Leichtes Baby - vaginale Geburt oder KS?

Hallo,

Ich bin aktuell in der 36 ssw und mein Baby war leider die ganze Schwangerschaft über viel zu leicht. Bis vor kurzem waren es 1.600 Gramm.

Der Arzt meinte man würde das Kind nun evtl eher holen, da es auf Grund der Größe ein höheres Risiko hat. Versorgung passt allerdings noch.

Er meinte ich soll mir Gedanken machen ob ich einen KS mache. Lieber wäre mir natürlich eine normale vaginale Geburt.

Besteht denn ein höheres Risiko bei so leichten Kindern, wenn man da natürlich bekommt? Habt ihr Erfahrungen?

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Hallo,

Wahrscheinlich ist die Überlegung bzgl Kaiserschnitt weil man bei einem deutlich leichteren Baby ja irgendwo davon ausgeht, dass die Versorgung der Plazenta nicht optimal ist, sonst würde es ja mehr zunehmen/wachsen. Bei jeder Wehe wird die Durchblutung der Plazenta und damit auch die Sauerstoffzufuhr zum Baby noch mal gedrosselt. Daher haben sehr kleine Babys bei einer vaginalen Geburt ein höheres Risiko für einen Sauerstoffmangel und damit einhergehende Folgeschäden aller Art.

Dem Arzt in der Praxis ist egal was das KH am Kaiserschnitt verdient, er ist nicht daran beteiligt. In den meisten Kliniken ist man am direkten Gewinn oder Umsatz auch nur als Chef beteiligt und dann meist auch nur an den Einnahmen, die aus den privatärztlichen Behandlungen entstehen. Alles andere ist über ein von Kaiserschnitten unabhängiges meist sogar noch tariflich (öffentlicher Dienst an allen kommunalen Häusern/Unikliniken) festgelegtes Gehalt abgedeckt. Da kommen dann nur Nacht/Feiertagszuschläge drauf.

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Dass die Geburtskliniken und KH gerne den KS machen und besonders die unerfahrenen Erst-Schwangeren dazu drängen und zwar aus monetären Gründen ist so gut belegt wie das Amen in der Kirche.

Zitat: "Verdienen Ärzte am Kaiserschnitt mehr?

Die Frage, ob ein Kaiserschnitt teurer ist, als eine natürliche Geburt, ist einfach beantwortet. Von den Krankenkassen wird der Eingriff deutlich höher vergütet. Etwa 1000 Euro mehr kann ein Arzt abrechnen, wenn er operiert.
Die finanziellen Anreize beschränken sich nicht auf die Kosten der OP. Kaiserschnitte sind einfach effizienter. Der Einsatz von Räumen, medizinischen Geräten und Personal kann zeitlich gut getaktet werden. Das kommt den Bilanzen der Krankenhäuser zugute."

"Viele Ärztinnen und Ärzte trauen sich beispielsweise die Leitung einer Geburt in Beckenendlage einfach nicht mehr zu. Und so wird das Baby prophylaktisch als Kaiserschnitt entbunden. Ein Teufelskreis, denn so führen weniger natürliche Geburten zu noch weniger natürlichen Geburten."

Quelle: https://www.babelli.de/kaiserschnitt-verdienen-aerzte-mehr/

"Die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt stieg signifikant um 60 Prozent, wenn die Begleitung während der Schwangerschaft allein oder überwiegend durch einen Arzt erfolgte. Außerdem lag sie um 85 Prozent höher, wenn es sich um Erstgeburten handelte. Dem gegenüber hatten Risikoschwangerschaften und Verlaufsrisiken kaum Einfluss auf die Kaiserschnittrate."

"Arzt und Krankenhaus erhalten bei einem Kaiserschnitt binnen 20 bis 30 Minuten erheblich mehr Geld als bei einer natürlichen Geburt, die sich im Normalfall über viele Stunden erstreckt - natürlich auch am Wochenende und nachts".

https://www.sueddeutsche.de/wissen/geburt-per-kaiserschnitt-raubrittertum-im-kreisssaal-1.583608

Damit wäre alles gesagt zu dieser Frage.

Bearbeitet von Pilotin777
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Ich möchte nicht sagen, dass die vaginale Geburt nicht gut genug vergütet ist. Aber der einzelne Arzt verdient in der Regel nicht am Kaiserschnitt, sondern die Klinik. Das ist ein Unterschied. Wie in jedem Unternehmen gibt es da eine Geschäftsführung die erst mal einstreicht. Ich habe bisher als Ärztin in 3 Kliniken (Uni, kommunal und privat) gearbeitet. Einen Bonus für mehr Operationen hab ich noch nicht bekommen. Es ist unglücklich formuliert, dass der Arzt daran verdienen würde. Wir sind dazu verpflichtet die Empfehlung an die Patienten im Sinne der Gesundheit und Sicherheit auszusprechen. Vor allem die Sicherheit wird in der Geburtshilfe groß geschrieben. Es gibt auch viele Kliniken und Chefärzte, denen eine niedrige KS-Rate sehr wohl wichtig ist und die ist in den meisten Fällen auch öffentlich einsehbar.
Dennoch sollte man auch den geplanten KS nicht per se verteufeln. Er hat auch seine Vorteile und ist in einigen Fällen die sicherere Variante für Mutter und Kind. Der aktuelle Instagram Hype um die „natürliche Geburt“ geht in einigen Fällen viel zu weit und bringt auch Menschen in Gefahr.

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An einer möglicherweise interventionslosen Geburt verdient der Arzt und die Klinik halt nichts.

Mehr Infos hier: https://www.gerechte-geburt.de/wissen/kaiserschnitt-info/

Hier steht, Zitat: "Ab welchem Gewicht wird ein Kaiserschnitt gemacht?

Das Gewicht deines Babys kann vor der Geburt nicht genau bestimmt, sondern nur geschätzt werden. Häufig kommen Babys dann mit einem vollkommen anderen Gewicht auf die Welt.

Grundsätzlich kann ein Kaiserschnitt bei einem geschätzten Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm sowie einem Geburtsgewicht von über 4 Kilogramm sinnvoll sein." Quelle: https://lansinoh.de/blogs/geburt/kaiserschnitt

Die Gewichtsbestimmung ist häufig ungenau oder sehr abweichend, siehe hier: https://www.uni-luebeck.de/fileadmin/uzl_hebammenwissenschaft/pdf/Poster_Scha__tzgewicht_Winzek_vSchwerin_.pdf

Mit welcher genauen Begründung hat der Arzt denn den Kaiserschnitt nahegelegt aufgrund des (angeblich) geringen Geburtsgewichtes, welches genaue Risiko soll denn bestehen, dass es die Risiken eines KS überwiegen würde oder jenen KS vertretbar machen würde im Gegensatz zu einer vaginalen Geburt?

Du musst doch da genau nachgefragt und das mit ihm besprochen haben.

Bearbeitet von Pilotin777
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Er meinte, das wir noch abwarten wie das Baby sich entwickelt. Grundsätzlich liegt wohl die Entscheidung bei mir, möchte jedoch nicht falsch entscheiden, falls es doch zu Risiken kommen könnte.

Danke für die Links 😊👍

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Also bei mir hatte die Schätzung gestimmt und war fast eine Punktlandung.

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Es gibt gute Gründe für einen KS. Das finde ich aber definitiv keinen. Die Ärzte schmeißen mit KS auch nur noch um sich.. unglaublich. Falls du es so möchtest würde ich vaginal entbinden.

Vorallem leichtere Babys haben eh Schwierigkeiten anzukommen und mit KS noch deutlich mehr Anpassungsschwierigkeiten. Mein Sohn hatte damals Gelbsucht konnte die Tempi nicht halten usw

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Danke, ja natürlich wäre mir schon lieber. Habe nur etwas Angst, dass das zarte Baby den Stress nicht gut verkraftet 🤷‍♀️. Aber vielleicht ist der Gedanke auch nicht gerechtfertigt..

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Meine leichte ist jetzt 3wochen alt 🤣

War bei mir auch so, mit der Aussage sie eher zu holen. Aich bei mir war die Versorgung i. O.

War dann öfter zur Kontrolle bei einem Facharzt. Aber sie ist gewachsen und hat auch zugenommen.

Hatte eine natürliche Geburt und war 3200g schwer.

Also alles schick

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Das freut mich zu hören 🥰

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Vielen Dank, ich will damit sagen solange die Versorgung der Plazenta i. O. Ist und das Kind wächst bzw zunimmt würde ich keinen KS machen und auf die wehen warten.

Wünsche noch alles Gute

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Hast du schon ein Krankenhaus in dem du entbinden möchtest? Vielleicht kannst du dort mal hin und eine zweite Meinung einholen, von denen die sich wirklich sehr gut mit Geburten auskennen.

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Mir hat man gesagt dass mein baby schwer ist und er hatte dann 3400g bei et+4, die Schätzungen sind oft sehr ungenau.

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War bei mir ähnlich. Einen Tag vor der Geburt auf durchschnitt 3400g geschätzte und dann kamen einen Tag später 4080g 😂

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Hey, mir wurde auch bis zur 36. Woche gesagt ihr Baby ist super klein und leicht. Jetzt in der 39. Woche heißt es auf einmal das Baby ist normal bis groß, aber neu gemessen wird jetzt auch nicht mehr, mein Frauenarzt meinte einfach das stimmt eh immer nicht so genau.. also ich würde nur deswegen keinen KS machen, die Schätzung kann auch wirklich daneben liegen, vllt stimmt der ET auch einfach nicht und es kommt halt etwas später. Mein Mann wurde damals mit 2400 Gram spontan im Geburtshaus geboren am ET, da gab es keinerlei Probleme.

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Der ET ist auf jeden Fall sicher, aber ich habe auch die Vermutung, dass sie einfach etwas verspätet wächst. Verstehe auch noch nicht so recht, warum ein KS im Gespräch ist. Denke es geht darum, falls es gar nicht mehr wächst. Muss wohl einfach noch etwas abwarten und hoffen, dass sich alles gut entwickelt 🙈.

Bearbeitet von rose015
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Hallo Rose,
mich hat dein Post gerade sehr angesprochen, weil ich gerade auch in der 36. Woche bin und auch mein Baby als sehr/ zu leicht eingeschätzt wird. Gestern lag die Schätzung bei 1700g.

Da ich aber bereits 2 Kaiserschnitte hatte, steht bei mir eine natürliche Geburt gar nicht wirklich zur Diskussion. Ist also eine etwas andere Situation als bei dir.

Worum ich nur gerade kämpfe ist, das Kind nicht "vorsichtshalber" schon bei 37+0 zu holen, sondern drin zulassen solange die Versorgung passt. Habe deshalb auch nochmal Geburtsklinik gewechselt.

Wurde bei dir denn ein Grund gefunden, weshalb dein Baby so klein ist?

Liebe Grüße, Lelayna

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Nicht wirklich, plazenta ist gut. Das Baby hat allerdings ein Aneurysma an der Nabelschnur, ob das der Grund dafür ist weiß man allerdings nicht.

Wäre tatsächlich schön, wenn es doch länger als bis zur 37 ssw drin bleiben darf 🙈 . Ich habe aber noch Hoffnung!

Weiß man bei dir den Grund?

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Bei mir ebenfalls nicht wirklich. Uns wurde ab der 20. Woche super viel Angst gemacht, dass eine Trisomie oder ein Syndrom dahintersteckt, aber die Genetik war unauffällig. Plazenta ebenfalls immer unauffällig.

Unser "best guess" ist tatsächlich eine überlange Nabelschnur, durch die am Anfang nicht genügend Nährstoffe beim Baby ankamen. Was man im Ultraschall so sieht, ist sie wirklich SEHR lang, aber ob es daran liegt... 🤷🏻‍♀️

Ich hoffe so sehr, dass die Versorgung noch länger gut aussieht, damit das eh schon kleine Baby nicht auch noch früher zur Welt kommen muss 🙈

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Also grundsätzlich finde ich die Antworten bisher alle gut und habe nichts hinzuzufügen. Ich denke Folgendes:

- der Arzt könnte natürlich Recht haben mit eingeschränkter Versorgung. Dann sollte das aber auch hoffentlich etwas engmaschiger überwacht werden! Grundsätzlich ist die Gewichtsbestimmung nur eine überschlägige Berechnung, ich glaube sogar nur anhand von Femurlänge und Bauch- Kopfumfang. Das ist sehr ungenau und passt oft nicht, deshalb finde ich die weitere Kontrolle bei einem Verdacht irgendwie noch wichtiger (Facharzt? Plazenta kontrollieren?)

- da sind wir beim nächsten Problem: die Fachärzte und auch FA haben meiner Erfahrung nach alle keine Zeit mehr heute. Ich selbst habe damit zu kämpfen, hatte Ringelröteln und mir wurde die regelmäßige Kontrolle nicht gegeben. Bin jetzt in der 31. Woche und die Abstände sind gefühlt immer noch riesengroß (meist 5-6 Wochen). Obwohl ich das "All-Incl."-Zusatzpaket als IGEL Leistung dazugenommen habe (ca. 450€). Ich bin ziemlich enttäuscht, aber was soll ich machen?

- die Aussage, dass Kliniken oft unnötig Kaiserschnitt machen, kann ich absolut nachvollziehen (obwohl ich es nicht verifizieren kann). Es ist ja mit allen ganz normalen OPs auch genauso. Es gibt viele OPs, die in der Form nicht notwendig sind. Der Mann meiner besten Freundin ist Orthopäde (Oberarzt) und hat mir gerade letztes Wochenende wieder erzählt wie verrückt das ist, dass die Ärzte in den KH nur noch nach betriebswirtschaftlichen Punkten der Klinik arbeiten. es gibt wohl in den Kliniken eine wirtschaftliche Abteilung und die bestimmt zB. ob eine Abteilung geschlossen wird, wenn es sich "nicht mehr lohnt". Obwohl die Patienten die Versorgung benötigen. Umgekehrt wird es bestimmt genauso sein. Im Gesundheitssystem läuft gehörig was schief. Das hat er mir schon mehrmals gesagt. Er ist kurdischer Abstammung (in DE geboren) und hat mir schon mehrfach gesagt, dass er früher immer dachte, dass das System in De besonders gut ist. Aber das hat sich in den letzten Jahren krass geändert. Ich persönlich glaube auch, dass wir da erst am Anfang stehen. In den nächsten 10-15 Jahren werden wir alle eine drastische Veränderung merken, da durch den Geburtenmangel sehr viele Ärzte fehlen werden.

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Ich würde da kein Risiko eingehen.