Ich weiß nicht, wie ich mein Leben weiter bewerkstelligen soll

Ich hätte nie gedacht, dass ich hier mal schreibe. Aber ich bin irgendwie am Ende angekommen.

Von meiner Lebenseinstellung war es bislang immer so, dass es keine Probleme, sondern nur Lösungen gibt. Aber ich quäle mich seit Wochen und finde keine Lösung. Mein Problem ist, dass ich andere Menschen nicht mehr ertragen kann.

Ich habe abends davor schon Angst zur Arbeit zu gehen, weil ich weiß, dass dort andere Menschen sind. Und ich weiß, dass sie mich ansprechen werden und Dinge von mir möchten. Klar deswegen ist man in aller Regel ja auch auf der Arbeit. Dann rufen Kunden an, ich muss ans Telefon gehen und mich wieder mit Menschen abgeben.

Irgendwann komme ich nach Hause und da sind dann Mann und Kind. Und auch die wollen mit mir kommunizieren oder sogar Körperkontakt.

Im Klartext: ich habe zu Hause Angst zur Arbeit zu gehen und auf der Arbeit habe ich Angst nach Hause zu gehen. Ich habe keinen Safty-Space mehr in meinem Leben.

Selbst wenn ich mich rausnehme und mal in den Wald gehe... sind das im vergleich zum kompletten Tag nur kurze Momente und dann muss ich wieder zurück, das füllt meine Akkus nicht mehr auf.

Ich habe auch Angst zum Arzt zu gehen, dann müsste ich im Wartezimmer mit vielen anderen Menschen sitzen und mich dann noch mit dem Arzt unterhalten. Ich will mich nicht mehr unterhalten, ich möchte nicht mehr reden. Ich will doch einfach nur alleine sein. Länger, als 1-2 Stunden. Einfach mal für 3 Jahre auf eine einsame Insel, ohne eine Menschenseele, das muss so herrlich sein.

Ich weiß nicht, ob das richtig rüber kommt. Ich habe keine Sozialphobie im klassischen Sinn, dass ich Angst vor Menschen habe. Ich habe keine Angst, in dem ich mich fürchte vor anderen zu Reden usw.

Ich habe einfach keine Lust mehr darauf. Es interessiert mich nicht, was andere zu erzählen haben, es kostet mich unheimliche Kraf, dem oft sinnlosen, Geplapper zuzuhören. Und selbst wenn es mich nicht betrifft, höre ich den ganzen Tag "Stimmen". Entweder Kollegen unterhalten sich lautstark im Flur über Autos/Fußball/usw. Oder Irgendwo dudelt immer ein Radio. Es gibt einfach keine Stille mehr in meinem Leben.

Oder alleine der ganze Smalltalk, die Summe, der ganzen unnötigen Gespräche, die man sich an einem Tag anhören muss. Es stresst mich nur noch. Wie werde ich wieder "normal" ?

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Hallo,

wie wäre es, wenn du deinen Hausarzt anrufst und ihm das Problem schilderst? Oder per E-Mail?
Für mich klingt es nach einem Burnout...

Gute Besserung.

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Oder vielleicht bietet er eine Videosprechstunde an... Wäre dann auch ohne Wartezimmer

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Das klingt für mich nach einer massiven Überbelastung.
Du interessierst dich nicht mehr für andere, weil du nicht kannst.
Du willst keine Geschichten etc von anderen hören, weil alles zu viel ist.
Du kannst nix mehr geben, weil du eben nix mehr hast.

Kann das sein?
Falls ja, dann solltest du schleunigst zum Arzt, auch wenn es einen Kraftaufwand bedeutet. Es wird nicht besser, wenn du nicht handelst, sondern schlimmer.

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Guten Morgen Menschenhasser,

du kannst in deinem Zustand dein Leben nicht mehr meistern und bist gefühlt am Ende angekommen. Was führt dich dazu, anderen Menschen dafür die Schuld zu geben und sie sogar zu hassen?
Hasst du nicht vielmehr dich selbst?

Welche ersten Schritte könntest du unternehmen, um dich wieder vor deinem Ekel vor dem Leben loslösen zu können?

Wäre es nicht an der Zeit, deinem Mann offen und ehrlich deinen inneren Zustand zu offenbaren? Und ihm zu sagen, wie unerträglich für dich deine seelische Abgestumpftheit geworden ist? Und ihn um Verständnis, Beistand und Hilfe bitten?

Dann würde ich dir raten, professionelle Hilfe zu suchen, denn nach meiner Auffassung könnte sich hinter deiner Schilderung durchaus eine Art Erschöpfungsdepression verbergen, die zu deiner Verhaltensstörung anderen Menschen gegenüber führte.
Suche das Gespräch mit Ärzten, habe keine Scheu und Scham, dich für einige Zeit aus der Mühle des Arbeits- und Alltagslebens nehmen zu lassen, etwa in Form einer längeren Reha und einer anschließenden Therapie.

Bearbeitet von Christoph61
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Ich kann das meinem Mann nicht sagen, er kann damit nicht umgehen. Bzw. er würde sich Sorgen machen und sich um mich kümmern wollen. Das kann ich nicht ertragen.

Und dann kämen täglich 100x die Nachfragen, ob es denn schon besser ist.

Ich genieße es im Moment noch die Zeit, die ich habe, wenn ich zur Arbeit fahre und zurück. Da bin ich dann alleine im Auto und genieße diese Augenblicke der Ruhe.

Bei einer Krankschreibung fiele dann selbst das noch weg + der Hintergedanke, dass man immer wieder zum Arzt muss, um die Krankschreibung zu verlängern. Und auch dort dann immer die Nachfragen, ob schon eine Besserung eingetreten ist.

Ich hatte vor ca. 10 Jahren schon mit Depressionen zu tun und hab Anti-Depressiva genommen. Ich hatte nur noch Matsch im Kopf. Das werde ich auf keinen Fall wiederholen.

Und Reha? Du meinst eine Klinik? Mit anderen Menschen? Wo ich mir eventuell noch mit jemand fremdes ein Zimmer teilen müßte? Schaff ich nicht.

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Hallo,

ich fühle aus deiner Antwort eine fast totale Abwehr gegenüber allen Handlungs- und Veränderungsoptionen, eine Art innerer Totalblockade.

Was hat dich in diese Sackgasse manövriert? Könnte es deine riesige Angst vor einem erneuten Absturz in eine Depression sein wie vor etwa 10 Jahren? Angst und Panik vor der "Matschbirne" durch die Antidepressiva?
Glaubst du, dein Verhalten könnte dich vor einer Wiederholung schützen?

Mir persönlich erscheint eine Strategie der Verdrängung, Vermeidung und Isolation gegenüber vertrauten Menschen gefährlich. Ich fürchte fast, du könntest damit das Gegenteil von dem erreichen, was du eigentlich damit beabsichtigst.

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Hey!

Das klingt für mich autistisch. Ja, ich weiß, das Modewort. Aber Autisten scheuen oft Kontakte zu Menschen, reagieren auf Reize wie Stimmen, Geräusche, Körperkontakt.. keinen Bock auf Smalltalk.. soziale Kontakte sind plötzlich anstrengend und rauben Energie.

Liebe Grüße
Schoko

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Das denke ich eher nicht, denn es ist ja lt. Beschreibung von TE nicht immer schon so gewesen. Ich würde da mit den VorrednerInnen mitgehen, dass es sich um eine Art von großer Überlastung handelt (bei ja auch schon vorbestehender psych. Gesundheitsstörung). Ob dies nun etwas aus der (Beziehungs)Traumaecke ist, lässt sich vermuten, aber anhand der nicht ausreichenden Info natürlich nicht weiter verifizieren...

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Tatsächlich ist es bei mir genau so. Ich bin immer super klar gekommen: Studium, Arbeit, Partnerschaft. Dann kamen die Kinder und meine Ressourcen fielen weg- nun könnte der Text der TE 1:1 von mir kommen.
Mir fehlt die Zeit, mich zu erholen und mir wird alles zu viel. Symptome, die ich immer maskieren konnte, ploppen nun auf.
In den letzten beiden Jahren haben mich 2 Therapeuten auf ASS hingewiesen, eine Psychiaterin, die mich alle paar Monate zur Besprechung sieht, schloss die Diagnose sofort aus. "So wirken Sie nicht und so sehen Sie auch nicht aus."
Ich war nun in einem ASS-Zentrum, das sich mit maskierenden Frauen auskennt, zur Diagnostik und habe die Diagnose erhalten- jeder Test war eindeutig. Mimik konnte ich kaum lesen. Auch hier war das Fazit, dass man mit einem (sehr) hohen IQ auch besser maskieren kann.

Ich würde der TE raten, sich einfach einzulesen. Bei Facebook gibt es die Gruppe "spät diagnostizierter Autismus" und online kann man auf embrace-Autism die Tests machen. Die waren auch bei mir eindeutig.

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Hallo FS,

hast du nicht die Möglichkeit, Homeoffice zu machen?
Ich kann dich nachempfinden. Ich fand es früher im Büro auch ätzend, der Verkehr morgens und nachmittags, ständig zum Teil rauchende, laut redende Menschen die draußen rumgelaufen sind, Kollegen mit allen möglichen Macken. Horror. Mir war das auch viel zu viel und icb nin wirklich froh, dass für mich aktuell Homeoffice möglich ist. Würde man mich heute wieder regelmäßig in ein Büro schicken würde ich eingehen wie ne Zimmerpflanze. Ja, wir Menschen sind soziale Tiere. Aber diese Masse an Eindrücken die da jeden Tag auf einen einprallt ist sicherlich nicht gesundheitsfördernd. Es geht vielen vielen Menschen so. Gerade das Stadtleben kann zu sehr viel Stress führen.

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sorry, ich komme erst jetzt zum antworten.

Ich kann im begrenzten Maße HO machen. Allerdings löst das das Problem nur bedingt. Dann muss ich halt immer noch telefonieren, an Online-Meetings teilnehmen usw.

Vielleicht sollte ich Nachtwächter werden ;-)

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Hallo,

hast du denn das Gefühl, es könnte krankhaft sein?

Wenn ich von mir ausgehe:
Es gab Zeiten, da war ich gesellig und aufgeschlossen. Inzwischen habe ich erkannt, wie ein großer Teil der Menschen tickt - Corona hat es sehr eindrücklich gezeigt. Im Zweifel bist du allen egal, dann zählt nur der Egoismus. Stichwort Klopapier und Nudeln. Ich fand das eine entsetzliche Erkenntnis.
Das hat bei mir Spuren hinterlassen.

Dazu auch jahrelanges funktionieren, eigene Bedürfnisse hinten anstellen..wie das halt so ist im Leben.
Jetzt kommt hinzu, ich habe die 50 überschritten und ich durchschaue einfach alles. Das ganze Blabla..die Gesellschaft ist so oberflächlich, die Kollegen alle frustriert...jeder kreiselt um sich selbst, hektisch, laut...
Ich bin das so satt oftmals.

Ich habe jetzt bewusst meinen Freundeskreis minimiert, weil mich alle so anstrengen. Abends ausgehen etc. mache ich bewusst nur noch alle paar Wochen. Ich konzentriere mich auf die Zeit mit meinem Partner und meine Kinder, denn Familie ist mir wichtig. Aber ansonsten - ganz ehrlich: Bis auf ein, zwei Freundinnen können mich inzwischen alle mal hinten rum heben. Ich kann Menschen echt nur noch dosiert ertragen.

Nein, ich habe keine Depression oder sowas. Ich bin sehr fröhlich, wirklich aufrichtig fröhlich und ich habe viele tolle Hobbys. Aber Menschen brauche ich keine.

LG

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ob ich das Gefühl habe, dass es krankhaft ist? ich weiß es nicht.

Merken denn psychisch Kranke, dass sie krank sind?

Ich war noch nie so der Menschenfreund und war mir immer selbst genug.

Und, da ich einige Jahre im Tierschutz tätig war und gesehen habe, zu was Menschen fähig sein können, hat das mein Weltbild nicht gerade verbessert.

Mit Freunden/Kollegen war/bin ich schon immer sehr straight. Man kann einen Teil des Lebens miteinander gehen, aber wenn das Verhältnis zur Belastung wird, ist Ende. Das mag für viele befremdlich klingen. Aber ich befasse mich nicht mit Menschen, deren Anwesenheit mich stresst.
Das habe ich auch schon so als Kind gehandbabt.