Hallo miteinander,
ich hoffe, mir kann jemand einen Rat geben.
Mein Mann und ich versuchen seit mehreren Jahren ein Kind zu bekommen. Leider will es trotz mehrerer Jahre Kinderwunschklinik nicht klappen. Ich war zweimal schwanger und hatte zwei Fehlgeburten, die letzte im Februar.
In unserem Freundeskreis weiß niemand von unserer Kinderwunschreise. Nachdem es nach der ersten Fehlgeburt teilweise blöde Kommentare gab, haben mein Mann und ich das Thema nicht mehr mit Außenstehenden besprochen.
Nun wird seit einem Jahr in unserem Freundeskreis ein Paar nach dem anderen schwanger. Alle in unserem Alter zwischen Mitte dreißig und vierzig und alle nach eigenen Aussagen problemlos. Wir treffen uns meistens in der Gruppe. Es gibt kein anderes Thema mehr.
Es fällt mir so schwer, dem "Jammern" über Schwangerschaftswehwehchen zuzuhören oder zu sehen, wie die stolzen Papas ihre Babys am Arm halten. Mir graut vor jedem Treffen, ich bekomme förmlich Magenschmerzen davon.
Ich kenne mich so überhaupt nicht. Ich habe mich immer für andere Schwangere gefreut.
Bisher haben mein Mann und ich das Kinderwunschthema immer irgendwie "nebenher" laufen lassen, irgendwie funktioniert das scheinbar nicht mehr.
Ich möchte den Kontakt jetzt nicht abbrechen, wir würden damit praktisch unseren gesamten Freundeskreis verlieren. Habt ihr einen Rat für mich?
Ich ertrage momentan keine schwangeren Freundinnen und Babys
Puh, ein heikles Thema.
Zu deinem Schmerz, dass euer Kinderwunsch (noch) nicht erfüllt wurde, wird dir die (scheinbar) mühelose Fruchtbarkeit deiner Freundinnen vor Augen geführt. Und dass Schwangerschaft und Baby die wichtigsten Themen in einer solchen Runde sind, ist vollkommen klar. Als Nicht-Schwangere stehst du dann immer im Abseits - egal ob du nun gewollt oder ungewollt kinderlos bist.
Du schreibst, dass du den Kontakt nicht abbrechen möchtest - kann ich verstehen. Du musst aber, egal wie es für euch nun weitergeht, immer bedenken, dass deine Freundinnen und du nun in verschiedene Lebensbereiche abbiegen. Und es wird in diesen Lebensbereichen nicht mehr so viele Schnittmengen geben wie früher. Irgendwann sind die Babys da, und dann dreht sich alles nur noch um die Kinder - und das für eine längere Zeit. Ihr müsst dann für euch überlegen, ob ihr damit klarkommt, ob ihr mit den Kindern in engen Kontakt kommen wollt, oder ob euch das Familien-Trallala zu viel ist.
Wie möchtest du nun weiter vorgehen? Eure bisherige Idee, euren Kiwu-Weg nicht öffentlich zu machen, scheint wohl nicht die richtige zu sein. Es ist aber umgekehrt auch schwierig für Schwangere, den Schmerz und das Leid eines unerfüllten Kinderwunschs nachzuempfinden, wenn gerade das eigene Baby im Bauch strampelt. Man wird da betriebsblind, das ist ganz normal und nicht böse gemeint. Aber die Freude über das eigene Glück ist meistens stärker als das Mitgefühl für das Unglück der anderen.
Wie vertraut seid ihr euch in dieser Runde? Kannst du dich den Frauen anvertrauen? Würden sie dich und deine Gedanken verstehen? Oder sind sie so tief in ihrer Baby-Blase, dass sie kein Ohr für dich hätten? Das musst du erspüren. Aber in der fröhlichen Truppe zu sitzen und innerlich Trübsal zu blasen tut euch allen nicht gut bzw. kann schlimmstenfalls als Missgunst gedeutet werden.
Nur wer spricht, dem kann geholfen werden.
Lieben Dank für deine Antwort.
Bisher hatte ich nie Probleme mit Familien mit Kindern befreundet zu sein. Ich weiß gerade selbst nicht, warum mir das Thema jetzt plötzlich so zusetzt.
Ich habe Skrupel in der Runde das Thema anzusprechen da ich nicht den Eindruck erwecken möchte, ich möchte Mitleid oder ich wäre neidisch oder möchte den Freundinnen die Schwangerschaft vermiesen.
Ich habe nach meiner ersten Fehlgeburt leider blöde Kommentare zu hören bekommen.
Meine Hebamme sagte mir damals, ich solle mit niemandem darüber sprechen, man würde mir nur Mitleid vorwerfen. Meine Schwägerin sagte damals, dass Fehlgeburten völlig normal wären und ich mich nicht anstellen solle. Sie ist nach einer Fehlgeburt selbst auch schnell wieder schwanger geworden. Solche Kommentare haben dazu geführt, dass ich dann lieber nicht mehr darüber gesprochen habe.
Schade, dass sowohl deine damalige Hebamme als auch deine Schwägerin so antiquierte und verkopfte Ansichten haben.
Ja, natürlich passieren Fehlgeburten. Jede 6. Schwangerschaft endet frühzeitig. Sogar jede 3. Frau erleidet in ihrem Leben mindestens eine Fehlgeburt. Macht es das nun besser? Nein. Der Schmerz und die Trauer sind ein absolut persönliches Empfinden, und keiner hat das Recht, einem das abzusprechen. Nicht darüber sprechen zu dürfen oder "sich nicht so anzustellen" bedeutet damit, dass du in ihren Augen kein Recht hast zu trauern. Dabei ist mittlerweile erwiesen, dass das Thema unbedingt aus der Tabu-Zone herauskommen muss, dass den Frauen die Trauer und die Bewältigung der Trauer gestattet sein muss (völlig egal, in welcher SSW die Fehlgeburt stattfand!) und dass sie offen darüber sprechen darf - mit medizinischen Kräften, mit Therapeuten, mit Familie, Freunden, Kollegen. Deckel drauf, weitermachen - das kann nicht der richtige Weg sein.
Ich wäre da an deiner Stelle also wirklich offen und ehrlich: "Hört mal Mädels, ich freue mich riesig mit und für euch und eure Babys. Aber mein Mann und ich versuchen schon lange und ohne Erfolg, schwanger zu werden, und hatten auch Rückschläge durch Fehlgeburten. Vielleicht versteht ihr jetzt, dass ich ab und zu etwas niedergeschlagen und traurig bin und mich aus den Gesprächen kurz zurückziehe. Das ist kein Neid, ich brauche dann einfach nur etwas Abstand."
Deine Freundinnen wären ziemliche Holzköpfe, wenn sie sich eine solche Offenbarung nicht zu Herzen nehmen können. Du möchtest ja keine Trauerunterstützung, sondern Verständnis in den Momenten, in denen dein Schmerz zu groß wird.
Und:
Ich wette mit dir, dass in der Runde mindestens eine Frau sitzt, die ebenfalls irgendwelche Probleme hatte. Was nach außen nach "wurde mühelos schwanger" aussieht, kann unter Umständen einen steinigen Weg hinter sich haben. Es kann also gut sein, dass deine Aussprache dazu führt, dass sich noch jemand in der Runde öffnet. Eben weil man "nicht darüber spricht", weiß man ja gar nicht, wer eine Leidensgenossin ist.
Ich würde mir einen neuen Freundeskreis ohne Kinder suchen. Erfahrungsgemäß funktionieren Freundschaften zwischen Eltern und Kinderlosen auf Dauer sowieso nicht und du musst dich dann nicht mehr verstellen.
Ich finde du beschreibst Bekannte keine Freunde. Freundschaft geht doch nicht nur in schönen Zeiten sondern sollte auch schlechte überstehen.
Das hat doch nichts mit guten und schlechten Zeiten zu tun. Die Interessen passen einfach irgendwann nicht mehr.
Die Freunde ohne Kinder wollen keine Storys über vollgesch... Windeln hören und mich hat die Party vom letzten Wochenende nicht mehr interessiert.
In meinen Schwangerschaften wollte ich mich auch ungehemmt mit Freunden austauschen und mich nicht zurückhalten müssen, weil das irgendjemand nicht hören will.