Mein Partner und ich hatten gerade eine interessante Diskussion.
Ich achte gerne auf mein Äußeres. Seiner Meinung nach mache ich mir zu viel Gedanken darüber, aber das ist natürlich Ansichtssache. Wir haben noch keine Kinder.
Er ist der Meinung, dass man seine eigenen Sorgen ("Hilfe, mein Hintern ist zu dick!" "Hilfe, ein riesen Pickel, so kann ich doch nirgends hingehen.") auf sein eigenes Kind überträgt. Sprich, man macht sich laut ihm Sorgen, wenn das Kind mal einen Pickel hat. Mich hat diese Aussage regelrecht schockiert, weil ich mir das wirklich nicht vorstellen kann, dass mich ein Pickel oder sonstige Schönheitsmakel bei meinem Kind stören würden. Mich stört es nur an MIR selbst.
Denkt ihr, dass das so sein würde/wird, wenn man Kinder hat und einen dann die gleichen Dinge am Kind stören bzw. man sich Sorgen macht, dass es nicht schön genug ist??? Ist das bei euch und euren Kindern so?? Alles was euch an euch stört (feine Haare, speckiger Bauch, unreine Haut, was auch immer), stört euch das an euren Kindern ebenso bzw. macht ihr euch Sorgen um die Kinder wegen genau der gleichen Makel, die ihr eurer Meinung nach habt?!
Wie gesagt, ich kann mir das absolut nicht vorstellen, dass ich mal so oberflächlich denken könnte / würde (
Überträgt man Komplexe auf seine Kinder?
Nein, so wie es dein Partner denkt, läuft es nicht ab. Ich vermittle meinen Kindern, dass sie schön sind, wie sie sind - auch mit Hautunreinheiten usw. Sage zum Beispiel, dass das die Pubertät/die Hormone sind und es vorbeigeht oder dass wir gewisse Cremes zur Linderung (nicht Beseitigung!) besorgen können - da fühlt sich ja jeder Mensch besser, einfach weil man etwas Gutes für sich tut.
Wo ich mir aber auf die Lippen beisse: Ich sage vor meinen Kindern nichts über meine gefühlten Figurprobleme und wie schrecklich ich dieses oder jenes an mir finde. Da muss mein Mann zuhören und mich beschwichtigen 😆. Ich will nicht, dass sie zu kritisch mit ihrem eigenen Körper werden, wenn sie hören, wie die Mama an sich selbst herumkritisiert. Bis jetzt haben sie ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper.
Und machst du dir SORGEN um die Kinder, wenn sie mal einen Makel haben, dass sie nicht gut genug sind oder so? Oder denkst du dir "Verdammt, sie hat heute einen riesen Pickel, hoffentlich fühlt sie sich nicht schlecht." Oder "hoffentlich wird sie nicht gehänselt?"
Es geht hauptsächlich ums Sorgen machen.
Wenn du dir Sorgen darum machst, nicht OK zu sein, machst du dir dann auch Sorgen, dass dein Kind nicht OK ist (für andere) ?
Ich muss mir keine Sorgen machen, da jenes Kind, welches von Akne betroffen ist, sich gut damit zurechtfindet. Wenn sie leiden würde, würde ich mir vielmehr um ihre Psyche Sorgen machen. Nicht um ihre Haut. Sie ist hübsch und genial, so wie sie ist (empfinde ich wirklich so, und ich kommuniziere ihr das ggb ab und zu, wenn es mich überkommt).
Es ist möglich. Das gilt auch für andere Dinge, wie Ängste oder Abneigungen. Wenn man sich selber sehr durch sein Äusseres definiert, wird man automatisch auch das eigene Kind durvh den gleichen Filter sehen. Meine Mutter musste immer kommentieren wie ich mich kleide, wie gross meine Nase mit einer bestimmten Frisur wirkt etc. Ich bin bei weitem nicht so schlimm wie sie geworden, aber es prägt einen schon (vor allem von Mutter zu Tochter, zB).
Wenn man selber stark ängstlich ist, versucht man auch automatisch das Kind stark zu kontrollieren und Bemerkungen sind schwer zu verkneifen. Generell wird man von den eigenen Kindern stark getriggert und gespiegelt, sofern man sich nicht selber reflektiert und ändert. Man kann den anderen nur in dem Masse lieben, wie man sich selbst liebt...
Hast du selbst Kinder?
Siehst du an ihnen Makel? Und würdest sie gerne "verbessern" oder machst dir zumindest Sorgen über die Makel?
Ja, habe ein Kind. Habe mir lange Zeit Sorgen gemacht, dass er dick werden könnte, zum Beispiel (weil er so viel isst). Ich finde dick sein ganz furchtbar. Mir ist aber klar, dass meine Einstellung nicht gut ist, bin nicht stolz drüber. Na gut, die Sorge ist eher unberechtigt. Ich habe auch noch andere Sorgen, Sorgen und Ängste kommen mit dem Mama sein ganz automatisch, leider. Man kann aber dagegen arbeiten und seine Einstellung immer wieder überprüfen.
Man spiegelt sicher sein eigenes Verhalten auf die Kinder.
Wenn du bei einem Pickel in Panik ausbricht, zig Cremen drauf schmierst um "vorzeigbar" zu werden und jammerst und am liebsten nicht vor die Tür willst dann lernt das Kind automatisch "Ein Pickel ist nicht OK, mit einem Pickel ist man hässlich, mit einem Pickel bin ich nicht OK - ich bin hässlich"
Da ist es eigentlich egal ob es dich am Kind stört, das Kind lernt dass es dich an dich stört und kopiert dein Verhalten.
Das mit dem Verhalten kopieren ist mir völlig klar.
Mein Partner meinte aber etwas anderes. Nämlich, dass man es am Kind eben nicht OK findet. Das kann ich mir aber selbst nicht vorstellen. Mir ist das Äußere an anderen nahezu zu 100 % egal, nur an mir selber nicht.
Dann kommt es darauf an, wie sehr du dich mit deinem Kind identifizieren wirst. Manche Eltern schaffen es nicht, ihre Kinder nicht als eigene Projektionen zu sehen. Aber das ist nicht der Normalfall.
Ganz allgemein gesprochen. Pickel, Narben, fettige Haare, dünne Haare, wabbeligge Haut... das sind alles keine Beauty Bonus Features. Aber natürlich stören mich an mir selbst solche Dinge, die ich ja selbst produziere und herumtrage, mehr, als bei anderen. Eine schiefe Nase mit 2 Höckern ist halt eine schiefe Nase mit 2 Höckern... und unter Pickeln gibts wohl auch keinen Schönheitswettbewerb weil Pickel in der Natur der Sache wohl eher störend sind. Ich kann mir eher sogar vorstellen, dass dein Mann seine eigenen Bedenken dahingehend hat und er sozusagen diese Wut darüber an dir auslässt und dir nun eben sowas unterstellt. Dein Mann wird ja sicher (also zu 100 % sicher) selbst Dinge haben, die ihm an anderen Geschlecht oder an Menschen generell stören (auf Ästhetik bezogen). Und da man ja praktischerweise sowieso kein bestimmtes Interesse an seinen eigenen Kindern hat, ist es ja auch gänzlich egal. Natürlich sollte man seinen Kindern einfach immer sagen, sie sind wunderschön. Punkt. Sie für Äußerlichkeiten kristisieren würde ich sie sicherlich nicht.
Ja, man überträgt seine Komplexe auf das Kind. Im Bekanntenkreis: Die alleinerziehende Mutter hat Angst vor dem Fahrradfahren weil zu leicht etwas passieren kann. Ihr Sohn der mittlerweile 25 wird, kann und will noch immer nicht Fahrrad fahren. Die Mutter hat Höhenangst und das 25 jährige Kind hat ebenfalls Höhenangst. Das zweite Kind der Mutter, mit dessen Lebensgefährten sie noch immer zusammen ist: Ihr Lebensgefährte wusste es und brachte dem gemeinsamen Kind extrem früh das Fahrradfahren bei. Er fuhr bereits im Alter von 3 Jahren ohne Stützräder mit dem Fahrrad. Damals sagte die Mutter zum Kindesvater, wenn er weiter so mit dem Kind Fahrrad fährt, wird das Kind keine 4 Jahre alt. Das Kind ist jetzt in der Pupertät und lebt noch immer. Der Vater lies sich von der Angst der Mutter nicht abhalten, er machte mit dem Kind auch den Fahrradschein damit das Kind extra gut geschult ist. Wegen der Höhenangst ging er mit dem Kind absichtlich auf Spielplätze wo man hoch klettern kann und kletterte schon sehr zeitig mit dem Kind ganz hinauf. Wenn dann die Mutter mit dem Kind auf den Spielplatz mit der hohen Klettermöglichkeit ging, sagte danach das Kind, das es dort nicht hinauf klettert weil es Höhenangst hat. Dabei war es davor schon oft mit dem Vater ohne Angst hinauf geklettert gewesen. Der Vater kletterte immer wieder mit dem Kind gemeinsam hinauf.
Natürlich kann man Komplexe auf das Kind übertragen. Sogar sehr leicht. Deshalb versuche ich auch schlank zu bleiben, weil ich genau weiß, wenn ich mich gehen lasse, wird sich auch mein Kind im Alter gehen lassen.