Bin gerade ziemlich erschrocken nach einem Telefonat mit einer guten Bekannten. Sie ist Jugendtherapeutin und betreut gerade zwei Jugendliche im Krankenhaus nach Suizidversuch. Beide ca. 15jährigen Mädels (sie kennen sich nicht, sind getrennte Fälle) kamen nach ihrer Erzählung nicht damit zurecht, dass die Mütter immer noch jeglichen Umgang mit Freundinnen verbieten aus lauter Angst und Panik vor Infizierung. Sie können nun stundenweise in die Schule, aber die besten Freundinnen treffen dürfen sie weiterhin nicht, müssen immer zuhause bleiben. Das Smartphone ersetzt nicht alle sozialen Kontakte, das sehe ich bei meiner Dreizehnjährigen ja auch, die sich schon lange mit ihrer Freundin trifft, warum auch nicht?
Vielleicht mal überdenken, wenn man alles aus persönlicher (!!) Panik verbieten will, soll nur ein Denkanstoß sein. Es muss wirklich nicht soweit kommen, aber ganz offensichtlich gibt es solche Fälle.
Jugendliche und überängstliche Mütter
Das ist die logische Konsequenz aus der eindimensionalen Wahrnehmung der Situation und der daraus getroffenen Maßnahmen. Es wurde von Beginn davor gewarnt, leider wurde es ignoriert. Und es wird noch viel mehr solcher indirekten Opfer geben, die leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Die Peergroups sind definitiv wichtig in diesem Alter!
Die Mädchen können einem wirklich nur leid tun.
Bei uns gab es keine Ausgangssperre oder totales Kontaktverbot zu jeglichen Menschen.
Haben diese Mütter dieses Verbot denn selbst geschaffen? Ja oder?
Denn solche Ausgangssperren gibt es doch nirgendwo in Deutschland.
Meine Kinder hätten sich allerdings auch mit 15 nicht an solche Verbote gehalten.
Da stehen diese Mädchen wohl generell ganz schön unter Erziehungsdruck, wenn solche Verbote sogar mit 15 noch funktionieren.
Hm, ich sehe diese Panik teilweise schon als Psychose, ich denke dass das Verhalten der Mädchen nicht durch ein reines "Strafe / Konsequenzen" Konstrukt entsteht sondern ähnlich wie bei Coabhängigkeit dieser Gehorsam aus dem Antrieb heraus geschieht der Kranken helfen zu wollen.
Meine Oma war psychisch krank und extrem manipulativ. "Wollt ihr dass ich sterbe", "Jetzt hab ich wieder Migräne/Herzrasen weil ich krank bin vor Sorge" ...
Da hilft leider kein Appell an die Mütter, da hilft nur professionelle Hilfe
So könnte es auch sein.
Denn wie gesagt, mir erscheint es komisch, dass sich 15-jährige tatsächlich für einen so langen Zeitraum an ein absolutes Kontaktverbot durch die Eltern halten.
Und wenn sie Corona sehr ernst genommen haben, hätten sie sich auch auf etwas Abstand vielleicht sogar mit Mundschutz treffen können, also heimlich.
Meine Kinder sind 17 und 19, aber ich weiß noch gut, wie sie mit 15 waren.
In dem Alter machen sie auch ihr eigenes Ding.
Das kenne ich von allen Jugendlichen so, die ich kennengelernt habe.
Und in diesem Revoluzzeralter finde ich es auch normal.
Ich habe immer schon angeprangert wie die Kommunikation verlief und auch, dass es sehr wohl für manch eine (Rand)Gruppe schlimmer verläuft. Aber es hieß, Selbstmörder wählen es selbst, die muss man nicht so schützen wie die Virusopfer... naja. Unsere Welt ist leider nicht so eindimensional wie es manche gerne hätten.
Klar sind die Kinder verzweifelt. Was passiert, wenn sie sich doch treffen dürfen, aber das Pech haben das Virus einzuschleppen? Müssen sie sich ihr Leben lang Vorwürfe machen, Schuld an der Erkrankung eines Familienmitgliedes zu sein?
Auch wenn es furchtbar ist, aber man sollte einen gesunden Umgang zu potenziell tödlichen Krankheiten finden. Ein Ansteckungsrisiko über die Bedürfnisse aller Familienangehörigen zu stellen ist es definitv nicht.
"aber man sollte einen gesunden Umgang zu potenziell tödlichen Krankheiten finden."
DAS ist ein meinen Augen das A und O in dieser Situation.
Unsere Helikoptergeneration hat verlernt Dingen seinen Lauf zu lassen, zu akzeptieren dass es Sachen gibt die man eben nicht beeinflussen kann oder zumindest nicht mit "menschlichen" Mitteln. In der Kiindheitszeit meiner Eltern haben zumindest hier im ländlichen Bereich viele Familien noch ein Kind verloren, an Polio, Meningitis etc. Da gabs kein "der Bruder war "schuld" weil er es aus der Schule mitgebracht hat. Das war einfach der Lauf der Dinge.
Ich stimme dir zu. Ich will es auch nicht allzu böse vermitteln, aber in unserer Welt sind wir was das betrifft wahnsinnig verwöhnt. Ich habe da so einen Bericht über Schweden gesehen und weshalb sie diesen Weg gegangen sind. Ihre Mentalität ist nicht nur distanzierter, sondern noch Wikinger-haft. Die "Alten" gehen quasi zum Sterben in den Wald... sie gehen mit der Thematik um den Tod anders um und akzeptieren das Risiko einfach anders.
Unsere Nachbarin arbeitet auch in der Jugendhilfe, sie hat auch schon erzählt das die Selbstmordversuche, vor allem bei Mädchen drastisch zugenommen haben. Ich finde es verantwortungslos wenn die Eltern ihre Kinder so einsperren, die einzige Begründung für mich wäre ein Hochrisikopatient in der Familie, das scheint aber bei den meisten nicht der Fall zu sein, sonst würden die Kinder ja auch nicht in die Schule gehen. Ich finde hier einige Antworten für mich grenzwertig. Viele waren ja schon vorher panisch, durch Corona haben sie endlich einen Grund gefunden, der ihre Panik bestätigt.
Auch wenn ich mich dadurch unbeliebt mache, für mich wäre das Wohlergehen meiner Kinder wichtiger wie irgendwelche Fremden, was habe ich davon wenn ich mich und meine Familie isoliere, dafür sich aber mein Kind umbringt weil es die Situation in icht mehr ertragen kann.
Wir hatten das im April in unserer Strasse, ein altes Ehepaar, die Kinder haben den persönlichen Kontakt abgebrochen um die beiden zu "schützen" der 92 jährige musste sich nun alleine um seine dementen Frau kümmern, die Dank Corona nicht mehr in die Tagespflege konnte, er hat die Kinder und Enkel mehrfach um Hilfe angebettelt, diese lehnten zu seinem "Schutz" ab. Wir Nachbarn haben versucht so gut wie möglich zu helfen, das hat leider nicht gereicht. Das Ganze ist noch halbwegs gut ausgegangen ,da der Rettungswagen noch rechtzeitig kam, trotzdem finde ich es von der Familie unmöglich.
LG
Visilo
"was habe ich davon wenn ich mich und meine Familie isoliere, dafür sich aber mein Kind umbringt weil es die Situation in icht mehr ertragen kann."
Danke, so sah ich das auch.
Warum kann man einen Hinweis nicht als das nehmen, als was er gedacht ist, einfach nur als Anlass, mal nachzudenken, wie sich Kinder fühlen könnten, wenn man die eigenen Ängste auf sie überträgt. Aber da müsste man zugeben, dass man vielleicht falsch denkt und das ist wohl undenkbar.
Wir kennen auch Familien, wo die Jungen Corona wirklich als Vorwand nahmen, sich nicht mehr um die betagten Eltern zu kümmern, einfach nur widerlich hoch drei. Man schont die alten Leute zu Tode - ja, die Selbstmordrate stieg bei alten Menschen auch, aber das will auch keiner wissen oder es ist ihnen egal.
Ich arbeite im Altenheim und bekam hautnah mit, wie die alten Menschen auf ihre strikte Isolierung reagierten, Tränen, Verzweiflung bis hin zur Depression und Totalverweigerung.
Furchtbar.
Huhu,
das ist aber eine absolut subjektive Wahrnehmung!
Die Anzahl der Selbstmorde ist während der Coronazeit sogar zurück gegangen!
Die nackten Zahlen zeigen eben, dass es eben doch alles gar nicht so schlimm war, wie viele hier immer wieder vorhersagen wollten. Schwarzmalerei ist wohl leider gerade sehr aktuell - die einen finden Corona extrem dramatisch, die anderen die Maßnahmen.
Tragische Einzelschicksale wird es immer geben, auf beiden Seiten.
Fehlentscheidungen wird es auch immer geben.
Ich bin da nach wie vor der Meinung, dass man einen Mittelweg finden muss, um beides zu bewältigen. Ich werde meine Kinder sicherlich nicht einsperren, aber sie müssen auf dem Spielplatz auch nicht mit 20 mir unbekannten Kindern spielen.
Ich finde es sehr schön, dass die psychisch Erkrankten auch auf einmal so viel Beachtung finden.
Hoffen wir doch, dass das nach Corona auch noch der Fall ist. Also nicht wegsehen bei Mobbing oder Mitmachen beim Bagatellisieren.
Ich zähle auf euch.
Ab welchem Todesrisiko bei Ansteckung darf man denn Eurer Meinung nach Kontakteinschränkungen aussprechen.
Selbst ohne Risiko-Vorerkrankung gibt es ja durchaus nicht wenige um die 60 Jahre alte Väter von Teenagern. "genügend" Risiko, um ein
Und die haben laut den Meldedaten des RKI (wenn man es ausrechnet) ein Sterberisiko von 2% bei Ansteckung. Sicher reduziert sich das etwas, wenn man eine Dunkelziffer einrechnet. Wenn man aber noch einen Zusatzrisikofaktor hat, ist man schnell wieder bei 2%.
Wäre das "genügend" Risiko, um sein Kind einzuschränken?
Das ist auch ein wichtiger Punkt, den du ansprichst.
Ich denke, es ist schwierig bis nicht machbar, hier eine richtige oder falsche Entscheidung zu treffen.
Ich persönlich habe auch mal überlegt (aber nur meinem Mann gegenüber ausgesprochen), was passiert, wenn wir beide uns infizieren und womöglich sterben. Dann sind unsere Kinder Vollwaisen. Auch wenn sie nicht mehr klein sind, wohnen sie noch bei uns und brauchen uns auch in ihrer Bildungszeit usw.
Wir könnten natürlich auch bei einem Autounfall sterben, das ist klar. Aber Verkehrstote in unserem Alter gibt es in Deutschland pro Jahr nur ca. 1600, theoretisches Risiko wäre kleiner.
Hm, also man macht sich alle möglichen Gedanken, aber ich denke, man wüsste immer erst später, ob die Entscheidung richtig oder falsch war.
Wie bewertest du dann den Klimawandel, Rauchen, Autofahren, Radfahren, das Essen von zuckerhaltigen Lebensmitteln? Errechnest du Dir die maximale Zuckermenge die in der Woche "vertretbar" ist in Relation zur Gefahr einer im Ende tödlichen Stoffwechselerkrankung zu erleiden?
Was ich an diesem Thread sehr seltsam finde ist, dass man sich zwar einerseits sehr um labile Menschen sorgt, andererseits aber bereit ist, Menschen, die ängstlicher sind als man selbst zu pathologisieren, ohne die genauen Umstände dieser Menschen zu kennen. Ich persönlich finde, dass einige dafür das andere Extrem leben und einfach so weiter machen, als gäbe es gar kein Problem. Ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.
Und wie Khalesi sagte: Die reinen Zahlen sprechen eine andere Sprache und selbst häusliche Gewalt ist zurückgegangen (in NRW gab es dazu eine Untersuchung).
Das ist interessant. In Österreich ist die häusliche Gewalt schon angestiegen und so wie ich gelesen habe, ist das eher die Regel in Ländern mit Lockdown. Zu Selbstmorden findet man unterm Jahr selten Informationen, da diese in der Regel nie öffentlich kommuniziert werden.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Zahlen zur häuslichen Gewalt ohnehin kritisch sehe. Corona bedingt ja nicht häusliche Gewalt, sondern das Problem war schon vorher da und nun ist die Frage, inwiefern die Lage das Problem beeinflusst. Einige Frauen (und Männer) werden vielleicht jetzt endgültig einen Schlussstrich ziehen, weil es keine Erholungsphasen mehr gibt. Andere werden eher warten, bis die Lage nicht mehr so angespannt ist und sich später erst melden.
Bei psychischen Problemen vergessen viele, dass es auch psychische Erkrankungen gibt, auf die die Kontaktbeschränkungen sogar positiv wirken, weil Druck herausgenommen wird oder Trigger wegfallen.
Es ist daher auch undifferenziert zu sagen, häusliche Gewalt und psychische Probleme nehmen durch die Kontaktbeschränkungen zu.
Im Beispiel der TE geht es um bestimmte Fälle, die auch nicht typisch sind. Ich kenne keine einzige Mutter, die ihre Kinder nicht zumindest mit den besten Freunden draußen spielen lässt.
Ich finde es generell nicht richtig, dass der Umgang mit anderen Kindern verboten wird. Es heißt ja gemeinsam auch durch das Corona geschehen gehen. Und da ist Panikmacherei seitens der Mütter überhaupt nicht hilfreich. Vielleicht sollte diese mal über den eigenen Tellerrand sehen, damit es ihren Kinder körperlich und psychisch gut trotz Corona. Und ich kenne selbst eine Familie, die fast komplett zur Risikogruppe gehört. Die mehrwöchige Isolation ging den nachher so auf den Keks und sagten es reicht wir leben mit dem Coronavirus und gut. Und die Enkelkinder sind darüber auch sehr glücklich, gehören zur Hochrisikogruppe. Außerdem gibt es auch auch FFP2-Masken, die auch chronisch Kranke tragen können.
Ich selber habe einen 16 jährigen Sohn mit frühkindlichen Autismus, wo am Sozialverhalten ständig gearbeitet werden muss. Da wäre es unverantwortlich ihn einfach nur zu Hause zu lassen. Er ist für einen Autisten recht sozial und menschennah. Ich muss ihn einfach auf die Menschheit loslassen. Deswegen geht jede Woche von 8 bis 12 Uhr in die Schule dank Notbetreuung (nicht systemrelevant). Ansonsten wäre das alle 14 Tage
mit dem Schulbesuch. Der hatte während der Schulschließung häufiger echt schlechte
Laune bekommen, was Homeschooling auch sehr schwer machte. In die Schule fahren ist für ihn auch ein Ritual. Da sind die Kinder die er jeden Tag sieht, mit dem er auch Kontakt hat. Und kein Kontakt zu Kinder haben würden heißen Rückschritte im Sozialverhalten. Vieles ist mühsam erarbeitet von uns Eltern bzw. über die Autismustherapie. Sollen wir das wegen Corona alles kaputtmachen? Ganz bestimmt nicht. Das ist hier nicht der richtige Weg. Besonders, wenn unser Jüngster in ein paar Jahren vielleicht in einer Wohngruppe ist. Ich bin schon froh, dass die Leiterin der Werkstatt für behinderte Menschen sagte, mein Sohn wäre jetzt schon werkstattfähig. Das will ich mir durch Corona nicht kaputt machen lassen. Also für mich heißt das weiter dranbleiben am Kind.
Das Kinder ihre Freunde nicht treffen dürfen, finde ich einfach nur unsozial. Da kann man trotzdem auf Distanz gehen und notfalls auch Mundschutz tragen.
LG nachdenkliches Hinzwife