Mittelmaß

Hallo,
ich hatte gerade einen Streit mit meinem Mann. Über homeschooling und fehlende Disziplin der Kinder (mich meinte er indirekt wohl auch damit) kam er zu der Aussage ich sei eh Mittelmaß und er möchte nicht dass ich die Kinder dazu erziehe.
Er meinte es schulisch und beruflich gesehen, weil ich keine Ambitionen habe, weil ich nicht aufopferungsvoll für meinen Job (öffentliche Verwaltung) brenne. Ich weiß was er damit meint, ich wollte nie Karriere machen, habe „nur“ einen Bachlor-Abschluss und fühle mich wohl in meinem Job, muss nicht unbedingt höher kommen.
Allgemein sehe ich vieles lockerer, kann auch mal ausschlafen, hab gerne spaß, kann fünfe gerade sein lassen usw. Was nicht heißt dass ich nichts tue, im Gegenteil ich manage Hier zuhause alles, unternehme gerne als Familie etwas, kümmere mich gerne um Dinge..

Er dagegen ist in jeglicher Hinsicht diszipliniert, macht alles ganz genau, alles muss so laufen wie er das geplant hat, wenn etwas nicht gut läuft braucht er unbedingt einen Schuldigen, verurteilt Faulheit, muss sich Selbst dauernd Challenges (zb. Sport/Ernährung) auferlegen und durchziehen...
Das sind jetzt nur ein paar Beispiele wie gegensätzlich wir so ticken.

Mal abgesehen von seiner verletzenden Aussage, kann so etwas gut gehen? Wenn der Partner seine Charaktereigenschaften als die besseren (strebsam, zielgerichtet etc.) ansieht?
Ich Zweifel gerade wirklich daran, ob das alles überhaupt einen Sinn macht. Ob ich ihm
Eigentlich jemals genügen kann, wenn er offensichtlich ja irgendwie mit meiner Art/ meinem Charakter nicht klarkommt.
Dauernd hab ich das gefühl ungenügend zu sein und mehr zu geben oder zu machen als ich eigentlich machen würde.

Falls der Eindruck entsteht: wir verstehen uns auch gut, also haben Spaß zusammen, ähnliche Interessen. Aber wir führen so oft Grundsatzdiskussionen und scheinen einfach eine andere Sprache zu sprechen.

Was meint ihr?

7

Ich glaube nicht, dass eine Beziehung langfristig eine Chance hat, in der ein Partner sich über den anderen erhebt und seine Prioritäten zum Maß der Dinge macht.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht davon ausgehe, dass dein Mann an einem Plan für den Weltfrieden arbeitet oder einem Covid-19-Impfstoff: Das Leben besteht aus mehr als beruflichem Erfolg. Er kann ja stolz wie Bolle auf das sein, was er erreicht hat - was auch immer das sein mag - andere herabsetzen, die seiner Meinung nach weniger ehrgeizig sind, erscheint mir engstirnig und im wahrsten Sinne des Wortes - beschränkt.

Das gilt umso mehr, als du nicht rumjammerst oder deinen faulen Hintern nicht hochbekommst, sondern beruflichen Erfolg hast. Nur ziehst du eben Lebensqualität nicht (allein) aus beruflichem Erfolg, sondern siehst auch andere Facetten, für die dein Mann so blind zu sein scheint, dass er dich herabsetzt.

So toll und sicher kann er sich jedenfalls nicht dabei fühlen, wenn er dergleichen nötig hat, offenbar nicht, sonst würde er nicht nach Schuldigen suchen, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Souveränes Verhalten sieht anders aus. Das wäre ganz klar ein Verhalten, das ich Kindern nicht vermitteln würde. Wenn ich dich richtig verstanden habe, kümmert er sich im familiären Bereich sowieso um nichts. Dass er insoweit versagt, wird er wahrscheinlich gar nicht verstehen (wollen).

Hier kann niemand beurteilen, ob dein Mann so kalt ist, wie du ihn darstellst, wo seine Probleme liegen, ob er wirklich so oberflächlich und eindimensional denkt, dass er sich irrig einbildet, er sei "mehr" als du. Vielleicht versucht er auch "nur", seine Defizite und Unzufriedenheit auf dich abzuwälzen, ein mit sich zufriedener Mensch verhält sich so gegenüber einem geliebten Menschen nicht, dann würde vielleicht eine Paarberatung helfen.

Sollte er das aber ernst meinen und dich lieblos und überheblich tatsächlich als "Mittelmaß" sehen, würde ich ernsthaft die Beziehung in Frage stellen, kurz: Du hast Besseres verdient. Sein Verhalten ist weniger als Mittelmaß.

1

Der Mann hat aber auch keine Ambitionen, wenn er eine mittelmäßige Frau heiratet und mit ihr Kinder bekommt#kratz.

2

tja vielleicht hatte er keine Wahl?
Ich bin ungeplant schwanger geworden und wir waren noch nicht lange zusammen.
Er sagt er liebt mich, aber ich glaube er hätte trotzdem gerne eine andere Art Frau an seiner Seite.

3

Ist es das erste Mal, dass dieses Thema aufkommt? Jetzt während Corona liegen bei vielen die Nerven blank.
Wenn es wirklich so schlimm ist wie du das beschreibst - warum hast du ihn dann geheiratet und mehrere (?) Kinder mit ihm bekommen?

Ich persönlich bin evtl auch so ein ähnlicher Typ wie dein Mann. Mir fällt es auch schwer geduldig zu sein, wenn jemand wenig Ambitionen hat und kein Interesse hat z.b. sich in seinem Job zu verbessern. Es ist ja völlig okay, dass hier Menschen verschieden sind! Wenn ich mir einen Lebenspartner aussuche würde ich mir das einfach vorher überlegen.

Lange rede kurzer Sinn - wenn das jetzt bei euch zum ersten Mal auftritt würde ich vorallem auf die Devise durchhalten setzen bis der Lockdown vorbei ist. Dann mit etwas Abstand die Situation neu bewerten. Vielleicht ist es ja viel weniger dramatisch als du es jetzt empfindest.

4

Die Kinder (Zwillinge) waren nicht geplant und wir noch recht frisch zusammen als sie kamen.
Ich weiß nicht ob wir geplant Kinder bekommen hätten. Keine Ahnung.
Er ist klar schon immer im Wesen so, aber wir haben uns als Studenten kennengelernt, er ist jetzt erfolgreich und ich denke daher kommt es vielleicht auch ein wenig. Und eben das Alter, da festigt sich der Charakter ja auch.
Ich habe ja nicht gar keine Ambitionen, ich habe schon den Anspruch einen guten Job zu haben und ihn entsprechend auszuführen und arbeite auch darauf hin. Ich wer bspw letztes Jahr unzufrieden also hab ich mich beworben und etwas „besseres“ gefunden, ganz unkompliziert. So etwas beeindruckt ihn, er würde sich vorher tausend Gedanken machen und braucht Sicherheiten etc.

Also das wir da unterschiedlich ticken ist uns nicht neu und wir geraten in einzelnen Sachen immer mal
Wieder aneinander.
Dass er mich als Mittelmaß sieht ist mir allerdings neu und gibt mir sehr zu denken...

5

Ich bin auch eher so wie du, so nach dem Motto eher "Ich arbeite um zu leben" nicht "ich lebe um zu arbeiten", daraus habe ich auch nie einen Hehl gemacht in meinem Leben, bin kein Karrieremensch und arbeite seit 20 Jahren "grundlos" nur in Teilzeit, weil mir das Geld auch zum Leben reicht und ich lieber mehr Freizeit habe als mehr Geld.

Mein Ex ist auch das krasse Gegenteil und eher so wie Deiner. Er hat auch gern solche abfälligen Aussagen gemacht. Ich habe lange das "da rein da raus"-Spiel, gespielt und hätte das wahrscheinlich bis heute noch so gemacht, wenn bei uns nicht irgendwann die Liebe flöten gegangen wäre und damit auch der letzte Anstand seinerseits. Im letzten Jahr unserer Beziehung hat er mich nur noch runtergemacht, war ständig genervt von mir und die Sprüche wurden fieser und fieser. Als ich mich auf einen neuen Job bewarb, bei einer Stelle zum 2. Gespräch eingeladen wurde, wo ich sehr mich drüber freute, sagte er "Na die scheinen ja GAR keine Ansprüche zu stellen, wenn sie DICH noch mal sehen wollen." Das war dann echt das Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen brachte, kurz darauf habe ich ihn dann verlassen.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich auch solche anfänglichen Respektlosigkeiten nicht mehr hinnehmen würde, denn im Grunde zeugen sie von mangelndem Selbstbewusstsein und eigener Unzufriedenheit, wenn die Männer einem die eigene Zufriedenheit neiden. Ich würde ihn an Deiner Stelle fragen, wieso er sich mit einer mittelmäßigen Frau zufrieden gibt und ob er gern eine "bessere" hätte. Auf die Antwort wäre ich sehr gespannt. Ist ihm egal, dass dich das verletzt, versteht er das überhaupt? Mein Ex hat das gar nicht verstanden, mit Empathie hat der es nicht so. #augen

6

Ich gebe zu, dass ich das auch schon mal zu meinem Mann gesagt habe. Mir ist wichtig, dass er seine "Nicht-Ambitionen" nicht an unserem Sohn weiter gibt und genauer hinsieht. Er sieht auch vieles lockerer, macht sich keine großen Gedanken, ist zufrieden und ändert nichts. Wir sind da auch grundverschieden.Trotzdem liebe ich ihn und wünsche mir keinen anderen Partner. Es kommt meiner Meinung nach immer darauf an, WIE man es sagt. Bei deinem Mann klingt es sehr abwertend.

8

Für mich würde es an dem Punkt keine Kompromisse geben,ich wäre mit so einem Mann nicht zusammen.
Wie kannst Du mir einem Mann der keinen Respekt vor dir hat leben, ich könnte es nicht und auch intim mit so einem werden.
Für mich würde es keinen Sinn machen .

9

Hallo,

erfahrungsgemäß sind Menschen, die sich über andere erheben, im tiefsten Inneren Unzufrieden.
Möglicherweise fühlt sich dein Partner überfordert. Wer sich selbst immer geißelt, dem geht irgendwann auch die Puste aus. Das zuzugeben, käme aber einer Kapitulation gleich - also sucht man sich ein Ventil, um abzulassen.
Das bist du. Er wertet dich ab, um sich aufzuwerten. Vermutlich merkt er, dass seine ewigen "Challenges", sein sich ständiges fordern, sein immer-höher-weiter-schneller auch für ihn nicht mehr so easy umsetzbar ist. Das kann schon frustrieren. vorallem, wenn man einen Partner an der Seite hat, dem das Leben offensichtlich wesentlich leichter von der Hand geht.

Leider haben solche Erfolgsorientierten Menschen in vielen Fällen ein Problem mit ihrer Selbstreflexion. Er wird es nicht einsehen (wollen), dass er defizite hat, die er an dir auslässt.

Sprechen würde ich aber auf jeden Fall mit ihm. Denn ist der Respekt einmal verloren, dann ist die Beziehung hinüber.

LG

10

Hi,
du bist ja keine Underarchieverin, sondern hast einen recht hohen Bildungsabschluss, scheinst in deinem Beruf solide Arbeit zu leisten und wuppst eure Familie, wahrscheinlich hältst du ihm damit ein Stück weit den Rücken frei. Irgendwie normal. Mag vielleicht mittelmäßig sein, so what.
Er ist ja ein Typ, der aus dem Rahmen fällt, so als Overarchiever. Das kann er ja gerne für sich sein, aber wenn er eine solch überhebliche Art dabei entwickelt, dass er anfängt seine Partnerin zu verletzen, dann ist er dabei ja nicht zufrieden. Auch dass er ständig an sein Limit gehen muss und sich perfektioniert. Vielleicht ist er auch neidisch auf deine Zufriedenheit, das scheint ja ein Gefühl zu sein, dass sich bei ihm nur schwer einstellt. Wie traurig eigentlich. Jetzt fängt er an dich zu beißen. Wie ist denn sein Elternhaus? Wollten die immer Höchstleistung?
Ob das auf Dauer mit euch gutgehen kann, weiß ich nicht. Mit dem Alter wird er wahrscheinlich weiser und gelassener werden, viele Dinge auch mal kritisch hinterfragen, aber das ist ein Prozess, der dauert. Vielleicht kommt er auch nie an den Punkt. Wenn du es für dich schaffst, seine Spitzen nicht an dich rankommen zu lassen oder ihn gar zu erden, mag das gutgehen. Aber wenn ein Partner anfängt den anderen abzuwerten, ist das doch eher ein Alarmsignal. Paartherapie? Bei ihm kann’s ja so im Grunde auch nicht weitergehen, er steht ja ständig unter Strom, das ist auf Dauer auch nicht so gesund.
Alles Gute!

vlg tina

11

Hi,

die eine Seite ist die Kindererziehung, die andere Seite ist die Beziehung. Ob man Disziplin in der Partnerschaft oder bei der Kindererziehung möchte, ist schon ein Unterschied.

Er kann sich ja mehr Disziplin etc. als Partnerin von Dir wünschen und auch erwarten damit er mit Dir zusammenbleiben möchte....
Aber innerhalb der Kindererziehung kann er das in dem Ausmaß meiner Meinung nach nicht. Er ist arbeiten, Du übernimmst das Homeschooling -er hat überhaupt keinen vollständigen Einblick was Du leistest...fertig. Das ist eine ganz normale Aufteilung. Wo man sich dann auch nicht so doll reinquatschen lässt.

Bleib Dir und den Kindern selber treu. Du wirst normalerweise Dein Bestes geben. Selbst wenn Du ein Mittelmaß wärest... ist das mit Sicherheit nicht direkt schlecht für die Kinder. Es kann pädagogisch wertvoll sein, nicht so streng diszipliniert zu erziehen & zu lernen. Es kann sogar das allerbeste sein. Je nachdem.

Er sagt dass er die Kinder so nicht erziehen lassen möchte? Tja dann hat er Pech gehabt würd ich sagen. Du kannst es selbst bestimmen wie Du mit deinen Kindern lernst solange es dem Kindeswohl entspricht :-) Und das geht definitiv auch über andere Wege nicht nur so wie Dein Mann es meint ;-)

Was er für eine Partnerin haben möchte ist die andere Seite...

Ich würde mich irgendwann entlieben wenn ich so wenig Wertschätzung von meinem Mann erhalten würde. Ich möchte nicht mit jemanden zusammen sein der sich eigentlich wünscht, dass ich anders bin. Es sei denn es ist etwas, was ich auch ändern möchte.

Selbst "Schwächen" kann man ja lieben..

Es wird sicherlich andere Männer geben, die das so wie Du bist sehr reizvoll und besser finden...als jemanden, der immer alles so genau nimmt ;-) Wahrscheinlich wünschst Du Dir, dass Dein Mann Dich so toll findet wie Du bist.

Aber das müsst ihr selber wissen ob es auf der Basis ausreicht und ihr zusammenbleiben möchtet oder nicht.. eine Trennung ist auch nicht immer leicht..

Alles Gute für Euch und LG











Und die andere Seite ist Eure Beziehung:

ich kann verstehen, dass