich doch auch nicht tun. Toll, dass Kevin gerne hätte dass ich zu Justin mehr Kontakt habe. Ich bin bereit, dann soll er doch mal auf mich zukommen.
Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Letztlich ist es ja auch nicht super dramatisch keine enge Bindung zu einem 2-jährigen zu haben, der 600-km weit weg wohnt.
Ich weiß nicht genau, was du erwartest. Das Kind hin und wieder sehen ist bei der Entfernung doch eh nicht möglich. Und erst recht nicht ohne enge Bindung zu deinem Bruder.
Dass du an eurer Familiensituatiob zu knabbern hast steht auf einem anderen Blatt. Das kann man therapeutisch aufarbeiten.
Danke dir für deine Antwort. Das erste Jahr haben wir in der Nähe gewohnt.
Ändert nichts an dem Rest. Kontakt ist eben nur über Bruder und Schwägerin möglich. Und die wollten nicht.
Ich würde parallel dem Bruder einen Brief schreiben, vielleicht mit der Weihnachtspost. Also wirklich einen separaten Brief "wichtiges Thema für mich, bitte lesen".
Und dann würde ich möglichst sachlich schreiben, dass ich gern regelmäßigen Kontakt zum Neffen hätte, wie und in welchen Abständen das denn möglich wäre.
Ich denke nicht, dass es für dich "zu spät" ist. Es gibt auch Eltern, die neue Partner finden und dann lernen die Kinder mit 5 oder 8 neue Großeltern oder andere Verwandte kennen und bauen ja trotzdem noch eine Bindung auf.
Ich würde vielleicht dem Neffen zu Weihnachten und zum Geburtstag eine Karte und eine Kleinigkeit schicken und immer dazu schreiben "ich freue mich, wenn wir uns demnächst mal wieder sehen".
Vielleicht könntest du ja auch später mit Videotelefonie anfangen und dann kann dich dein Neffe ja zumindest hin und wieder sehen. Da könnte man sich z.B. für Sonntagnachmittag oder jeden zweiten Sonntag im Monat verabreden mit der Bitte, dass das Kind auch kurz vor den Bildschirm kommt.
Es kann schon sein, dass dein Bruder mit seiner Frau sehr mit seiner kleinen Familie beschäftigt war und keinen Nerv für Besuch hatte. Wer weiß, was da so los war in der Zeit.
Trotzdem würde ich mal mit deiner Mutter reden und dort den Frust abladen und fragen, wie sie das sieht und wie sie an deiner Stelle weiter vorgehen würde. Vielleicht kann sie ja auch zwischen euch vermitteln.
"Ich würde vielleicht dem Neffen zu Weihnachten und zum Geburtstag eine Karte und eine Kleinigkeit schicken und immer dazu schreiben "ich freue mich, wenn wir uns demnächst mal wieder sehen"."
Das würde ich genau nicht machen, weil die Mutter des Kindes sich dann sicher auf den Schlips getreten fühlt.
Ich würde erst mal nachfragen, ob es eine Kleinigkeit gibt, über die Dein Neffe sich zu Weihnachten freuen würde.
Ein " ich freue mich, dich bald zu sehen" baut Druck auf, ist eine Erwartungshaltung, übergeht die Eltern.
Da handelst du dir vermutlich nur Ärger mit ein. Der Satz muss schon an die Eltern gehen, nicht an das 2jährige Kind.
Letzten Endes entscheiden dein Bruder und seine Frau. Wenn sie den Kontakt unterbinden (trotz des Spruches von Deinem Bruder, du würdest dich zu wenig engagieren), kannst du nicht viel machen.
Nicht gut mit Emotionen umgehen passt ja scheinbar auch bei dir - und das ist nicht böse gemeint. Aber so wie du da oben biestig wirst, wegen nichts ist schon ungewöhnlich.
Und da jetzt so unglaublich große Schuldgefühle haben finde ich auch ungewöhnlich!
Was erwartest du denn? Regelmäßige Telefonate mit dem Kind? Eigentlich ist es da an deinem Bruder dich regelmäßig auf dem laufenden zu halten.
Was spricht dagegen deiner Mutter zu sagen wie es ist?
Und was spricht dagegen deinen Bruder anzurufen und ihn (freundlichen) zu fragen was das soll? Sag ihm doch wie du dich fühlst und frag, was du seiner Meinung nach tun solltest. Und bitte ihn auch was zu tun. Ohne ihn wird das Ganze ja eh nichts, so lange der kleine so ein Knirps ist.
Wie oft besuchst du deinen Bruder? Wie oft er dich? Wieso sollte das ausgerechnet mit einem Kleinkind anders sein?
Ich habe auch die Vermutung, dass du hier irgendwas aufzuarbeiten hast. Therapeutisch. Denn die Sache ansich ist klärbar und kein Drama.
Vielleicht suchst du dir einen eigenen wichtigen Lebensmittelpunkt. Nur weil es dein Neffe ist, MUSS da gar nichts. Und kann auch nicht, ohne den Kontakt zu seinem Bruder. Wieso muss es unbedingt mit dem Kind eng sein?
Frag doch deinen Bruder, wie er das, was er zu eurer Mutter sagte, meint und wie viel Kontakt er sich wünscht. In dem Zuge kannst du ihm sagen, dass du froh bist, dass ihr mal darüber sprecht, weil du genau wie er gerne mehr Kontakt hättest.
Für eine enge Bindung bräuchte es Nähe. Die gibt es nicht.
Für eine enge Bindung bräuchte es Bindung zu den Eltern. Die gibt es nicht.
Du hast es versucht, hat nicht geklappt.
Wenn du das doch so gerne möchtest, wieso sprichst du nicht einfach mit deinem Bruder? Und deiner Mutter? Dann bekommst du eventuell Antworten und kannst handeln.