Hallo ihr Lieben,
ich schreibe hier, weil ich vermute ein Trauma von meiner Geburt vor rund einem Jahr davon getragen zu haben und ich nicht weiß, wie ich es verarbeiten soll...
Einen ausführlichen Geburtsbericht hab ich wenige Tage nach dem Ereignis hier gepostet. Falls ihn sich jemand durchlesen mag, hier ist er zu finden: https://m.urbia.de/forum/43-geburtsberichte/5339231-einleitung-kaiserschnitt-intensivstation?pp=37638050#p-37641621
Die kurze Zusammenfassung ist folgende: Nach einer Einleitung wegen einer Nierenbeckenentzündung hatte ich einen Wehensturm, während welchem sich der Muttermund innerhalb einer Stunde von 2 auf 8 cm öffnete. Aufgrund eines Sauerstoffmangels meines Babys musste ein eiliger Kaiserschnitt vorgenommen werden. Da er danach nicht atmete wurde er inturbiert und ich konnte ihn erst 4 Stunden nach der Geburt das erste Mal sehen, und das nur für eine Stunde. Anschließend musste er 4 Tage auf der Neonatalogie verbringen. Heute geht es ihm zum Glück gut, er ist kerngesund.
Nach der Geburt dachte ich, ich hätte den Kaiserschnitt gut verkraftet. Ich glaube aber, dass dem nicht so ist.
Manchmal habe ich regelrechte Flashbacks. Ein Beispiel: Unser Babyphone macht wenn der Akku leer geht solche Piepgeräusche. Ich ertrage diese Geräusche nicht, da sie wie der Monitor auf der Neonatalogie klingen.
Oder wenn ich mit meinem kleinen Kuschle und seinen Herzschlag höre. Das erinnert mich an die sinkenden Herztöne am CTG.
Ich kann auch nicht über die Geburt sprechen ohne zu weinen...
Nun ist es so, dass wir langsam an ein Geschwisterchen denken. Allerdings habe ich panische Angst vor der Geburt. Nicht vor den Schmerzen, sondern davor, dass es dem Baby dann wieder nicht gut gehen könnte...
Davor, dass es diesmal nicht gut endet...
Ich bin auch ratlos, ob ich einen Kaiserschnitt wählen würde, oder es natürlich probieren möchte.
Ich würde so gerne mit jemanden darüber reden, aber ich schäme mich vor meinen Freunden und meiner Familie dafür, einen Kaiserschnitt gehabt zu haben und dafür, nun so zu empfinden, wie ich es empfinde.
Ich fühle mich, als hätte ich meinen Kleinen nicht wirklich geboren. Ich liebe ihn über alles! Allerdings fühlt es sich so an, als ob er eben einfach plötzlich da gewesen wäre...
Auch bin ich absolut neidisch auf Frauen, die eine normale Geburt erleben durften oder gerade schwanger sind. Das macht mich so traurig und wütend auf mich selber - denn eigentlich bin ich ein sehr empathischer Mensch, der nicht wirklich neidisch oder eifersüchtig ist...
Hat irgendjemand hier Erfahrungen mit einem Geburtstrauma und Tipps, wie ich das Erlebnis erfolgreich verarbeiten kann?
Danke und liebe Grüße
Wiwiwi
Hilfe, ich hab ein Geburtstrauma
Ich würde mir auch professionelle Hilfe holen.
Erste Anlaufstelle, falls das bei dir infrage kommt, wäre für mich wohl die Hebamme von der ersten Geburt, falls du die wieder haben möchtest. Ansonsten eine andere Hebamme. Für den Anfang um mal darüber zu sprechen wäre das glaube ich sehr hilfreich.
Musst das dann halt wahrscheinlich als privates Beratungsgespräch bezahlen, außer du wartest bis du schwanger bist und verbindest es dann mit den Vorsorgeuntersuchungen.
Aber frag doch einfach mal nach.
Mittelfristig wären natürlich Sitzungen bei einem Psychotherapeuten sinnvoll, wenn du flashbacks hast könnte das ein Anzeichen für eine postraumarische Belastungsstörung sein und das ist schon was ernsteres.
Allerdings bekommt man da meines Wissens nach sehr schlecht Termine, man wartet nicht selten 6 Monate oder länger.
Daher mein erster Tipp in der Zwischenzeit eine Hebamme zu kontaktieren, die sind vielleicht in psychologischer Hinsicht nicht direkt ausgebildet aber mit dem spezifischen Thema haben sie dafür öfter zu tun und alleine Reden hilft ja oft schon, ob nun mit Fachpersonal oder nicht.
Ob ihr das alles vorher klären und verarbeiten wollt oder es nebenher in der Schwangerschaft machen wollt müsst ihr natürlich noch entscheiden.
Ich persönlich würde den Kinderwunsch wohl nicht aufschieben und es während der Schwangerschaft als Programm zur Geburtsvorbereitung gewissermaßen betrachten aber vielleicht wollt ihr auch lieber einen klaren Schlussstrich und dann bei 0 weitermachen.
Zum sofort reinschauen kann ich, falls du den nicht schon kennst, den Podcast "die friedliche Geburt" empfehlen, da geht es zwar nicht primär um solche Themen aber in einigen Folgen wurde auch sowas schon angeschnitten und allgemein wird dort ein positives Bild auf die Geburt vermittelt, freudige Erwartung statt Sorgen.
Außerdem bietet die deutsche Depressionshilfe ein kleines online Programm an "ifight Depression". Das ist so zum durchklicken, normalerweise meldet dich dein Therapeut da an damit du freigeschaltet wirst aber während Corona kann man auch einen Zugang bekommen wenn man noch keinen Therapeuten hat, so unterstützen sie die erschwerten Bedingungen für die persönlichen Sitzungen. Ich glaube das kann man per Mail anfragen.
Das ist natürlich nicht ganz dein Fall aber ich denke es gibt Überschneidungen und vielleicht hilft es dir ja, auch wenn das natürlich nicht so in die Tiefe geht.
Aber das wäre eine Möglichkeit sofort etwas zu tun.
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/unsere-angebote/fuer-betroffene-und-angehoerige/ifightdepression-tool
Ich hoffe du kannst dein unschönes Erlebnis gut und schnell verarbeiten und dich bald auf eine neue Geburt freuen!
Hallo meine Liebe, ich danke dir vielmals für deine ausführliche Antwort! Ich habe inzwischen mit meiner Frauenärztin über dieses Thema gesprochen, und sie hat mir Kontaktdaten von einer Psychotherapeutin sowie von einer Hebamme gegeben, die auf Geburtstraumata spezialisiert ist.
Ich glaube, ich werde die Verarbeitung des Themas tatsächlich zur Geburtsvorbereitungskurs nutzen - irgendwie denke ich, dass eine weitere Geburt vielleicht auch heilsam sein kann, wenn sie denn dann schöner verläuft.
Liebe Grüße
Wiwiwi
Toll, dass deine Frauenärztin da gleich passende Ansprechpartner hatte!
Jetzt geht's bergauf
Ja das würde ich auch denken, außerdem kann dich dein Kleines bestimmt auch unterstützen, wenn du dann spürst wie dieses neue Leben in dir heranwächst und die Vorfreude greifbar wird.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und dass du die nächste Geburt dann in schöner Erinnerung halten kannst!
Hey,
bitte hole dir professionelle Hilfe. So etwas haben ganz viele und es ist nichts wovor man sich schämen muss. Ich glaube ganz viele Geburten verlaufen nicht so wie man es erwartete und viele haben etliches zu verkraften danach. Es hat eben ein gewaltiges Erlebnis, bei dem auch heute noch viel schief gehen kann.
Aber: das heißt nicht automatisch, dass es beim 2. Kind auch so sein muss.
Meine 1. Geburt war auch nicht schön, endete auch in einem nicht gewollten KS.
Die 2. war wundervoll und der Kleinen ging es super.
Dennoch solltest du die Ängste bearbeiten.melde dich schnell bei Psychologen, denn die Plätze sind rar und bis dahin kannst du vielleicht mit einer Hebamme über deine Ängste sprechen.
Bitte schäme dich nicht mit jemandem darüber zu sprechen!
LG
Danke dir, es ist schön zu hören, dass es beim 2. Baby Ander laufen kann - ich hab nun mit meiner Frauenärztin darüber geredet und sie hat mir Kontakte zu Fachpersonal gegeben 😊
Liebe Wiwiwi,
herzlichen Glückwunsch zum Baby ...
Ich kann mich noch an die Geburt meines 1. Kindes erinnern. Es war auch keine schöne Geburt. Nach 12 Stunden Wehen wurde ein KS gemacht. Das war für mich damals nicht nachvollziehbar und ich hab mich hauptsächlich so schwer getan, weil ständig interveniert wurde und ich immer nur informiert wurde, aber nicht mitentscheiden durfte oder überhaupt ausreichend darüber aufgeklärt wurde. Als ich nach einem Jahr erneut schwanger war, hat meine damals betreuende Hebamme mit mir gemeinsam den Geburtsbericht angefordert und gelesen. Sie hat mir erklärt warum manche Sachen so gemacht wurden und manchmal hat sie auch gesagt, dass manche Sachen sich später als Fehlentscheidung oder sogar ein Behandlungsfehler waren. Das hat mir damals sehr geholfen. Auch habe ich erkannt, dass ich vielleicht auch selbst etwas zu blauäugig in die Geburt ging.
Letztendlich hat mir die 2. Geburt, die viel besser war, total geholfen die 1. Geburt zu verarbeiten.
Deine Geburt ist ja noch gar nicht so lange her, deshalb würde ich hier noch nicht von einem Trauma sprechen. Wenn du ehrlich das Gefühl hast, dass du ein Trauma hast, dann wende dich an deine Ärztin, dass sie dich an eine Psychologin überweist. Es war ein schweres Erlebnis für dich, aber meistens bekommt man das irgendwann ganz gut wieder unter die Füße. Es ist okay, dass dich das Erlebte belastet. Ich kann das gut verstehen. Aber gib deiner Seele ein bisschen Zeit sich selbst zu heilen. Mir hat es damals wirklich sehr geholfen mit der Hebamme über die Geburt zu sprechen. Man kann in der Klinik den Geburtsbericht einfordern, wenn man manche Sachen nicht mehr weiß oder damals einfach nicht verstanden hat.
Ich finde die größte Herausforderung in einer solchen Situation ist, dass man Gefühle rauslassen muss, aber sich auch nicht hineinsteigern darf. Das ist ein echter Balanceakt.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und trotzdem auch ein wachsames Auge für das ganze Wundervolle was gerade trotzdem um dich herum geschieht.
Liebe Grüße
Dachskind
Danke für deine Antwort 😊 Den Geburtsbericht hab ich damals sogar angefordert - ich werde Mal schauen, ob ich eine Hebamme finde, die ihn mit mir durchgehen kann. Ich hatte leider keine Beleghebamme, darum kann ich den Bericht nicht mit der Dame bereden, die meine Geburt begleitet hat...
Meine ersten Geburt verlief auch ganz anders als geplant. Ich hatte noch keine Wehen aber immer wieder starke Herztonabfälle ohne erklärbaren Grund. Ständig kam jemand rein gelaufen und hat mir was gespritzt, war dann aber auch wieder weg weil das KH zu dem Zeitpunkt total überlastet war. Es wurde dann ein KS. Danach war ich enttäuscht von meinem Körper, der es nicht geschafft hat Wehen zu produzieren, von mir selbst, weil es mir gut ging und ich ohne zufälliges CTG nicht mal gemerkt hätte, dass es meinem Baby immer schlechter geht. Außerdem habe ich mir immer wieder gedacht, was wäre passiert, wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht zufällig am CTG gewesen wäre und fälschlicherweise auf meinen Körper vertraut hätte. Ich habe die ganze Geburt nur mit viel Angst und Unsicherheit verbunden. Ich hätte am liebsten die Zeit zurück gedreht. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich so eine tolle Schwangerschaft hatte und das "Finale" dann so anders als geplant verlief. Ich war im Vorfeld einfach so sicher, dass ich eine natürliche Geburt haben kann, dass die Enttäuschung riesig war. Ich hatte mir die Geburt einfach so schön vorgestellt, dieser magische Moment das Baby dann im Arm zu haben. Leider war ich nur völlig benommen (hatte eine Spinale bekommen die dann aber nicht schnell genug gewirkt hat), habe mein Baby im OP Saal gar nicht richtig realisiert. Ich habe nur gehört wie jemand gesagt hat, jetzt holen wir den L auf die Welt und sich bei mir alles gedreht hat und ich dachte, wer ist denn L, was meinen die. Als ich ihn dann das erste mal richtig bekommen hab, war er schon komplett angezogen und kam mir ganz fremd vor.
Ich hatte wirklich lange dran zu knabbern. Sogar der Geruch des Duschgels das ich im KH dabei hatte, hat mich an alles erinnert. Als wir mal aus einem anderen Grund in diesem KH waren, sind mir schon im auto die Tränen gelaufen, obwohl es eigentlich keinen Grund gab.
Ich kann dir nur sagen, dass es mit der Zeit besser wurde. Ich habe mit meiner hebamme darüber gesprochen und mir den Geburtsbericht geholt. Die ersten 3 Monate waren ganz schlimm, danach wurde es besser. Aber auch heute, vier Jahre später, kriege ich bei einem bestimmten Lied noch ein beklemmendes Gefühl.
Ich hatte auch Angst vor der zweiten Geburt. Diesmal ging alles gut und ich bin mit einer anderen Einstellung ran gegangen. Ich war in einem anderen Krankenhaus und habe ganz klar kommuniziert was mir wichtig ist und auch darauf bestanden. Außerdem habe ich mich von diesem Gefühl verabschiedet, dass nach der Geburt alles wie im Film sein muss. Ich hatte dann eine wirklich schöne natürliche Geburt, aber ich bin realistischer ran gegangen.
Das ist jetzt ganz schön lang geworden, aber ich wollte dir gerne vermitteln, dass deine Gefühle berechtigt sind, auch wenn dein Kind heute gesund ist und ja nochmal alles gut gegangen ist.
Vielen Dank fürs Teilen deiner Erfahrung!
Bei einigen Sätzen kann ich mich sehr gut wiedererkennen.
Und es ist schön zu hören, dass eine weitere Geburt anders und besser verlaufen kann.
Ich werde auf jeden Fall mit einer Hebamme sprechen und mit ihr meinen Geburtsbericht von Krankenhaus durchbesprechen.
Liebe Grüße
Wiwiwi
Ohje Ohje... lass dich drücken!
Ich hatte nach meiner ersten Geburt auch waaaaaahnsinnige Angst vor der nächsten und nächsten und nächsten Geburt! Das muss es nicht. Ich hatte bei meiner 4. und letzten Schwangerschaft mir noch Hilfe von einer Hebamme die Hausgeburten macht geholt. Sie redete viel mit mir und nahm mir die Angst. Dass ausgerechnet ICH sagen würde, ich hatte eine schöne Geburt träumte ich mir nicht WAR ABER So. mein kleiner Bär kam völlig entspannt auf die Welt
Vieles passiert im Kopf und wirkt sich auf den Körper aus - drum such dir jemanden mit dem Du darüber reden kannst! Alles wird gut