Erfahrungen mit Wochenbettdepression?

Hallo ihr Lieben,

eine Freundin von mir hat am 15.4. ihr erstes Baby spontan entbunden. Mama und Baby sind wohlauf. Sie stillt und hat auch gute Unterstützung durch ihren Mann und ihre Hebamme!
Habe sie vor ein paar Tagen getroffen und mir ist aufgefallen, dass sie unglücklich wirkt. Sie hatte kein liebes Wort über ihren Sohn verloren, stattdessen hat sie sich „beschwert“, dass ihr Leben nur noch aus Stillen und Windeln wechseln besteht. Ich versuchte sie aufzumuntern und habe ihr gesagt, dass es Zeit braucht und es auch wieder besser wird. Aber ich hatte keine Chance. Ein Gespräch mit ihrem Mann bestätigen dann meine Befürchtungen. Sie geht nicht mehr vor die Tür und findet keinen Bezug zu dem Kleinen.
Es tut mir so leid für die drei!
Gibt es hier vielleicht jemand, der Erfahrungen mit Wochenbettdepression hat? Ich würde ihr gerne helfen. Kann ich das überhaupt, oder braucht sie dafür jemand „ Professionellen“?
Vielen Dank für eure Erfahrungen!
Liebe Grüße

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Ich kenne nur wenige Mamas die beim ersten Kind von Anfang an glücklich sind.
So eine Geburt ist meist wesentlich brutaler als man sich das vorstellt.
Alles ist irgendwie wund, die Organe wandern,der Bauch ist komisch, der Busen schmerzt. Stillen tut anfangs höllisch weh. Man "vertut" den ganzen Tag mit Stillen und sickeln. Die Hormone machen einen weinerlich. Man ist unsicher. Plötzlich für IMMER Mama und VERANTWORTLICH 24/7.
So hat man sich das nicht ganz so vorgestellt. Man hat zum Glück vorher nur wenig Ahnung was da auf einen zu kommt.
Ich hatte keine Depression aber ich war arg überfahren.
Ich könnte auch heute noch jedem nen Kick mitgeben, der sagt: genieß die Zeit, die wird so schnell rum gehen.
Besorg dir doch die Nummer von der Hebamme und Berichte von deinen Sorgen. Die sagt dir dann, ob das im Rahmen ist, oder nicht.

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Ich weiß gar nicht genau ob man nach so kurzer Zeit schon von einer richtigen Wochenbettdepression reden kann 🤔 ich kann dir nur sagen wie es bei mir war: ich hatte einen ziemlich üblen Baby Blues. Habe am 15.12. per Kaiserschnitt entbunden (ungeplant, vielleicht hat mich das auch aus der Bahn geworfen), war ab dem 19.12. zu Hause und es hat bis fast Mitte Januar gedauert bis ich mich in der neuen Situation zurecht gefunden hatte. Ich habe sehr sehr viel geweint, hab mein Baby versorgt aber auch keinen richtigen Zugang gefunden. Ich habe mich schrecklich unwohl in allem gefühlt und sogar an mir gezweifelt, ob ich vielleicht noch nicht bereit war Mutter zu werden. Geholfen haben mir mein Mann und meine Hebamme mit denen ich immer und immer wieder über alles geredet habe. Meine Hebamme meinte zu mir, solange man weiß woher die Gefühle kommen und das reflektieren kann, rutscht man nicht unbedingt in eine Depression. Irgendwann hat sich der Knoten gelöst und ich kann mir ein Leben ohne meine Tochter nicht mehr vorstellen.
Alles Gute für deine Freundin, der erste Ansprechpartner ist meiner Meinung nach die Hebamme.

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Vielen Dank für deine Antwort! Kann natürlich sein, dass es noch keine Wochenbettdepression ist, ich kenne mich da nicht aus. Ich mache mir nur Sorgen um sie. Ihre Hebamme hilft ihr, soweit ich weiß, schon, aber ich hoffe halt für sie, dass sie es bald genießen kann.
Es freut mich zu hören, dass es dir mittlerweile wieder gut geht und du deine Kleine genießen kannst ☺️👏🏼!

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Ich hatte bei meiner ersten Tochter wirklich einen schlimmen BabyBlues.
Das Stillen hat überhaupt nicht geklappt am Anfang, es tat so weh. Ich habe so viel geweint, weil ich mit allem überfordert war. Hatte Angst vor den Nächten.
Hatte Angst alles falsch zu machen.

Den einzigen Unterschied zu deiner Freundin. Ich hab meine Tochter vom ersten Moment an abgöttisch geliebt.

Und dennoch gab es Momente, wo ich so verzweifelt war (sie war kein Anfängerbaby-hat sehr viel geschrieen), dass ich am liebsten gegangen wäre.

Mir hat mein Mann in dieser Situation sehr geholfen. Dazu noch eine Stillberaterin mit der ich heute noch Kontakt habe.
Meine Mama war mir auch eine große Stütze. Sie hat sich so lieb um mein Baby gekümmert und Scherze gemacht. Dazu war ich anfangs nicht in der Lage weil ich so müde und ausgelaugt war.

Dass sie nicht vor die Tür geht, finde ich nicht schlimm. Ich bin das erste Mal nach 3 Wochen eine Runde um den Block. Sie kann durchaus einfach im Bett bleiben.

Du kannst mit ihr reden. Ihr Mann soll mit ihr reden. Er bekommt alles mit. Zur Not Mal die Hebi um Hilfe bitten. Für sowas sind sie da. Sie wird es besser einschätzen können.

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Also ich hab anfangs auch oft geweint und viel gejammert. Das stillen tat weh, war anstrengend, es kam die Erkenntnis, dass ich nirgends mehr ohne Baby hin kann, weil mein Baby noch kein Rhythmus hat und die Brust quasi immer beim Kind sein muss, während mein Mann stundenlang weg sein kann.

Ich bin mit weinendem Kind rum gelaufen, hab gewickelt und gestillt und wenig geschlafen und dabei auch noch Besuch empfangen. Ich hatte eine Blasenentzündung und eine Brustentzündung. Alles in allem war die Zeit nicht so schön, wie ich mir das immer vorgestellt hab!

Heute ist die Motte 5 Wochen geworden und langsam werden wir ein Team. Auch wenn es immer noch Tage oder Stunden gibt, an denen ich verzweifle.

Also irgendwie ist die Stimmung deiner Freundin „normal“. Allerdings hab ich meine Tochter von Anfang an geliebt. Deswegen „leide“ ich ja auch so, ich will ja nur ihr bestes. Wenn sie so weint, bricht mein Herz!

Ein super erster Ansprechpartner ist die Hebamme. Mit der sollte der Mann deiner Freundin mal reden, die kann dann weitere Kontakte herstellen. Und deine Freundin coachen.

Du kannst deiner Freundin ein offenes Ohr bieten. Mehr kannst du glaube ich nicht tun...

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Vielen vielen Dank für eure Erfahrungen. Ich muss sagen, es erleichtert mich etwas, dass es bis zu einem bestimmten Punkt „normal“ ist. Ich hatte es bei beiden Kindern nicht 🤷🏼‍♀️.
Ich werde mal nochmal mit ihrem Mann reden, dass er vielleicht nochmal ein offenes Ohr bei der Hebamme sucht.
Vielen Dank ihr Lieben!

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Hallo,
vielleicht machst du sie und / oder ihren Mann mal auf den Verein "Schatten und Licht" aufmerksam.
https://schatten-und-licht.de/index.php/de/
Dort findet man in Krisen rund um die Geburt professionelle Ansprechpartnerinnen und auch einen Test zur Selbsteinschätzung.
Ich finde es sehr lieb von dir, daß Du Dich kümmerst!! #blume

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Ich hatte schon beides Babyblues und Wochenbettdepression.
Beim 1. Kind ganz schlimm den Babyblues, ich war nur am heulen und mit allen total überfordert, was aber beim 1. Kind völlig normal ist durch die ganze Umstellung und nix ist mehr wie vorher.
Beim 3. Kind kam dann sie böse wochenbettdepression.
Der Unterschied ist darin, das die Depression viel ausgeprägter ist als der Babyblues.
Ich hatte null Gefühle für mein Kind, Sa war nix, sie lag neben mir und hatte geschrien, ich konnte sie nicht mal hoch nehmen also in den arm und trösten.
Das musste in der Zeit alles mein Mann machen weil ich einfach nicht in der Lage dazu war.
Ich hatte das Thema dann bei meinem Gyn angesprochen, der sich dann darum kümmerte das ich in Fachhände komme, die Wochenbettdepression geht nicht von allein vorbei und alles was mehr als 3 Wochen bleibt ist auch kein Babyblues mehr, so wurde es mir gesagt.
Ich hoffe deiner Freundin geht es sehr bald wieder besser und kann ihren Sohn geniessen.