Nach Kinderwunsch unendliche Trauer

Hallo, auf die Gefahr Verurteilungen zu bekommen, erzähle ich meine aktuelle Lage und hoffe auf Menschen, die nicht die Moralkeule schwingen und auch über den Tellerrand schauen können und eventuell eine andere Perspektive in mir auszulösen oder wenigstens kleine Veränderungen meines Gedankengang zu bewirken..
Ich bin tief traurig und hasse mich wirklich selbst... mein Mann und ich sind schon lange zusammen und wir wussten, aufgrund verschiedener Erkrankungen, dass ein Kind auf normalen Wege nicht funktioniert. Jedenfalls war eigentlich immer klar, dass wir ein Kind möchten. Lange Rede kurzer Sinn: nach der ersten ICSI bin ich nun schwanger in der 7.SSW... ich habe schon während der Behandlung gesagt, wenn das beim ersten mal nicht klappt, wars das für mich, denn diesen Stress um ein Kind zu bekommen und dieses Geld tu ich mir kein zweites Mal an und so gesagt, das muss einfach belohnt werden diese Hürden... tja und jetzt beginnt das Dilemma. Ich habe mich über den positiven Test sehr gefreut (zumindest denke ich das) denn was jetzt passiert, hätte ich mir nie ausgemalt. Ich wache jeden früh auf und denke mir "ich will dieses Kind nicht" ... ich habe eine Abneigung, ich ekel mich irgendwie, keine Ahnung wie ich das beschreiben soll.. ich schlafe nur noch, um dieses Gefühl nicht ertragen zu müssen, ich bin tagtäglich am heulen und will mich nur verstecken, ich will die zeit zurück drehen und denke mir es war alles ein riesen großer Fehler.. ich habe das jetzt seit 2 Wochen, es wird immer stärker und ich habe keinen einzigen positiven Gedanken mehr und als ich das Herz im Ultraschall schlagen hab sehen, habe ich mich Null gefreut. Ich habe absolut keine Bindung und Gefühle. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Depression das schafft, solche Gefühle und Denkweise auszulösen.. mein Mann erträgt das auf die Dauer auch nicht weil er mir nicht helfen kann und machtlos ist.. jedenfalls habe ich bald einen Termin in einer Beratungsstelle.. ich wurde jetzt erst zum Frauenarzt überwiesen, da ich ja vorher in der kinderwunschklinik war, also kein Arzt weiß von meinem Zustand, da ich gehofft habe, es geht wieder weg. In der Klinik habe ich so getan als würde ich mich freuen, was der absolute Horror für mich war.. ich habe nächste Woche auch den ersten Termin beim normalen Frauenarzt.. ich bin verzweifelt... was soll ich tun? Ich halte absolut nichts von Antidepressiva, denn die habe ich schon eine lange Zeit mal genommen und es war der Horror.. muss ich in eine Psychiatrie? Sind es überhaupt Depressionen oder mein tatsächliches befinden? Sollte ich lieber abbrechen, bevor ich dem Kind großen Schaden antue, indem ich es nicht lieben kann und es dann abstoße? Wie kann man so sein denke ich mir jeden Tag.. ich kann keine kindrr sehen oder sonstige Sachen mit dem Thema.. kann mir nicht vorstellen, dass es die Hormone sind, denn dann würde es ja vielen Frauen so gehen aber meine Schilderung ist denke ich sehr speziell... bitte sagt mir, ich bin nicht allein mit sowas ☹

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Ich finde die Gefühle, die du schilderst zwar übersteigert, aber in abgeschwächter Form haben das viele Schwangere. Auch beim absoluten Wunschkind. Ob eine Depression dahinter steckt, sollten die Profis beurteilen. Nur so viel: es ist gut möglich, dass diese Gefühle einfach wieder verschwinden, wenn du dich an die Hormondusche gewöhnt hast.

Und was Antidepressiva angeht: es gibt verschiedene davon und wenn du mit einem Medikament schlechte Erfahrungen gemacht hast, kann es trotzdem gut sein, dass du dich mit einer anderen Medikation schnell besser fühlst.

Gib der Sache mal eine Chance und suche dir medizinische Unterstützung.


Alles Gute!

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Ich sehe das auch so.

Gerade wenn so wenig Hoffnung auf ein eigenes Kind bestand, vielleicht auch viele niederschmetternde Diagnosen im Gepäck, eine lange Probierzeit, etc. pp., dann können einen die Hormone und Gefühle, die mit plötzlichem Erfolg kommen, total übermannen.
Es ging mir ähnlich, zudem alles wegen Blutungen auf der Kippe stand. Ich fand es auch schlimm, dass es mir manche sehr früh ansahen oder es „spürten“ (bin eine ganz schlechte Lügnerin), weil alles noch ungewiss und neu war.
Und es gibt so eine hohe Dunkelziffer an Frauen, die ihre Schwangerschaft, diesen Zustand des Körpers, gehasst haben, ihr Kind aber abgöttisch lieben.

Ein Beratungsgespräch und ein intensives Gespräch mit einer Gyn sehe ich hier als notwendig, bin mir aber sicher, dass du dich bald freuen wirst.

Alles Gute 🫶🍀

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Ich denke du solltest dir dringend psychiatrische Hilfe suchen. Das klingt absolut nicht normal.. Zweifel und Angst sind normal.. aber Ekel und Abneigung klingt nach Psychose.. das muss dringend behandelt werden. Hormone können das durchaus auslösen. Wenn du jetzt Antreiben würdest bereust du es vermutlich sobald die Hormone aus dem Körper sind. Alles Gute!

Bearbeitet von Tiia
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nur mal kurz zur diagnostischen Einordnung: mit Psychose hat dieses Erleben nichts zu tun. -Be einer Psychose ist die Realitätstestung nicht mehr intakt. Dies ist hier überhaupt nicht der Fall. Ekel etc. erleben wir oft im Kontext von Traumatisierungen. Aber TE hat insgesamt zu wenig Info gegeben, um eine Diagnose stellen zu können (allerdings genug, um eine Psychose ausschließen zu können). -Ich finde es anmaßend und auch schädigend, solche Aussagen zu tätigen, wenn man sich offenkundig auf dem Gebiet nicht auskennt.

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Ja, vermutlich hast du Recht und ich war übereilt. Ich wollte nur ausdrücken, dass die TE nicht versuchen sollte das mit sich selbst auszumachen. Das klingt schon wirklich nicht gut, was sie erlebt/fühlt und wie sie damit umgeht.

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Hallo, kannst du denn sagen, was der Grund für das Nicht-Freuen ist? Hast du Angst? Wenn ja, wovor? Ist es die Ungewissheit? Die Verantwortung? Es kann tatsächlich eine depressive Verstimmung sein, vielleicht auch ausgelöst durch die Hormonumstellung.
Ein Beratungsgespräch für den Abbruch würde ich an deiner Stelle nicht wahrnehmen.
Dein Ablauf sollte jetzt sein: 1. Hausarzt, 2. Psychologe.

Ich kann mich nicht wirklich in dich hineinversetzen. Aber ich kenne zumindest auch Zweifel. Bin mit dem 3. schwanger und frage mich oft, ob wir uns nicht zu viel vorgenommen haben. Auch habe ich lange Zeit keine Freude empfunden, was aber daran liegt, dass ich mehrere Fehlgeburten schon hatte. Das ist natürlich nicht vergleichbar, aber eine Schwangerschaft, auch wenn sie gewünscht ist, löst nicht immer nur Freude aus, wie man es im Film zb immer gezeigt bekommen.

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Hallo, auch mein Kind ist aus einer künstlichen befruchtung entstanden und daher kann ich deinen Ansatz leider absolut nicht nachvollziehen.
Du kannst eigentlich von Glück sprechen, dass es beim ersten mal geklappt hat und verstehe den Ansatz auch nicht denn nach dem ersten mal gleich aufgeben zu wollen. Klar ist die Zeit in der Klinik weniger schön und sehr anstrengend aber davon weiß man doch, wenn man diesen Weg geht.

Ich selber leide seit Jahren unter schweren Depressionen und kann dir sagen, dass sind nicht diese Gefühle die du hast.
Du empfindest Ekel gegenüber deinem Kind und das passt für mich einfach nicht zusammen.
Ich würde mich tatsächlich an deiner Stelle schnellstmöglich psychisch beraten lassen und auch nochmal mit deinem Mann zusammen setzen ob du dieses Kind wirklich möchtest.
Ich möchte hier absolut nicht Übergriffig sein aber für mich klingt es einfach so als ob du unterschwellig absolut kein Kind möchtest.
Vielleicht hast du es ja alles zugelassen aus Liebe zu deinem Mann..

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So krass kenne ich das nicht und da würde ich mir auf jeden Fall auch ärztliche Hilfe suchen.

Was ich aber schon kenne: Ich habe auch längere Zeit darauf hingefiebert, schwanger zu werden. Bei mir gings zwar auf natürlichem Wege, aber es gab einige andere Umstände, die es etwas schwerer gemacht haben.
Ich bin immer davon ausgegangen, wenn ich den positiven Test mal in Händen halte, werde ich 9 Monate wie ein Glückswürmchen herumlaufen. War nicht so.Ich war nach dem Test erst mal geschockt ... hatte auch Schmerzen und irgendwie passte auch die Situation gerade nicht gut.
Mir war dann lange Zeit täglich üblich, danach kam das Sodbrennen dazu und ich hab ziemlich viel zugenommen. Wirklich wohl hab ich mich in der Schwangerschaft nie gefühlt und ich hatte auch das Gefühl, keine Bindung zum Kind herstellen zu können.

Heute ist mein Sohn fast 2 Jahre alt und die Zeit war auch nach der Geburt nicht immer einfach oder lustig, aber ich bereue es auf keinen Fall den Kleinen bekommen zu haben :-)! Es hat bei mir einfach gedauert, bis ich mich mit der neuen Situation wirklich anfreunden konnte.

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Zum einen: das klingt nicht nach Psychose. Ich habe mit einer Psychotikerin damals zusammen gewohnt in einer Studenten WG. Das ist nochmal was ganz anderes

Ich könnte mir aber eine Schwangerschaftsdepression vorstellen. Und natürlich können Hormone sowas krasses auslösen. Es gibt Frauen mit PDMS monatlich, die sich Monat für monat fragen ob sie so weiterleben können. Nach der Phase ist das alles wieder weg.

Antidepressiva waren die Hölle? Klingt danach, als ob du keine passenden für dich bekommen hättest. In der Regel merkt man damit nur den stimmungserhellenden Aufschwung. Sollte da noch negatives mit zu kommen oder man gar von "Hölle" sprechen, hat entweder die Dosis oder das Medikament nicht gepasst.

Was ich zwischen den Zeilen lese: das Thema Kinderwunsch löst ganz großen Druck aus. Es gibt ja bereits Vorbelastung en, mit KiWu Klinik und Co. Kann es sein, dass es dir so viel Angst macht dass alles gut geht, dass dein Nervensystem dir dies so zeigt? Ich hatte diese Unruhezustände und Gefühle wenn ich extrem viel Stress auf der Arbeit hatte. Bin dann auch ins BV gewandert, da ich wegen des Stresses und B Streptokokken irgendwann Frühwehen hatte. Ist aber alles gut gegangen. Ich würde zuerst mit der Gyn reden und ggf mit einem Psychiater zwecks Einstellung Medikation (richtiger!). Das ist auch kein Tabu, das kann jeden Treffen. Egal wie stabil man vorher war.

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Hallo,

Ich glaube ehrlich gesagt, dass das wirklich mit den Hormonen der Schwangerschaft zu tun hat. Ich bin auch geplant schwanger und seitdem kamen immer Zweifel auf. Diese können natürlich bei jedem unterschiedlich stark sein. Rede bitte mit deiner Frauenärztin.
Schwangerschaftsdepressionen sind ein Ding, genau wie die postpartale Depression.
Im Zweifel würdest du den Abbruch hinterher sehr bereuen. Würde mich da weitgehend beraten lassen.

Ich wünsche dir alles alles Gute.

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Ich bin letztes Jahr nach langer Kinderwunschzeit per Eizellspende und damit verbundener ICSI schwanger geworden.
Ich hatte zwar leise Zweifel ob ich diesen Weg wirklich gehen soll, habe mich dann aber mutig durchgerungen.
Nachdem der Test gleich bei der ersten Behandlung positiv wurde, konnte ich es gar nicht richtig glauben, habe mich aber erst mal total gefreut. Sogar eine Windeltorte habe ich gebastelt und x Tests gemacht.

Nach ein paar Tagen verließ mich die Euphorie und es wurde ruhiger. Aber auch neue Ängste kamen hinzu. Ich hatte ein paar mal das Gefühl (wieder mal) eine FG zu erleiden, da ich Schmerzen und Schmierblutungen hatte. Wir waren mehrfach im KH oder bei der FÄ um das kontrollieren zu lassen. Und jedes mal empfand ich wenig beim Anblick des Ultraschallbildes.

Zwar war es ja immer das gewünschte Ergebnis, nichts schlechtes.
Aber mir fehlte die Gewissheit.

Die erlangte ich erst sehr spät in der Schwangerschaft. Erst nachdem ich wusste, dieses Kind ist außerhalb des Mutterleibes überlebensfähig konnte ich mich etwas drauf freuen.

Aber richtig glücklich fühlte ich mich erst als ich ihn zum ersten Mal sah. So gesund und kräftig und unheimlich niedlich.

Es schwang wohl doch auch ganz viel Angst vor diesem unbekannten Anteil mit. Wie würde mein Kind aussehen? Würde ich es je richtig lieben können?

Auch jetzt horche ich manchmal ängstlich in mich hinein, ob irgendetwas zwischen uns steht. Ob ich ihn doch plötzlich als fremd abstoßen könnte.
Ich freue mich daher immer sehr, wenn er mich besonders niedlich anlacht oder alle bestätigen wie niedlich er ist und das er dem Papa wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht.

Ich denke, bei solchen Geschichten spielt immer Moral eine große Rolle. Man hat es sich anders vorgestellt, anders gewünscht und muss nun mit den veränderten Bedingungen klarkommen.
Für die einen ist ICSI gar nichts schlimmes, für die anderen eine total künstliche Situation.
Für die nächsten ist fremdes Genmaterial die Hürde über die sie nicht hinweg kommen.
Und die dritten könnten sich kein Adoptivkind oder keine Leihmutterschaft vorstellen, wo es immer noch genug Menschen gibt, die damit gar kein Problem haben.

Könnte es das sein? Das du damit harderst Hilfe gebraucht zu haben und nicht die Natur entscheiden lassen konntest wer und wann da zu dir kommt?

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Ich habe Ähnliches erlebt.
Wir waren 3 Jahre verheiratet, ich hatte Kinderwunsch, mein Mann aber eher nicht so, da er schon 2 Kinder damals hatte von einer anderen Frau. Einmal sagte er zu mir, sein Soll sei erfüllt, was mich sehr sehr verletzt hat. Er hat seine Kinder immer sehr in den Himmel gehoben. Oder er hat mal gesagt er will mich dann nie jammern hören.
Ich war damals auch schon Mutter und hatte eine sehr unschöne Geburt, mein Kind ist etwas älter als seine.
Trotzdem haben wir es dann versucht und ich bin direkt schwanger geworden. Ich hatte es schon Tage vor NMT geahnt und heimlich nach dem Einkaufen auf der Supermarkttoilette einen Test gemacht. Der war auch gleich positiv. Bin dann ganz verwirrt nach Hause und hab erstmal versucht mir nichts anmerken zu lassen.
NMT kam und wir haben dann zusammen den Test gemacht. Ich wusste das Ergebnis ja schon.
Meine Freude war verhalten.
In den kommenden Tagen bin ich regelrecht durchgedreht. Ich wollte dieses Kind nicht und habe nur noch geweint. Mein Mann fragte dann, ob ich es nicht behalten will. Gemeinsam entschieden wir uns für den Abbruch.
Erst zum Frauearzt, dann profamilia. Dann nochmal profamilia nach der Bedenkzeit.
Ich hatte Angst, dass ich den Abbruchtermin wegen einer Autopanne/Unfall nicht wahrnehmen kann.
Die Mitarbeiter dort hatten eindeutig den falschen Job. Bei der Einnahme der Tabletten hatte ich ihrer Meinung nach zu lange gezögert und war unsicher. Zuvor hatten sie mir ein mögliches Horrorszenario genannt was passiert wenn ich das Medikament nehme. Dann nahmen sie mir die Tabletten wieder weg.
Vor der Tür ist mein Mann ausgeflippt, warum ich die Tabletten nicht genommen habe. Er ist dann zur Arbeit und ich nach Hause. Ich hatte dann einen Nervenzusammenbruch und konnte mich dann nach einiger Zeit wieder sammeln. Mein großes Kind war zu der Zeit bei meinen Eltern. Es war früher Nachmittag.
Ich habe dann noch mal bei profamilia angerufen und die Dame am Telefon nannte mir eben einen Arzt wo ich den Abbruch noch machen könnte. Ich rief dort an und bekam für den nächsten Tag einen Termin.
Dort bin ich dann alleine hin. Er war sehr nett, hat noch Ultraschall gemacht, wo ich aber weggeschaut habe. Dann drückte er mir die Tabletten aus dem Blister auf einen Teller und gab mir ein Glas Wasser. Ich war diesmal ganz ruhig. Ich musste danach noch eine Stunde bleiben und dann bin ich nach Hause.
Das Horrorszenario blieb dann aus. Ich bekam eine Blutung und hatte leichte Bauchschmerzen. Die Blutung wurde stärker und dauerte etwa 14 Tage insgesamt. Solange war ich auch von meinem Frauenarzt krankgeschrieben.
Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Heute denke ich, dass es auch die o.g. Gründe waren warum ich so gefühlt habe.
Allerdings hätte ich den Abbruch mit einer OP nicht gemacht.
4 Jahre später bin ich dann nochmal schwanger geworden.
Mit der Aussicht auf einen WKS und einem Mann dem vieles klarer geworden war.
Heute hebt er übrigens unser Kind in den Himmel.

Frag dich woran es liegen könnte dass du so reagierst. Wolltest du das alles überhaupt? Gibt es Erwartungen an dich?