Partner bei der Geburt als störend empfunden

Hallo,

Ich erwarte mein drittes Kind, die ersten beiden hab ich spontan bekommen.

Meine Große ist aus erster Ehe, die Geburt war geprägt von Interventionen. Es wurde eingeleitet, Wehentropf, PDA, Ausschabung. Durch die Einleitung war ich bereits in der Klinik und ihr Vater kam dazu, als ich schon 6 Stunden in dem Wehen lag, kurz bevor ich die PDA bekam. Ich habe seine Anwesenheit eher als störend empfunden, denn ich hätte schlafen können, er hatte Angst ich könnte das Bewusstsein verlieren und hat mich wach gehalten. Durch die PDA und Dauer-Ctg musste ich durchgehend liegen, helfen bzw unterstützen konnte er da kaum.

Meine zweite Tochter habe ich 7 Jahre später bekommen, von meinem jetzigen Ehemann. Die Geburt ging spontan los und verlief unauffällig. Sehr schmerzhaft aber ohne größere Komplikationen. Zum Ende der Geburt hab ich eine PDA bekommen aber während diese gelegt wurde begannen die Presswehen. Mein Mann wusste unter der Geburt nicht wohin mit sich, war ziemlich überfordert. Als wir in der Klinik ankamen sollten wir das Familienzimmer beziehen, wo er sich dann schlafen gelegt hat. War für ihn eine lange Nacht, das verstehe ich, allerdings habe ich ihn mit dem Veratmen der Wehen beim schlafen gestört. Wäre im Endeffekt lieber allein gewesen. Auch im Kreißsaal konnte er nicht unterstützen, die Hebamme hat ihn zwar angeleitet mich zu massieren aber dabei fühlte er sich unwohl.

Nun erwarte ich das dritte Kind. Und spiele ernsthaft mit dem Gedanken, mich von ihm in die Klinik fahren zu lassen aber allein dort zu bleiben. Ich hab auch niemanden anderen, der mir so nah stehen würde, dass ich ihn zur Geburt mitnehmen würde. Hab mich nun zum HypnoBirthing angemeldet um für mich selber noch eine Methode zu erlernen auch ohne Unterstützung gut durch die Geburt zu kommen. Zu dem Kurs möchte mein Mann auch eigentlich nicht mitkommen.

Von Freundinnen hör ich immer nur, was für eine tolle Unterstützung ihre Männer waren. Mir ist schon klar, dass meine Vorwürfe nicht ganz fair sind, wirklich viel tun können die Männer ja letztendlich nicht. Aber ich hab die Anwesenheit eher als störend empfunden.

Ging es vielleicht jemandem ähnlich? Und was würdet ihr an meiner Stelle tun? Hab schon überlegt mir eine Doula zu suchen, weiß a er nicht wie es mit den Corona beschränkungen aussieht.

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Mein Mann und ich haben 3 Kinder unser 4. (und wohl Letztes) kommt im Frühjahr. Er war bei keiner Geburt dabei, sondern wartete vor dem Kreissaal.
Für uns gab es mehrere Gründe, die es für uns zur richtigen Entscheidung gemacht haben, diese sind:

1. Er mag keine Situtionen in denen er nichts tun kann und ist dann weniger als nutzlos, zumal er Krankenhäuser, Ärzte etc verstörend findet.
2. Ich habe in solch einem Fall, gerne Personen um mich, die wissen was sie tun und zu denen ich keinerlei persönliche Bindung habe. Die sollen ihren Job (gut) machen, wir müssen keine Freunde werden oder uns jemals wieder sehen. Dass ist auch der Grund, weshalb ich schon beim letzten Kind auf eine Hebamme verzichtet habe, ich mag es nicht, wenn man in mein Privatleben eindringt und jemand, der zu mir nach Hause kommt, mich in dieser empfindlichen Situation begleitet und auch dann noch zur Nachsorge kommt, wäre mir absolut zuwider (klingt gemein, ist aber meine persönliche Distanz).
3. Ich kann mich alleine besser konzentrieren.
4. Mein Mann versucht anstregende Situationen mit Witz und Sarkasmus aufzulockern, dass schätze ich sehr an ihm, aber wenn ich krank bin oder es mir nicht gut geht, will ich meine absolute Ruhe. Keine Gespräche, keine lieb gemeinten Worte, kein Generve. Nur Ruhe.

Gerade Menschen dir mir Nahe stehen, möchte ich dann nicht bei mir haben. Unsere Älteste (dann 16 wenn das Baby kommt) meinte, sie könne ja mit. Ja, nett gemeint, aber alleine bei dem Gedanken wird mir schlecht und ich würde das eher alleine im Wald machen.

Die Geburt ist der intimste Moment im Leben einer Frau und ich glaube auch, diese eine Situation in der wir völlig unabhängig von unserem Umfeld entscheiden müssen, was für uns wichtig ist. Der Wunsch allein zu sein ist ebenso legitim, wie das Bedürfnis diesen besonderen Moment zu teilen.
Meine Gedanken dazu, widersprechen in vielerlei Hinsicht denen, die andere Frauen haben, sind aber nicht weniger Wert als deren Wünsche, weil wir alle anders empfinden. Wenn wir uns dabei geborgen fühlen, ist jeder Weg richtig.
Demnach würde ich sagen, geh in dich und versuche für dich zu ergründen, was du während der Geburt wirklicht gebraucht hast und damit begründest du deine Entscheidung.

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" lieber alleine im Wald" 😂👍

So alleine bist du gar nicht. Viele Frauen trauen sich das nicht zu kommunizieren oder diesem Impuls überhaupt Raum zu geben, weil es "halt dazu gehört"
Aber gebären, ist wahnsinnig intim, für manche so intim wie Stuhlgang.
Und es ist an und für sich nicht unnatürlich, dabei ungestört sein zu wollen. Die meisten Säugetiere gebären überhaupt nur, wenn sie sich ungestört und unbeobachtet fühlen.

LG

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Mit ein wenig Pech gehört Stuhlgang ja nun auch zu einer Geburt.....#schein

Ich frage mich immer, in wie weit gesellschaftliche Konventionen uns taub gegenüber unserer Empfindungen gemacht haben. Ob wir noch in der Lage sind unseren Gefühlen oder Instinkten zu folgen, da sich viele nach Anerkennung und Akzeptanz sehnen und uns dieser Druck unseres sozialen Umfelds oder der Medien abgestumpft hat. Zu oft heißt es: aber du musst (...), weil das ist Familie (...) , das gehört sich so (...) , dass macht man halt (...), einmal wirst du es schon ertragen können/ bringt dich doch nicht um (...).
Macht man etwas nicht heißt es oft "die Welt ist so egoistisch geworden".

Es ist zumindest schön zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die so empfindet. Bei Arbeitskollegen (die nun wirklich gar kein Mitspracherecht haben und deren Meinung mich wirklich gar nicht interessiert) kam oft "dein armer Mann, der hat ein Recht dabei zu sein, du nimmst ihm diesen intimen Augenblick. Er ist doch der Vater (...)."

Ich habe hier (?) mal einen Beitrag von einer jungen Frau gelesen, die massive Probleme bei der Planung ihrer Geburt hatte, weil ihr Mann verkündete, dass sowohl seine Mutter, seine Schwester, deren Mann und er selbstverständlich bei der Geburt dabei sein würden, dafür würden sie extra aus Italien (?) anreisen, dass wäre Familie und somit ihr Recht. Sie wollte es nicht und er hat sie sehr unter Druck gesetzt und sagte, entweder alle sind dabei oder keiner. Ich weiß leider nicht was daraus geworden ist, mir hat diese arme Frau entsetztlich leid getan und ich habe alleine beim Lesen gelitten. Ich frage mich, wie vielen es auch so geht oder gegangen ist...

Unser (angeblich männliches) Meerschweinchen hat sich bei der Geburt ihrer Fünflinge in ihr Haus zurück gezogen und kam erst wieder raus, als alle da waren. Man hörte keinen Ton, es gab keinen Streß und Papa Schwein saß am anderen Ende des Geheges und hat sich die ganze Zeit nicht gerührt. Hat gut funktioniert :-p.

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Hallo. Mein Partner war tatsächlich auch ein super Geburtsbegleiter. Somit habe ich keine Erfahrungen. Aber, wäre er mir eher eine Last gewesen, hätte er beim nächsten mal außerhalb bleiben dürfen. Ich will mich wohlfühlen und dazu gehört auch eine entspannte Begleitperson. Erkundige dich doch mal im Krankenhaus ob du jemanden dabei haben darfst. Bei uns ist es noch erlaubt. Ich habe eine Beleghebamme die in „meinem“ Krankenhaus arbeitet. Sie wird also definitiv an meiner Seite sein. Vielleicht auch eine Option für dich, wenn die Möglichkeit besteht?

Lg und eine schöne Schwangerschaft

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Ich würde jetzt im Vorfeld mal offen mit ihm darüber sprechen. Es klingt so, als ob es ihm vielleicht auch etwas lieber wäre, nicht dabei zu sein. Dann wärt ihr euch ja einig. Ansonsten, wenn es ihm SEHR wichtig ist dabei zu sein (was ich aus deiner Schilderung nicht unbedingt vermuten würde...), dann würde ich an deiner Stelle klare Vorstellungen kommunizieren.

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Hallo!

Von meinen 3 Geburten war ich bei einer allein - und das war die allerschönste Geburt von allen.

Habe die Anwesenheit von 3. ebenfalls eher als störend empfunden. Ich konnte mich dann einfach nicht so gut auf mich konzentrieren.

Also, würde ich noch ein Kind bekommen, dann auf jeden Fall ohne Begleitung.

Alles Gute!
LG Claudi

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Hallo,

ich finde es völlig legitim und überhaupt nicht unfair.
Ich wollte bei meinen Geburten auch eher immer meine Ruhe. Dieses Mal planen wir eine HG und ich habe von Anfang an klar kommuniziert, dass ich, wenn ich mich danach fühle gegebenenfalls auch alle rausschicke.

Du bist die Königin unter der Geburt und alle anderen sollten alles tun um es dir so angenehm wie möglich zu machen. Wenn dazu gehört, dass du deine Ruhe haben möchtest, dann ist das dein gutes Recht. Weder dein Mann noch die Hebamme oder der Arzt gebärt euer Baby, sondern du ganz alleine!

Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht wie das mit den Doulas aktuell gehandhabt wird, bin seit Anfang März im BV. Aber suche dir einfach eine in der Nähe aus, ruf an und frage, denn das ist sicher überall unterschiedlich, wie alle Regeln momentan (🙄)

LG

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Mir ging es genauso und ich werde meine nächste Geburt ohne Mann machen. Der kann von mir aus im Zimmer oder draußen im Auto warten. :-)
Mich hat er komplett gestört, dass er in meinem Blickfeld saß und ich mich nicht aufs atmen konzentrieren konnte. Das wird mir heute noch vorgeworfen. ;-)

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Hallo!

Als störend habe ich meinen Mann während der Geburten nicht empfunden, aber so richtig helfen konnte er mir auch nicht.

Ich hatte bei der 2. Geburt eine Beleghebamme, und das fand ich großartig! Da baut man schon während der Schwangerschaft ein Vertrauensverhältnis auf, bespricht eventuelle Wünsche oder Sorgen im Vorfeld, sie hat Erfahrung und weiß, was sie tut.
Mit ihr hätte ich mir die Geburt auch ohne meinen Partner vorstellen können.

Allerdings bin ich schon der Meinung, es ist auch sein Kind und für ihn ein ganz besonderer Moment, wenn es auf die Welt kommt... Das wollte ich ihm nicht nehmen. Und weil er gerne dabei sein wollte, haben wir das dann auch so gemacht.
Es war eine schöne Geburt!

Ohne Beleghebamme hätte ich es mir allerdings nicht ohne meinen Mann vorstellen können.

Vielleicht sprichst du mal mit deinem Partner, wie wichtig es ihm überhaupt ist dabei zu sein... und erkundigt dich sonst mal nach den aktuellen Regelungen für eine Doula. Oder eben eine Beleghebamme, aber da muss man sich sehr frühzeitig kümmern und ich weiß nicht, wie weit du jetzt bist.

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Eine Beleghebamme war zu Beginn meiner Schwangerschaft auch eine Überlegung, allerdings hab ich mich dann doch für "meine" Hebamme entschieden, die ich bereits in der letzten Schwangerschaft und im Wochenbett hatte. Die hat nämlich ihre Praxis in der Praxis meiner Frauenärztin. Hab echt lange hin und her überlegt. Meine Hebamme ist aber im Hebammenteam meiner Geburtsklinik. Mit Glück hat sie in der Zeit Dienst aber wissen tut man das vorher nicht und beeinflussen kann man es auch nicht.

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Ich habe unser letztes Kind auch ohne meinen Mann bekommen. Eine wirkliche Unterstützung war er mir vorher bei den Geburten auch nicht 😂
Allerdings hat es bei uns den Hintergrund, dass wir ein Baby bei der Geburt verloren haben und er deswegen nicht mit möchte. Dafür brauche ich keine Betreuung für die anderen 😉
Ich veratme auch lieber alleine, da ich sonst versuche Rücksicht auf die andere Person zu nehmen zum Nachteil von mir. Wenn es dir also nicht hilft, dann schaffst du es sicher auch alleine. Erfahrungsgemäß sind die Hebammen dann mehr anwesend bzw kommen öfter.
Für mich war es der richtige Weg und ich werde auch unser nächstes Baby alleine bekommen (unabhängig von den derzeitigen Bestimmungen).

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Der Gedanke kam mir auch, dass die Hebamme dann öfter bei mir ist. Da gehört aber wahrscheinlich auch etwas Glück dazu, wenn viel zu tun ist wäre ich eben viel alleine.
Mit den derzeit geltenden Beschränkungen hat meine Entscheidung auch nichts zu tun. Momentan dürfen die Männer hier bei den Geburten dabei sein. Hier ist Infektionsrisiko im Vergleich zum Rest des Landes eher gering. Kann sich bis zur Geburt im April noch ändern, dann würde mir die Entscheidung ggf abgenommen werden.

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Wenn die Hebamme die Zeit hat, wird sie sicher schon reinkommen. Ich war in einem Krankenhaus, da wurden die CTG-Werte zentral in einem Raum angeguckt.
Da du aber lieber alleine sein möchtest, wäre es aber ja auch kein Problem, wenn die Hebamme nicht so viel Zeit hat.
Ich konzentriere mich auch lieber auf mich selbst bei der Geburt und somit hilft mir mein Mann nicht. Da du es scheinbar ähnlich siehst, erkläre es deinem Mann. Ihr habt schon Kinder, da ist es doch sowieso einfacher, wenn er für die anderen da ist ☺️
Meine Mutter fand die Idee ganz furchtbar, dass ich alleine in den Kreissaal gehe und hatte es sogar angeboten. War echt lieb gemeint, aber für mich eine schreckliche Idee 😂 im Endeffekt war die ersten Stunden eine Freundin mit und die letzten Stunden war ich mit Hebammen und Ärzten alleine.
Meine Freundin war auch viel hilfreicher als mein Mann 🤣 trotzdem fand ich die Zeit alleine sehr schön und würde es auch wieder alleine machen.

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Also ich habe meinen Partner nicht als störend empfunden. Aber eine Hilfe war er auch nicht wirklich. Er war 5 Stunden mit mir spazieren, im Kreißsaal war ich 60 Minuten vom Lachgas benebelt und hab einfach nur von iner wehe zur nächsten "gelebt". Die Presswehen dauerten 40 Minuten. Auch da war ich nur mit mir beschäftigt und habe nur mit den Hebammen kommuniziert bzw. Eher sie mit mir.

Kann dir aber sagen das ich schon mehrere Geburten miterlebt habe wo die Mütter alleine waren. Und es waren allesamt sehr gute Geburten. Im Gegensatz dazu aber auch Geburten wo die Männer echte Hindernisse waren.

Ich würde sagen... Sprich mit deinem Mann. Was sagt er dazu? Vielleicht findet sich ein Kompromiss? Z. B. Das er wirklich nur für die finalen Minuten dazu kommt. Aber wie gesagt, auch ohne Mann kann eine Geburt wirklich gut werden.

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Ja der Kompromiss kam mir auch schon in den Sinn. Sollte ich nämlich nach der Geburt genäht werden müssen, könnte er die Kleine solange nehmen. Nach der letzten Geburt war ich auch noch im Kreißsaal auf Toilette und duschen, auch da wäre es mir lieber wenn unsere Tochter bei meinem Mann bliebe anstatt bei einer Hebamme oder Krankenschwester.