Aggression gegen Vater

Ich liege hier gerade ratlos nach einem großen Streit.

Seit Wochen schaukelt sich die Situation zwischen meiner Tochter (4seit April) und meinem Mann hoch. Sie haben eigentlich eine tolle Beziehung und auch aufgrund des Babys (ist nun aber schon ein Jahr alt) und Corona haben sie viel Zeit miteinander verbracht und ihren Weg gefunden. Nun habe ich aber beobachtet, dass die Stimmung immer angespannter wurde. Für mich hat es damit begonnen, dass mein Mann meiner Tochter oft direkt oder indirekt gesagt hat, dass sie nicht „normal“ ist. Gemeint sind allerdings immer Dinge, die halt einfach normal sind in ihrem Alter. „Sie hört ja nicht“. Sie ist undankbar. Er nannte sie mal Egosau, weil sie was nicht aufheben wollte und so weiter. Viele kleine Sticheleien und Sätze eben. Er verlor oft die Lust am Spiel, wenn sie A machte, obwohl er B sagte. Allgemein verändert sie sich gerade und macht einen riesigen Entwicklungsschritt und das zuvor so „funktionierende“ Kind, bah nun eben mehr und mehr einen eigenen Kopf. Das passte oft nicht. Und es wurde von seiner Seite oft betont, dass er und das Baby ja so harmonisch seien und dass das Baby ja sicher ganz anders würde. Auch alles öfter im Beisein meiner Tochter. Ich habe das direkt angesprochen. Allerdings wurde es als Quatsch angetan. Dann begann es, dass meine Tochter körperlich wurde. Zu Beginn nur wütendes Hauen oder so. Dann kam Kratzen hinzu. Nun wird sogar gebissen oder gezielt in den Schritt gekniffen. Also Grenzüberschreitung pur. Das ganze geht seit 2-3 Wochen und wird von Tag zu Tag schlimmer. Dabei klappen 90% des Tages super und dann plötzlich läuft sie an ihm vorbei und kneift in oder beginnt seine Füße zu Kitzeln (hasst er). Dann wehrt mein Mann ab und dann will sie so richtig hinter ihm her und eben irgendwas machen, das weh tut. Ich erkläre ihr (und er hat es auch öfter versucht) jedes Mal, das man NIE das Recht hat, jemandem wehzutun. Egal, ob jemand was falsch gemacht hat oder man wütend ist. Sie kam auf unsere Nachfrage auch gar nicht sagen, warum sie es macht. Ich sehe, dass sie hilflos und überfordert ist. Mein Mann ist es natürlich auch. Seit Wochen rede ich mit ihm, erkläre ihm, dass er mit seinem Verhalten und seinen Sprüche (so glaube ich) dazu beiträgt, dass das Kind mit einer natürlich sehr unklugen Strategie versucht, die Liebe des Vaters zu gewinnen (oder bin ich da auf dem Holzweg?). Bücher will er nicht lesen . Artikel, die ich ihm schicke, auch nicht.

Generell sagt er, ist er gerade unglücklich. Wir kommen als Paar zu kurz. Oh ja. Während er aber wenigstens täglich sein Hobby hat und auch noch arbeiten geht, bin ich halt nur mama. Mache noch die Nächte mit Stillkind und so weiter. Ich KANN gerade nicht mehr geben. Plus dieser immer wieder aufflammende Konflikt und die Hilflosigkeit der beiden. Es macht mich echt fertig und ich suche Anhaltspunkte. Als er sie gerade in der angespannten Situation so abgewehrt hat, weil sie sein Gesicht berührt hat mit den Händen (sie kam von hinten zu ihm) dass sie fast gegen unseren Wohnzimmertisch geflogen ist, ist es einfach zu viel. Mir bricht das Herz, das sie uns gerade s hat steigen sehen. Ohne vertragen. Mit mir, die so wütend war, dass ich ihn auch noch geschubst habe, weil er mir sagt, dass es ja symptomatisch für alles sei, dass ich jetzt meine Tochter tröste. Ach verdammt. Ich bin gerade sehr verzweifelt

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Hallo,

diese Zeit, wenn das zweite Kind geboren wurde, ist in vielen Familien eine herausfordernde Zeit.

Mein Eindruck ist, dass Sie aktuell wenig Unterstützung durch andere haben und sich vielleicht auch ein wenig isoliert als Familie fühlen? Wäre es möglich, dass Sie eine liebevolle, feinfühlige Babysitterin regelmäßig unterstützt? Das reduziert in vielen Familien sehr rasch Stress und hilft den Eltern oft auch, dass Sie sich als Paar wieder mehr begegnen können.


Ihre Beschreibung der Situation klingt sehr stimmig. Vielleicht ist es für den Papa gerade wirklich eine große Herausforderung, dass er nun Vater von zwei Kindern ist und sich die älteste Tochter natürlich auch weiterentwickelt und nun auch immer mehr die Familie mit ihren Autonomiewünschen konfrontriert.

Mein Eindruck ist zudem, dass die Situation inzwischen sehr angespannt ist und die Konflikte auch gewaltvoller ausgetragen werden. Ich fände es sehr wichtig, dass Sie bald mit einem Beratungsprozess beginnen. Hilfe finden Sie z.B hier https://www.profamilia.de/themen/eltern-sein/partnerschaft und natürlich auch bei einer Erziehungsberatungsstelle.


Herzliche Grüße,

Eliane Retz