https://www.aerzteblatt.de/archiv/221623/Intensivstationen-Ein-Drittel-der-Betten-ist-gesperrt
Das ist einer der Gründe, warum man jedem nur abraten kann, im Krankenhaus oder einer Klinik zu arbeiten.
Auch bei uns müssen OPs verschoben werden, schwer kranke Kinder können nicht adäquat versorgt werden.
Mein Schwager ist Intensivpfleger, er hat schon im Frühjahr gekündigt, und drei seiner 5 Kollegen auch.
Da war die ganze ITS gesperrt und jetzt sind 2 von 6 Betten im Betrieb.
Und...es passiert nichts um das zu ändern.
Muss das sein?
Ich stimme meiner Vorposterin zu. In dem Artikel geht es darum dass Intensivbetten gesperrt und nicht belegt werden, weil eben nicht genug Personal vorhanden ist um die Betreuung zu gewährleisten. Diejenigen die gekündigt haben, haben dies wahrscheinlich wegen Überlastung getan. Wie soll die Situation denn nun verbessert werden wenn du dazu aufrufst, dort nicht zu arbeiten? Das würde die Situation ja nur verschlimmern. Vielleicht habe ich ja ein Brett vorm Kopf und du kannst uns aufklären.
Ich würde den Artikel eher so verstehen, dass man aktuell besser aufpassen sollte, nicht auf der Intensivstation landen zu müssen.
Statt zu jammern wäre genau jetzt die Zeit als betroffener Pfleger Änderungen herbeizuführen. Hat lustigerweise selbst Spahn gesagt.
Die Sichtbarkeit ist maximal, das Problem ist einer breiten Masse bekannt geworden. Es ist noch ein bisschen Pandemie, aber die Akzeptanz für Streiks dürfte höher sein als bei dem unsäglichen letzten Bahnstreik.
Pflegekräfte dürfen nicht so streiken wie die Bahn. Ein normaler Notfallpatient oder Bewohner einer Pflegeeinrichtung, darf den Streik nicht spüren. Einzig und allein an verschobenen Ops oder Terminen würde man merken daß die Pflege streikt.
Jeder darf streiken, aber einfach Arbeit niederlegen geht halt nicht. Gott sei Dank.
Danke für die Ergänzung. Die Einschränkung ist natürlich nachvollziehbar, macht aber auch wenig Hoffnung.
Was soll denn die Politik/Gesetzgeber machen?
Die überwiegende Anzahl an Krankenhäuser in D ist in privater oder kirchlicher Hand. Und die wollen bestimmt kein "Minus" machen. Also wird im Rahmen des Zulässigen gespart und die Anzahl der Mitarbeiter auf einem zulässigen Minimum gehalten. Bei Krankheitsfälle, Kündigungswellen, usw wird es halt knapp.
Ähnliche wie in Berlin gefordert,die Krankenhäuser ihren Besitzern enteignen und zurück in die öffentliche Hand. Früher war das auch alles nicht privatisiert.
Wie sollen die Kommunen und die Kreise dies bezahlen? Die meisten Krankenhäuser sind bereits defizitär. Und wenn jetzt noch mehr Pflegekräfte bei besseren Arbeitsbedingungen eingestellt werden sollen, könnte sich dies niemand leisten. Und Privatunternehmer enteignen? Das wäre die größte Frechheit.
Hier 🙋♀️
Ich sehe mich auch nach etwas Neuem um, bzw habe ich schon 2 Vorstellungsgespräche sogar gehabt.
Es wird seit Jahren nichts, aber auch wirklich gar nichts (!) für uns gemacht.
Wir arbeiten seit Jahren am Limit, nicht erst seitdem Corona da ist, Corona hat es nur noch mal weiter verschärft.
Die Umstände sind nach wie vor katastrophal, bei uns im Haus sind regelrecht 50 % der Auszubildenden wieder weg, haben aufgehört und ganz ehrlich, kann ich es ihnen "übel" nehmen? Ganz klar nein!
Ich bin gerade mal 30 Jahre alt und seit 10 Jahren dabei, ich bin einfach im Eimer, dieser enorme Dauerstress macht dich einfach kaputt, psychisch und physisch.
Ich gehe jeden Tag nach der Arbeit mit einem schlechten Gewissen nach Hause, weil ich weiß, die Patienten sind nicht adäquat versorgt, dafür arbeite ich doch aber nicht in diesem Beruf, um wissentlich die Menschen schlecht zu versorgen.
Ich bin an einen Punkt angekommen, an dem ich das einfach mit meinem Wissen und Gewissen nicht mehr vereinbaren kann.
Ich bin nach der Elternzeit auch raus.
Zuerst wollte ich nur weg vom Bett, um die Missstände nicht mehr jeden Tag mitzuerleben.
Doch im OP wurde es nicht besser. Notfallmässige Operationen mit Schülern oder Kollegen aus anderen Fachgebieten stämmen, damit die Operationen, die Geld bringen, nebenher laufen können…. Das junge Personal wird so verheizt, die sind schnell wieder aus dem Job raus und gehen lieber studieren.
Keine vernünftigen Anleitungen oder Einarbeitungen können mehr gewährleistet werden, geschweige denn die angemessene Ausbildung von Schülern.
Ich liebe diesen Beruf, aber ich kämpfe nicht mehr gegen die Zustände. Es ändert sich eh nichts.
Und dann noch die Aussagen während Corona „es ist ja euer Job“- falsch, auf so eine Lage hat uns niemand vorbeireitet.
Niemand hat uns gesagt, der Tag X wird kommen, an dem ihr Triagen miterleben werdet und bei jeder Neuaufnahme hofft, es ist nicht der eigene Verwandte oder bekannte, den ihr jetzt tracheotomieren müsst.
Nie wieder
Ich kann es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren.
Ich kann diese Aussagen auch absolut nicht mehr hören.
Ich liebe diesen Beruf auch nach wie vor, aber die Umstände machen mich wirklich fertig, ich schaffe das nicht mehr und die habe ich mir nicht ausgesucht.
Bei uns wurde erst vor wenigen Wochen eine neue Kollegin, die offiziell in der Einarbeitung ist, ins kalte Wasser geschubst und musste 3 Patienten alleine versorgen und zählte als vollwertige Kraft.
Wir reden von einer Einarbeitung, die gerade mal 2 Wochen ging und von einer interdisziplinären ITS.
Das soll keine gefährliche Pflege sein?!
Missstände, die nicht mehr gesehen werden können, weil einfach viel zu viel Arbeit.
Einarbeitung, Anleitung, wie du auch sagst, gibt es gar nicht mehr.
Jetzt ist ja auch noch das neue Gesetz raus, dass Auszubildende mind 10% des Einsatzes angeleitet werden müssen, weil sie ja sonst nicht zum Examen zugelassen werden.
Überlegt da überhaupt einer, wie das funktionieren soll?
Wann soll das gemacht werden? Während man 4 Stunden am Bett eines einzigen Covidpatient steht und den Rest der Schicht bei einem anderen Covidpatienten?!
Oder während man eine Rea hat oder jemanden beim Sterben begleitet?
Wir haben seit Wochen keine Pausen mehr, jeden Tag wird eine Überlastungsanzeige geschrieben, es wird an die pdl weitergeleitet, nichts, es passiert einfach nichts.
Da soll man sich noch wundern, warum keine neuen Fachkräfte mehr kommen? Ja wie denn, alle werden sie abgeschreckt.
Hallo,
Pflege und Gesundheit gehören halt nicht in privatwirtschaftliche (=kapitalistische) Hände, sondern sollten als Bestandteil der Daseinsfürsorge in staatlicher Hand liegen.
Genauso wie sozialer Wohnungsbau übrigens, den man in den vergangenen Jahrzehnten hat ausbluten lassen, damit sich die Konzerne daran bereichern.
Aber in den Ohren konservativer und liberaler Parteien sind das ja kommunistische Hirngespinste .
Meine Nachbarin ist OP-Schwester, in ihrem Krankenhaus sind derzeit 6 Stellen für Intensivpfleger offen.
Ich bin beruflich planerisch tätig, und mein größter Wunsch wäre die Einrichtung eines genossenschaftlich betriebenen Altersheims - wo jeder Angestellte und Bewohner stimmberechtigt ist und am Ende des Betriebsjahres die "schwarze 0" steht und sonst nix.
Vielleicht gelingt es mir noch
Das Problem in den Kliniken ist, dass die Strukturen altbacken und unflexibel sind. Das Abrechnungssystem ist ein weiteres Übel.
Wenn alle so denken und handeln wie Dein Schwager, dann haben wir bald nur noch tschechische oder russische Pflegekräfte, die aufgrund des für sie hohen Einkommens diese Arbeit machen.
Wollen wir das?
Das Problem ist nicht ihr Schwager. Soll er sich ausbeuten und an sein gesundheitliches Limit gehen? Für was? Ich kann jeden der kündigt absolut verstehen. Wenn du Angst davor hast von ausländischen Pflegekräften versorgt zu werden, dann mach doch die 3 jährige Fachkraft Ausbildung und häng die Ausbildung zur Intensivpflegekraft ran. In gut 5 Jahren, kannst du es dann ja anders machen als ihr Schwager.
Ich habe nirgends geschrieben, dass ihr Schwager das Problem ist, nur was die Konsequenzen daraus sind.
Ich z.B. bin in einem ganz anderen Bereich tätig, aber aufgrund des Regierungsversagen musste ich für mich auch eine Entscheidung treffen und habe mich beruflich umorientiert. Ich kann den Schwager übrigens voll und ganz verstehen, jeder hat nur 1 Leben und muss sich auch selbst schützen.