Schlimmer Streit - bin so traurig

Hallo,

ich hatte einen ganz furchtbaren Streit mit meinem Mann.

Er hat mich als "Psycho" bezeichnet und meinte ich würde durchdrehen.

Ich bin so gekränkt und unendlich traurig.

Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll.
Ich bin so schrecklich traurig.

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Liebe Traurige,

oh je, das klingt ja wirklich nach einem schlimmen Streit. Ich finde, es geht gar nicht, dass man so ausfallend und unsachlich wird, egal wie hitzig und leidenschaftlich gestritten wird - vorher sollte man lieber den Streit unterbrechen, um wieder etwas runterzukommen und dann auf sachlicher Ebene das Thema weiter zu bearbeiten. Streit ist nämlich an sich überhaupt nichts Schlimmes, wenn man es richtig macht.

Magst du mal erzählen, wie es dazu gekommen ist? Wie läuft eure Ehe grundsätzlich, gibt's öfter Streit und wie läuft der dann ab? Ich nehme an, es war das erste Mal, dass er solche Dinge gesagt hat. Details musst du hier natürlich nicht ausbreiten, wenn du das nicht möchtest.

Abgesehen davon würde ich empfehlen, dass ihr euch beide erst einmal beruhigt und Abstand voneinander nehmt, um dann in Ruhe und möglichst unemotional nochmal das Geschehene und Gesagte aufzuarbeiten. Sag ihm dann ruhig, dass es dich sehr verletzt und schwer getroffen hat, so genannt zu werden. Versucht zu ergründen, warum das Ganze so eskaliert ist. In der Arbeitswelt nennt man so eine Nachbearbeitung "Lessons Learned", ich finde den Begriff auch für den Streitfall im Privaten ganz passend. :-)

Dann (und das gehört für mich auch zu einer guten Aufarbeitung) stellt für zukünftige Streitfälle Regeln auf. Ich habe mal ein Zitat gelesen, ich musste es gerade nochmal googeln, um es richtig wiederzugeben, es ist von Viktor Frankl, einem österreichischen Neurologen und Psychiater:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Das heißt für mich, man darf sich auch in Konfliktsituationen die Zeit und den Raum nehmen, zu entscheiden, wie man reagiert. Daher ist für mich die oberste Regel: was mein Gegenüber sagt, lasse ich erst einmal wirken, bevor ich reagiere, ich nehme mir bewusst Zeit zum Nachdenken, ich fasse sogar in eigenen Worten zusammen, was er mir sagen will, und ich teile meinem Partner mit, wenn eine Grenze überschritten wurde. Und dann habe ich die Wahl: Verletze ich mit Worten, trete ich verbal nochmal so richtig nach oder versuche ich, den Konflikt sachlich zu lösen? Idealerweise entscheidet man sich natürlich immer für Letzteres, weil das auch das erfolgversprechendste ist. Wenn beide Seiten das berücksichtigen, sollte es schon gar nicht mehr soweit kommen, dass es mit Worten so eskaliert.

Zudem wichtig:
- Beim Thema bleiben, nicht noch Nebenkriegsschauplätze aufmachen
- Wenn's zu viel wird und wenn man merkt, dass man die Regeln nicht mehr einhalten kann, nimmt man sich eine Auszeit. Ein Stopp muss reichen. Kein Nachtreten, kein "Nein, ich will jetzt aber...".
- Auch wenn's abgedroschen klingt: Ich-Botschaften verwenden.
- Den Streit als Chance sehen, Kompromisse herbeizuführen. Darum sollte es immer gehen.

Das wären mal so meine ersten Akut-Tipps. Ich wünsche euch, dass ihr die Sache aus der Welt schaffen könnt.

Alles Liebe,
DieKati

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Vielen Dank für die Tipps, Kati!

Ich werde versuchen sie umzusetzen.

Eigentlich läuft unsere Ehe gut, aber ich fühle mich mit vielen Dingen einfach alleine gelassen.
Das habe ich ihm aber auch schon oft gesagt.
Er verspricht dann immer, etwas zu ändern, tut es aber nicht.

Ich warte immer nur, warte und warte - und es ändert sich nichts.
Und wenn ich ihn dann darauf anspreche, wird er ausfallend.
Und was mich besonders gekränkt hat - er verdreht Tatsachen.

Aber so ausfallend wie heute habe ich ihn noch nie erlebt.

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Verstehe. Ausfallend werden und Tatsachen verdrehen ist ganz schlechter Stil, das würde ich mir sofort verbitten und ihm dann die Regeln mitteilen. Hält sich einer nicht daran, ist das Streitgespräch sofort unterbrochen. Dem Verdrehen von Tatsachen kann man übrigens mit der Taktik des Wiederholens ganz gut entgegenwirken: "Ich habe dich jetzt so verstanden, dass du... Stimmt das so aus deiner Sicht? Ich sehe das nämlich anders."

Und was euer Thema angeht: überlegt, was konkret sich ändern muss, dass du dich nicht mehr alleine gelassen fühlst. Es ihm zu sagen, war ein Anfang, er meinte, er wäre bereit, etwas zu ändern - das ist doch schon mal eine Basis. Nun sollte es an die konkreten Maßnahmen gehen. Was wünschst du dir von ihm, und was davon kann er leisten?

Setzt euch hin, nehmt Papier und Stift und haltet fest, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Ein solches Gespräch hatte ich mit meinem Partner auch erst kürzlich, da ging es um ganz profane Dinge wie Haushaltsaufgaben. Wir arbeiten beide Vollzeit, haben Haus, Garten, Hund und ne Menge Ehrenämter in Vereinen etc...ja, es bedarf einfach etwas mehr Organisation als noch damals, als wir ne kleine 2 1/2-Zimmer Bude ordentlich zu halten hatten. Worum geht es dir, damit du dich wohler fühlst? Und an welcher Stelle kommt er ins Spiel, was sind deine Erwartungen? Was sind seine, und wie bringt man die in Einklang?

Ich wünsche euch gute Gespräche und dass ihr dieses Thema bald gelöst bekommt!

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Hmm das hört sich erstmals irgendwie jetzt nicht so dramatisch an. Da fehlt eine menge Hintergrund wissen.

Wenn die Gemüter erhitzt sind fallen schon mal Worte, die nicht so gemeint waren oder übertrieben sind. Hattest du noch nie richtig Streit?

Beruhig dich erstmal.
Reflektiere den Streit nochmals für dich selber (hst dein Mann irgendwo recht, oder hat er dir unrecht getan, lag es an der Kommunikation, Zeitpunkt o.ä.) und sprecht dann nochmal in Ruhe und ohne Vorwürfe miteinander.

Kopf hoch, kein Weltuntergang

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Meinen Partner Psycho zu nennen, wäre für mich sehr dramatisch. Und "hat dein Mann irgendwo recht", verschiebt den Fokus ganz schön weg von einer Sache, die man zu seinem Partner nicht sagt, hin zur TE.

Streiten gehört zum Leben dazu, aber jemanden zu beschimpfen, gehört nicht zum Streit. Ganz sicher nicht.

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Ja Theorie und Praxis.
Ich geb dir natürlich recht aber ist dir wirklich im Streit noch nie ein "du Trottl" o.ä. rausgerutscht, wenn der andere komplett uneinsichtig ist?

Kann wirklich nicht glauben, dass das für die meisten Menschen wirklich ein so großes Drama ist. Meist entschuldigt man sich hinterher und gut is.

Aber kommt natürlich total auf den Hintergrund an. Wenn sowas immer wieder passiert okay, nur liest es sich für mich wie eine einmalige Sache aufgrund eines heftigen Streits.

Da fehlen einfach die Hintergrundinfos.

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Vielleicht ist hier der richtige Zeitpunkt um sich zu überlegen, wie man in Zukunft kommuniziert. Versuch doch mit ihm zu reden und zu vereinbaren, dass ihr in Zukunft wirklich versucht, sachlich zu bleiben bei Meinungsverschiedenheiten. Und ruhig zu bleiben. Offensichtlich warst du ja auch etwas aus den Fugen. Da gibt es einige gute Regeln:

- Nur ich-Botschaften, keine du-Botschaften. D.h. statt zu sagen "du warst gemein" kann man sagen "ich fühle mich verletzt, wenn du ........"

- keine Unterstellungen/Interpretationen. Fragt stattdessen nach, wie der Andere das meint. Vor allem nicht sagen, dass der Andere lügt, oder ihm böse Absicht unterstellen.

- gern auch mal jeder seinen Standpunkt erklären und dann noch mal eine Nacht drüber schlafen. Oft sieht es dann schon wieder anders aus.

- gern auch denken: Okay, vielleicht muss man einen Kompromiss machen. Wenn man nur im Kopf hat, dass man seine eigene Sache unbedingt durchsetzen muss - das läuft meist nicht gut.

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Wie hast du dich denn verhalten? 😅

„Psycho“ ist definitiv nicht nett und in einem „normalen Streit“ nicht angebracht. Aber ich hatte auch mal Streit mit jemandem, dem ich es am liebsten entgegen geschleudert hätte, weil er sich total… komisch verhielt.

Grundsätzlich wäre es jetzt am besten, wenn ihr miteinander sprecht, wenn ihr nicht mehr so emotional seid. Vielleicht hilft bei dem Gespräch auch ein:e Moderator:in (kann ein Freund oder jmd aus der Familie oder jemand professionelles sein).