Probleme mit der Mutter im Erwachsenenalter

Hallo,

ich bin mir nicht ganz sicher ob ich in diesem Forum überhaupt richtig bin aber ich bräuchte ganz dringend einfach mal ein offenes Ohr und ein paar Tipps oder Einschätzungen. Mir geht es nämlich in der letzten Zeit überhaupt nicht gut.

Es geht um meine Mutter. Meine Mutter und ich hatten eigentlich immer eine sehr gute und enge Beziehung. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 11 war, weil mein Vater Alkoholiker war. Weitere Familie haben wir nicht, es gab immer nur uns beide. Meine Mutter hatte auch nur kurzzeitige eine neue Beziehung, die schon länger her ist. Seit der Scheidung hatten wir immer finanzielle Probleme. Ich hab mich für einen sehr langes Studium entschieden und wir haben uns daher darauf geeinigt dass ich daheim wohnen bleibe und etwas Miete beitrage. So war meine Mutter auch finanziell besser gestellt (ich bekomme von ihr kein Geld mehr seitdem ich mit der Schule fertig bin). Deswegen wohne ich jetzt mit 27 aktuell daheim. Ich bin jetzt aber gerade mit der Ausbildung fertig.

Seitdem ich ca. 20+ bin, gab es bei uns immer mal wieder Streiterein, die man aber meist lösen konnte. Oftmals ging es darum, dass meine Mutter zu mir, seit dem ich klein bin, immer gesagt hat ich sei in emotionaler Hinsicht so kalt. Ich bin einfach niemand der sehr emotional reagiert. Ich war immer diejenige die Lösungen finden musste, wenn zB. die Waschmaschine kaputt war, weil alles finanzielle meine Mutter eben sehr ängstlich gemacht hat. Ich glaube ich bin in gewisser Weise hineingerutscht weil wir ja nicht beide in Panik verfallen konnten. Je älter ich geworden bin, desto mehr hab ich aber auch gemerkt dass es gut ist über Gefühle zu sprechen, insbesondere auch wenn jemand etwas macht was einen verletzt. Daher hab ich angefangen meiner Mutter zu sagen sie solle mich bitte nicht mehr kalt oder gefühllos nennen. Das allein war ein unglaublich langer Prozess, der mehrere Jahre und diverse Streitereien gekostet hat, aber jetzt macht sie es nicht mehr.

Mittlerweile bin ich selbst auch emotionaler geworden, ich glaube das lag auch daran dass es mir in den letzten Jahren durch ein Burnout bedingt psychisch nicht gut ging. Wenn ich nun mal emotional bin, ist es meiner Mutter direkt zu viel und sie nennt mich unnormal und hysterisch oder sie sagt ich hätte diese Gefühle gar nicht (?). So ganz Recht machen kann ich es ihr also scheinbar nicht. Ich hab trotzdem immer wieder versucht Grenzen aufzuziehen, wenn es zu weit geht. Seitdem eskaliert es so richtig wenn wir uns streiten. Sie scheibt mir dann auch immer die Schuld zu, wenn es mal knallt. Ich bin immer das Problem, weil ich ja eben Probleme anspreche. Selbst wenn es um Kompromisse oder Lösungen geht.

Ihr Verhalten verwirrt mich auch einfach extrem. Erstmal sieht sich überhaupt nichts ein. Nach einigen Tagen kommt sich dann manchmal auf mich zu und sucht das Gespräch. Wenn ich aber bei meinen Grenzen bleibe, eskaliert es erneut. Nur wenn ich davon abrücke wird alles gut. Manchmal tut sie auch einfach so als sei nichts gewesen, wenn ich da nicht mitmache, ist sie ebenfalls sauer. Entschuldigungen, auch wenn sie offensichtlich was falsch gemacht hat, gibt es nicht. Der letzte Auslöser war zb dass sie mich wegen meiner Ausbildung zum Essen einladen wollte. Für meine Abschlussprüfungen war ich in einer anderen Stadt, daher hatten wir Tage zuvor eine fixe Uhrzeit mit Treffpunkt ausgemacht. Sie war aber dann nicht da. Als ich angerufen hab, meinte sie, sie sei davon ausgegangen ich würde ihr nochmal Bescheid geben. Der Termin war aber mehr als einmal besprochen worden. Als ich dann daheim war, hab ich ihr erklärt dass mich das jetzt schon sehr verletzt hat und ich es schade finde, dass von ihr nie eine Entschuldigung kommt. Ihre Reaktion war mir zu sagen dass ich Schuld sei, weil ich ihr den Termin nicht nochmal gesagt hab und ich nicht enttäuscht sei. Und sie war sauer auf mich, weil ich nicht nach Hause gekommen bin und ihr erstmal in Ruhe von der Prüfung erzählt hab. Außerdem habe sie schon Angst davor gehabt, wenn ich nach Hause komme, weil ich sie ja immer kritisieren würde und sie erziehen wollen würde. Ich geb mir aber wirklich Mühe nur Themen anzusprechen, bei denen ihr Verhalten mich betrifft.

Ein Standardthema was immer wieder auftaucht ist ihr Ex. Sie hatte ihn vor zwei Jahren kennengelernt, online. In der Zeit, in der sie zusammen waren, war sie mir gegenüber sehr komisch. Es gab keine wirklichen Gespräche, auch wenn ich sie zB nach der Arbeit gefragt hab. Sie hat sich überhaupt nicht nach mir erkundigt oder ähnliches. Im Prinzip gab es eine Begrüßung und das wars. Ich finde das bis heute ziemlich mies. Mir ist schon klar dass ich mit 27 nicht mehr so eine enge Beziehung zu ihr hab, wie mit 11. Und dass ein Partner halt auch Zeit beansprucht usw. Aber das man nicht mal mehr Gespräche führen kann, wenn man eh zusammenlebt? Letztendlich bin ich hellhörig geworden, als ihr Ex sich Geld leihen wollte. Es ging um 2000 Euro, die sie selbst kaum hatte. Ich hab sie dann immer wieder darauf angesprochen, bis sie mir Details genannt hat und long story short, er hatte alles erlogen und wollte ihr Geld. Ich war dann dennoch für sie da während und nach der Trennung. Was micht aber eben bis heute nervt ist, dass es nie ein Danke gab oder eine Entschuldigung. Wenn ich das Thema anspreche bezogen auf ihr Verhalten mir gegenüber, heißt es immer nur es ginge mich nichts an was mit ihrem Ex war.

Dann ist auch noch mein Vater (zu dem wir eben beide keine gute Beziehung hatten) verstorben. Durch seinen Tod hab ich eine Wohnung geerbt. Die Wohnung gehörte eben meinem Vater, meine Mutter hatte aber (vor der Scheidung) Geld in die Wohnung gesteckt für eine Renovierung. Das Geld hat sie nie wieder bekommen, auch nicht bei der Scheidung. Ich hab die Wohnung sehr teuer verkaufen können, so dass ich nun über 450.000 Euro bekommen hab. Ich hatte meiner Mama versprochen ihr etwas davon abzugeben, damit sie auch wieder ein Notpolster hat und weil mein Vater sie eben "ausgenommen" hat. Ich hab ihr dann 20.000 Euro überweisen wollen. Hintergrund für die Summe ist, dass ich mit dem restlichen Geld noch genug für eine Wohnung habe (ich hab eine in Aussicht), die ich mir kaufen will + Ersteinrichtung und selbst ein kleines Pölsterchen. Ihre erste Reaktion war, dass das aber sehr wenig sei. Ich muss bis heute daran denken. Ich will nicht habgierig wirken aber ich müsste ihr ja gar nichts geben. Miete zahle ich ja eben angemessen, Einkäufe usw auch. Sie hat mich nicht mitfinanziert und die Sachen, die sie in der Wohnung bezahlt hat wie zB neue Fenster usw. wurden schon vor Ewigkeiten ausgetauscht. Ich versteh sie zwar auch aber diesen "gib mir mehr Geld" Unterton merke ich bis heute immer mal wieder. Ich hab ich ihr nichts ausbezahlt, weil sie es damals auch ausgeschlagen hat und ich ihr mit einem "Geschenk" nicht hinterherrennen möchte.

Sie weiß auch dass ich ausziehen will und aktuell auf der Suche bin, aber noch nicht dass ich etwas Konkretes in Aussicht hab. Seitdem sie dass aber weiß, wirft sie mir immer vor ich würde ja gehen und sie zurücklassen.

Ich weiß dass sie damit Probleme hat, allein zu sein und dass alles mit meinem Vater und ihrem Ex nicht leicht war. Ich versuche auch wirklich verständnisvoll zu sein. Aber ich habe einfach immer mehr das Gefühl, dass sie mich nicht gut behandelt. Aber ich weiß auch nicht ob ich mir das alles einbilde bzw. übertreibe? Ich hab diese ganzen Sachen wie Gefühle und über Gefühle sprechen nie wirklich gelernt sondern mehr im Eigenstudium versucht zu lernen, wenn das Sinn macht. Ich hatte ja eben nur meine Mutter als Vorbild. Aber überall heißt es halt "Aussprechen, Kompromisse finden, Gegenseite verstehen" usw. aber das macht sie halt nicht. Sie rückt keinen cm von ihrem Standpunkt ab. Ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll und bin irgendwie verzweifelt mit der Situation. Ich merke einfach nur dass es mir selbst sehr sehr schlecht geht psychisch und emotional.

1

Tut mir leid, aber das ist das Gegenteil von einer gesunden und harmonischen Beziehung zwischen Mutter und Tochter. NIcht nur scheint Parentifizierung ein Thema bei euch zu sein, sondern auch Guilt tripping - und deine Mutter spricht dir DEINE Empfindungen ab, erwartet aber, dass du deine Grenzen übertrittst, damit sie dann zufrieden ist und es so läuft, wie sie will.

Nichts davon ist auch nur im Ansatz ok.

Was du brauchst, ist Abgrenzung und zwar eine gewaltige. Hör auf, Verantwortung für deine Mutter zu übernehmen. Sie ist erwachsen. Sie hat nicht genug Geld zum Wohnen? Dann muss sie zum Amt. Du willst ausziehen? Dann tu das. Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden!
Du hast Grenzen? Wahre sie. Und wenn deine Mama dann 10mal beleidigt ist. Sie fängt deswegen das Diskutieren an? Dann geh (das wird mit eigener Wohnung natürlich viel einfacher)

Mach das Spiel nciht mehr mit. Du bist nicht auf der Welt, um deiner Mutter zu Gefallen und zu Diensten zu sein.

Zieh schnellstmöglich aus. Das wird sicher schon viel verändern.
Alles Liebe dir!