Tschüss Mama - und der Umgang mit schlechtem Gewissen

Hallo

heute morgen ist nach langer qualvoller Krankheit meine Mama gestorben.
Trotzdem war es plötzlich und hat mich kalt erwischt.

Mein Vater ist gestorben als ich 6 Jahre alt war, und meine Mama war seitdem Alleinerziehend.
Sie hat immer für mich gesorgt, alles alleine gestemmt, mich finanziell umsorgt und mich auf meinem Lebensweg begleitet.
Sie hat mich immer geliebt, und ich war ihr Leben.

2004 ist sie an Brustkrebs erkrankt - konnte dem aber dann entkommen.
Als chronische Raucherin bekam sie vor vielen Jahren COPD - und über die Zeit wurde es immer schlimmer.

2007 ging es dann mächtig bergab, und wir haben sie dazu gebracht in unsere Nähe zu ziehen, damit ich mich um sie kümmern konnte.
Aber durch meine 3 kleinen Kinder und die Art ihrer Krankheit war dann mal nicht mehr machbar, daß sie alleine wohnt.

Ende 2008 ging es ihr dann so schlecht, daß sie nicht mehr nach Hause konnte. Sie mußte in ein Pflegeheim
Sie litt darunter sehr, unter dieser Abhängigkeit, den Zuständen da, dem wechselnden Personal - wer ein Pflegeheim kennt, dem brauche ich nichts zu erzählen.

Klar ich war für sie da, habe sie besucht - aber sie war ein Mensch der sehr schwer Hilfe annehmen konnte, oder Hilfe verlangen konnte.
So wußte ich nicht immer was sie braucht, was ich ihr gutes tun kann oder habe es erst zu spät gemerkt.
Auch konnte ich sie mit 3 kleinen Kindern ( die Älteste ist gerade 6 geworden ) nicht so oft besuchen, wie sie es sich gewünscht hätte.
Zudem war es ihr am Schluß auch oft zu viel wenn ich mit Kindern kam.
Da mein Mann bis Abends arbeit waren so auch die Zeiten wo ich alleine hin konnte eingeschränkt.
Noch dazu gibt es ja das eigene Leben, daß auch seine Anforderungen stellt.

Es ging ihr schon so oft schlecht, wo wir dachten sie muß bald gehen - aber gerade die letzten Tage war nichts besonders.
Beim letzten Besuch haben wir uns noch darüber unterhalten, daß sie ja schon lange durch hält, und sie hat geäußert, daß sie einfach nicht mehr will.
Am Telefon war sie gut drauf, im Rahmen ihres Krankheitsbildes.

Und gerade gestern habe ich sie nicht angerufen.
Sonst rufe ich jeden Tag an - habe im Alltagsstreß erst um 23.00 dran gedacht und mich dann dagegen entschieden sie noch anzurufen, obwohl ich weiß das es sie nicht gestört hätte ...

Und heute rufen sie mich an, daß sie heute morgen "einfach" gestorben ist.
Von einer Freundin meiner Mutter mußte ich noch erfahren, daß es ihr gestern Abend gar nicht gut ging.
Mein schlechtes Gewissen ist unterträglich .....
....... warum habe ich nicht angerufen ........
....... wieso genau an diesem Abend nicht ....

Ich wußte das sie irgendwann gehen muß, sie gehen wollte
und trotzdem ist es so schlimm .....
....... vielleicht hätte ich was gemerkt, wäre noch zu ihr hin .......
hätte wenigstens nochmal mit ihr geredet.




Wie geht Ihr mit dem:
Was wäre wenn - um ?
Habt ihr etwas verpaßt ?


Ich hatte mich schon Mal von meiner Oma nicht richtig verabschiedet, die war damals ins KKH weil es ihr nicht so gut ging.
Und Stunden später war sie Tod.
Das hängt mir immer noch nach, warum hast du sie nicht nochmal in den Arm genommen.
Und jetzt wiederholt sich die Geschichte


Grüße Silly


1

Hallo!

Erstmal herzliches Beileid zum Tod deiner Mama!

Ich weiß gar nicht, was ich schreiben könnte, um dich zu trösten....ausser....es gibt noch andere Menschen, denen ähnliches widerfahren ist...

Ich kenne die Situation nur allzu gut...meine Mama ist Ende 2005 sehr schwer erkrankt. Während meiner Schwangerschaft lag sie fast komplett im Koma....wir dachten, sie schafft es nicht und ich bringe ihren ersten Enkel auf die Welt und sie erlebt es nicht mehr...sie hat es damals überlebt...und noch 4 weitere Jahre mit vielen vielen Krankenhaus- und Intensivstationsaufenthalten...

dann kam sie Weihnachten 2009 wieder ins KH, ich war nach all den Jahren ziemlich am Ende meiner Kräfte und habe sie nicht mehr- so wie sonst immer-jeden Tag besucht. Als sie endlich wieder auf der Normalstation lag und man schon von der Reha sprach, fragte ich sie, ob es ihr etwas ausmacht, wenn ich nur am SA/SO komme...sie sagte, natürlich nicht, du hast ja Familie, kein Problem, ich freu mich wann immer du da bist, aber stress dich nicht....

Ja...und dann starb sie in der Nacht von MI auf DO. Ich war nicht bei ihr und hatte micht nicht verabschiedet!! Mir geht das heute- nach 9 Monaten- noch total nahe...ich mach mir solche Vorwürfe...ich wollte sie doch unbedingt auf ihrem letzten Weg begleiten...

Ich habe -trotz Psychologen- keine Ahnung, ob dieses "Schuldgefühl" jemals besser wird....ich habe den Eindruck, das werde ich nun bis an mein Lebensende mit mir rumschleppen...

Das Einzige was mich tröstet....viele Menschen sterben "allein", weil sie es n icht können, wenn ihre Angehörigen bei ihnen sind...vielleicht war es bei deiner Mama auch so...ausserdem weiss sie ja als Mama selbst am allerbesten, wie schwierig es ist, mit 3 Kids noch einen KH-Besuch zu machen... Ich denke, als Mama verzeiht man doch alles und weiss doch auch, ob man seinem Kind wichtig ist...sie wusste doch, dass du immer an sie denkst...

Es tut mir total leid, dass ich dir keine guten Ratschläge geben kann...aber du bist nicht allein in dieser Situation...vielleicht hilft dir der Gedanke daran ja ein bischen?

Ich wünsch dir alles alles Gute und viel Kraft!

Viele Grüße
Bine

2 #kerze für unsere Mamas

4

Hallo

das kenne ich. Irgendwann kann man einfach nicht mehr.

Ich bin auch die einzige Angehörige die für sie da war - zu den Anderen besteht nur loser Kontakt.
Ich war ihr einziger Bezugspunkt im Leben, durch mich hat sie gelebt, auf meine Anrufe, Besuche gewartet ......

Aber es war auch belastend über so viele Jahre die einzige Bezugsperson zu sein. An harten, anstrengenden Tagen noch bei ihr anzurufen war auch manchmal eine Überwindung. Manchmal wäre ich einfach gerne ins Bett gegangen, oder war nicht in der Stimmung zu telefonieren ........ - aber ich habe doch angerufen.
Und gestern - einfach so - nicht -
das kann ich mir gerade nicht verzeihen.

Grüße und Dir auch alles, alles Liebe
Silly

2

Liebe Silly,

es tut mir sehr, sehr leid, dass Du Dich von Deiner Mutter verabschieden musstest.
Und ich denke man könnte Dir tausend Mal sagen, dass Du sicherlich kein schlechtes Gewissen haben musst-Du würdest es trotzdem nicht glauben.

Ich glaube das Menschen die krank sind und/oder bald sterben sich oft genau die Zeiten aussuchen, in denen niemand da ist, weil es so leichter für Sie ist. Deine Mama hat genau das selbe getan. Und ich glaube auch nicht, dass sie Dir ein schlechtes Gewissen damit machen wollte, oder wollte dass Du eins hast!
Es bringt Dir nichts Dich mit diesen Fragen zu martern-Deine Mutter hat Ihren Weg so gewählt.

Nimm Dir Zeit für Deine Trauer und vielleicht hast Du den Wunsch Deine Mutter jetzt noch einmal zu sehen und Dich auf Deine Weise nun von Ihr zu verabschieden?

Fühle Dich umarmt!
Neddie

3

Hallo

Danke -

es ist halt nur so unglaublich - ich rufe immer an, wirklich immer - sie wartet auf die Gespräche und die 3 - 4 mal wo ich es nicht geschafft habe, habe ich dann Vormittags angerufen.
So wollte ich es auch heute tun.
Schon früher habe ich mich geärgert, daß sie mich nie selbst angerufen hat, wenn ich es mal "verpaßt" hatte. Hatte ihr gesagt, daß ich schon immer anrufe, aber wenn ich mal die Zeit verpasse soll sie sich ruhig melden.
Hat sie aber nicht gemacht.

Am Freitag war ich noch zu Besuch bei ihr und ich hatte einen guten Eindruck. Sie war ein bißchen lebhafter als sonst, nicht so depressiv.
Wir haben noch über Erledigungen geredet die ich machen soll, und wir witzelten noch darüber daß es wieder mal fällig ist, .....
Sie meinte noch im Bezug auf mich und sie ( weil sie ja schon lange Sterben wollte ): "Hunde wollt ihr ewig Leben ....... " - so nach dem Motto, daß sie irgendwie den Absprung nicht schafft.
Darüber bin ich froh, denn so weiß ich das es wirklich an der Zeit war.
Sie sprach auch von der Angst - wenn sie restlos "ausgeliefert" ist, gefüttert werden muß ........ von dem her, weiß ich es ist der richtige Zeitpunkt gewesen ........
Auch bin ich froh, daß sie nicht tagelang, wochenlang den Todeszeitpunkt vor Augen haben mußte, daß sie "ruhig" sterben konnte.
Und sie war nicht allein - selbst die Pfleger waren überrascht, da sie ja vorher gerade noch mit ihr geratscht hatten.

ABER
trotzdem warum konnte sie das nicht nach einem Abend machen wo ich es nicht verpaßt habe sie anzurufen ...... man kann an einer Hand abzählen wann ich es in den letzten Jahren nicht geschafft hatte, und genau so einen Tag sucht sie sich aus ......
Das ist irgendwie typisch für sie
Ich bin auch sicher, daß sie alleine sterben wollte, sonst wäre es für sie noch schwerer ( für mich auch ) gewesen - aber ich hätte gerne aktiv Abschied genommen. Etwas sagen wollen, ......

Ich war heute schon bei ihr Abschied zu nehmen, habe mich entschuldigt, sie gestreichelt ........... es war alles so unwirklich ...... so unrealistisch.
Jetzt zu Hause habe ich das Gefühl ich muß sie noch anrufen .........

Und dann diese Anrufe bei Angehörigen und Freunden .... unerträglich .....

Am Freitag können wir dann nochmals Abschied nehmen, und sie ein letztes Mal sehen. Ich hoffe es hilft mir.

Für sie freue ich mich wirklich, sie hatte so viel Angst vor dem was auf sie zu kommt -
aber der Zeitpunkt wird mich mein Leben lang prägen und belasten


Grüße und danke
Silly

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Das tut mir sehr leid für dich!

Ich habe sowas Ähnliches auch durch. Meine Mutter lag im KH und meine Schwester und ich hatten einen furchtbaren Streit mit ihr und wir sind ohne Verabschiedung sehr ärgerlich aus dem KH raus. Da mein Sohn zwei Tage später Geburtstag hatte, bin ich, wegen der Vorbereitungen für den Geburtstag, am nächsten Tag nicht ins KH gefahren, meine Schwester schon. Sie hatte dadurch die Möglichkeit, sich mit Mutti zu versöhnen - ich nicht. Denn sie fiel in der folgenden Nacht ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte. Ein paar Tage später starb sie auf der Intensivstation.

Ich habe das bis heute noch nicht verdaut. :-(

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Hallo,

meine Freundin hat vor kurzem ihren Vater verloren. Er war sehr krank und die Familie hat abwechselnd an seinem Bett gewacht. Zu ihr hatte er ein besonders inniges Verhältnis, sie war das Nesthäkchen.

Einmal, in ihrer Wache ging es ihm sehr schlecht. Die Schwester kam ablösen, meine Freundin wollte eigentlich noch bleiben. Sie hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Er deutete ihr, zu gehen, alles sei in Ordnung.

Als sie auf dem Parkplatz war, klingelte das Telefon. Der Vater war tot.


Am Anfang war es sehr schlimm für sie, nicht dabei gewesen zu sein. Hätte ich doch die paar Minuten, aber nein, ich war ja müde, wolte nach Hause...

Heute denkt sie, dass es für ihn einfacher war ohne sie zu sterben. Dass er krampfhaft gewartet hat, bis sie weg war, um dann gehen zu können.

Ich weiß nicht, wie sowas funktioniert, aber ich kann mir vorstellen, dass da was dran ist. Vielleicht war für deine Mutter einfach jetzt der richtige Moment. Sie weiß doch, dass du immer für sie da warst.
Vielleicht wäre es für beide unendlich viel schwerer geworden, wenn es ein letztes Gespräch gegeben hätte, mit dem Gefühl "das ist jetzt das letze Mal". Vielleicht wollte sie genau das nicht.

Vielleicht nimmst du jetzt von ihr Abschied und sprichst einfach nochmal aus, was du noch sagen möchtest? Oder du gibts ihr einen Brief mit? Es ist nicht dasselbe, aber vielleicht erleichert es dich.

Man spürt, dass ihr euch sehr geliebt habt. Deine Mama würde sicher nicht wollen, dass du dich mit diesen Gedanken quälst!

LG und viel Kraft

6

Hallo

Danke -

ja wir haben uns sehr geliebt -
aber sie war ein bißchen unnahbar, immer etwas distanziert - keine Knuddelmama.
Vom Typ eher herber, aber ein zäher Hund.
Mit dem Krankheitsbild hätte sie schon vor Jahren Tod sein müssen, hatte an die 6 verschiedenen Baustellen die alle den Tod bringen.

Aber sie war auch so ein bißchen - wie soll ich schreiben - der Typ etwas mit Fleiß machen. So ist sie durch die schwere Krankheit, ihr Leiden, ihre Abhängigkeit geworden.
Sie konnte einem im kleinen ganz schön Auflaufen lassen. Sie hätte nie einfach gesagt, ich ärgere mich, daß du das vergessen hast, oder noch nicht erledigt hast.
z.b. sagt sie mir sie braucht was dringend, ich habe es doch glatt mal vergessen - dann hat sie es nicht nochmal gesagt, sich von der Pflegerin besorgen lassen.

Und so kommt es mir auch ein bißchen vor, du hast nicht angerufen ..... da siehste Mal ......
Ich weiß es ist albern, aber es würde zu ihr passen.
Nicht weil sie ein böser Mensch war, aber sie stichelte ganz gerne.

Mein Mann meinte dazu: Falls es so gewesen ist, gönne ihr doch die letzte Stichelei. Da er sich sicher ist, daß sie es nicht böse gemeint hat.

Sie würde auf keinen Fall wollen, daß ich mich quäle, aber mit einem Augenzwinkern sagen: Siehste, hätteste mal angerufen .......



Aber ich traue ihr auch zu, daß sie keinen letzten Kontakt mehr wollte, weil es eben eine sehr schwierige Situation für Beide war, sie eben auch kein emotionaler Typ war, bzw. es nur schwer zeigen konnte.

Grüße Silly

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Hallo nochmal,

hm, so als "Typ" kommt mir das bekannt vor.

Sie ist ja auch jung Witwe geworden und stand alleine da mit einem (?) Kind. Bestimmt gehört sie der Generation, "nicht jammern, das Leben geht weiter" an. Vielleicht hat sie nie richtig getrauert und konnte jetzt dich nicht trauern/traurig sehen. passt zu dem, was du über das Ausdrücken von Emotionen schreibst.

Mir fällt bei der Generation unserer Mütter auf, dass viele, die selber einen Verlust erlitten haben, besonders hart sind. (etwa meine Schwiegermutter, die selber ein Kind verloren hat, wenn es um meine Trauer um meinen verstorbenen Sohn geht. Als ob Trauern eigentlich "Anstellerei" ist, aber so wurde es damals vielleicht gesehen.).
Bei jüngeren Menschen erlebe ich eher, das sie mitfühlender werden, wenn sie selber einen Verlust erlitten haben.

Der Satz deines Mannes ist gut! Wenn sie im Leben so war, musste sie vielleicht auch so gehen.

LG

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Hallo,
mein herzliches Beileid zum Tode Deiner Mutter #kerze.
Ich kann Deine Gefühle verstehen,ich habe das selber relativ frisch durchgemacht.Mein Mann war im KH,Krebs,ich habe ihn nachmittags besucht und er hat mir gesagt das er nach Hause möchte,wir haben das mit dem Arzt besprochen und er sollte am Montag nach Hause kommen,das war ein Donnerstag,da wir ja noch diverse Sachen usw. besorgen mussten um Ihn versorgen zu können.Donnerstag abend habe ich noch mit IHm telefoniert und er war wie immer,nichts besonderes.Am Freitagmorgen bekam ich den Anruf aus dem KH.Ich habe auch damit zu kämpfen das er ganz alleine gestorben ist und ich mache mir Vorwürfe das ich ihn nicht mehr in den Arm genommen habe die letzten 2 Wochen(er war so dünn geworden und ich hatte einfach Angst Ihm weh zu tun).
Warum habe ich ihn morgens nicht angerufen,wie ich es sonst oft getan habe,warum an diesem Morgen nicht?
Ich weiß das er nicht hätte gehen können wenn ich an seinem Bett gesessen hätte,er hätte es nicht ertragen mich so leiden zu sehen.
Ich habe auch das Gefühl ich hätte ihm noch soviel sagen müssen.
Das letzte was er uns hinterlassen hat war das er auf ein KIssen wo Ich liebe Dich draufsteht,hatte ich ihm ins KH mitgebracht,mit Kuli Euer Papa draufgeschrieben hat,das war seine Art uns lebewohl zu sagen.
Ich frage mich auch heute noch sehr oft warum er so gehen musste,mir fehlt irgendwie der Abschluß,ein letztes Ich liebe Dich was weiß ich.
#liebdrueck Kimchayenne

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Hallo

wie traurig -
ich kann mir nicht annähernd vorstellen wie schlimm das für Dich ist deinen Mann zu verlieren.

Meine Mama war ja schon lange krank - und es war abzusehen, und die Ursache ja mit durch sie selbst und ihr Rauchen verursacht.
Irgendwie finde ich es noch schlimmer, wenn es einen so aus heiterem Himmel trifft.
Und dann noch der Ehemann, mit dem man sein Leben noch verbringen will .......... das kann ich mir kaum vorstellen.

Meine Mutter hätte ihren Tod noch sehr lange hinaus zögern können, hätte sie rechtzeitig aufgehört zu Rauchen.
2004 hatte sie schon ein halbes Jahr aufgehört und ihr ging es dann blendend.
Auch 2007 hätte sie Chancen gehabt, das Blatt noch zu wenden - aber sie konnte es einfach nicht.
Weiß nicht ob du mich richtig verstehst, aber so habe ich immer das Gefühl, daß sie ein bißchen "Mitschuld" war.
Bin da aber auch echt belastet, weil ich mir seit meiner Kindheit mit ansehen mußte, wie sie durch das Rauchen krank wurde, und durch die Krankheit ein anderer Mensch.
Ich dachte oft, kannst du nicht für mich und meine Enkelkinder aufhören zu Rauchen ....... ist es so viel wichtiger als wir ........
Sie hat seit ihrer Jugend mindestens 30 Zigaretten am Tag geraucht, und hat kurz vor ihrem Tod sich noch eine Zigarette geben lassen ......

Der Tod ist einfach ein schwieriges Thema.
Die Ironie ist, es ist genau wie meine Mama und ich es uns gewünscht haben. Überraschend, schnell und nicht im Krankenhaus.
Und trotzdem habe ich so sehr am Todeszeitpunkt und meiner Nachlässigkeit zu kämpfen

Wünsche Dir alles Gute
Silly

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Hallo,
mein Mann hat auch geraucht udn ist an Lungenkrebs gestorben,sein Leidensweg war nicht lang,auf der einen Seite gut aber trotzdem war die Zeit einfach zu kurz.Wir hatten 7 Wochen von der Diagnose bis zu seinem Tod.
Ich denke auch das Deine Mutter den Zeitpunkt so gewählt hat,aber nicht um dir ein schlechtes Gewissen zu machen,vielleicht war sie froh das Du den Abend nicht angerufen hast,vielleicht hat sie da schon gemerkt das sie auf die Reise geht und hätte nicht gewusst wie sie sich Dir gegenüber verhalten soll.
Rauchen ist nunmal eine Sucht und damit aufzuhören ist nicht so einfach wie manche sich das vorstellen,ich rauche auch immernoch,zwar weniger inzwischen aber ganz ohne schaffe ich es auch nicht.Direkt nach dem Tod meines Mannes habe ich gequalmt wie ein Schornsttein,ich stand so unter Druck das es ohne Ziggis nihct ging,ich habe mich von Kaffee und Zigaretten ernährt udn hatte zeitgleich ein schlechtes Gewissen,aber manchmal kann man nicht aus seiner Haut.
mein Mann hat mit der Einweisung ins KH sofort aufgehört nach 30 Jahren hat er nicht eine Zigarette mehr angefasst,ich habe ihm versprochen das ich auch aufhöre aber bisher habe ich es wie gesagt nochh nicht geschafft und auch da ist wieder das schlechte Gewissen präsent.
LG KImchayenne

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Liebe Silly,

mein herzliches Beileid#liebdrueck
Ich kenne diese Situation von meiner Oma. Bevor sie gestorben ist, hat sie nochmal mit vielen Leuten (Geschwister, Kindern und mir ihrer Enkelin) gesprochen. Doch zu keinem sagte sie wie sonst "bis bald", "wir sehen uns" oder "wir telefonieren am XY wieder". Das hat sie sonst IMMER getan. Sie hat uns noch nicht mal ihre neue Telefonnummer gegeben (sie war 5 Tage vor ihrem Tod noch umgezogen). Meine Oma fragte 5 Stunden vor ihrem Tod, ob meine Mutter morgen den ganzen Tag bei ihr bleiben kann und meine Mutter verneinte.
Ich denke, das meine Oma diese Antwort hören wollte um endlich gehen zu können. Sie hatte sich von allen verabschiedet (wir wussten es ja nur leider nicht#schmoll), es gab keine Aufgaben und Verabredungen mehr. Sie konnte gehen und so tat sie es auch.
Obwohl meine Oma 5 Kinder hat war ich die Alleinerbin. Meine Oma und ich hatten ein ganz besonderes Verhältnis und so besonders war auch der Abschied von ihr. Wir haben uns lange gedrückt uns tief in die Augen gesehen und ich sagte zu ihr "Ich habe dich lieb" und sie sagte "Ich dich auch"#heul
Vllt. kann man es schwer verstehen, doch so haben wir sehr selten miteinander geredet.Wir wussten das wir uns ganz dolle lieb hatten, doch ausgesprochen haben wir es fast nie.
Im Nachhinein sieht man manch Dinge anders, und ich weiß genau das meine Oma wusste das wir uns dort das letzte mal sehen.
Vielleicht war es so auch für deine Mutter. Sie war frei, vllt. hatte sie sich schon von dir verabschiedet und es musste so sein, das du an diesen Tag nicht anrufst.
Mach dir bitte keine Vorwürfe, alles hat einen Sinn, glaube mir#liebdrueck
Verarbeite erst mal deine Trauer und dann wirst du es vllt. auch mit anderen Augen und klarerem Verstand sehen bzw. begreifen können. Nach solch einem Schicksalsschlag kann man doch keinen normalen Gedanken fassen.
Sei ganz lieb gedrückt#herzlich

lg Muckel

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Hallo

danke Euch allen -
es ist halt schwer mir selbst zu verzeihen, daß ich genau an diesem Tag "zu bequem" war um mich auch spät Abends nochmals kurz zu melden.

Morgen werden meine Familie und ich uns von ihr verabschieden.
Die Beerdigung ist ( weil Feuerbestattung ) kurz vor Weihnachten.

Das ist der Trauerspruch den ich für sie ausgesucht habe



Gott schaute in seinen Garten
und sah einen freien Platz.
Dann schaute er zur Erde hinunter
und sah dein müdes Gesicht.
Er sah, dass der Weg zu lang,
der Hügel zu steil,
und das Atmen zu schwer wurde,
Er schloß deine müden Augen
und schenkte dir seinen Frieden.
Er legte seinen Arm um dich und sprach:
„Komm, wir gehen heim,
und hob dich empor zur ewigen Ruhe


Liebe Grüße
Silly

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Hallo

Erstmal auch von mir mein aufrichtiges Beileid#liebdrueck

Einen kleinen "Trost" kann ich dir viell. mit auf den Weg geben:

Oft ist es so,das Sterbende erst "loslassen" können,wenn sie alleine sind ,da sie in "Ruhe" sterben möchten.Deine Mutter konnte sich auch sicher denken,das du viel um die Ohren hast/hattest.Sie hat sich ja im Grunde von dir schon verabschiedet wenn du schreibst,sie sagte,sie wolle nicht mehr und könnte nicht mehr.Und du warst ja auch sonst immer für sie da.Das Leben ist schon schwer genug,mach es dir nicht noch schwerer und mach dir keine Vorwürfe.

LG
jill

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Hallo

danke

Ja, wir haben sogar beim letzten Besuch darüber gesprochen - mir war immer klar, daß sie gehen will. Schon lange, trotzdem gerade in letzter Zeit war sie nicht ganz so depressiv wie sonst.
Gerade jetzt hat es mich "kalt" erwischt.

Und dann eben, daß ich genau an dem Abend nicht angerufen habe.
Eine Freundin meiner Mutter hatte mit ihr da telefoniert und es ist ihr wohl ziemlich schlecht gegangen
Zum Glück habe ich heute jemanden im Pflegeheim getroffen, der sie am selben Tag, noch um 16.30 besucht hatte, und da ging es ihr noch "gut".
Sie hat sich mit dieser Frau wohl 40 Minuten über ihre Familie unterhalten, und der Eindruck war gut.
Das beruhigt mich etwas, daß ich dann nicht das Gefühl habe es sei eventuell schon den ganzen Tag schlimm gewesen.

Wir haben es uns Beide so "gewünscht" - ich wäre nur gerne für sie da gewesen, auch beim Sterben.
Das sie das nicht so gewollt hätte, denke ich aber auch. Sie konnte schwer Gefühle zeigen oder sich helfen lassen.
Aber ich hätte für mich gerne das Gefühl, daß sie wußte das ich mich um sie kümmere und immer an sie denke

Grüße Silly

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#liebdrueck lass dich mal in den Arm nehmen. Mir fehlt bei sowas immer die richtige Wortwahl.
Ich kenne das zu gut. Meiner Mum ging es im Dez. 2005 nicht gut und Jan2006 ist sie gestorben von heute auf morgen ohne jede vorausgegangene Krankheit.
Unser letztes Telefonat war ein Streitgespräch. Jede war zu stolz um nachzugeben. Ich habe es leider bis heute bereut nicht mehr zurückgerufen zu haben.
Deine Mum verzeiht es dir das du nicht mehr angerufen hast auch wenn du damit gerademal so garnichts anfangen kannst. Ich möchte dir in dieser schwierigen Zeit eine die Internetadresse www.trauerherberge.de ans Herz legen. Vielleicht hilft sie dir genauso wie mir damals.
Wenn was ist melde dich.

#liebdrueck Hexe12-17

19

Hallo

danke -
der Austausch tut mir gut - da ich außer meinen Mann niemanden habe.

Es gibt eine Freundin meiner Mutter, aber der geht es noch schlechter als mir.

Grüße Silly