Entsozialisierung durch Corona

Hallo!

Die derzeitige Lage ist für mich extrem schlimm. Seitdem Corona los ging, also Anfang letzten Jahres im Februar, bin ich aufgrund des Studiums Zuhause, da alles online läuft. Anfangs habe ich den Lockdown und die freie Zeit mit meinen Kindern sehr genossen (eigentlich den kompletten ersten Lockdown). Das Wetter war schön, der Frühling kam, die Sonne schien und ich hatte nach Jahren der stressigen Selbstständigkeit endlich ausgiebig Zeit für mich und meine Kinder (4 und knapp 3). Zudem kam, dass es uns finanziell nicht getroffen hatte.

Irgendwann fing es an, dass ich mal wieder raus musste. Also suchte ich mir in meinem alten Beruf einen Teilzeitjob, der mit Studium vereinbar war - alles schön. Ich wurde schwanger - auch sehr schön.

Dann kam der Winter und damit der 2. Lockdown. Dass sämtliche Freizeiteinrichtungen, die wir im Winter nutzen, nicht mehr zugänglich waren, war schon sehr bescheiden. Dazu kam ich ins Beschäftigungsverbot, also saß ich wieder jeden Tag Zuhause. Gut, mein Studium habe ich noch, das fordert mich wenigstens geistig. Dann kamen die Kitaschließungen. Anfangs war alles gut, aber mittlerweile bin ich von den Tagen nur noch genervt. Versteht mich nicht falsch, ich habe gern meine Kinder um mich, aber selbst die Kinder nervt es Zuhause und wollen in die Kita. Zudem stecke ich gerade mitten in den Prüfungen. Es ist ein Spagat zwischen lernen und Kinderbetreuung. Dazu ist jeder Tag der selbe. Natürlich gehen wir raus, aber jeden Tag die selbe Runde oder im Garten, da wir uns hier nicht weiter weg als 15km bewegen dürfen. Natürlich lasse ich mir Bastelaktivitäten einfallen, aber die Motivation liegt hier bei 15 Minuten. Die Tage ziehen sich wie Popel. Oft bin ich genervt vom Tag und der ganzen Situation und reagiere demnach auch mal genervt, wenn mich mein Sohn zum 100. Mal in 10 Minuten fragt, ob er Schokolade haben kann und ich zum 100. Mal „nein“ gesagt habe oder die Kinder sich wieder mal so sehr in den Haaren haben, bis einer weint. Im Nachgang tut mir dieses genervt sein auch total leid. Meine Schwiegermutter nimmt die Kinder auch gern 1-2 Mal die Woche, aber dann holt mich wieder dieses schlechte Gewissen ein. Ich fühle mich unfähig und mir tut es leid, dass ich so genervt bin und will nicht, dass die Kinder denken, dass ich sie abschiebe.

Wenn ich dran denke, dass das alles noch bis April gehen soll, ist mir wie heulen.

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Mir hat noch nie gegen Hunger geholfen, dass in Afrika täglich Kinder verhungern und ich fand meine Beziehung nicht toll, weil andere Frauen geschlagen werden.
Subjektiv empfundenes Leid wird durch den Vergleich mit schlimmeren Leid nicht besser.
Und ich fühle mit dir: ich bin alleinerziehend und berufstätig, vorwiegend im Homeoffice. Verwandtschaft wohnt nicht in der Nähe. Und die Tage ziehen sich und die täglichen Kämpfe ums Homeschooling schaffen mich.
Ich lese vor, wir basteln, wir gehen raus, wir kochen gemeinsam und trotzdem ist es erst 13Uhr. Und der Sohn geht spät ins Bett, weil Homeschooling ja nicht um 8 beginnen muss.

Was mir hilft: Akzeptanz, dass es gerade einfach beschissen ist. Und ich das auch sagen. Es ist kräftezerrend und enervierend. Es gibt nicht nur Burn-, es gibt auch ein Boreout und kratze ich am Rand einer lustigen Mischung aus beidem. Ich brenne aus und langweile mich zu Tode.
Menschliche Begegnung fehlt mir, das kollegiale Gespräch mit Erwachsenen, das Glas Wein mit einer Freundin am Küchentisch.

Was mir hilft: Sport (zum Aggressionen abbauen und Kopf lpften), viel Soulfood (ich esse jeden Tag mindestens einmal worauf ich so richtig Bock habe, Scheiß auf Kohlenhydrate und Fett), ich gucke bewusst, was mir gut tut und baue das in den Tag ein: Vorlesen im Fleecebademantel bei Kerzenlicht mit Mousse aux Chocolat beruhigt die Nerven ungemein), mit Freunden zoomen, laut Musik hören und dazu tanzen, Ansprüche runter: der Fernseher darf auch mal nachmittags laufen und das Tablet ist wohl ein Babysitter, etwas Sinnvolles für andere tun, um dem Gefühl von Sinnlosigkeit zu entkommen (ich geb kostenlos Nachhilfe via Zoom für die Kids, die gerade Probleme haben), das Mantra: Es ist eine Phase, Hase, kreativ sein (zeichnen, schreiben etc.), meditieren (Bodyscan), mit dem Sohn Sporttutorials bei Youtube durchturnen.

Es ist trotzdem ein Elend, obwohl ich warm und trocken sitze...

Bald ist Frühling, meine Liebe, und es werden immer mehr Leute geimpft sein. Ohren steif halten, in den Wind stellen ubd hui: Wir schaffen das.

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Wow, hilfreicher, toller Beitrag. Danke dafür.

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Schön, dass du so positiv bist. Ich hatte heute einen Heulkrampf, als ich von der eventuellen Verschärfung des Lockdowns gelesen hab. Bin fix und alle und hab das Gefühl, dass wir da nie wieder rauskommen, kein Leben mehr haben werden, alles kaputt ist (Wirtschaft und Gesellschaft), wir verarmen werden und alles, was man mal lieb und gern hatte, weg sein wird.

Ich möchte einfach wieder besuchen wen und soviel ich möchte, ausgehen, Menschen umarmen, Verwandte und Freunde sehen, zusammensitzen, Karussell fahren, Schützenfest feiern, mit meiner Familie schwimmen gehen, bummeln, was essen gehen und alles, was ich sonst so gern hatte.

Man, ich hab schon wieder Tränen in den Augen... 😢

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Oh weh, lass Dich mal virtuell umarmen! Da hast Du ja das volle Programm: Kinderbetreuung, Studium und schwanger. Gibt es denn irgendein Hobby oder Beschäftigung die Du in der Zeit nur für Dich machen kannst wenn die Kinder bei der Oma sind, auch wenn es nur 30 min sind? zB Online schwangeren Yoga, Buch lesen, Puzzeln, in die Badewanne, Videotelefonat mit der besten Freudin usw.? Gibt es etas das Du für nach Corona geplant hast und auf das Du Dich vorbereiten kannst (Urlaubsplanung, Autokauf was auch immer). Ganz liebe Gruesse von einer die sich momentan auch nur von Tag zu Tag hangelt...

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Ja wir haben Dinge geplant, aber das ist nichts, was mich aufheitert, denn keiner weiß was passiert und zudem ist es ja auch noch lange hin.

Mein Mann nimmt mir viel ab. Er lässt mir auch Zeit für mich. Trotzdessen ändert es ja die Situation nicht, dass ich seit einem Jahr nur unser Haus, den Garten und das Dorf sehe.

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Hallo,
ich bin auch fix und alle und ich habe nur ein Kleinkind und bin schwanger. Ohne Beruf oder Studium nebenbei! Du darfst sauer und genervt sein, deine Belastung ist hoch. Es ist einfach ätzend! Mir fällt auch die Decke auf den Kopf und die Laune ist bescheiden. Es hilft ja nichts, aber sich einfach mal auszujammern ist wenigstens etwas erleichternd. Alles Liebe

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Ich denke vielen geht es leider so momentan. Ich hatte kurz vor Weihnachten meinen absoluten Tuefpunkt. Wir hatten uns völlig isoliert und es hat tagelang nur geregnet. Jetzt machen wir es so, dass wir uns ca 2 Mal die Woche mit einer anderen Mutter und den Kindern draußen treffen. Dann redet man mal mit jemand anderem als mit dem Mann oder per Telefon und Zoom und wir können die Situation so alle besser aushalten. Bei uns in BaWü gelten Kinder bis 14 nicht als Person, von daher sind diese Treffen möglich. Bei euch vllt auch?

Ansonsten merke ich aber auch sehr stark, dass ich das Gelingen des Tages und die Atmosphäre zu einem guten Stück in der Hand habe. Wenn ich mich zu stark darauf fokussiere wie doof ich das finde und wie schlecht es allen damit geht, dann ist die Stimmung gereizter, ich ungeduldiger, die Kinder streiten mehr.

Ich versuche die Haltung zu haben, dass dies geschenkte Zeit mit den Kindern ist. Ich habe das Glück, dass ich nur 8 Std pro Woche im Homeoffice arbeite und so die Betreuung gut abfangen kann. Normalerweise wäre die Große in der Kita, wir hätten viel mehr Treffen und Termine, es gäbe mehr zu organisieren und so haben wir vor allem: Zeit.

Wir frühstücken zum Beispiel ausgiebig, auch gerne mal mit Kerzen und schön gedecktem Tisch, statt den Kitabeginn im Nacken zu haben. Wir nehmen uns Projekte vor: Haben zB selbst Tortellini gemacht. Ich genieße es auch einfach mal ausgiebig mit den Kindern zu spielen ohne den ständigen Blick auf die Uhr. Wir schauen unsere Fotobücher durch usw. usf.

Was ich sagen wollte: mir hilft es tatsächlich immer meine eigene, innere Einstellung auf positiv einzunorden und dann geht es meist schon wieder.

Vllt bringt dir das ja auch was.

Alles Gute euch :)

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Oje, das kenne ich von mir manchmal.

Anfangs hat mich die AU echt runtergezogen. Klar, arbeiten ging nicht und zuuu schlecht ging es mir auch. Jeden Tag das gleiche (warten auf Besserung).

Für mich / uns habe ich dann wieder eingeführt, dass wir Wochentage unterscheiden.
Nicht nur nach Homeschooling und Homeschooling fertig, sondern jeder Tag hat etwas besonderes.

Als meine klar war, hatten sie das im Kindergarten auch. Viel Zeit zum Spielen. Aber jeder Wochentag hatte eine Besonderheit, die sich jede Woche wiederholte.
So war es nicht tagein tagaus gleich. Aber dennoch liebte meine die Wiederholung.

Das klappt für uns jetzt auch.

Es sind nur Beispiele, vielleicht ist was für euch dabei.
Ich mische aus dem Stehgreif aus unseren, aus unseren zu Kindergartenzeiten, Kindergarten direkt und von Freunden

- Montag Basteltag (dafür ein Projekt oder etwas vorbereiten)
- Dienstag Pizzatag. Jeder darf seine Pizza selbst belegen
- Mittwoch die große Runde spazieren. An den anderen Tagen die gleiche kleine oder so.
- Donnerstag Brettspieltag: jeder darf sich ein Brettspiel aussuchen, das alle gemeinsam spielen
- Freitag DVD Zeit, im Wechsel darf jeder mal eine DVD aussuchen, die gemeinsam angesehen wird. Die Woche darauf darf der nächste aussuchen.
Egal ob mit oder ohne Popcorn.

......
weitere Ideen
- Balkonpflanzen
- Experimente für Kindergartenkinder (1x pro Woche, dafür gut vorbereitet)
- Kresse züchten
- Badewannenfarbe (wenn das saubermachen ok ist. Nicht bei jedem Baden, nur in bestimmten Abständen)
- einmal pro Woche darf ein Kind neue Wege aussuchen, wo man mal lang gehen möchte

Eigene Umgebung so kennen lernen, als würde man dort Urlaub machen wollen.
So wie ich es für andere Urlaubsorte recherchiert habe, habe ich es für den Wohnort auch gemacht - und entdeckte Schätze, die mir oft vorher entgangen sind. Im Alltag gehe ich die immer gleichen Strecken.

Im zu Hause Urlaub bog ich einfach mal eine Querstraße früher oder später ab. Wow.
Und "wo komme ich hin?"
So ein toller Spielplatz!
Ich wusste gar nicht, dass......
;-)

- Höhlen bauen.
- Thementag; jedes Kind sucht sich ein Thema aus (im Wechsel). Ein Tag pro Woche gibt es dann alles zum Thema ....
Zusammen recherchieren, Ausmalbilder, Bücher dazu ansehen (wenn vorhanden)


So gibt es Verlässlichkeit, Vorfreude, "nicht ständig haben"
und gleichzeitig ist es raus aus dem Trott. Jeder Tag ist anders; aber - jeder Tag wiederholt sich mit Vorfreude.

Im Kindergarten waren es glaube ich noch : Rohkosttag / Ernährungstag

Ich weiß nur noch, dass ich an einem Wochentag möglichst nie Termine legte, da mein Kind sich immer darauf freute.

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Sonntag: süßes Frühstück
Samstag: Brunch oder Eier und Speck zum Frühstück

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Und das soll man jetzt die nächsten zwei Monate so machen oder wie ....

Das schlimme ist es kommt ein lockdown nach den andern ....und die Zahlen werden nicht besser ......dann halten. sich auch irgendwann die Leute nicht mehr dran ....Wielange soll das so weiter gehen ....bis wir alle einen Physiologen brauchen später ....

Menschen sterben jeden. Winter und trotz Impfung werden weiter Menschen an Corona sterben ....der Virus bleibt ......

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Ich selber bin in einer äußerst komfortablen Lage, da ich mir weder um Arbeit noch Geld Sorgen machen muss - aber - ich kann Dich echt verstehen. Mir tut es auch wirklich leid, was ich in meinem Freundes- und Nachbarschaftskreis mitbekomme. Kurzarbeit, Entlassungen, Kinder am Durchdrehen, Eltern mit Homeoffice samt Kindern überlastet - auch das volle Programm.
Man kann einfach nicht helfen sondern nur versuchen, zu trösten. Bei einer anderen Familie der Opa im Krebsendstadium, noch nicht mal so alt - er mag nicht ins Krankenhaus zur Behandlung, weil er da isoliert herumliegt - will daheimbleiben, selbst wenn er noch früher stirbt. So geht es weiter.
Du darfst Frust haben und Dich darf es ankotzen hoch drei - Du bist damit nicht alleine. Besser rauslassen als alles runterwürgen.
Das Geschwätz von anderen, die irgendwelche Argumente an den Haaren herbeiziehen, was es doch noch Schlimmeres in der Welt gibt - schön, muss man sich aber nicht geben.
Für mich ist auch kein Argument, dass andere Masken beruflich immer tragen müssen - na und? Wussten sie vorher - ich hatte einen anderen Beruf. Ein bisschen Egoismus ist duchaus erlaubt. Trage aus Solidarität auch keinen Vollschutz der Feuerwehrmänner#schwitz
Weißt Du was ich früher machte, wenn mich mal etwas so RICHTIG angekotzt hat? Ich fuhr in den Wald raus und hab gebrüllt, bis ich heiser war. Das hilft echt!! Wahrscheinlich bekamen ein paar Rehe einen Herzkasper und ein paar Waldarbeiter dachten wohl, da spinnt jemand - aber das war mir egal.
Wäre den Versuch wert. #liebdrueck
Alles Gute!
LG Moni

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Warts ab Moni, in ein paar Wochen tragen wir die Atemmaske der Feuerwehr gegen das Virus, die dichtet dann wirklich ab 😎👍inklusive Helm damit das Virus nicht durch die Schleimhäute der Augen eindringt 😏. Ich freu mich schon 😁.

Ich weiss es ist ein wichtiges Thema ich konnte bei deinem Text aber nicht anders 😇, sorry 😬

LG
Visilo

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Du bist ja ne fiese Möpp #rofl#rofl
genau so wird es kommen - und an den Füßen tragen wir elektronische Fußfesseln zur Überwachung, wo wir sind - und wehe, wir biegen falsch ab - dann gibt's einen Stromstoß der Extraklasse......#zitter#zitter

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"Natürlich gehen wir raus, aber jeden Tag die selbe Runde oder im Garten, da wir uns hier nicht weiter weg als 15km bewegen dürfen. "

Ehrlich gesagt hört sich das eher nach einer Magelerscheinung oder gar Depression an die behandelt gehört und nicht nach den normalen Folgen der Maßnahmen. Denn Dein Emfinden ist sehr subjektiv, im 15 km Radius liegt viel mehr erreichbar als nur die selbe Route im Dorf, etc. Ich kenne dieses Hamsterrad-Phänomen, ohne Corona, und es ne Stoffwechselstörung, als das behoben war war auch die Welt wieder in Ordnung.


Nur weil die Kids 2 mal die Woche zur Oma dürfen glauben sie doch nicht dass man sie abschiebt, meiner würde sich bei nur 2 mal die Woche wenn dann von der Oma abgeschoben fühlen, nicht umgekehrt.

Ich denke es bringt nix über Corona zu jammern, kümmere Dich um Dich, lass klären wo Dein Problem liegt (Vitamin D? Eisenmangel? Schilddrüse?) und schau ob es was gibt was Dir helfen kann.
Alles Gute Dir!

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Ich fühle mit dir.

Bei mir sind zwar die Umstände ganz anders, aber im Endeffekt läuft es auf dasselbe drauf raus. So langsam komme ich an meine Grenzen und mag nicht mehr. Dabei bin ich wirklich eine Befürworterin der Maßnahmen inklusive Lockdown. Sie sind notwendig und ich halte mich an jede einzelne.

Aber so langsam ...

Ich arbeite in einem Pflegeheim und seit März arbeiten wir jetzt wirklich nicht nur an der Grenze sondern inzwischen weit darüber hinaus. Durch das Besuchsverbot sind wir noch gut gekommen, musste ja irgendwann besser werden. Wurde besser. Nicht gut, aber besser. Inzwischen habe ich mich ja daran gewöhnt, dass ich theoretisch in fünf Stunden dreißig Bewohner einzeln betreuen soll, mag jeder selbst ausrechnen, wie viel Zeit das pro Person ist. Gruppen dürfen nicht gebildet werden, weil der Abstand gewahrt werden muss. Ich renne also seit März mehr oder weniger wie ein Duracell-Männchen auf der Arbeit rum. Da ich dabei mit Menschen arbeite, ist das psychisch extrem belastend und anstrengend. Das nimmst du mit heim, geht nicht anders. Ich träume sogar schon von meinen Bewohnern.
Die uns seit zwei Wochen, seit uns Corona voll erwischt hat, auch wegsterben. Ich funktioniere nur noch, wenn ich mal anfange zu weinen, ehrlich, ich könnte nicht mehr aufhören. Unsere Station ist abgeriegelt, zu den Leuten dürfen wir nur noch in voller Schutzmontur, dann schauen dich die Leute an und fragen, wie viel Zeit sie noch haben, weil sie ja sicher auch an diesem Corona sterben und die eine hat ihr erstes Urenkelchen noch nicht gesehen, die andere ihren Sohn, der in Australien lebt, seit einem Jahr nicht mehr und, ja, ist nicht einfach.

Zu Hause die Kinder mit allen Problemen, die der Online.'Unterricht' so bietet. Mebis läuft nicht, Zoom explodiert, dann die Sorgen mit den Noten, dem anstehenden Abschluss nächstes Jahr, die Angst keine Lehrstelle zu finden beim Sohn, die Angst meiner Tochter vor einem 'Corona-Abitur', weil sie den fehlenden Stoff niemals aufholen können, auch schwierig.

Als wäre das alles nicht genug, habe ich ein zweites freiberufliches Standbein, das im Moment extrem wackelt. Kaum eine Chance, ein Manuskript, das nichts mit Corona zu tun hat, zu verkaufen. Macht aber nichts, weil ich ja sowieso nicht dazu komme, irgendwas zu schreiben. Sobald ich mal Zeit habe, mich hinzusetzen, ist mein Kopf leergefegt und ich will nur noch schlafen.

Auch der sportliche Ausgleich ist kaum noch möglich, geht ja uns allen so. Normalerweise gehe ich zwei, dreimal die Woche nach der Arbeit schwimmen. Das fehlt mir extrem und hat ja auch gesundheitliche Folgen. Uns brechen nicht nur Mitarbeiter weg, die sich mit Corona infiziert haben oder in Quarantäne sind, viele fallen mit muskulären Problemen aus. Bandscheibenvorfall, Hexenschuss, extreme Verspannungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

So richtig der Lockdown ist, wir werden noch sehr, sehr lange mit den Folgen leben müssen und dabei sind die finanziellen Probleme vermutlich die, die sogar noch am einfachsten wieder in den Griff zu bekommen sind. Depressionen, Burn-Out, da kommt noch einiges nach.

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Brigantia: ich wünsche Ihnen viel Kraft und Energie, von Ihrem Beispiel könnten sich Einige was abschneiden. Mir läuft's bei einigen Kommentaren kalt den Buckel runter. Bravo nochmals für Ihren Einsatz!

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Ohje
1. Schlechtes Gewissen braucht es nicht, wenn deine Schwiegermutter die Kinder nimmt. Finde das ist für die Zeit um dich um dein Studium zu kümmern. Die Kinder sehen was anderes
2. 15 km ist doch weit mehr als das Dorf. Hast du kein Auto? Schau dich um
- Sternbeobachtungsplatz
-- Lehrpfade
- kleine Spaziergänge (Tourismusseite)
- mit Roller und Laufrad zur Skateanlage (bei uns sehr beliebt bei den Kleinen)
- einfach eine andere Strecke laufen links statt rechts rum
- Naturexperimente
Wenn ich ehrlich bin, wir bewegen uns Privat fast nur in den Umkreis von 15 km