Umgang Trauer

Mein Vater ist vor 2 Monaten verstorben und ich versuche mit meiner Trauer klar zu kommen. Wie geht ihr damit um, dass ihr euren geliebten Menschen nie mehr wiedersehen werdet? Ihr die Vergangenheit und vielleicht damit verbunde Versäumnisse nicht mehr rückgängig machen könnt für die ihr euch ggf. schuldig fühlt (z.B. nicht häufiger die Liebe gezeigt, mehr besucht, Zeit verbracht)? Wie geht ihr damit um, dass man auf einmal merkt, dass das Leben tatsächlich endlich ist? Hat sich dadurch etwas in eurem Leben geändert?

Vielleicht helfen mir eure Ansichten bei meiner Trauer. Ich danke euch für eure Antworten.

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Hallo
Mein Beileid erstmal.
Ich hab vor drei Jahren meine Mama verloren. Ich kann zum Glück sagen, dass ich keine Versäumnisse habe, wir waren immer im Reinen zusammen.
Aber ich kann dir was zu meiner Trauer/Lebenseinstellung sagen:

Meine Mama war krank. 2,5 Jahre lang wussten wir dass die Krankheit unheilbar war. Das war ne grosse Belastung und als Mama gehen durfte (sie wurde nicht mal 60) fühlte es sich erstmal wie eine Erleichterung an. Erleichterung, weil sie erlöst war. Für uns Hinterbliebenen war/ist es natürlich trotzdem schwer. Meine Lebenseinstellung hat sich insofern verändert, dass ich das Älterwerden als Geschenk anschaue. Dass es nicht selbstverständlich ist, 70-80 oder noch älter werden zu dürfen. Dass ich jeden Tag geniesse, dass es ein Geschenk ist, dass man gesund sein darf.
Ja, das Leben ist endlich. Also, lebt endlich. Und jetzt, nicht erst wenn ihr Zeit dafür habt.

Vielleicht hilft dir auch jemand neutrales, ein Therapeut? Ich nahm diese Hilfe damals auch an.

Wünsch dir alles Gute!

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Achso: wenn ich ins Grübeln komme, denke ich mir immer, dass meine Mama uns von irgendwo her sieht. Und dass sie schon weiss, dass es uns gut geht.

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Ich habe dazu ein tolles Buch von Anselm Grün gelesen: "Trauer heißt lieben"

https://www.amazon.de/Trauern-hei%C3%9Ft-lieben-Unsere-Beziehung/dp/3451612828

Er beschreibt es so, dass man über den Tod hinaus eine Beziehung zu dem geliebten Menschen hat. Die Beziehung bleibt, sie ändert sich nur. Man kann sich auch noch bei Toten "entschuldigen" für Versäumnisse oder Verletzungen. Man kann sich auch vornehmen, diese "Fehler" nicht mehr zu machen und daraus zu lernen, mit den noch lebenden Menschen anders umzugehen. Es bringt nichts, wenn man sich in Schuldgefühlen verliert. Man sollte versuchen zu akzeptieren, dass es so war, wie es war. Erinnere dich an die schönen Momente, die wird es sicherlich auch geben.
Es ist menschlich nicht immer Zeit zu haben, nicht immer die Liebe zu zeigen, die man empfindet, gereizt zu sein usw. Normalerweise kann man das immer wieder ausbügeln. Aber im Angesicht des Todes ist das ja nunmal unmöglich.

Einer Bekannten hat es geholfen, das Grab zu pflegen dadurch konnte sie Frieden mit ihren Eltern schließen. Du kannst dir auch andeere Trauerrituale überlegen. Eine kleine gedenkecke zu Hause einrichten, mit Menschen sprechen, die ihn gekannt haben. Vielelicht "seine Geschichet" aufschreiben, also dass, was du von ihm weißt was andere dir erzählen.

Schuldgefühle schaden dir und helfen deinem Vater nicht mehr. Würde er es denn wollen, dass du dich schuldig fühlt? Oder vielleicht fände er es total traurig, dass du an ihn hauptsächlich mit Schuldgefühlen denken kannt? Wenn du z.B. Orte besuchst, die ihm gefallen häötten, dann kannst du da auch positiv an ihn denken "Das hätte ihm auch gefallen" oder du kannst negativ an ihn denken " Es ist so traurig, dass er das nicht mehr sehen konnte"... du kannst deine Gedanken beeinflussen und damit auch deine Gefefühle und deine Stimmung.

War sein Tod überraschend? Ich denke, dass ist dann auch nochmal ein Stück schwieriger. Aber im Grund ebraucht die verarbeitung eines Todes immer seine Zeit. Gib dir diese Zeit, trauere, solange, wie du es brauchst.

Ich drück dich und wünche dir etwas Zuversicht.

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Ja es hat sich alles verändert von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr wie es war
. Mein Vater verstarb vor 6 Monaten völlig plötzlich. Mir hat es gezeigt genau wie du sagst ,dass das Leben endlich ist ,dass ich vorher nicht bewusst gelebt habe. Das versuche ich nun. Genau so sind mir viele Dinge auf einmal nicht mehr so wichtig. Man plant baut arbeitet darauf hin als würde man ewig leben aber das ist nicht so. Genau so kann man nicht davon ausgehen sehr alt zu werden, das ist nicht selbstverständlich. Mal zieht mir die trauer den Boden unter den Füßen weg und ich kann es nicht begreifen . Und mal bin ich glücklich genieße schöne Momente und schaue voller Dankbarkeit auf erlebte Zeiten. Aber eins ist klar es hat mich völlig verändert,es gibt für mich das Leben vor dem Tod meines Papas und jetzt das Lebens danach.
Viele Grüße

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Mein Beileid ❤
Mein Papa starb plötzlich vor 6 Jahren und bis heute hab ich das nicht verarbeitet. Aber ich fand damals einen schönen Spruch und dieser gibt mir in der Trauer Trost.

Dem Auge fern, dem Herzen ewig nah!

Denn genauso fühlt es sich an, ich sehe meine Lieben nicht mehr, aber sie sind so tief in meinem Herzen dass sie doch irgendwie da sind.
Solange man an die Menschen denkt die gegangen sind, sind sie nicht komplett weg. Sie leben in einem weiter, jede Erinnerung, jeder Moment den wir noch vor Augen haben all das bleibt uns.

Alles Liebe dir
Mona

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Ich danke euch für eure Antworten und auch euch mein herzliches Beileid! In vielem was ihr geschrieben habt, konnte ich mich wiederfinden bzw. hat es mir geholfen.