Streit und fehlendes Vertrauen tw: panikattacken, sexualisierte Gewalt

Hallo :) Ich habe noch nie in einem Forum geschrieben weil ich normalerweise eine stille Mitleserin bin.

Für meine akute Situation habe ich aber nirgends vergleichbare Threads gefunden.

Ich wurde mit 16 Jahren vergewaltigt und lebe seit einigen Jahren mit PTBS. Zwischen meinem 18.-22. Lebensjahr habe ich viel gefeiert und mich auch sexuell viel ausprobiert weil ich das Gefühl hatte etwas wieder "herstellen" zu müssen.

Ich habe Sex nicht ehrlich genießen können und lange Zeit nicht mit einem Mann oder fremden Menschen im allgemeinen im selben Raum oder einer Wohnung schlafen weil mich die Anwesenheit triggern und zu Panikattacken führen hätte können. Als ich meinen jetzigen Freund kennenlernte war ich 20 Jahre alt und hatte bereits eine Traumatherapie begonnen.

Wir haben uns 1,5 Jahre gekannt bis ich eine Beziehung mit ihm einging in der Zwischenzeit hatte ich noch wechselnde Geschlechtpartner. Seitdem sind 7 Jahre vergangen und ich habe wieder eine andere Beziehung zu Sex, zu Menschen und zu mir. Selten kommt es trotzdem noch zu Panikattacken, wenn ich mich stark getriggert fühle. Meinen Partner nehmen diese Situationen scheinbar noch stärker mit als ich mich. Während er mich vor Dingen schützen möchte, die in mir keine Angst auslösen wünsche ich mir Normalität und nicht selten auch Sex. Ihm fällt es schwer nach Panikattacken mit mir zu schlafen weil er mir nicht glaubt, dass ich ehrliche lust darauf habe.

Nachdem wir uns gestritten haben, weil ich ihm nicht von einer Panikattacke erzählt habe, um einer solchen Situation vorzubeugen hat er mir nun gesagt, dass er Sorge hat, dass ich "in alte Muster zurück verfalle" (feiern, andere Männer date). Ich habe daran allerdings in der Tat kein Interesse und sehe diese Sorge nicht als begründet. Er spricht mir mit seinem Verhalten teilweise ab rationale Entscheidungen treffen zu können und ich fühle mich dadurch eingeengt.

Mein Freund scheint mir nicht zu vertrauen und ich frage mich, ob es andere gibt, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren wie ich?

Ich würde mich über Erfahrungen, Ideen und Gedanken freuen.

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Hallo

Es tut mir leid, was dir widerfuhr und wie du heute noch versuchst, mit dem Erlebten umzugehen.

Du hattest also eine Weile Traumatherapie - ist diese beendet? Du scheinst dich mit deinen Triggermomenten arrangiert zu haben. Du weisst aber auch - denn du schreibst dies ja auf - dass du gewisse Automatismen entwickelt hast wie den Sex nach einer Panikattacke. Ich bin nicht in der Materie drin, aber ich lese von deinen Automatismen und der Sorge deines Freundes. So wie du es schilderst ist, die Sorge deines Freundes, dass du in bzw. nach solchen Triggermomenten mit ihm schlafen willst und er dabei das Gefühl bekommt, du willst nicht ihn, sondern wieder die Vergangenheit verarbeiten. Da kann ich nachvollziehen, dass er sich persönlich nicht geliebt, ja sogar benutzt fühlt. Du schreibst aber von Streits, die du ja mittlerweile zu umgehen versuchst, indem du deine Panikattacken verstecken willst. Wie laufen diese Streits ab? Ist er einfach verletzt und schmollt oder greift er dich verbal an? Ich kann auch nachvollziehen, weshalb er denkt, du würdest nach einer Panikattacke mit irgend jemandem schlafen - denn er selbst fühlt sich ja nur als Platzhalter für die Bewältigung deiner Krisensituationen. Dass du ihn nie betrügen würdest, wenn nicht er, sondern jemand anders in solchen Situationen bei dir wäre - könntest du tatsächlich die Hand dafür ins Feuer legen? Denn deine Sexlust kommt ja dann nicht aus dem echten Lustgefühl für ihn heraus. Vielleicht ist es eine Kombi - Krisenbewältigung und Lust auf ihn. Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall würde ich an deiner Stelle mittels einer Therapie nochmals daran arbeiten, dass du diesen Mechanismus bei Eintreten einer Panikattacke irgendwie umlenkst auf eine andere Tätigkeit/Lösung. Nun hast du nicht geschrieben, ob dein Freund ein liebevoller oder ein A.. ist. Auch wenn er generell ein einfühlsamer Mensch ist - das, was dir passiert ist und dein Umgang damit, überfordern ihn klar. Auch er sollte sich Hilfe holen, finde ich. Dann muss es nicht mehr zu Streits und Versteckspielen zwischen euch kommen.

Ich wünsche euch beiden alles Gute.

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Glamcat hat es sehr gut beschrieben.

Ich glaube, auch für deinen Freund ist es nicht leicht, damit umzugehen.

Am besten wäre es, wenn ihr mal zusammen eine Therapeutin besucht, die vllt vermitteln kann und ihr könntet gemeinsam Strategien entwickeln, wie ihr damit umgehen wollt/könnt.

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Ich denke, er hat sehr feine Antennen und will auf keinen Fall, dass es dir schlecht geht, wenn er was falsch macht.

Du fühlst diich deiner entscheidungswürdigkeit herabgesetzt und bist böse darüber.

Ich denke, dass sein Verhalten aus Rücksicht heraus passiert und nicht aus Boswilligkeit. Wir sehen oft nur uns selbst und unser Verhalten und versuchen viel zu wenig, in andere zu blicken und deren Verhalten wirklich zu verstehen.

Da du in Therapie bist sehe ich auch die Chance, hier dein Problem zu besprechen.

Wir kennen deinen Freund nicht und warum er so handelt. Aber ich denke, du hast da einen sehr guten erwischt und bist irritiert mit seinem Verhalten

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Hallo Hanna,

erstmal muss ich sagen, dass er doch gut reagiert. Ich habe mehrere Exfreunde und inkl. meinem jetzigen Partner haben mir alle immer Vorwürfe gemacht, wenn ich beim Sex mal Flashbacks hatte. Wenn nicht sofort, dann kamen die Vorwürfe aus heiterem Himmel bei der Trennung. Danke auch 😂😂. Das Gleiche kenne ich auch von einer Freundin, da gibt es wirklich wenig Verständnis. Also Dein Partner reagiert eigentlich toll!
Vielleicht verliert er in der Situation auch einfach ein bisschen die Lust und möchte es Dir nicht so direkt sagen um Dich nicht zu verletzen? Auch Männer sind nicht unbedingt immer in jeder Situation in Stimmung 😁.
Ich würde mir da auf jeden Fall keinen Kopf machen und es einfach mal versuchen, so hinzunehmen. Mit der Zeit wird das bestimmt auch immer seltener passieren.