Hallo,
ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich mein Anliegen so richtig beschreiben soll...
Ich war mit einem wunderbaren Mann verheiratet und wir haben zusammen zwei Kinder ( Zwillinge, 6 Jahre alt).
Er hatte vor einigen Monaten einen schweren Autounfall und erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen. Er wurde nur 35 Jahre alt ...
Ich konnte mich nicht verabschieden, mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Ich denke jeden Tag an ihn, an das was er als letztes zu mir gesagt hat und versuche irgendwie für meine Kinder stark zu sein, die ihren Papa schrecklich vermissen. Wir machen eine Trauertherapie, die uns zwar sehr hilft, den Alltag zu überstehen, aber den Schmerz bisher nicht lindern kann.
Sehr wichtig war mir, den Ersthelfer ausfindig zu machen, was mir nun erst vor ein paar Wochen gelungen ist. Ich hatte schon erfahren, dass er meinem Mann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte mit vollem Einsatz beigestanden ist.
Bisher hatten wir nur schriftlichen Kontakt, bei dem ich mich bedankt habe, aber nun schlug er vor, sich persönlich zu treffen, falls ich noch Fragen habe, die ich lieber von Angesicht zu Angesicht stellen möchte.
Fragen habe ich viele, ich bin mir nur nicht sicher, ob ich auch wirklich die Antworten hören möchte.
Nun bin ich einfach gespannt, andere Meinungen zu hören. Würdet ihr ihn treffen wollen ?
Ersthelfer treffen ?
Liebe mina250, ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen! Wenn ein geliebter Mensch so plötzlich aus dem Leben gerissen wird, reißt das einem den Boden unter den Füßen weg und gerade wenn Kinder involviert sind, hat man gar nicht die Möglichkeit, richtig zu trauern. Eben, weil man stark sein muss. Ich kann nur erahnen, wie es dir ergangen sein muss die letzten Monate und die Frage, ob dieses Treffen sinnvoll ist, um die Trauer zu verarbeiten, kannst nur du selbst beantworten. Vielleicht hilft dir deine Trauerbegleitung dabei, eine Antwort darauf zu finden. Da es ja ein Ersthelfer war und kein professionelles Ärzteteam, wird dieser Mensch bestimmt auch traumatisiert sein und vielleicht könnt ihr euch gegenseitig trösten und wahrscheinlich auch zusammen weinen! Ob Dir das letztendlich hilft, deine Seele heilen zu lassen, weißt du erst, wenn du dieses Treffen eingehst. Also höre auf dein Herz, und wenn es sich richtig anfühlt, dann mache es. Alle Dinge, die wir verdrängen, können wir nicht lösen. Die begleiten uns dann unterbewusst ein Leben lang und kommen nur kurzzeitig an die Oberfläche und dann tut’s wieder richtig weh. Mit einem Treffen kannst du vielleicht aus dem verdrängen kommen, was auf Dauer bestimmt heilsamer ist. Vielleicht ist auch jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt. Dann warte einfach, bist du dich stark genug dafür fühlst! Ich wünsche dir und deinen Kindern von Herzen alles Liebe und Gute und einen festen Glauben daran, dass alles gut wird!
Wenn ein Ersthelfer dem Rettungsteam so professionell die ganze Zeit zur Seite stehen kann, ist er sicher kein absoluter Laie gewesen, sondern privat bei Feuerwehr oder als Sani tätig. Deswegen glaube ich auch nicht unbedingt, dass er selber traumatisiert ist sondern eher stabil, weil er eben dieses Treffen vorschlägt, um der TE zu helfen.
Das klingt mir eher nach "Profi", da ein mir gut Bekannter der freiw. Feuerwehr das auch schon machte, als er in der Firma bei einem schlimmen Arbeitsunfall half. Er konnte der Familie wirklich sehr helfen und der Kontakt besteht nach Jahren immer noch.
Ich hoffe, dass so ein Treffen auch der TE helfen kann.
LG Moni
Ersthelfer ist, wer einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat.
In Betrieben gibt es meist einen "Beauftragten", d.h. der ist innerbetrieblich für die Erste Hilfe zuständig. Bei Arbeitsunfällen ruft man erst den, ja.
Hier geht es aber um einen Autounfall. Vielleicht hat der Ersthelfer dort auch so einen Kurs besucht -eigentlich müssten das ja alle immer wieder mal tun- oder nicht. Er wird aber kein Profi gewesen sein, sondern das getan haben, was man als Ersthelfer so tun sollte, u.a. die Rettungskräfte informieren. Auf die hat er ja gewartet....
Du verwechselst das mit Notfallseelsorge, aber auch die trifft nicht vor den Rettungskräften ein, sondern wird von den Rettungskräften angefordert.
Meine Freundin hatte vor fast 2 Jahren einen sehr schweren Autounfall und sitzt seitdem im Rollstuhl. Ihr war es sehr wichtig, die Ersthelfer ausfindig zu machen und das persönliche Gespräch hat ihr sehr gut getan!
Probier es einfach aus, wenn es dir Zuviel wird, kannst du immer noch abbrechen.
Ich finde ein Treffen mit dem Ersthelfer richtig gut! Ich denke auch Ihm kann es helfen und das ist fair für Euch beide. Wir haben vor kurzem erfolglos 1. Hilfe nach einem (evtl. Herzinfarkt) geleistet und ich wäre mental durchaus in der Lage gewesen ein Gespräch mit der Ehefrau zu führen. Wenn es Ihr weiter hilft und Fragen geklärt werden können die dann letztendlich Ruhe bringen oder helfen loszulassen. Ich würde es ausprobieren!!
Es tut mir so, so leid für dich und deine Kinder! Viel Kraft für euch. Der schlimme Verlust wird euch immer begleiten. Ich wünsche euch sehr, dass ihr einen Weg findet, damit umzugehen und nicht daran zu zerbrechen. Gut, dass ihr euch in professionelle Hilfe begeben habt.
Zu deiner Frage- glaubst du, es könnte Dir nach dem Treffen und der Beantwortung deiner Fragen schlechter gehen als zuvor? Das Treffen wird dich sicher sehr aufwühlen, auch im nachgang noch, daher solltet du es gut timen (Zeit für einen Spaziergang, ein Treffen mit einer Freundin..danach) und einen passenden Ort dafür wählen (den Gefühlen und der Trauer freien Lauf lassen können bzw eben nicht, falls du das vor ihm nicht möchtest), evtl eine vertraute Begleitperson dabei haben. Ich kann mir vorstellen, dass es gut ist, diesem Menschen ins Gesicht zu sehen, zu wissen, wer deinem Mann beigestanden ist und wie es für ihn war. So würde es mir vermutlich gehen, aber ich bin nicht du und ich habe derartiges leid nicht erleben müssen. Die Entscheidung musst du treffen. Falls du Dir aktuell kein Treffen zutraust, frag doch, ob er zu einem späteren Zeitpunkt auch noch bereit wäre. Ich glaube, möglichst viele Informationen zu haben und zu wissen, wer geholfen hat, kann bei der Aufarbeitung helfen. Es wirkt so, als wärst du aktiv daran interessiert und dazu bereit, nicht im Verdrängungs- und schutzmodus, aber da kann ich mich natürlich täuschen, das weißt nur du. Alles gute!
Liebe Mina250,
Was für ein schrecklicher Verlust. Ich wünsche dir und deinen Kindern alles Gute!
Ich hatte am 24.12.2010 einen schweren Autounfall auf dem Weg zur Arbeit (war damals noch in Ausbildung in einem hotel) . Es gab zwei wundervolle Ersthelfer (ein Ehepaar) die bei mir waren. Leider konnte mir später keiner sagen, wer die beiden waren. Im Juni 2011, kurz bevor ich meine Lehre beendete, waren die beiden Gäste auf einer Familiendeier in dem hotel. Die Frau sprach mich an, ich erinnerte mich an die Gesichter nicht mehr. Ich war so dankbar, dass ich mit ihnen nochmal sprechen und sie umarmen konnte. Wenn ich mir vorstelle, dass ich diesen Tag nicht überlebt hätte, hätte ich meiner Familie gewünscht diese beiden Menschen zu treffen, die in dieser Situation bei mir waren.
Also ja, treffe dich mit dem Ersthelfer. Vielleicht kannst du jemanden vertrauten mitnehmen, der für dich da ist. Und du kannst ja auch jederzeit abbrechen.
Ich wünscht dir von Herzen, alles gute.
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