Hallo Zusammen,
Ich bin mit meinem Partner seit etwas mehr als einem Jahr zusammen. Alles ging recht schnell. Wir haben uns beide verknallt, er ist nach ein paar Monaten zu mir gezogen (sein Saison-Job endete sowieso, es war die logischste Entscheidung), ich habe früh meinen Kinderwunsch geäußert, nach einem halben Jahr hat er zugestimmt und gemeint ich kann die Pille dann jetzt ja weglassen.
Ich wurde gleich im ersten Monat schwanger, an unserem Jahrestag machte er mir einen Heiratsantrag und nun bin ich im 7./8. Monat, wir haben im sehr kleinen Rahmen geheiratet…
Soweit also alles tiptop. Natürlich gibt es auch die ein oder andere Schwierigkeit. ZB dass er neben seinem früheren Drogenkonsum - den er seit er mich kennt komplett abgestellt hat - auch ein Alkoholproblem hat. Das sieht er inzwischen ein und ich glaube wir sind nun beim dritten Versuch „kein Alkohol mehr“ zu trinken. Das schlimme am Alkohol ist, dass sich seine Emotionen dann sehr verstärken (kenne das von mir selbst auch), und nun kommt unser Problem:
Ich habe - genauso wie er - alle meine Karten auf den Tisch gelegt. Das heißt er weiß von meiner Vergangenheit- leider viel zu sehr im Detail. Von den Männern, eine dreier-Geschichte war auch dabei, teilweise waren sie vergeben, den schief gelaufenen Beziehungen, ein Mal bin ich fremdgegangen, ein Mal vergewaltigt worden, und in einer alten Beziehung (da war ich 18-22 Jahre alt, heute bin ich 30) über vier Jahre komplett hintergangen und betrogen worden.
Diese Geschichten hingen mit sehr nach, ich habe nie eine Therapie gemacht weil ich den Eindruck hatte, ich komm schon irgendwie klar. Habe durch Sex mit anderen Männern (in meiner Singlezeit) Nähe gesucht, Männer auf Sex und ihr Geschlechtsteil reduziert - natürlich nie Liebe gefunden - und war dann umso einsamer nach einem ONS… ein paar der „guten“ Männer hab ich nie an mich rangelassen da der Funke nie übergesprungen ist.
Jedenfalls bin ich überglücklich einen so tollen Partner wie ihn nun gefunden zu haben. Ich liebe ihn über alles und möchte einfach nur nach vorne schauen. Ich freue mich auf unsere kleine Familie und bin einfach nur dankbar für alles.
Seit ein paar Wochen kommt es ihm allerdings immer wieder hoch,… er hat Alpträume, nennt mich im betrunkenen Zustand eine Bitch, meint ich habe einen Männerhass, er habe nachgelesen (im Internet und auch meine alten WhatsApp Verläufe die ich leider erst jetzt gelöscht habe) und denkt ich könnte nie treu sein, ich soll mir doch einen anderen suchen, er will sich nicht in 5 Jahren anhören ich bräuchte was neues etc… er ist angewidert von mir und meinen Taten.
Was kann ich nun tun? Wir lieben uns sehr, er sagt auch dass er mich genauso über alles liebt, wir versöhnen uns regelmäßig. Aber ich sehe auch wie sehr ihm das Kopfkino zu schaffen macht. Es tut mir sehr leid dass ich ihn quasi als Psychotherapeut missbraucht habe anstatt meine Themen vorab eigenständig und professionell anzugehen…
Aus Sicht der Männer: Gibt es eine Hoffnung und einen Weg das Kopfkino abzuschalten? Was kann ich tun? Was er?
Ich bin mir meinerseits absolut sicher mit unserer Beziehung, meiner Liebe, meiner Fähigkeit treu zu sein. Und ich lasse meine Vergangenheit inzwischen hinter mir, denke nicht mehr aktiv darüber nach.
Viele Grüße
MsB92
Partner kommt mit meiner Vergangenheit doch nicht zurecht
Ich finde, grundsätzlich hat kein Partner dem anderen seine Vergangenheit vorzuwerfen - was soll das denn? Was früher gelaufen ist, ist vorbei und Ende. Und das geht schon dreimal nicht, wenn dein Partner ganz eigene, dringende Baustellen hat. Er soll sich um sein Alkoholproblem kümmern, statt dir irgendwelchen Mist vorzuwerfen, der ihn gar nichts angeht. Wieso lässt du ihn so sehr vom eigentlichen Problem ablenken?
Erstmal wünsche ich dir alles gute für dich und den Bauchzwerg!
Für mich ergeben sich zwei Schwierigkeiten.
Die erste und wichtigste ist die Sucht. Da muss er ran. Entgiftung und dann Therapie.
Das andere ist die Respektlosigkeit. Deine Geschichte von früher als Grund zu nehmen, um dich abzuwerten sind gelinde gesagt, nicht okay.
Ich vermute, er selbst fühlt sich minderwertige und möchte sich damit aufwerten.
Mein Tip ist, such dir ne Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern, damit du dich stärken kannst.
Und verabschieden dich von dem Gedanken, an seinem miesen Verhalten schuld zu sein!
Du hast bald eine große Verantwortung im Arm. Guck, dass du die Kraft behältst dich um euch zwei zu kümmern. Dein Mann ist selber groß! Er muss sich entscheiden, wie er sein Leben leben will und auch dafür Verantwortung übernehmen.
Alles Gute!
Er hat ein alkoholproblem, schriebst du. Du und scheinbar ploppen ihm diese Dinge raus, wenn er getrunken hat.
Ich an deiner Stelle würde mich räumlich trennen und ihm die Pistole auf die Brust setzen. Ihm sagen, dass eure Beziehung nur eine Chance hat, wenn er sein alkoholproblem in den Griff bekommt, mit professioneller Hilfe. Alleine schafft man das nicht.
Du hast nichts falsch gemacht. Falsch ist nur sich weiter so behandeln zu lassen (& das dem Kind später vorzuleben). Die rosarote Brille ist weg, ihr lernt euch erst jetzt mit allen Macken kennen.
Jetzt drehen wir den Spiess um: Was ist so toll an diesem Rauschmittelabhängigen? Der hat garantiert selbst Probleme seit x Jahren, womit er nicht klar kommt. Du bist verliebt (was ist schon eine einjährige Beziehung voller Hormonrausch, in dem man obendrauf schwanger wird und heiratet?) und möchtest wegen dem Baby nun Harmonie herstellen, weil du nach all deinen schlechten Erfahrungen (was mir für dich besonders hinsichtlich der Vergewaltigung sehr leid tut) etwas Schönes, Solides möchtest.
Das Problem ist, dass dein Freund selbst seine Probleme hat. Du wirst ihn nie von seinem Rauschmittel - ja, Alkohol ist ein legales Rauschmittel, nichts weniger - wegbringen. Er besäuft sich aber dennoch und lässt Sachen heraus, die dich entwerten sollen. Hat er keine Vergangenheit? Bist du seine erste Freundin? Wurde er auch schon vergewaltigt, oder wie kommt er darauf, dass da irgend ein Fehler bei dir liegt?
Ganz ehrlich: Richte dich gerade und sag ihm deutlich, dass er gehen und seine(!) Probleme zuerst in den Griff bekommen soll, so er das will. Und dass du leider einen massiven Fehler gemacht hast, indem du dich ihm anvertraut hast. Er soll jetzt gehen und mit sich selber klar werden und aufhören, dir wegen vergangenem Mist ein schlechtes Gewissen einzubläuen.
Alternativ darf er sich bereit erklären, gemeinsam mit dir eine Therapie zu machen.
Also ich hab eine ähnliche Vergangenheit wie du. Nicht einmal hat mein Mann mir das vorgeworfen. Ich finde das total daneben und respektlos. Findest du etwa seinen Drogenkonsum attraktiv? Wirfst du ihm vor, er widere dich an deswegen. Das ist eine Form von Abwertung, die er praktiziert und testet, ob du dich klein halten lässt.
Du kannst gar nichts tun, du kannst es ja nicht rückgängig machen. Er muss an seinem Alkoholproblem arbeiten (ER, nicht ihr) und in Therapie seinen Minderwertigkeitskomplex aufarbeiten.
Sobald das Kind da ist, fühlen sich solche Männer leider oft bestärkt. Du bist an das Kind gebunden und in gewisser Weise hilfsbedürftig. Gepaart mit dem Stress den ein Baby bringt, verstärken sich Beleidigungen und negatives Verhalten oft. Für dein Kind: Überlege dir einen Notfallplan, wenn euer Kind da ist und sein Verhalten sich verstärken sollte. Wenn er der Traumtyp ist, wir du meinst, dann kannst du den Plan in der Schublade lassen. Gibt es ein böses Erwachen, dann bist du vorbereitet.
Alles Gute
Soweit also alles tiptop
Leider ist garnichts tiptop.
Zu schnell zusammengegangen, zu schnell geheiratet, zu schnell ein Kind unterwegs und - viel zuviel geredet.
Früher Drogen , heute Alkohol. Dein Mann hat allen Grund, vor seiner eigenen Tür zu kehren und DRINGEND sein Alkoholproblem anzugehen.
Er wird Vater, ihr werdet Eltern, das alleine zählt.
Je schneller euch das klar wird, desto besser.
Du suchst gerade alle Fehler bei Dir, das ist definitiv falsch.
Wenn ihr eine Zukunft haben wollt, ist Alkoholtherapie samt Paartherapie wohl nötig....und absolut nichts mehr aus der Vergangenheit rauskramen als Entschuldigung.
Ich liebe den Mann in meinem Leben wirklich und vertraue ihm, wie schon lange niemand, aber bitte, alles erzähle ich ihm ganz sicher nicht - und ich frage auch ihn nichts.
LG Moni
Ich vermute mal, dass er jetzt merkt, dass er einer Verantwortung "ausgesetzt" ist, von der er nicht loskommt.
Es ging mit euch auch sehr schnell, eure Beziehung, das zusammenziehen, Kind, heiraten. Und das innerhalb eines Jahres, d.h. vieles ist auf der Strecke geblieben und somit auch eine solide Basis.
Nichtsdestotrotz werdet ihr bald Eltern! Die Vergangenheit gehört in die Vergangenheit, du scheinst zu sehr ins Detail gegangen zu sein. Vielleicht hilft euch eine Paartherapie, um das zu verarbeiten + eine Alkoholtherapie für deinen Mann.
Wünsche euch viel Erfolg!
In meinen Augen gehört ihr beide in Therapie. Was du da beschreibst, ist keine Liebe, sondern trauma bonding. Ich weiß leider, wovon ich rede.
Alleine, dass du versuchst, sein Verhalten zu bagatellisieren, zeigt doch, dass du die Vergangenheit eben nicht hinter dir gelassen hast. Ihr seid gerade mal ein gutes Jahr zusammen und habt bereits eine Wagenladung an Problemen, in die demnächst noch ein Kind gesetzt wird. Wenn du Verantwortung übernehmen willst, dann such dir eine eigene Bleibe und geh deine Probleme mit professioneller Hilfe an.