Hallo zusammen,
ich bin mittlerweile 32 und habe mir mein Leben immer ganz anders vorgestellt.
Ich bin zwar verheiratet mit meinem Mann (39), aber unsere Ehe hat schon viel durchgemacht. Mein Mann hat vor unserer Beziehung bei den Eltern aufgestockt und zahlt noch Kredit ab. Ich bin dann mit eingezogen, hatte schon Bedenken, aber da ich ihn wollte, habe ich es in Kauf genommen.
Seine Eltern sind auch sehr nett und lassen uns in Ruhe. Nur mittlerweile sind sie in Rente und immer zu Hause, ich fühle mich einfach beobachtet bzw. nicht frei und es fühlt sich nicht wie meins an. obwohl ich meine Möbel mitgebracht hab, wir mittlerweile einen abgetrennten Garten haben, etc. Zu allem Übel wohnen gegenüber noch mein Schwager mit Familie und obwohl ich ein Familienmensch bin, ist mir das oft zu viel.
Mein Mann weiß das alles aber er hat viel Geld und Herzblut rein gesteckt und tut sich schwer auszuziehen.
Leider bin ich im Job gerade auch nicht so ganz happy und würde am liebsten nochmal einen Master in eine andere Richtung machen, dann müssten wir natürlich hier wohnen bleiben, da es sonst finanziell nicht geht.
Außerdem haben wir beide einen Kinderwunsch, den wir nur noch nicht angefangen haben, weil ich mich nicht wohl fühle und wir deshalb auch viel gestritten haben.
Irgendwie drehen wir uns total im Kreis und kommen nicht weiter. Das macht mich immer unzufriedener.
Ich weiß, dass viel an mir liegt, aber bei den SE zu wohnen war nie mein Wunsch und ich weiß ich hätte von Anfang an nein sagen sollen…
Sorry für das Jammern. Hat jemand Tipps? Oder war jemand in einer ähnlichen Situation?
Danke und liebe Grüße
Unzufrieden mit ganzem Leben
Mein Tipp ist es Prioritäten zu setzen.
Gerade beim Kinderwunsch.
Der ist jetzt aktuell und kann man nicht 10 Jahre verschieben.
An deiner stelle würde ich diese Sache nicht abhängig von den SE machen. Diese Situation kann man theoretisch immer verändern, ein Kind kannst du nicht immer bekommen. Natürlich sollte die Beziehung zu deinem Mann solide sein. Aber davon gehe ich mal aus.
Wenn du schon sagst, dass deine Schwiegereltern euch in Ruhe lassen, dann scheint es ja ein Gefühl der Einschränkung zu sein, dass du dir selber machst.
An dieser Stelle kann ich dir nur raten, darüber mal mit jemandem zu reden, der einen anderen Blickwinkel hat, z.B. bei einer Familienberatungsstelle.
Du hast dich so versteift, darauf aus diesem Haus wieder auszuziehen, dass du andere Optionen garnicht mehr siehst. ...obwohl es sie gibt.
Studieren: Ja, dazu kann ich dir nur raten, du hast noch über 30Jahre Berufsleben vor dir, da sollte es schon was sein, dass zumindest halbwegs Freude macht. Ich selber habe nach meiner Lehre 2 grundlegend verschiedene Studiengänge abgeschlossen und bin sehr froh darüber.
Ich würde auch Prioritäten setzen und dadurch den Fokus von der Wohnsituation nehmen. Vielleicht kannst du so die allgemeine Unzufriedenheit bekämpfen und die Wohnsituation besser akzeptieren.
Aus persönlicher Erfahrung würde ich ein weiteres Studium immer empfehlen.
Ja, ich habe einen Tipp: Übernimm Verantwortung für dein/euer Leben und mach Schritt für Schritt vorwärts: Studium/Kind, finanziell auf eigenen Beinen stehen. Unzufriedenheit bringt nichts. Werde aktiv und nimm die Dinge in die Hand. Man kann nicht nur wollen, aber nichts dafür tun.
Ist nicht böse gemeint, nur pragmatisch.
Du könntest folgende Dinge versuchen, wenn du magst.
Eine kleine Übung: Nutze deine Fantasie und male dir dein Leben möglichst positiv, aber realitätsnah in fünf Jahren aus. Stell dir jedes Detail vor. Sei dabei optimistisch, stell dir die Möglichkeiten vor. Dann frage dich, was du brauchst, um dort hinzukommen (z.B. Mut, Zuversicht oder Vertrauen in dich, deinen Partner, eure Beziehung).
Generell gilt, wenn du es nicht ändern kannst, versuche es so gut wie möglich für dich zu machen. Heißt, wenn dem Partner die Wohnung sehr wichtig ist und du die Beziehung aufrecht erhalten möchtest, schau, wie du es für dich/euch am besten gestalten kannst. Achte auf deine Grenzen und mache sie nach außen deutlich. Du willst nicht jeden Tag Besuch bekommen? Dann vermittele das freundlich und bestimmt. Du brauchst mehr Intimsphäre? Dann schau, ob du für Sichtschutz sorgen kannst. Mache die Wohnung mehr auch zu deiner. Besprich es mit deinem Partner. Kannst du etwas neu streichen? Hast du einen Raum/ eine Ecke die nur dir gehört? Wenn nicht, überlege, ob du sowas einrichten kannst. Hänge Bilder auf/ Deko, die dir etwas bedeutet/ die dir gefällt.
Und noch etwas, es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt. Wenn du nichts tust, bist du in fünf Jahren trotzdem 37 Jahre alt ohne, dass sich etwas verändert hat. Trau dich, deine Wünsche umzusetzen.
Superbeitrag!
Hallo Erdbeere62,
was müsste denn in deinem Leben anders laufen, damit du von deiner Unzufriedenheit zu deinem seelischen Frieden kommen kannst?
Du sagst, du hast dir dein Leben immer GANZ anders vorgestellt. Das klingt für mich so, als wärst du mit deinem Leben in seiner Gesamtheit unzufrieden, wohl weil du in deinem schieren Dasein keinen richtigen Sinn erkennen kannst.
Sinnerfüllung heißt in der wörtlichen Bedeutung, ich finde Sinn in meinem Leben, der ein Bedürfnis, einen Hohlraum bzw. eine Leere in mir ausfüllt. Wenn ich diese Sinnerfüllung nicht habe, dann spüre ich nagend, bohrend und zunehmend schmerzlich: Mir fehlt etwas, was ich gerne haben würde, aber ich weiß nicht wie. Ich werde oft auch neidisch auf andere Menschen, weil ich vermute, sie könnten den Sinn in ihrem Leben habe, den ich eben nicht verspüre.
Damit entsteht ein grüblerischer Kreislauf, aus dem das Entkommen schwer ist.
Das Gemeine bei der Sinnfindung ist: Was bei mir funktioniert und funktioniert hat, würde bei dir garantiert nicht funktionieren. Weil wir Menschen so schön unterschiedlich und individuell ticken, das macht das Leben spannend und abwechslungsreich.
Aus meiner Sicht hättest du schon einen Anfang gemacht, wenn du darüber nachdenkst, was deinem Leben einen echten Sinn gegen könnte. Darunter verstehe ich eine innere Kraftquelle, die dich durch dein Alltagsleben und deine familiären und zwischenmenschlichen Beziehungen tragen kann. Wie eine Art innerer Leitstern.
Sinnstiftend für mich sind meine ehrenamtlichen Aktivitäten, die sich um Befindlichkeiten und Nöte anderer Menschen drehen und um Katzen im Tierheim. Das hat mir geholfen, mich nicht mehr selbst in den Vordergrund stellen zu müssen, sondern dankbar für das sein zu dürfen, was ich habe. Mein Fundament ist mein Glaube.
Ich wünsche auch dir von ganzem Herzen, deinen eigenen Weg aus deiner Unzufriedenheit hin zu einer Akzeptanz und Dankbarkeit für dein Leben zu finden.
Vielen Dank für eure Antworten!
Da ist viel wahres dran, ich bin einfach in so einen “Wartezustand” gekommen und mir fällt es sehr schwer Entscheidungen zu treffen. Gepaart mit dem, dass ich sehr selbstkritisch bin und mich viel mit anderen vergleiche ist das keine gute Kombination… Aber ich versuche mein bestes und versuche in der nächsten Zeit ins Tun zu kommen und zu priorisieren.