meine Kindheit. Heute ist wieder einer dieser Tage

Meine Kindheit beginnt mit dem Tag im Kindergarten als ich hinfiel, für die Zeit davor habe ich keine richtigen Erinnerungen.

Ich begriff, dass es Kinder gab die waren von Natur aus böse, merkte dass ich keine Ausweichmöglichkeiten habe, ich muss wieder dorthin.Jeden Tag aufs Neue. Es bedeutet Streß für mich, beginne wieder in die Hosen zu machen und merke das ich immer mehr auffalle.
Die Zeiten vergehen und plötzlich heißt es ich bekomme ein Geschwisterchen: Ein Junge. Will ich aber nicht, der Weihnachtsmann hat doch was andres versprochen. Ich wollte eine kleine Schwester. Bekam ich nicht. Möchte meinem kleinen Bruder etwas entfernen. Dachte wenn das weg ist, dann habe ich ne Schwester. Ich wurde gerade 7. Wenn doch alles so einfach wäre. Meine Mutter bekam es aber mit. Wollte das er fliegen lernt, er war ja noch so klein. Mama, können Babys fliegen? Und ich war auch klein, pummelig aber klein. Es wurde Winter, mein Vater schleppte die Kohlen aus dem Schuppen hoch und ich bekam den 3. Kohleneimer zum Schleppen. Murren willst du? Die ersten Schläge. Mein Vater, was macht der da? Hauen, prügeln, Schreie. Keiner hilft aber jeder hört es. Bald ist es vergessen. Ich bin noch Kind und Kinder sind nicht perfekt. Mir fällt beim Abwaschen der Aschenbecher aus der Hand und ich werde gepackt und knalle Rücklinks gegen den Besenschrank. Schmerzen, es wird Mama erzählt, aber ich war böse. Böse, warum? Ich war böse. Ich bin in der 2. Klasse und habe immer noch die Probleme mit den vollen Hosen. Meine Mitschüler sind die Kinder aus dem Kindergarten, sie kennen mein Problem und hänseln mich. Falle einmal die Treppe herunter, Gesicht ist total zerkratzt, verschrammt und geschwollen. Bekomme dafür zu Hause Schläge. Mittlerweile werde ich sogar mit bemitleidenden Blicken angesehen. Alle wissen es. Aber keiner hilft.
Wir ziehen um. Größere Wohnung, andere Schule. Aber alle wissen es schon vorher. Woher? Keine Ahnung. Kinder können gemein sein. Freunde? Fehlanzeige.
Jeder hat etwas an mir auszusetzen. Sitze öfter vorm Sekretariat als meiner Mutter lieb ist. Sie tut genervt. Zu hause gibt es wieder Ärger.
Den Schulhort gibt es für 5. Klässler nicht mehr. Nach der Schule nach Hause. Der Nach-Hause-Weg ist die Hölle, ich werde öfter abgefangen und auch dann verprügelt.
Bekomme zu Hause Ärger weil die Öfen noch nicht brennen und kein warmes Badewasser da ist. Wieder Schläge, Dinge fliegen durch die Gegend, bekomme sie ab. Apfelsinen können wehtun wenn man sie an den Kopf bekommt. Es gibt auch schöne Tage, wie die Sonntage, wir machen lange Spaziergänge, sind eine kleine Familie. Aber jeder weiß es, jeder guckt, keiner hilft.
Heizen mit Kohle und Holz ist immer noch für mich Pflicht wenn ich aus der Schule komme. Mache mir was zu essen. Brate mir meistens fix was. Räume die Wohnung auf, putzen, die Öfen reinigen und anheizen. Muss meinen Bruder vom Kindergarten abholen. Ich kann ihn nicht leiden, ist Papas und Mamas Liebling. Das weiß er auch und nutzt es aus. In jeder Hinsicht und mit allen Mitteln. Er braucht zu Hause nichts machen. Wir kommen an einem Nachmittag sehr spät nach Haus schon fast 16 Uhr und das Badewasser ist kalt. Scheiße. Papa ist gleich zu hause. Neu anheizen und hoffen das er später kommt. Er kommt natürlich nicht später. Es gibt wieder Schläge aber dieses Mal mit nem Schrubberstiel und Sachen fliegen. Die Nachbarn auf der andren Straßenseite haben mich gehört. Aber keiner hilft. Nie.
Mein Opa stirbt. Ich bin 15 und darf nicht mit zur Beerdigung. Kein Abschied, kein Tschüß. Für mich ist er nicht gestorben. Er kommt und nimmt meinen Vater Maß wenn er wieder zuhaut. Mein Opa war mein Superman und hat mich beschützt, so gut er konnte. Aber irgendwann begriff ich das er wirklich tot ist und nicht mehr kommt.
Wir ziehen wieder um. Aber nur auf die andere Straßenseite. Muss mit meinem Bruder ein winziges Zimmer teilen. Eine Gefängniszelle ist größer sagte ich. Mir blieb der Schuppen ohne Dach zur Auswahl. Ich frage meine Mutter ob sie nicht was dagegen tun kann: Mütter beschützen ihre Kinder. Habe ich in der Schule gelernt. Instinkt nennt sich das. Was soll ich denn machen? Ist ihre Frage dazu!
Das Schlafzimmer unserer Eltern war eine Etage höher. Hatte etwas Gutes. Ich musste sie beim Sex nicht mehr hören. Es gab mitunter ruhigere Nächte.
Die Schule finde ich immer noch nicht so toll, komme nicht gut mit. Stehe im Schnitt 4. Für mich reicht es sage ich,mein Vater flippt fast aus. Man droht mir das ich die 9. Klasse wiederholen müsste. Es hängt von einer Arbeit ab, die vergeige ich natürlich. Ich möchte aus dieser Klasse raus. Habe es gepackt. Bin sitzengeblieben. Die ersten paar Wochen in der neuen Klasse sind nicht gerade toll. Verfolgungswahn. Warum? Macht der Gewohnheit. Ist unbegründet, ich werde zum erstenmal akzeptiert und nicht mehr gehänselt oder wie sagt man heute dazu? Gemobbt! Zum 1. Mal seit ziemlich langer Zeit finde ich die Schule toll, mache auch irgendwie wieder richtig Hausaufgaben. Meistens morgens vorm losgehen oder in den Pausen. Lernen macht Spass.
Und noch etwas passiert. Ich wehre mich. Mein Vater bekam die Apfelsine von mir an den Kopf zurückgeschmissen. Er ist besoffen, das macht ihn noch wütender.
Meine Tante nimmt mich in Schutz, habe bei ihr einen Zufluchtsort. Kann mich auch mal ausweinen. Meine erste Jugendsünde übermannt mich. Ich mache das was ich die letzten Jahre nur vom Geruch her schon verabscheute. Ich besoff mich. Ungewollt. Ich dachte es war Wein, aber es war ein Kräuter. Den nächsten Gedanken bekam ich als mein Vater mich aus meinem Mageninhalt zog und rausschmiss. Es war kühl und stand dann da im Dunkeln und bekomm eine geknallt. Ich bin durch die ganze Siedlung zu hören, eine Nachbarin holt mich zu sich. Ich kann bei ihr schlafen. Mir hilft jemand. Endlich. Ich bin fast 16. Wir fahren zu Bekannten in ein Dorf, dort gab es jemanden der sich für mich interessierte. Schon fast 40, aber mir egal. Er schenkte mir Aufmerksamkeit, alles andre war mir egal. Wäre sogar mit ihm durchgebrannt.
Ich bin kurz vor meinem 17. Geburtstag und habe meinen 1. Freund und merke: Mein Vater will mich loswerden. Am besten verkaufen. Hauptsache es kommt ein ordentlicher Schnapsbestand zustande. Der 1. Sex, meinem Vater ist alles egal. Es gibt nur noch verbale Übergriffe. Ich mach mit ihm Schluss, will noch keine Familie. bin ja noch nicht mal wirklich 17.
Weihnachten, meine Mutter ist schwanger: Es wird ein Mädchen, das steht fest. Das Mädchen was ich mir vom Weihnachtsmann wünschte. Wir treffen viele Bekannte auch jemanden der mir irgendwie bekannt vorkommt. Lang nicht gesehen, aber irgendwoher kenne ich das Gesicht. Ich forsche nach und finde es heraus. Er hat damals den Weihnachtsmann gespielt. Ja der Weihnachtsmann bei dem ich diesen besonderen Wunsch äußerte. Wir treffen ihn wieder und erzählen es ihm. Er kann es kaum glauben, weiss sogar noch wieviel Angst ich vor ihm hatte und das Geschenk ablehnte.
Die Abschlussfahrt steht an. Wir wollen in die Tschechei. Ich darf mit. Hurra. 300,-DM kostet die Woche, meine Mutter schluckt aber sagt nix weiter. Ist halt die Abschlussfahrt.
Wir kommen dort an. Was für eine Bruchbude, aber besser als nichts. Lernen eine Reisegruppe aus Rostock kennen. mit vielen hübschen jungen Männern. Haben natürlich ein Auge drauf geworfen. Finde natürlich auch erst jemanden toll, aber diese Milchbubischönlinge haben mich noch nie beachtet. Egal, kann ich mit leben. Aber jemand findet mich interessant. Er will mehr, ich nicht. Schlechte Erfahrungen. Ich beisse ihm ins Kinn und wir müssen wieder nach Hause. Liebeskummer kann so wehtun. Meine Telefonnummer hat er, ob er sich auch wirklich meldet. Ja. Ich bekomme einen riesig langen Liebesbrief und wir telefonieren. Mittlerweile ist Juli und unsere Abschlussfeier findet statt. Bekommen auch unsere Zeugnisse und am nächsten Morgen sitze ich im Zug zu meinem Schatz nach Rostock.
Wir wollen zum Pur-Konzert nach Hamburg. Hammergeil, war mein Erstes. Mit diesem Besuch bin ich rein faktisch zu Hause ausgezogen. Hatte ein paar Sachen im Gepäck und meine Eltern hatten keine 10 Tage später die restlichen Sachen in den Keller gebracht. Obwohl ich noch keine festen Ziele hatte, es gab für mich kein Bett mehr zu Hause. Mein zu Hause war von nun an Rostock und ich hatte ein zu Hause. Ich wurde aufgenommen bekam mit knappen 18 Jahren eine Mutti und einen Vati. Ohne Schläge und bemitleidenswerten Bermerkungen. Erlebte noch mal ein Stück Kindheit, Aufmerksamkeit und eine große Familie. Tanten und Onkel, ohne große Fragen aufgenommen worden. Was bekommt man da für Gedanken?
Wir sind jetzt 12 Jahre zusammen und habe immer noch ne Mutti und nen Vati, mit vielen Tanten und Onkeln. Aber, jetzt haben wir 2 Kinder. Und meine Kindheit?
sie ist weit weit weg, irgendwo aufgeschrieben abgespeichert und ständig geistert mir die Frage im Kopf herum!
Schlechte Kindheit, Schläge, niemand hilft und trotzdem mittlerweile den Kopf soweit klar das ich nicht das Gefühl haben muss mit einem Messer Amok laufen zu müssen wenn an meinen Vater denken muss. Schnaps liebend und prügelnd.
Was wäre wenn?
Was wäre wenn ich so eine Nachbarin gehabt hätte die das Jugendamt informiert wenn ein Kind vor Schmerz aufschreit?
Oder was wäre wenn meine Schwester vor meinem Bruder geboren worden wär?
Was wäre wenn ich auch Amok gelaufen wäre wie die im TV.
Nein ich wurde auf irgendeine seltsame Art "gerettet".
Mein Opa ist ab und zu in meinen Träumen, deckt mich zu und streichelt mir übers Gesicht. Beschützend. Und mein Vater? Er ist weit weg aber Schnaps ist immer noch aktuell. Was ist wenn er stirbt? Werde ich weinen? Weiss ich nicht.
Heute habe ich andere Fragen. Bin ich wie mein Vater wenn ich mit unserem "Großen" schimpfe?
Ich wollte so oft Schluss machen, abhauen. Wie gut das ich es nicht tat. Ich kann die Welt nicht verändern, aber das wieder gut machen was mein Vater versaut hat.
Eine Kindheit.

1

#liebdrueck du mußtest ganz Schlimmes durchmachen.

Du hast so viele Fragen über Dinge, die du nicht in der Hand hattest/hast, sie zu ändern. Ich kann es von fern nicht beurteilen, in wie weit es noch an dir zehrt. Aber da du viel darüber nachdenkst, kann ich dir nur empfehlen, deine Kindheit noch mal mit proffessioneller Hilfe aufzuarbeiten.

Ich wünsche dir Alles Gute für die Zukunft und weiterhin eine liebende Familie, die das Vergangene verblassen läßt.

Lg Elvira

2

Du bist erst 29...und hast schon so viel Scheiße erlebt :-(

Ich denke, mit deinem Erlebten solltest du dich in fachkundige Hände begeben. Um wirklich zu verarbeiten.

Mein erster Gedanke nach dem Lesen war allerdings: Jetzt ist sie erwachsen. Jetzt soll sie hinfahren und sie zur Rede stellen - knallhart.

Und auch hinfahren und schauen, wie es den Geschwistern geht...der Bruder- der konnte nichts dafür, dass er war, wie er war...


Dir alles Liebe,
sparrow

3

wohin fahren "nach Hause"? nein, brauche ich nicht!!
Nicht deswegen weil es nichts bringen würde.Meine Eltern haben ein verzerrtes Sichtverhältnis was das betrifft und würde nie und nimmer irgendwas bringen. Wenn mein Vater irgendwann mal vor den Herrn trittt und auf meinen Opa trifft dann bekommt er sein Fett weg da bin ich mir sicher. Ich weiss es, mein Opa sagt es mir oft, kommt mich auch oft "besuchen".Vor allem als es unserem Kleinen schlecht ging, spazierte ich mit meinem Opa oft durch die Nächte.Ihr könnt mich für verrückt erklären aber ich schlafe dann ruhiger.

Meinen Geschwistern geht es gut mit meiner Familie habe ich guten Kontakt, soweit man es für gut halten kann.
Meine Schwester ist mittlerweile 12 und mein Bruder wird 23 und sie sind alle 4 (eltern inbegriffen) stolz auf ihre Enkelkinder bzw. Neffen.
Ich möchte nicht so oft nach Hause. Meine Heimat ist jetzt hier in Mecklenburg-Vorpommern und das andere ist meine Geburtsstadt, mehr nicht. Zuviele Blicke und schlechte Erinnerungen.

Dank meiner drei Männer habe ich es soweit im Griff und bin stolz drauf.
Stolz darauf das ich nicht so eine heruntergekommene Seele bin die irgendwelche Menschen auf dem Gewissen hat und alles auf eine Scheiß-Kindheit schieben muss.
Auch bin ich stolz das ich mih soweit im Griff habe, manchmal passiert es mir das ich in das Verhaltensmuster meines Vaters falle aber nur manchmal und dann werde ich auch nur laut.

4

Es war auch nur mein erster Gedanke...hinfahren und konfrontieren.
Beim 2. Überlegen finde ich deinen Weg wesentlich besser.


Ja- Du kannst stolz darauf sein, dass Du es heute besser machst. Ich wünschte viele Kinder und Jugendliche würden es so schaffen, wie Du.

hm..und ich wünschte, man würde bei viel mehr Kindern die Schreie früh genug hören.

#liebdrueck

5

Ich denke es ist gut dir das alles mal von der Seele zu schreiben. Dein Leben war nicht einfach. Es gleicht dem meiner Mutter. Sie ist 50. Mit 10 hatte sie keine Eltern mehr. Aufgewachsen bei der Schwester. Es war Ihre persönliche Hölle. . .
Du könntest wirklich ein Buch schreiben. Ich würde dir raten deine Kindheit mit einer Gesprächstherapie aufzuarbeiten. Sonst wirst du diese Gedanken nicht los.
Und zum Thema keiner hat geholfen...
Manche hier beschweren sich wenn mal geklingelt wird u gefragt wird ob alles okay sei wenn das Kind mal außergewöhnlich lange schreit. Wenn man sich nichts vorzuwerfen hat ist das doch okay...
Es gibt so viele schlimme Menschen. Eltern die Ihren Kindern schreckliches antun und es wird immer noch zu oft weg gesehen. Unsere damaligen Nachbarn haben ihre Kinder geschlagen. Manchmal saßen die Jungs im Winter 4 Std vor der Tür weil die Mutter schlief. Sie hatten kein Essen und nichts. Meine Mutter zeigte es an. Das Ende vom Lied ?
Es wäre üble Nachrede. Dabei hat es jeder mitbekommen.
Wie gesagt, es muss öfter hingeschaut werden...
PS : Meine Mama ist auch PUR Fan :-)

Ich wünsche dir alles Gute !

6

Hi

hast ja echt ne schlimme kindheit hinter dir. und ich hoffe du meisterst dein neues leben gut.

weiß wovon ich rede hatte selber ne schlimme kindheit. wurde ebenfalls geschlagen nicht so oft wie du, aber eben auch schläge.

habe kaum erinnerungen an meine mutter gar keine. war 8 als sie sich trennten und ich weiß nichts mehr über die zeit als sie noch da war. ob sie vorgelesn hat, ob sie bei den HA geholfen hat. nichts festplatt gelöscht.

mit 11 hatte ich die schlimmste erfahrung gehabt (möchte nicht drüber reden)
ich war als kind weiß ich noch lebenslustig gut drauf hatte viele freunde. aber das war irgendwann vorbei war schüchtern introvertiert. würde später in der schule auch gemobbt.

das ist jetzt alles so weit weg. bin mit 19 weggezogen von dem ort mit schönen und traurigen momenten. bin jetzt glücklich eigene familie und glückliche kinder die ich immer beschützen werde.

lass dich#liebdrueck

7

Mach 'nen Deckel drauf und schau nach vorn.
An der Vergangenheit kannst Du nix ändern.
Wünsch Dir alles Gute,
LG elfe

8

Das ist vielleicht nicht so einfach nach einer so traumatischen Kindheit!

9

Einfach ist das sicher nicht, aber es hilft auch nicht ständig in der Vergangenheit rumzuwühlen, man kann sie sowieso nicht mehr ändern.
LG elfe