Hallo zusammen,
ich und mein Freund sind seit 6 Jahren zusammen. Bevor er mich kennengelernt hat, hatte er Depression. Mittlerweise ging es ihm wieder gut und er nimmt auch keine Medikamente mehr. Nun ist es so, dass ich gemerkt habe, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Er hat mir letzte Woche dann selbst erzählt, dass er seine Ruhe nicht finden kann und sich immer gestresst fühlt und er weiß nicht, warum und woher das ist. Einen Termin beim Arzt wird er noch vereinbaren.
Wir wollten eigentlich letztes Jahr (2021) heiraten und er hat schon angedeutet, dass er mir einen Antrag macht. Bis jetzt ist aber nix passiert. Ich denke, ihm fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Aber ich kann das leider nicht verstehen, warum das so ist. Unabhängig von der Hochzeit möchten wir ein Kind bekommen. Mein Freund hat auch selbst gesagt, dass er sich das wünscht. Aber nachdem er mir von seinem Problem erzählt, bin ich mir nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist...
Ich bin jetzt verzweifelt und weiß nicht, wie ich ihm helfen soll und ob wir trotzdem versuchen sollen, schwanger zu werden. Oder wäre das zu stressig für meinen Freund? Und wie kann ich meinen Freund besser verstehen? Ich hab leider noch nie Erfahrungen mit dieser Krankheit und manchmal kann ich seinen Verhalten oder seine Entscheidung nicht verstehen (ich weiß, dass er nichts dafür kann aber manchmal verletzt mich das)
Vielen Dank
Mein Freund ist (wahrscheinlich) depressiv
Wenn Du Dir Zeit nimmst, wirst Du hier mit der Suchfunktion verzweifelte Beiträge von Frauen finden, die einen depressiven Partner haben, teils auch mit Kindern - und die vollkommen überfordert und teils richtig am Ende sind.
So gesehen kannst Du ihm nicht helfen, ER muss sich einem Arzt anvertrauen und sich therapieren lassen.
Ein depressiver Partner wird Dir nicht die Hilfe und Stütze sein, die Du Dir vielleicht erhoffst/erwartest und ja es kann sein, dass er sich mit der Verantwortung für Frau und Kind komplett überfordert fühlt und es zu neuen Problemen kommt.
Wenn ihr nicht so alt seid - er soll eine Therapie machen, Du siehst, wie Du das alles mit tragen kannst - und dann erst wird geheiratet und an ein Kind gedacht.
LG Moni
Vielen lieben Dank für die Antwort. Ich werde nochmal mit ihm darüber reden. Ich finde, dass das auch zu riskant ist. Wir sind nicht so jung aber auch noch nicht zu alt für ein Kind ( ich 29 und er 32). Mein Freund tut alles und arbeitet ganz normal. Nur es ist beim ihm so, dass er schwer findet, die Entscheidungen zu treffen und möchte nicht an die Zukunft denken oder etwas Genaues planen, weil er Angst davor hat, das nicht zu schaffen und er ihm dann selbst die Schuld gibt.
Er kann momentan seine Ruhe nicht finden und fühlt sich immer gestresst, und jetzt wird hier dazu geraten ihn zu verlassen? Sorry aber das sind fast schon Standardsätze von mir und ich denke, dass ich meine Frau und unseren Sohn sehr gut in allem unterstütze.
Ich für meinen Teil habe mich nur auf das bezogen, was ich hier schon mehrfach las - und natürlich schreiben hier nur die Frauen, die sich wirklich alleingelassen und überfordert fühlen.
Es kann aber nicht falsch sein, ihr zu raten, eine evtl. Therapie abzuwarten, bevor man sich in das Abenteuer Ehe und Kind stürzt.
Wenn Du selber betroffen bist, müsstest Du wissen, wieviel Überforderung ein Kind schon bei Gesunden auslösen kann und wie schwierig es bei einem Kranken werden kann - und auch, wieviele Depressive sich auf garkeinen Fall therapieren lassen WOLLEN, weil leider auch die Einsicht fehlt. Dann als Frau alles ertragen zu müssen, kann man auch nicht raten.
Das Thema ist viel zu kompliziert, einen allgemein gültigen Rat kann es nie geben.
LG Moni
Kinder motivieren einen auch die eigenen Probleme anzugehen. Ich habe eine Angsterkrankung und ich (und meine Familie) hatte die Sorge, dass die Geburt unserer mich zu schweren Gedanken bringt. Bis jetzt ist das Gegenteil der Fall. Ich bin auf mein Kind konzentriert und falls ich mich nicht gut fühle, dann wende ich die Methoden aus meiner Therapie an.
Eine psychische Erkrankung ist wie Gelenkschmerzen. Es tut weh, aber man kann gut damit leben.
Mein Ex-Mann hat Depressionen, unser Sohn inzwischen auch. Wir hatten wirklich eine schwere Zeit in den Jahren als mir erst langsam klar wurde, was das ist. Und dann musste ich ihn auch noch überzeugen. Insgesamt dauerte es vier Jahre bis er wirklich zum Arzt ging und Hilfe bekam. D.h. erst mal Medizin. Dann wurde es erstmal besser, aber auf Dauer war es nicht gut. Er hat das ja alles auf die leichte Schulter genommen, setzte die Medizin einfach ab - was ich jedes Mal merkte, weil er dann völlig unmöglich war. Therapie fand er auch unnötig. Als er dann auch noch anfing zu trinken, hab ich mich getrennt.
Es kommt immer darauf an, wie die Leute damit umgehen. Nicht alle lassen es an ihrer Umgebung aus. Das tat aber mein Ex, deshalb wurde mir das zu viel. Mein Sohn hatte mit ungefähr 20 die ersten Phasen. Und hat es selbst gemerkt, hat Medizin genommen und auch anderes versucht (meditieren soll angeblich besonders gut helfen). Er scheint zur Zeit jedenfalls im Gleichgewicht zu sein. Allerdings haben alle beide ja eine etwas "gedämpfte" Persönlichkeit. D.h. gar nicht spontan und fröhlich, sondern mehr ruhig und ersthaft. Und da ist es oft schwer zu sagen, ob da schon wieder Depression dabei ist. Das ist wohl bei vielen so.
Grundsätzlich kommt das ja in Schüben. Du solltest mal einiges darüber lesen - es ist schon eine Weile her, seit ich mir das näher angeschaut hab. Ich hatte auch einen früheren Freund, der jedes Jahr im Frühjahr eine depressive Phase hatte, die nur einige Wochen dauerte. So was gibt es auch.
Wenn man es mal gehabt hat, dann hat man immer ein grösseres Risiko neue Schübe zu bekommen. Du solltest auch sehen, wie schlimm das ungefähr wird. Obwohl es natürlich auch mal schlimmer werden kann. Ich hab bei meinem Ex-Mann erlebt, dass er mal eine Phase hatte, so er viel Zwänge und Ängste hatte - was den Rest der Familie doch durcheinander gebracht hat. Auch war er mal ziemlich paranoid und hat plötzlich dumme Entscheidungen getroffen (hat mehr Lohn gefordert, sonst würde er seinen Job kündigen. Dabei war klar, dass sein Chef das nicht machen würde). Allerdings kann es sein, dass mein Ex da auch leicht manische Phasen (hypomanische) hatte. Ich hab jedenfalls mal bei der Psychiatrie angerufen , um mir Rat zu holen. Ich hatte Angst, dass vor allem die Paranoia auf etwas Schlimmeres als Depression deuten könnte. Aber nein, die haben mir gesagt, dass man durchaus Paranoia, Zwänge, Ängste haben kann bei einer Depression. Das wusste ich vorher auch nicht. Aber natürlich muss es nicht jeder haben. Aber es bringt grosse Probleme mit sich. Mein ältester Sohn war Teenager, hatte sowieso seine Konflikte mit ihm. Und da hat dann zu ihm gesagt: Du bist ja sowieso paranoid!
Vielen Dank für die Antwort. Mein Freund ist eher auch ein Typ, der sehr ruhig und nicht locker ist. Deswegen ist es für mich schwer einzuschätzen, ob er depressiv ist. Aber in der letzten Zeit habe ich gemerkt, dass er sich sehr gestresst fühlt. Er tut und macht alles aber ganz normal. Ich glaube, dass das Problem bei ihm ist, dass er sehr unsicher bei allen ist. Wenn etwas nicht läuft, wie es sein sollte, gibt er ihm die Schuld.
Ich wurde depressiv als unser Sohn 1,5 Jahre alt war. Es war eine der schwersten Zeiten meines Lebens, weil ich für unseren Sohn nicht in dem Ausmaß da sein konnte bzw ihn nicht völlig von meinem schlechten Zustand abschirmen konnte. Wenn sich bei deinem Partner eine weitere depressive Episode abzeichnet würde ich ihm raten so schnell wie möglich wieder in Behandlung zu gehen und euch als Paar dringend raten, mit einem Baby noch zu warten. Babys sind schon anstrengend, wenn man nicht depressiv ist. Depressiv ist das kaum zu meistern. Und was das mit einem Kind macht sollte man nicht unterschätzen.
wenn er sich nicht helfen lässt, hast du keine Chance, ausserdem ist depression oft genetisch, ich würde mir das mit einem Kind gut überlegen
Puh. Ich würde das Thema Baby erstmal hinten anstellen und schauen, wie er nun mit dieser Erkrankung umgeht. Wenn er wenig einsichtig ist, wäre ich sehr vorsichtig.