Hallo,
wir haben ein, wie ich finde, großes Problem.
Mein Sohn ist vor kurzem ein Jahr alt geworden. Er wurde bis zum 7. Monat voll gestillt, hat sich gut an Beikost gewöhnt, isst heute von uns mit und wird nur noch ganz gelegentlich tags gestillt.
Abends wird er zum Einschlafen gestillt unf nachts möchte er noch zwischen 2 und 6 Mal nuckeln. Manchmal trinkt er auch. Nun zum Problem: ich hatte nachts nie ein Problem mit dem Stillen, aber seit ca. 3 bis 4 Wochen macht es mich sogar richtig aggressiv. Ich kann nicht sagen, was passiert ist oder warum das plötzlich so ist, da ich es selbst nicht verstehe. Ich bin nicht wütend auf meinen Sohn, ich liebe ihn über alles und wollte auch weiterstillen, da ich weiß, dass es so am einfachsten ist, ihn zu beruhigen und in den Schlaf zu bekommen. Anders lässt er sich auch nicht beruhigen. Kein Tragen, Singen, Summen und auch nicht beim Papa. Ich habe schon versucht, ihn nicht zu stillen. Er weint und schreit so extrem, dass ich Angst habe, er bekommt keine Luft mehr und es wird auch nach 45 Minuten nicht weniger. Das nächtliche Stillen empfinde ich als grenzenlos unangenehm, ich hasse es und habe nun nächtliche Heulkrämpfe. In ganz schlimmen Nächten muss ich mich kneifen, beißen oder mir sonst wie weh tun um es auszuhalten. Ich kann das so nicht mehr, aber ich will ihm auch nicht schaden mit Brustentzug. Wasser nimmt er ganz selten, schreit dann nsch dem Trinken weiter. Hebamme, Kinderarzt und LaLecheLiga konnten mir nicht helfen. Arzt sagt schreien lassen, Hebamme sagt Kind ins eigene Bett?!...kann man uns helfen? Tips?
LG
Nächtliches Abstillen mit 12 Monaten
Es hat übrigens gut funktioniert, ihn immer nur ganz kurz anzudocken, er ist danach von selbst eingeschlafen. Leider funktioniert das seit 2 Tagen nicht mehr. Ist er nach dem Stillen noch wach, schreit er wie verrückt. Ich wollte es mit der Gordon Methode probieren, denn das Stillen am Tag stört mich auch nicht. Aber ich hab den Eindruck, dass er nicht aufhören wird zu schreien und das ertrage ich irgendwie nicht. Ich will ihm ja nichts böses. Aber eine so beanspruchte Mama, die alles möchte, aber NICHT stillen und sich dabei so schlimm schlecht fühlt, das kann es doch auch nicht sein...
Also 1. Tipp: nicht auf Kinderarzt und Hebamme hören.
2. Tipp: Kinderarzt wechseln!
3. Tipp: Wende dich an eine ausgebildete Stillberaterin! Meine kostet 40€ die Stunde, es gibt aber auch welche, die über das Jugendamt arbeiten und darbet auch abrechnen können, sodass man selbst nichts zahlt. Vielleicht fragst du mal bei deinem Jugendamt nach.
4. Tipp: versuche es mal mit dem 10-Nächte-Programm. Mir hat es eine Stillberaterin empfohlen, da ich nach 15 Monaten auch gerne abstillen möchte.
https://www.stillkinder.de/das-10-naechte-programm-fuer-besseres-schlafen-im-familienbett/
Zu guter Letzt: Das Verhalten deines Sohnes ist nur natürlich. Das natürliche Abstillalter liegt zwischen 2 und 7 Jahren und es ist vollkommen normal, dass sich Kinder in den Schlaf nuckeln.
ABER wie du schon sagst, bringt das alles nichts, wenn es DIR dabei nicht gut geht! In dem Alter benötigt dein Sohn nachts die zusätzlichen Kalorien der MuMi nicht, sondern schafft es auch mehrere Stunden ohne.
Es ist Frage der Konditionierung. Gern gewohntes gibt man nicht gerne auf, auch ein kleines Kind nicht. Aber auch eine Umgewöhnung kann ohne die Brechstange funktionieren!
Alles Gute dir! 💛
Hallo und vielen Dank für die Antwort.
Danke auch für den Link, genau mit der Methode wollte ich es ja probieren aber ich ertrage das schlechte Gewissen bislang nicht, welches mich plagt, wenn mein Kleiner so weint. Er braucht es doch scheinbar und ich bin nicht mehr im Stande, es ihm zu geben. Das macht ganz schlimme Selbstzweifel. Ich weiß, dass das Weinen und Unmut kund tun dazu gehört und gestehe es ihm auch zu. Nur fühle ich mich dabei, als ließe ich ihn hängen und leiden.
Vielen Dank dennoch für die Antwort. Kinderärzte sind vielleicht nicht die idealen Ansprechpartner, was das Stillen betrifft, auch das weiß ich..
ich wollte ihn übrigens 2 Jahre stillen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, es wieder erträglich zu machen - ich würde es tun..eher als Abstillen. Befürchte jedoch, die gibt es nicht..
Hallo lolajo89,
erstmal möchte ich sagen, dass du eine tolle Mutter bist! Du versuchst deinem Kind alles zu geben.
Stillen beruht auf einer Beziehung. Wenn es einem in dieser Beziehung nicht mehr gut geht und du leidest nachts, dann muss etwas verändert werden.
Dein Leid geht bis zur Selbstverletzung ( beißen) und deshalb musst du dich selbst wichtig nehmen. Würdest du jemanden anders so leiden lassen, wie du dir gerade abverlangst? Du bist mit diesen Gefühlen der Wut beim stillen nicht allein, viele Frauen haben das irgendwann.
Ich vermute, dass du Angst hast, dass du deinem Kind schadest, wenn du aus „egoistischen“ Gründen abstillst. Die Bestätigung siehst du im heftigen schreien, vielleicht hast du sogar Angst eure Beziehung/Bindung könnte leiden.
Kinder schreien heftig und haben einen langen Atem dabei, es ist ihre Art ihre Gefühle zu kommunizieren und ja, nachts nicht gestillt zu werden, wird er blöd finden. Wird er dich weniger lieben? Nein. Wird es sich negativ auf seine Entwicklung auswirken? Nein.
Es gibt sicher noch mehr Situation wo dein Kind so schreit und kämpft, zB wenn er nicht in die Steckdose greifen darf oder weil du ihm nicht das Messer gibst. Gibt man da nach, nein, weil es gefährlich für das Kind wäre. Da hält man es aus und hat keine Angst das man dem Kind mit dem Verwehren des Wunsches schadet.
Deine Gefühle sind genauso wichtig und das Ignorieren dieser Bedürfnisse sind gefährlich für dich.
Grüße
Hebamme Sarah
Hallo Sarah,
vielen Dank für die aufmunternde Antwort.
Ja, ich habe Angst, ihm zu schaden. Ich möchte ihm das geben, was er braucht und stelle mich da auch gern ganz hinten an. Leider habe ich in diesem Fall absolut keinen Einfluss auf mein körperliches Empfinden. Das Gefühl des Stillens ist unerträglich. Gerade nachts konzentriert man sich dann so sehr darauf, ablenken hilft nicht.
Würdest du mir zu einer bestimmten Methode raten? Spezielle Empfehlungen? Wie lange soll ich sein Schreien nachts "ertragen"? Ich frage mich immer, wo die Grenze ist. Mein inkonsequent sein hilft ihm ja auch nicht..
Wichtig ist tatsächlich als erster Schritt, dass du dir unabhängig von deinem Kind Gedanken machst, was du willst.
Dann bist du nämlich klar und konsequent. Die Kinder spüren die innere Haltung und wenn man wankt und unsicher ist, sind sie sehr langatmig. Wenn sie aber spüren, dass Mama ( oder auch Papa) ganz sicher sind, ist die Reaktion häufig gar nicht so heftig oder lang. Wichtig ist, dass dir klar ist, es wird ihm nicht gefallen. Er darf dir das sagen, auch heftig. Halte seine Trauer, Frustration und Wut aus und tröste ihn. Das kann auch die ganze Nacht sein. Biete Alternativen an, aber erkläre ihm ( und dir) immer wieder warum er nachts gar nicht mehr oder nur noch einmal oder zwischen 0-6 Uhr nicht mehr gestillt wird.
Du tust das für dich und davon profitiert dein Kind im Endeffekt immer auch.
Grüße
Hebamme Sarah