Not kaiserschnitt wegen fetale Anämie

Hallo,

Ich muss mich mal wieder an das Internet wenden da ich von den Ärzten Vorort leider keine vernünftige Aussage bekomme.

Mein Sohn wurde am 08.06 per not kaiserschnitt in der 34 ssw geholt weil sein HB nach nabelschnur punktion bei 8,3 lag. Die ganze Schwangerschaft über wurde ich engmaschig untersucht da wir dieses Problem bei unserem ersten Kind auch hatten. Allerdings nicht in diesem Ausmaß und nach einer bluttransfusion war er auch wieder komplett gesund und es gab keine weiteren Probleme.

Als er geboren wurde bekam er sofort eine bluttransfusion. Alles gut soweit. Der HB blieb für 4 Tage stabil bei 13. Bis auf kleine Unterschiede

Am 5ten Tag allerdings ist er auf 10 gefallen und 7 Tage danach war er schon wieder bei 8,1 worauf er die 2te transfusion bekam dann ging es ihm Schlagartig besser er macht auch jetzt mit fast 4 Wochen alles was ein Termin gerechtes kind machen sollte. Aber.

Der HB ging wieder runter und er bekam eisentropfen diese schlugen allerdings nicht an wodurch die Menge der gabe erhöht worden ist auf 3x 5 Tropfen am Tag. Der HB

Ging dennoch weiter runter und war schon wieder innerhalb weniger Tage auf 7,6 gesunken. Nun kam die 3te transfusion.

Diese hat er am Donnerstag den 29.06 bekommen.

Ansonsten macht er sich erstaunlich gut. Jetzt wurde uns gestern mitgeteilt, dass wir ihn morgen (Mittwoch 05.07) mitnehmen können nach hause. Was mir nur Sorgen macht das der HB (stand Montag) wieder bei 11,2 ist von 13 nach der transfusion. Was ist wenn er noch weiter runtergehen innerhalb sehr kurzer Zeit.? Und wieso passiert das immer wieder.? Ich habe schon versucht mit den Kinderärzten Vorort zu sprechen aber bekomme nur als Antwort das wissen wir auch nicht meine Antikörper sind wohl sehr aggressiv was selten vorkommt. Unser Sohn kann nicht schnell genug produzieren als das sie von den Antikörpern die er noch im Blut hat zerstört wird. Woran liegt das? Wann wird es nachlassen? Wann kann er selber genug und vorallem schnell genug sein Blut aufbauen? Woran erkennen wir als Eltern wenn es schnell fällt als man es tatsächlich kontrollieren kann? Was ist übers Wochenende.? Es tut mir leid wegen der sehr vielen Fragen aber ich möchte es endlich verstehen? Der kaiserschnitt kam auch leider sehr plötzlich. Innerhalb von 45 min wurde endschieden, dass er jetzt geholt werden muss bis das er dann auch schon da war und plötzlich war er weg. Nicht mehr in meinem Bauch nicht mehr da. Als wurde er mir endrissen! Ich bin ratlos und die Decke fällt mir auf den Kopf wenn man nur solche Wagen Aussagen bekommt.

Ich danke Ihnen jetzt schon mal für die Mühe diesen Text zu lesen und zu verstehen worauf ich hinaus will.

MfG Marylou

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Liebe Marylou,

Das waren jetzt sorgenvolle und anstrengende Wochen, die da hinter Ihnen liegen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sich Sorgen machen.

Ihre Frage beinhaltet allerdings zwei Gesichtspunkte, die ich nacheinander beantworten möchte.

Im ersten Teil Ihres Berichts / Ihrer Frage geht es um die Anämie Ihres Kindes:

So wie Sie es beschreiben, handelt es sich um Antikörper, die sich gegen die roten Blutkörperchen Ihres Kindes richten. Diese können ihren Ursprung in verschiedenen Bereichen haben: Dem Bereich der Blutgruppen A, B und 0, dem Bereich des Rhesusfaktors und seinen Untergruppen oder anderen Bereichen, die die Bluteigenschaften definieren. Sie beschreiben weiterhin, dass es ähnlich ist, wie bei Ihrem ersten Kind. Daher waren Sie in Beobachtung und es wurde rasch reagiert, als es notwendig wurde.

Ihrem Kind Transfusionen zu verabreichen, ist das übliche Vorgehen. Häufig gibt man Frühgeborenen, besonders in einem Fall, wie Sie ihn beschreiben, ein besonders aufbereitetes Universalspender-Erythrozytenkonzentrat (0 rh negativ). Nun kann es aber sein, dass die roten Blutkörperchen in dieser Konserve, Merkmale an ihrer Oberfläche präsentieren, die ebenfalls durch die Antikörper im Blut Ihres Kindes "angegriffen" werden. Eine Blutkonserve zu bekommen, die 100%ig übereinstimmt wäre die Lösung. In aller Regel stehen aber "nur" Konserven zur Verfügung, die weitestgehend übereinstimmen aber eben nicht 100%.

Das gute ist: Die Antikörper verschwinden und es kommt dann nicht mehr zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen. Manchmal hat man das Gefühl, das geht von einem auf den anderen Tag... Da Sie jetzt schon seit vier Wochen in Behandlung sind, bin ich da sehr zuversichtlich.

Zu bedenken ist, dass jede Bluttransfusion ein Risiko darstellt für Infektionen, wenn auch ein äußerst geringes. Daher möchte man sowenig wie möglich transfundieren! Die Unterstützung der Blutbildung mit Eisenpräparaten ist ein guter Weg, die Dosis ggf. anzuheben, sinnvoll.

Die KollegInnen in der Klinik werden Ihnen sicher raten, den Hb-Wert Ihres Kindes durch Ihren niedergelassenen Kinderarzt kontrollieren zu lassen. Klinisch ist Ihr Kind, so wie Sie es beschreiben, unauffällig. Und das ist das wichtigste!

Das war der neonatologische Teil. Im zweiten Teil Ihres Berichts beschreiben Sie aber etwas, dass mich als Stillberater auf den Plan ruft:

Sie schreiben: "Innerhalb von 45 min wurde endschieden, dass er jetzt geholt werden muss bis das er dann auch schon da war und plötzlich war er weg. Nicht mehr in meinem Bauch nicht mehr da. Als wurde er mir endrissen!"

Sie beschreiben hier etwas, das Mütter nach (vorzeitiger) Schnittentbindung empfinden können und das man nicht leichtfertig betrachten darf.

Die Zeit direkt nach der Entbindung, das Bonding, ist für Mutter und Kind ein überaus wichtige Zeit! Die besonderen Umstände der Geburt Ihres Kindes haben dieses Bonding nicht ermöglicht.

Sprechen Sie bitte dringend mit Ihrer Hebamme und fragen Sie sie, ob sie Erfahrung hat mit einem sog. "Re-Bonding" hat. Vielleicht kann Ihnen auch der/die StillberaterIn in Ihrer Geburtsklinik weiterhelfen. Es ist möglich, diese verlorene Zeit in einem besonderen Setting nachzuholen. Das sollte aber jemand tun, der Erfahrung darin hat!

Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute

Liebe Grüße

Kinderarzt.jahn