Hallo!
Ich muss euch um Hilfe bitten. Ich habe ein vierjähriges Kind und eine 2/3-Stelle. Das lief bisher ganz gut, aber beruflich ändert sich immer mehr. Ich bin im Staatsdienst tätig und mir wird immer mehr unbezahlte Zusatzarbeit aufgebrummt. Dabei geht es mir nicht ums Geld, sondern um die freie Zeit, die ich mir mit der Reduzierung der Stunden ja erhofft hatte. Ich muss dazu sagen, dass ich vor einigen Jahren sehr krank war und das nicht spurlos an mir vorbei ging. Deshalb habe ich meine Arbeitszeit reduziert, freiwillig, nicht auf Kosten der Rentenversicherung oder so.
Ich traue mich nicht, mich richtig zu wehren und zu sagen, dass das so nicht geht, da irgendwie erwartet wird, dass ich das alles so hinnehme.
Mein Mann ist mir schon immer eine sehr große Hilfe gewesen, aber wir haben den gleichen Job und ihn betrifft die Mehrarbeit genauso. Was kann ich tun? Ich wollte endlich nach meiner Erkrankung meine Zeit sinnvoller nutzen, mehr mit meinem Kind alleine unternehmen können, gesund werden. Aber jetzt habe ich nur noch Stress.
Ich weiß nicht, ob klar geworden ist, was das alles für mich bedeutet. Meint ihr, ich soll versuchen, mich doch dagegen zu wehren? Ich fürchte aber, es bringt nichts.
Bin kurz vorm Burnout
Natürlich solltest du dich wehren.
Ansonsten könntest du versuchen, dass du noch mehr Stunden reduzierst, oder ob du die Stelle wechselst.
Kurzfristig kannst du dich auch krank schreiben lassen und überlegen, was du in deinem Leben ändern und anders strukturieren willst, um wieder glücklicher und kraftvoller zu sein.
Dort wo keine Gefahr für Leib und Leben besteht die Arbeit liegen lassen und mit deinem Chef reden. Warum traust du dich nicht zu reden, dass es zu viel ist? Konsturktive Vorschläge machen, wie dein Arbeitsplatz richtig ist. Zum einen kann man mit einer 2/3 Stelle nicht erwarten den gleichen Output haben wie jemand mit einer ganzen Stelle. Und aber so lange du nichts sagst und die Arbeit weitermachst, wird sich nichts ändern. Evt macht es Sinn die Arbeitszeiten zu ändern, so dass du einen freien Tag hast und damit nicht in Gefahr läufst jeden Tag mehrzuarbeiten. Und an den anderen Tagen ist vermutlich ja auch Kita Ende eine Deadline.
Ich arbeite selber in Führung auf einer 70% stelle und kann dir nur sagen, sprich darüber. Wenn ich meinem Abteilungsleiter nicht immer wieder sagen würde, dass dieses oder jenes Themen aktuell nicht passt, keine Priorität hat bei mir oder in meinem Team würden wir auch noch mehr bekommen. Wichtig ist mir auch bei meinen Mitarbeitern (alles Akademiker) dass sie selber priorisieren können und wissen, wann sofortiges handeln angesagt ist, weil sonst eben Gefahr für Leib und Leben oder ein sehr hoher finanzieller Schaden oder ein Imageschaden fürs Unternehmen entstehen. Aber nicht alles Aufgaben sind immer dringend.
Und ganz ehrlich was ist der worst case wenn du dich getraust zu reden und stopp zu sagen? Steh für dich selbst ein. Auch deinem
Kind zu liebe dass eine Mama braucht mit dem es nach der Kita noch was anfangen kann und die nicht weiterarbeitet oder total kaputt ist. Wenn du wirklich krank ausfällst nutzt du deinem Arbeitgeber gar nichts mehr, wenn du sprichst und das was du machst gut machst dann ist das für alle ein Gewinn.
Was Du tun kannst? An Deiner Einstellung arbeiten! Warum traust Du Dir nicht, etwas zu sagen? Warum lässt Du Dir mehr und mehr aufbrummen? Was denkst DU, wo diese Spirale enden wird? Was würden kurzfristige Lösungen bewirken - also eine Krankschreibung zum Beispiel? RIchtig, nur eine kurze Erholung, wenn überhaupt und dann der gleiche Strudel wie vorab.
Was würde ein Stellenwechsel bewirken? Richtig, es bestünde das Risiko, dass genau die Situation wieder eintritt, weil Du nicht in der Lage bist, Grenzen ggü. Deinem Vorgesetzten zu ziehen. Wer gibt denn denen das Recht, ständig einseitig einen Arbeitsvertrag zu brechen? Deine Arbeitszeit und Deine Aufgaben sind doch vertraglich geregelt. Im Staatsdienst hast du sehr wahrscheinlich eine Tätigkeitsbeschreibung als Grundlage Deiner Eingruppierung?! Das ist doch keine Eventualvorgabe die unendlich Spieraum lässt?
Ich würde um eine mitarbeitergespräch bitten und sachlich das Problem angehen. Zudem würde ich keine weiteren Aufträge annehmen, mit Verweis auf die bereits bestehenden Überstunden und Deine Kapazitätsgrenze. Dass Stellen nicht (nach-) besetzt werden oder andere ihre Arbeit nicht richtig machen kannst Du doch nicht dauerhaft zu Deinem Problem machen lassen?!
Du hast total Recht. Leider ist es so, dass die zusätzliche Arbeitszeit in meinem Job nicht klar definiert ist. Da steht nur, dass Gespräche, Konferenzen etc. zusätzlich zur festen Arbeitszeit abgeleistet werden müssen. Dass das immer mehr wird, davor schützt der Vertrag nicht.
Danke für eure Antworten, sie helfen mir echt schon ein bisschen weiter. Es ist wirklich schwer für mich, mich da zu wehren. Manchmal sage ich etwas, zum Beispiel, wenn ich an meinen eigentlich freien Tagen kommen muss. Zum Teil kann ich das dann abwälzen, oft muss ich aber trotzdem kommen, weil es heißt, das Gespräch (meistens sind es Gespräche oder Konferenzen) sei nun mal wichtig.
Ich glaube, ich weiß, wovor ich Angst habe: Ich arbeite ja (eigentlich) nur an drei Tagen pro Woche, dafür immer lange. Ich habe Angst, wenn ich zu viel meckere, dass ich an freien Tagen kommen muss, dass sie mir in Zukunft nicht mehr 2 freie Tage geben, denn das ist nicht vertraglich geregelt, geht in meinem Job auch leider nicht.
Hinzu kommt, dass ich seit meiner Erkrankung kaum noch Auto fahre, also fahre ich mit meinem Mann, weil es eine Stunde Fahrtzeit ist. Wenn ich also nur für ein Gespräch auf die Arbeit muss, bin ich den ganzen Tag dort, weil ich mit ihm fahren muss. Sie wissen das und es wurde lange Rücksicht darauf genommen. Seit aber jemand Neues in die Leitung eingestiegen ist, ist das nicht mehr so.
Krankenschein ist übrigens keine Option für mich, ich muss arbeiten, sonst falle ich krankheitsmäßig zurück. Und weniger Stunden bedeuten weniger Geld und trotzdem genauso viele Zusatzstunden.
Hi,
was bist du denn von Beruf? Hier steht auch immer mehr an. Mehr Besprechungen, .... bin im Landesdienst. Ich versuche momentan dann bei anderen Dingen kürzer zu treten, um über die Runden zu kommen. Es ist noch sehr schwer, aber hoffentlich lerne ich das mit der Zeit.
Alles gute dir
Isy
Ich bin Lehrerin. Und auch wenn viele denken, wir haben immer nur Ferien, kommen immer mehr Aufgaben auf uns zu. Da wird dokumentiert, ständig Gespräche geführt etc.
Hi,
ich bin selbst auch Lehrerin und kann dich daher sehr gut verstehen. Die zusätzlichen Termine und Aufgaben werden immer mehr. Fürs Planen von Unterricht bleibt immer weniger Zeit und Energie übrig. Überlege dir gut was du streichen oder wo du kürzer treten kannst. Ich stecke momentan auch mitten in diesem Prozess. Aber nur wenn wir gesund bleiben, können wir gute Arbeit leisten. Ich drücke dir die Daumen, dass du einen gangbaren Weg findest. Können uns auch gerne weiter per PN austauschen, falls du möchtest.
Liebe Grüße
Isy