Methadon in der Schwangerschaft (Heroin-Ersatzstoff)

Hallo. ♥️

ich bin Sonnenblume331, seit kurzem 27 Jahre alt und habe mir hier einen Account gemacht weil ich mich mit anderen austauschen will und nach Meinungen fragen möchte.

Ich bin in der 12. SSW und bin mit Methadon substituiert. Ich habe vor 2 Jahren das letzte mal Heroin genommen und bin seit dem von den Drogen weg. Ich bekomme vom Arzt 10mg Methadon. Das ist eine sehr geringe Dosis, weil ich mich bevor ich geplant schwanger werden wollte, auf ein Minimum herunter dosiert haben wollte. Ganz davon weg schaffe ich aber nicht, weil ich dann zu starke Entzugserscheinungen bekomme und auch wieder Verlangen nach Drogen.
Mein Mann ist bei der Kriminalpolizei angestellt und nimmt (natürlich 😅) keinerlei Substanzen, hat mal früher auf Partys gekifft und ein paar mal Ecstasy genommen aus Spaß aber seit er bei der Polizei ist nimmt er nichts mehr. Er ist 31 Jahre alt. Wir sind seit 2 Jahren glücklich verheiratet. Mein letzter Heroinkonsum war, als mein geliebter Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist 2021. Mein Mann hat mich nie verurteilt und mir geholfen davon weg zu kommen. Gemeinsam entschieden wir dann, dass es das beste für mich wäre in eine offizielle Substitution vom Arzt zu gehen. Dort bekommt man einen Ersatzstoff (Morphin, Methadon, Buprenorphin) um Entzugserscheinungen zu vermeiden und Rückfälle zu verhindern. Habe dann auch relativ schnell einen Arzt gefunden und werde seit dem substituiert. Anfangs bekam ich 100mg Methadon über ein Jahr lang und dann kam bei meinem Mann und mir der Kinderwunsch auf und ich fing an, mich langsam über 6 Monate auf 10mg abzudosieren. Jetzt bin ich schwanger geworden und bin in der 12 SSW. Der Arzt sagt eine komplette Entgiftung auf 0 wird in der Schwangerschaft nicht empfohlen, da das Rückfall Risiko das Kind mehr gefährdet als das Methadon selbst. Methadon selbst macht keine Missbildungen oder Gehirnschäden. Das Kind hat aber eventuell einen Entzug nach der Entbindung. Das war mir bewusst, aber jetzt wo ich schwanger bin macht der Gedanke mich doch ziemlich betroffen. Meine Dosis ist sehr gering, es kann sein dass es nur milde Entzugserscheinungen hat. Dennoch muss ich in einer großen Uniklinik entbinden und das Kind muss ca 3 Wochen plus minus danach auf der Neonatologie bleiben. Das Jugendamt wird natürlich auch informiert und ich muss die nächsten Jahre 2-3 Mal die Woche einen Drogentest an das Jugendamt liefern inkl. unangekündigter Hausbesuche. Das ganze setzt mich unheimlich unter Druck, ich habe Angst dass wir unser Kind verlieren wenn die Bude mal aussieht wie nochwas durch den Stress oder ich vielleicht doch mal einen einmaligen Rückfall haben werde irgendwann. Ich bin suchtkrank und könnte niemals versprechen nie mehr rückfällig zu werden. Ich kann nur versprechen, dass ich alles dafür tun werde, dass es nicht dazu kommt.

Wir leben in einer großen, schönen Eigentumswohnung, sind normale ordentliche und saubere Menschen, trinken beide allgemein wenig Alkohol, haben ein stabiles Umfeld und nur Freunde, die nichts konsumieren. Ich bin nach wie vor seit 3 Jahren in einer ambulanten Psychotherapie und bleibe da auch noch drin. Finanziell könnte es auch schlechter sein, mein Mann verdient gut.
Was ich damit sagen will: wir sind ganz normale, anständige Menschen und ich habe diese Erkrankung.

Ich habe Angst verurteilt zu werden oder das mir das Jugendamt extrem im Nacken sitzt. Deswegen hatte ich jetzt doch überlegt die letzten 10mg Methadon langsam abzusetzen bis zur Geburt. Damit ich normal in meinem Wunschkrankenhaus entbinden kann, das Baby keinen Entzug hat und uns das Jugendamt nicht auf dem Radar hat.

Ich wollte hier einfach mal meine Sorgen niederschreiben und meine Geschichte erzählen.

Liebe Grüße an alle

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Hallo, meinen Respekt, dass du das so offen schreibst - du riskierst hier recht viele unschöne Reaktionen. Ich muss deine Entscheidung für ein Baby nicht nachvollziehen, finde es aber gut, dass du dich mit den Gedanken an einen Komplettentzug auseinandersetzt. Allerdings würde ich diesen niemals einfach so durchziehen ohne nochmal mit dem Arzt zu sprechen. Würde der Fötus nicht auch schon auf Entzug sein im Mutterleib? Kann der das besser verkraften als ein Neugeborenes? Das wären alles so Fragen, die ich abklären würde. Ich wünsche dir, so oder so, alles gute auf deinem Weg🍀

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Hey danke für deine liebe Antwort :)

Das Baby hat im Mutterleib wahrscheinlich keine großen Entzugssymptome 1. weil ich ganz ganz langsam runter gehe sodass keine großartigen Entzugserscheinungen für mich und das Baby entstehen und 2. wird das Baby ja mit allem versorgt was es braucht im Mutterleib. Nach der Geburt hätte das Kind durchfall, übergeben, würde Trinken verweigern Etc. Das wäre einfach schlimm der Gedanke. Deswegen lieber jetzt als danach.

Wieso ich mich für ein Kind entschieden habe? Weil bei uns alles passt nur das Kinderglück fehlt noch und würde die Liebe und die Beziehung zwischen meinem Mann und mir perfekt machen. Wir haben einen starken Wunsch danach gehabt. Seit ich methadon nehme, habe ich auch überhaupt nicht mehr das Gefühl drogensüchtig zu sein. Ich nehme jeden Morgen eine viertel Tablette und lebe wie jeder andere Mensch auch. Habe Hobbys, Freunde, glückliche Beziehung. Alles normal. Meine Sucht definiert mich nicht (mehr) als Mensch. Es ist alles normal. Da kam eben dieser Wunsch. Aber nichts desto trotz ist mir die Einnahme dieses starken Medikaments bewusst und ich möchte nur das beste für mein Kind. Ich denke deswegen werde ich mich für einen langsamen komplett Entzug entscheiden. Sollte es scheitern, kann ich mich immer noch wieder auf die kleine Dosis einstellen lassen. Ich werde gleich nächste Woche mal mit dem Arzt reden :)

Liebe Grüße

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Hallo!
Also erstes find ich es toll, dass du den Schritt gemacht hast ärztliche Hilfe anzunehmen.

Und genau bei diesem Punkt möchte ich bleiben, bitte besprich dieses Thema mit deinem arzt und deinen Psychotherapeut. Vielleicht kannst du auch Kontakt mit dem Jugendamt aufnehmen und da konkret nachfragen auf was sie achten. Nimm deine Ängste ernst und war. Sie sind wirkliche verständlich. Ich glaube z.b. nicht, dass aufgrund einer unaufgeräumten Wohnung du angst davor haben musst, dass sie dir dein Kind weg nehmen.

Da du selbst sagst, du hättest ohne Methadon Entzugserscheinungen, wäre es in meinen Augen nicht schlau dieses ganz ab zu setzten, da natürlich dadurch auch ein Rückfall wieder wahrscheinlicher wird. Aber wie gesagt bitte besprich sämtliche Möglichkeiten mit deinen behandelnden Ärzten!

Da du auch sagst, du kannst nicht garantieren jemals wieder zurück zu fallen, würde ich an deiner Stelle versuchen, mir für sämtliche Szenarien skills zu überlegen um mit einem möglichen Suchtdruck umzugehen. Such dir auch hier gerne Unterstützung (Psychotherapie, ergotherapie,...). Überlege in diesem Zusammenhang, welche Situationen haben zu einem Konsum in der Vergangenheit geführt und wie kann ich alternativ mit dieser umgehen. Verbildlich dir das und notier es dir um in solchen Situationen ohne groß denken zu müssen, dir das wieder in den Sinn zu rufen. Sei weiterhin reflektiert und glaub an dich.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute

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Hey du ❤️

Von mir erntest du keinen fiesen Kommentar, sondern meinen größten Respekt.

Finde deine Geschichte bzw deinen Weg absolut stark und wünsche dir nur das Allerbeste! 🍀
Ich war ein paar Jahre mit einem suchtkranken Mann "liiert" (wir reden aber nicht von Heroin, sondern Gras und Amphetaminen), ich weiß wie viel Wille dazu gehört, davon weg zu kommen. Er hat es leider nie geschafft.

Zum Thema Methadon völlig runter reduzieren oder in kleiner Dosis weiter nehmen, kann ich leider nichts sagen.
Die Frage kann dir denke ich nur ein Mediziner beantworten.

Alles Liebe für dich und deinen Bauchbewohner 🍀❤️

LG,

Fox

Bearbeitet von FoxOnTheRun
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Hey ☺️♥️ vielen Dank, dass ich deinen Respekt habe. Das sagt mein Mann auch immer; dass das eine große Leistung ist von 100mg auf 10mg geschafft zu haben und das ganz ohne Rückfall. Auch dass ich mich therapieren lasse und das ganze sehr ernst nehme.
Ich denke ich werde mich für einen komplett Entzug entscheiden bis zum Ende der Schwangerschaft. Sollte ich wirklich merken es klappt gar nicht, kann ich immer noch wieder eine kleine Dosis nehmen.

Liebe Grüße ♥️

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Irgendwie kann ich diese Story nicht glauben...

Falls es tatsächlich so sein sollte, verstehe ich leider überhaupt nicht warum man sich für ein Kind entscheidet obwohl man selbst nicht stabil ist.
Ist ja bemerkenswert das du es so weit geschafft hast aber die letzten 10 hätte ich vorher schon noch ausgeschlichen & auch danach noch eine Weile abgewartet. Das dir das Jugendamt dann im Nacken sitzt glaube ich nicht unbedingt, es gibt ja auch noch einen Vater der da ist. Kontrollieren werden die bestimmt mal, ist ja aber irgendwie verständlich.
Dir wird aber sicherlich kein Kind weggenommen wegen etwas Chaos oder Staub 😉

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So sehe ich das leider auch. Es ist toll, dass du es so weit geschafft hast. Dem Kind gegenüber wäre es aber fair gewesen, wenn du ganz vom Methadon weg wärst

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Nach der ssw wirst du einem enormen!!! Stress ausgesetzt sein ( Schlafmangel , Hormone und co). Das ist für gesunde Frauen eine große Belastung.
Für mich persönlich war es bis jetzt die härteste Zeit im leben ( das Wochenbett). Deshalb würde ich wahrscheinlich nicht absetzen, du wärst jetzt enorm unter Stress und das kannst du gerade nicht gebrauchen. Versuch dich möglichst zu schonen ! Wichtig nach der Geburt ein Netzwerk das hilft. Oma, opa, dein Mann ...

Lg

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo erst mal Respekt für deinen mut offen zu sein und Respekt das du es geschafft hast 💪🫶🩷auch ich bin abhängig seit 3.11.2011 clean
Ja man kann es nicht versprechen aber du hast dein Mann der dich unterstütz und auch an hat er meinen Respekt dss er so hinter steht une nicht verurteil 🤗und da wächst ein neues Leben was total schön und herzlichen Glückwunsch 🍀🩷
Aber wenn ich in deiner Situation wäre wegen Methodon würde ich den rat deines Artzes befolgen oder nochmal mit ihm sprechen ich weiß nicht ob du danach selber noch mal enzügig bist und nicht nur das kind
Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft 🩷🫶

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das solltestdu mit dem Arzt besprechen, der dir das Metahdon verschreibt, dein Kind wird auf alle Fälle nach der Geburt einen entzug erleben, dass ist bei rauchenden Frauen für KInder schon extrem.
on Methadon schädigt, kann dir auch nur der behandelnde Arzt sagen.

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Warum habt ihr mit der SS nicht gewartet bis du komplett vom Stoff weg bist?

Ich habe als Kinderkrankenschwester einige Neugeborene mit Entzug erlebt und das ist wirklich sch..., Das ist einfach heftig. Zudem wird je nach Schwere der Symptome u.a. Morphium verabreicht. Die Ärzt:innen haben es lapidar als "Dumm machendes Mittel" bezeichnet, weil die Kinder später kognitiv beeinträchtigt sein können und meistens sind.

Deine Sucht und dein Entzug in allen Ehren, das erfordert viel Kraft. Aber das kann ich nicht nachvollziehen.

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Ehrlich ? Ist das so krass ? Warum wird Morphium verabreicht? Sry kenne mich da nicht 100 % aud

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Weil ein Entzug einfach schlimm ist und uU auch schmerzhaft sein kann.

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Meine Tante ist Pflegemutter für das Kind einer drogenabhängigen, die für ihr Kind nicht den Absprung geschafft hat. Hier wurde das Kind bereits nach der geburt weggenommen, da die mutter vermutlich auch in der Ss konsumiert hat.

Daher kann ich dir sagen, so schnell nimmt das Jugendamt den Eltern - insbesondere bei einem nicht drogenabhängigen Vater - das Kind nicht weg. Im fall meiner Tante ist auch der kindsvater nämlich nicht in der Lage für das Kind zu sorgen.

Also dein Mann dürfte das Kind so oder so großziehen vermutlich. Als Vater hat er ja auch Rechte.

Das Pflegekind meiner Tante hat keine merklichen Schäden bisher durch den Konsum, von dem keiner weiß, ob überhaupt und was. Was aber von den Ärzten als enormes Glück bezeichnet wird.
Ich denke, niemand wird dir sagen können, ob Schäden bei deinem Kind bleiben. Daher finde ich es auch wichtig, dass selbst wenn du jetzt ganz das Methoden absetzen würdest? Das Kind d nach der geburt von einer geeigneten Klinik überwacht wird..

Es wäre sicherlich besser komplett vom Methadon wegzukommen, aber das Jugendamt wirst du dadurch nicht mehr los. Sie wissen es ja jetzt schon und sind dem wohl des Kindes da verpflichtet, denn wie du sagst - du kannst nicht versprechen nie mehr zu konsumieren.

Es ist wirklich toll, dass du clean geworden bist und ich wünsche dir und deinem Kind alles Gute.