Kinder zuhause - früher und heute

Ich hatte gerade Mal eine Grundsatzdiskussion mit unseren alten Herrschaften und würde mich Mal über eure Meinung interessieren.

Es geht um die Tatsache, dass ich und viele andere Eltern heutzutage es als völlig unmöglich oder extrem schwierig erachten neben der Kinderbetreuung zuhause zu arbeiten. In meinem Fall sind es 3 Kinder im Alter von 2 bis 5. Ich bin quasi ständig gefragt...koche, spiele, putze, bastle und wechsle Windeln. Beim Mittagschlaf der Kleinen sitzt der Große häufig vorm Fernseher und ich beseitige das Chaos, gehe Einkaufen (Oma ist in Hörweite) oder mache auch Mal 30 Minuten Pause. Ich wüsste nicht wie es anders laufen sollte. HO zeitgleich mit Kinderbetreuung für mich kein Thema. Wir bekommen es durch Kurzarbeit hin, dass 2 Tage mein Mann und 3 Tage ich arbeiten gehe.

Nun erklärte mir meine Mutter, dass früher anscheinend alles anders war. Die Kinder waren nicht so anspruchsvoll wie heute, haben sich allein beschäftigt und mussten nicht ständig unterhalten werden. Ich z.b. war selbst bis zum Alter von 2,5 von meiner Oma betreut, während meine Mutti arbeiten war und die Oma sogenannte Heimarbeit nebenher machte. Das waren damals einfache händische Produktionsarbeiten, vergleichbar mit Kugelschreiber zusammenschrauben. Mein Vater wurde in eine Landwirtschaft hinein geboren. Kita gab es nicht und er musste sich allein beschäftigen während die Eltern auf dem Feld arbeiteten. Man konnte nicht mal den Fernseher als Notlösung herhalten lassen. Es gab kein Lego und auch sonst kein Spielzeug im Überfluss. In beiden Beispielen waren nicht mal andere Kinder umher, sodass das Bolzen auf der Straße auch wegfiel. Was haben die Kinder da überhaupt gemacht? Mich bringt das zum Nachdenken!

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Ich glaube, das Problem sind aktuell häufig nicht die Bedürfnisse der Kinder, sondern die Ansprüche der Eltern.

Kinder sind es teilweise gewöhnt, dass sich nach dem KiTa-Besuch alles um sie und ihr Wohl dreht. Da wird gespielt, gebastelt, entertaint, verabredet, Vereine bemüht... Ein Kräher nach Essen oder Trinken oder irgend etwas Anderem führt nicht selten zur umgehenden Bedürfnisbefriedigung.

Das war "früher" meiner Ansicht nach nicht so. Wenn meine Mutter sich Zeit nahm (nehmen konnte), waren das eher seltene Ausnahmen, die ich umso mehr genoss. Hunger hatte man zu den Essenszeiten und auch als kleineres Kind nicht immer Essen in der Hand.

Vielleicht handelt es sich zu einem Teil um selbst gemachte Probleme, ich weiß es nicht.

Allerdings weiß ich, dass ich den Anspruch habe, die Waage zu halten zwischen
- warte bitte
- gleich, nicht sofort
- ich habe auch nur zwei Hände

und eben der Vermittlung des Gefühls, dass mir das Bedürfnis des Kindes natürlich wichtig ist, dass die Situation derzeit für uns alle anstrengend und doof ist, aber hoffentlich auch nicht ewig andauern wird.

Früher wurden viele Kinder nicht so aufgethront wie heutzutage, allerdings mussten eben auch viele Kinder zusehen, wie sie sich beschäftigen. Da wurde auch schreien gelassen, etc.

Ich kann dir nicht sagen, welcher Weg der vermeintlich "bessere" ist. Vielleicht ist es wie immer der goldene Mittelweg.

Und nicht zuletzt gilt für mich immer der Grundsatz:

Wer Homeoffice für ein probates Mittel zum Ermöglichen der Kinderbetreuung hält, hat weder Homeoffice noch Kinderbetreuung verstanden.

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Dein letzter Satz ist spitze!

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Das sehe ich auch so.

Wir sind halt genau auf das Thema gekommen, weil wir in der Nachbarschaft Menschen haben, die sich mit 70, aber fit, nicht in der Lage sehen, einen Enkel im Kleinkindalter momentan zu betreuen und den alleinerziehenden Vater aufforderte, doch Homeoffice zu machen. Unsere Meinungen dazu gingen auseinander.

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Punkt 1 ist dass wir alle an retrospektivischer Verklärung leiden. Früher gab es immer Schnee im Winter von Dezember bis Februar und im Sommer war von Juni bis September Badewetter. Ja klar ...

Und dann hängt es vom Kind ab. Während mein großer mich im Babyjahr zu 150% gefordert hat, lief die Kleine so neben bei und ich habe Zeit gefunden um Bücher zu lesen. Bis heute verschwindet sie oft nach oben und spielt oder bastelt. Jetzt nicht stundenlang, aber erstaunlich viel im Vergleich zum Großen im Kindergartenalter.

Mein Vater wurde auch in der Landwirtschaft groß. Mit auf dem Hof haben eine ledige Tante und die Großeltern gelebt. Die Tante und die Oma haben die Kinder betreut und zur Erntezeit gab es einen Kindergarten. Alle Kinder die nicht mehr gestillt wurden, wurden dort verwahrt von morgens bis abends. Zwar nur wenige wochen im Jahr ...

Und gerade das Spielzeug im ÜBerfluss führt nicht dazu dass unsere Kinder sich ausgiebig mit einem beschäftigen lernen.

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Hallo,

soso, deine Oma hat dich also betreut, während die Mutti arbeiten war? Da könnte man deine Mutter ja auch fragen, warum sie dich nicht einfach mitnehmen konnte? Wenn das doch alles so easy war?

Heimarbeit ist etwas anderes als Homeoffice. Für Kinder nicht halb so interessant wie ein bewegter Bildschirm. Und man kann sehr gut mechanische Tätigkeiten machen, während man mit einem Kind redet, singt, spielt und vorliest...
Ich räume ja auch die Küche auf oder nähe, während Kleinkinder rumkrabbeln.
Und in der Landwirtschaft war ja damals auch einer überwiegend mit Haushalt und "leichten" Tätigkeiten wie Hühner füttern und Eier einsammeln beschäftigt. Geht super mit Kleinkind...

Allerdings vergesse ich auch schnell mal, wie lange es im Kleinkindalter gedauert hat, die Spülmaschine auszuräumen - obwohl mein Kind geholfen hat ;-)

Meine Erfahrung ist, dass der Unterschied zwischen einem 4jährigen und einer 9jährigen nicht mehr soooo riesig ist, wenn man die Kinder z.b. beim Spielen beobachtet. Natürlich braucht ein Kind mit 4 aber mehr Aufsicht.
Weil es aber von außen nicht soooo anders wirkt, erinnern sich viele Menschen wohl eher grob an "die Kindheit" ihrer Kinder. Und die Kindheit ist dann eben doch relativ lang.

Lass die Eltern reden - sie wissen es nicht mehr anders.
Oder frag konkreter nach. "Wie war das in der und der Situation, als ich gerade 2 war?" Wenn dann als Antwort kommt "weiß nicht, da warst du bei Oma" weißt du auch Bescheid ;-)

LG!

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"Wenn dann als Antwort kommt "weiß nicht, da warst du bei Oma" weißt du auch Bescheid ;-)"

Haha, exakt diese Antwort habe ich schon zig-fach bekommen. Das beste war mal Mutter zu Vater "Weißt du noch als Oma erzählte wie XY das erste Mal mit dem Buntstift gemalt hat?" Das hat mich wirklich fassungslos gemacht.
Aber eigentlich ist das ja ein anderes Thema als das was ich ansprechen wollte 😉
Ist ja egal, ob damals Mutter oder Oma nebenbei gearbeitet haben.

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Ich denke heute werden die Kinder extrem verzogen bzw bedürfnisorientiert erzogen. Meine Mutter meinte sie hat mich damals einfach ins Laufgitter gesetzt und ist dann einkaufen gegangen, nach 1-2 Stunden war sie wieder da, wenn ich schrie, wurde ich ins Kinderzimmer verfrachtet und die Türen geschlossen damit sie ihre Arbeit machen konnte, wenn mein Vater von Arbeit kam, wollte er Ruhe und meine Mutter musste mich aus dem Zimmer schaffen. Da ich ein Einzelkind bin,lernte ich scheinbar sehr früh mich alleine zu beschäftigen und auch Mal zu warten. Geschadet hat es mir bzw meinem Verhältnis zu meinen Eltern nicht. Heute springen die meisten sobald das Kind was will, das ist sicher in manchen Fällen besser fürs Kind aber es behindert einen natürlich im Tagesablauf.

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Entschuldigung, aber das klingt absolut verstörend. Natürlich muss man nicht bei jedem Pups springen. Aber das geht ja schon eher in die Richtung Vernachlässigung. Es gibt zwischen Verziehen (was auch immer das sein soll) und Vernachlässigung (Kind schreiend in den Laufstall setzen und einkaufen gehen) noch eine gigantische Bandbreite an Möglichkeiten.

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Puuuhh, ich habe meine Kinder wie auch meine Enkelin nur in den Laufstall gesetzt, wenn ich in den Keller ging, der Postbote klingelte oder ähnliches. Ich kenne tatsächlich auch von früher niemanden, der stundenlang einkaufen gegangen wäre, das finde ich ziemlich haarsträubend.
Ins Zimmer geschickt wurden meine Kinder auch mal, bei Tobsuchtsanfällen oder wenn sie sich zu sehr stritten. Dann ging ich aber nach ein paar Minuten rein und redete mit ihnen.
Das was Du aufzählst, war wirklich auch vor 40 Jahren oder noch früher nicht üblich - also in meinem Umfeld nicht, nicht mal bei meiner extrem autoritären Mutter.
24 Stunden-Bespaßung wie heute oft gab es sicher nicht; meine Kinder konnten sich sehr gut alleine beschäftigen, wenn ich sagte, dass ich jetzt was machen will. Aber ins Zimmer sperren deswegen - never! Ganz klein saßen sie halt mal mit in der Küche und räumten das Tupperschüsselfach aus. Übrigens hat in meinen Augen das Familienleben eine gehörige Macke, wenn die Kinder buchstäblich weggeräumt werden müssen, wenn der Herr und Meister von der Arbeit heimkehrt. Mein Mann ging dann eben von sich aus nach dem Essen in ein Zimmer, wo er seine Ruhe zum Hinlegen hatte, wenn er z.B. nach einer sehr anstrengenden verlängerten Schicht heimkam.
LG Moni

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Mir hat meine Cousine erzählt wie das auch heute noch bei unsern Verwandten im Süden gehandhabt wird.
Nach der Geburt wird das Kind das erste Jahr durchgehend gespuckt und abgelegt. Es wird nur zum wickeln und füttern angefasst. 'man kann ja vorher mit dem Kind nichts anfangen.'

Ob das gut für die Entwicklung des neugeborenen ist? Bezweifle ich ganz stark, aber so wurde es da nunmal immer gehandhabt. Und ja, dann hat man auch Zeit Haushalt, Arbeit und Kaffeeklatsch nebenher zu machen.
Ähnlich würde es auch mit den Kindern danach gehandhabt. Sie wurden in den Laufstall gepackt und nur zum füttern und wickeln raus genommen.
Lernen Kinder so sich selber zu beschäftigen? Ja! Werden sie in ihrer Entwicklung gefördert? Nope!

Der Unterschied ist, dass wir hier heutzutage versuchen den Kindern den start ins Leben zu erleichtern. Denn heute besteht der Beruf der Kinder später eher weniger aus Schafe hüten oder Feld bestellen. Heute muss man wissen wie die Maschinen in der Software dahinter funktioniert.

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Ich verstehe deine Aussage, kann da aber nicht ganz mitgehen.
Die beiden Kinder oben in meinem Beispiel, nämlich mein Vater und ich, sind selbst beruflich sehr weit gekommen, also auf jeden Fall mit höherem Bildungsabschluss als der Durchschnittsbürger und so mancher Jugendliche heute, der schon nach neueren Prinzipien erzogen würde. Aber vielleicht sind wir da auch nur der Einzelfall.

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Aber nicht jeder mit höherem Bildungsabschluss ist glücklich und hat ein sicheres Bindungsverhalten.

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Ich bin erst Ende 30 und habe nun in der Zeit auch mit meinem Mann darüber gesprochen. Wir haben drei Kinder, Kita Alter und zwei Schulkinder. Die Großen sind sehr selbstständig schon, die Kleine schon noch anstregend. Wir arbeiten beide, ich als Lehrerin teils zu Hause teils vor Ort, mein Mann seit März komplett im HO.
Ich habe ständig das Gefühl nicht genug mit den Kindern zu machen, dabei backen wir zusammen, basteln, fahren in den Schnee bzw gehen anderweitig raus, lesen... Das meiste natürlich mit der Kleinen, aber raus gehen, backen, Spiele spielen etc auch mit den Großen. Trotz allem vergleiche ich mit anderen, denke wir tun nicht genug, andere Eltern machen alles viel besser und genau darin liegt glaub ich der Unterschied heutiger Eltern zu früheren. Meine Mutter kennt dieses Problem laut ihrer Aussage nicht.

Ich hab das so als Kind also nicht gehabt. Meine Mutter war selbstständig und hat sich nicht ständig um uns Kids gedreht, hatte dazu gar keine Zeit. . Ich hab viel auch für mich gespielt, das können meine Mädels kaum, unser Sohn etwas besser. Ich war Stunden auch alleine draußen. Meist natürlich mit Freundinnen, aber ich konnte auch gut alleine bzw mit meiner Schwester, obwohl 10 Jahre jünger. Ich gebe deiner Mama also recht.

Heute sieht das irgendwie anders aus. Die Kinder sind sehr verwöhnt. Nimmt man ihnen die Medien ab, sind sie oft total hilflos. Natürlich gilt das nicht für alle Kinder, aber man hört doch von allen Seiten ähnliches. Die Ansprüche der Eltern sind auch anders. Man denkt eine schlechte Mutter zu sein, wenn man nicht ständig ums Kind kreiselt und sich selber aufgibt. Die Kinder werden nonstop bespaßt oder von Medien berieselt.
Man vergleicht ständig mit anderen Eltern. Jeder probiert besser, toller, höher... Feiert ein Kind im Zoo Geburtstag, richtet die nächste Mutter den Geburtstag ihres Kindes im Phantasialand aus. Das ist natürlich überspitzt, aber ich hoffe es ist verständlich was ich meine.
Früher liefen Kinder mit. Sie kamen, waren da, waren sicher geliebt, aber nicht der Nabel der Welt. Heute sieht das etwas anders aus. Ich merke das als Lehrerin auch. Die heutigen Kinder sind teils auch sehr unselbstständig, die Eltern wollen alles kontrollieren, abnehmen, dem Kind nichts zutrauen. Aber wie überall auch hier, das trifft natürlich nicht auf jeden Einzelnen zu.

Meine Mutter konnte in unserem Haus in ihrer Praxis arbeiten, wir Kinder waren oben und haben uns um uns selber gekümmert. Mein Mann und ich probieren seit März im Haus zu arbeiten. Läuft nicht sooo gut 🤣

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Ich finde auch, dass unsere Generation total verweichlicht ist, weil uns immer der Hintern gepampert wird: Der Staat zahlt uns ein ganzes Jahr lang Elterngeld, mit anderen Worten, finanziert uns ein Jahr lang Nichtstun. Nach dem einen Jahr hab ich dann Anspruch auf Fremdbetreuung. Und es gibt wirklich viele Eltern, die ihr Kind den Großteil des Tages dorthin geben. Klar, dass die nach paar Jahren , in denen andere ihre Kinder erzogen und beschult haben, überfordert sind, wenn sie sich fortan selbst mit ihrem Nachwuchs beschäftigen sollen. Zumal die Kinder ja nie gelernt haben (aufgrund der falsch verstandenen bedürfnisorientierten Erziehung), dass sich die Welt nicht nur um sie dreht. Die kennen es von Kleinauf nur so: ich quäke, und jemand steht Gewehr bei Fuß. Mama und Papa sind bis spät abends und nachts nur für mich zuständig. Und die blöden Eltern springen auch noch, weil sie nie gelernt haben, dass sie nicht die Bediensteten ihrer Kinder sind und weil sie vielleicht irgendwo ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihre Kinder den ganzen Tag abgeschoben haben. Dieses Modell fällt ihnen halt jetzt auf die Füße. Ein Kind, das sich nie alleine beschäftigen musste, kann das halt auch im Lockdown nicht... Das sind Kompetenzen, die man im Kleinkindalzer erwirbt, aber halt nicht, wenn Spielkameraden immer verfügbar sind.

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Welch ein Feuerwerk an (Vor-)urteilen... #stern #stern #stern

"Der Staat zahlt uns ein ganzes Jahr lang Elterngeld, mit anderen Worten, finanziert uns ein Jahr lang Nichtstun."

Das erste Jahr ist also ein Jahr, in dem man nichts tut? Bitte schreib' das mal den ganzen Muttis, die sich aktuell im Unterforum "Baby" etc. tummeln. Ich wage zu behaupten, dass die Betreffenden das etwas anders sehen. Selbst kenne ich übrigens genau 0 Personen, die im ersten Lebensjahr ihres Kindes "nichts" getan haben. Die meisten waren doch ziemlich beschäftigt. Ich selbst kann nicht mitreden, da ich je nur etwas mehr als ein halbes Jahr nichts getan habe - bin dann wieder "was tun" gegangen (im Büro) und habe meinen Mann "nichts tun" lassen. Auch er war dafür, dass er nichts getan hat, aber ganz schön am rotieren. Muss ich ihm mal sagen. Bezahlt habe ich den Spaß übrigens anteilig selbst, da nicht "der Staat" das Elterngeld bezahlt, sondern die Steuerzahler und dank meiner Berufstätigkeit bin ich einer davon.

"Nach dem einen Jahr hab ich dann Anspruch auf Fremdbetreuung. Und es gibt wirklich viele Eltern, die ihr Kind den Großteil des Tages dorthin geben.[...] Zumal die Kinder ja nie gelernt haben (aufgrund der falsch verstandenen bedürfnisorientierten Erziehung), dass sich die Welt nicht nur um sie dreht. Die kennen es von Kleinauf nur so: ich quäke, und jemand steht Gewehr bei Fuß."

Du widersprichst Dir hier selbst. Ein Kind, dass jung in die Fremdbetreuung geht, lernt früh, dass eine betreuuende vertraute Person (nichts anderes sind Krippenerzieher / Tagesmütter), nicht immer alles fallen lassen kann und es auch mal warten muss, eben weil auch noch andere Kinder da sind (was so ein junges Kind durchaus schon wahrnimmt) und die Kapazitäten der Betreuungsperson nicht unendlich sind. Dieses "ich quake und es steht sofort jemand Gewehr bei Fuß" findet man daher wohl eher in 1:1 Eltern/Kind-konstellationen. Aber gut, dass ist vielleicht eine individuelle Beobachtung meinerseits.

"Und die blöden Eltern springen auch noch, weil sie nie gelernt haben, dass sie nicht die Bediensteten ihrer Kinder sind und weil sie vielleicht irgendwo ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihre Kinder den ganzen Tag abgeschoben haben. "
Nach meiner persönlichen Beobachtung gibt es auch genug "blöde, dauerspringende" Eltern, die ihr Kind nicht vom frühest möglichen Zeitpunkt an in eine Fremdbetreuung "abgeschoben" haben. Die Eltern, die ich kenne und dieses Verhalten zeigen, gehören übrigens ausnahmslos in diese Gruppe (also in die der Selbstbetreuer). Ich unterstelle gerne, dass in eben diesen Familien die Kinder nie gelernt haben, dass auch Eltern Bedürfnisse haben (zum Beispiel etwas "zu tun" - Deine Wortwahl) und sich die Bedürfnisse der Kinder hintenanzustellen haben, in dem Kindesalter angemessener Weise selbstverständlich.

"Ein Kind, das sich nie alleine beschäftigen musste, kann das halt auch im Lockdown nicht..."
Korrekt, da bin ich komplett Deiner Meinung. Deshalb ist es so wichtig, diese Kompetenz von Anfang an zu fördern, ganz egal, wie man sein Kind in den ersten Jahren betreut oder was man vom Lebensmodell anderer Eltern hält.

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Ich wollte den Beitrag auch schon kommentieren und wundere mich über die erteilten 'Herzchen'. Lesen die Leute alle etwas anderes als ich?

Alleine der erste Teil: es ist schlecht, wenn man im ersten Jahr das Kind alleine betreut und nicht arbeitet und es ist schlecht, wenn man das Kind dann in die Betreuung gibt (und arbeitet)? Was denn nun?

Ganz abgesehen davon, frage ich mich, wieso Pädagogen jahrelange Ausbildungen abschließen, wenn man dann ankreidet, dass Kita und Co Erziehungsarbeit übernehmen.

Selbstverständlich sollen, während ich arbeite (und das müssen wohl die meisten) meinem Kind auch Werte übermittelt werden und das ist gut so. In Wirklichkeit ist Erziehung doch weitestgehend ein ganzes gesellschaftliches System.

Klar stören mich manche 'verzogenen' Kids und ich gehöre zu der strengeren Sorte, aber kann ich mir ohne Hintergrundinfos einfach so ein Urteil erlauben?

Nach dem Rundumschlag fühlen sich manche vielleicht besser, zeugt aber mehr von ihrem Charakter, als der Realität.

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Ich finde auch, dass unsere Generation total verweichlicht ist, weil uns immer der Hintern gepampert wird: Der Staat zahlt uns ein ganzes Jahr lang Elterngeld, mit anderen Worten, finanziert uns ein Jahr lang Nichtstun. Nach dem einen Jahr hab ich dann Anspruch auf Fremdbetreuung. Und es gibt wirklich viele Eltern, die ihr Kind den Großteil des Tages dorthin geben. Klar, dass die nach paar Jahren , in denen andere ihre Kinder erzogen und beschult haben, überfordert sind, wenn sie sich fortan selbst mit ihrem Nachwuchs beschäftigen sollen. Zumal die Kinder ja nie gelernt haben (aufgrund der falsch verstandenen bedürfnisorientierten Erziehung), dass sich die Welt nicht nur um sie dreht. Die kennen es von Kleinauf nur so: ich quäke, und jemand steht Gewehr bei Fuß. Mama und Papa sind bis spät abends und nachts nur für mich zuständig. Und die blöden Eltern springen auch noch, weil sie nie gelernt haben, dass sie nicht die Bediensteten ihrer Kinder sind und weil sie vielleicht irgendwo ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihre Kinder den ganzen Tag abgeschoben haben. Dieses Modell fällt ihnen halt jetzt auf die Füße. Ein Kind, das sich nie alleine beschäftigen musste, kann das halt auch im Lockdown nicht... Das sind Kompetenzen, die man im Kleinkindalzer erwirbt, aber halt nicht, wenn Spielkameraden immer verfügbar sind.

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👍👍👍

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Hallo
Heute wird bedürfnisorientiert falsch verstanden, früher (wobei, wann ist denn „früher“?) lief das Kind halt mit. Beides Extreme sind doof, trotzdem entwickelt sich das Kind und wird erwachsen.
Mein Vater „lief mit“ und hatte sich zu fügen. Selbstverständlich hatte er keine Ansprüche und beschäftigte sich alleine. Für seine Kinder wollte er eine andere Kindheit ;-)

LG

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BO wird oft falsch verstanden.

BO heisst es zählen die Bedürfnisse von alle Menschen. Oft wird es verwechselt mit ich mache mein Kind zum Snowflakes. Bei BO zählen auch die Bedürfnisse vom Mieter neben an der gerne am Wochenende bis 8 Uhr schlafen will. ODer der Mama die auch eine Auszeit braucht.