Angst davor Allein erziehend zu sein

Hallo,

Ich bin aktuell in der 36. SSW und der Kindsvater hat sich vor 4 Wochen von mir getrennt. Mit der Begründung, dass er auf sich schauen muss, es ihm nicht mehr gut ging und er eine Entscheidung treffen musste. Uns die Chance zu geben, an der Beziehung zu arbeiten war leider nicht drin.

Nun habe ich so Angst davor Allein erziehend zu sein. Dazu muss man auch nicht sagen, dass mein Ex und ich in Bayern gelebt haben seid über 8 Jahren und ich seit der Trennung wieder bei meinen Eltern lebe ca. 200km von meinen Freunden und meinem „alten“ Leben entfernt.

Hat jemand ein paar aufmunternde Worte für mich? Ich habe einfach total Angst vor der Zukunft und muss wir quasi wieder ein komplett neues Leben aufbauen.

Vielen Dank schon mal!

Liebe Grüße!

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Hallo.

Ich erzähle dir mal meine Geschichte. Vielleicht macht sie dir ein bisschen Mut, auch wenn meine Kinder keine Babys mehr waren zum Zeitpunkt der Trennung, aber ich hatte zwei eins davon durch Fieberkrämpfe entwicklungsverzögert.

Mein Ex-Mann und ich waren 8,5 Jahre verheiratet. Keine größeren Streitigkeiten. Er hatte damals im Oktober einen neuen Job angefangen. Ich einen neuen Job in Vollzeit am 1.12. und einem Arbeitsweg von 40 Minuten. Am 19.12. sprachen wir noch über die anstehenden Weihnachtsfeiertage und brachten abends unsere zwei Kinder (damals knapp 7 und 4,5 Jahre jung) gemeinsam ins Bett. Auf dem Sofa - völlig aus dem Nichts heraus - sagte er dann zu mir "Es geht nicht mehr. Ich ziehe aus." Stand auf, packte paar Klamotten zusammen und ging. Meine komplette Kinderbetreuung brach zusammen. Es war Wochenende. Als die Kinder früh aufwachten, war ich alleine. Montag hätte ich auf Arbeit gemusst. Ich rief Montag ganz früh auf Arbeit an, erklärte die Situation. Mein Chef, meine Kollegin und die Personalerin meinten einstimmig, dass ich mich erstmal in dieser emotionalen Ausnahmesituation bis Ende Dezember krank schreiben lassen soll. Mein Chef sagte sogar, dass ich mir auch noch den Januar Zeit nehmen könnte, wenn ich es brauche. Und das, obwohl ich noch keine drei Wochen im neuen Unternehmen war. Die Reaktion hat mir schon ein wenig geholfen.
Ich bin auch am Montag sofort zu einem Anwalt, um mich rechtlich beraten zu lassen. Einen Termin zum Gespräch in der KiTa hatte ich dann am Dienstag. Dort haben wir zusammen - auch mit meiner Mutter - ein Konzept erarbeitet, damit die Betreuung der Kinder und mein Vollzeitjob funktioniert. Therapie-Termine für K1 habe ich im direkten Gespräch mit den Therapeuten so legen können, dass ich diese mit meiner Arbeit vereinbaren konnte.
Ja, es war eine absolut stressige und hoch-emotionale Zeit damals. Aber ich habe bei allen mit offenen Karten gespielt und dadurch enorme Unterstützung bekommen.
Jetzt - knapp 9 Jahre danach - kann ich rückblickend sagen, dass die Trennung und anschließende Scheidung das Beste war, was mir passieren konnte. Meinem Ex-Mann geht es nicht so gut. Er musste wegen gesundheitlichen und finanziellen Gründen wieder zu seiner Mutter ziehen. Er sieht unsere Kinder durch die von ihm geschaffene große Distanz (knapp 700km) nur noch in den Sommerferien für ein paar Tage - mehr wäre ihm laut seiner Aussage auch zu viel. Er zahlt keinen Cent Unterhalt - ich bekomme Unterhaltsvorschuss. Mittlerweile habe ich seit 7 Jahren einen Job in Teilzeit und nur 10 Minuten Fahrtweg, außerdem einen neuen Partner (auch seit 7 Jahren), gemeinsames Haus und noch zwei kleine Kinder. Mein Partner ist für alle 4 der Papa - meine beiden großen haben seine Handynummer unter "Dad" eingespeichert - ohne irgendein Zutun von uns - und erzählen Freunden auch von uns beiden als "Mom und Dad".

Ich hatte auch große Sorgen. Schaffe ich das alleine? Wie wird es finanziell werden? Werden die Kinder leiden?
Bei allem kann ich mittlerweile sagen, dass es sich positiv entwickelt hat. Die großen haben keinen merklichen Schaden genommen.
Freunde, die ich hier habe, hätten mich wegen ihren beruflichen und privaten Situationen nicht so unterstützen und auch auffangen können, wie es meine Mutter, Schwester und auch Tanten und Onkel gemacht haben.

Ich wünsche dir, dass du in dem Umfeld, in dem du dich wohl und geborgen fühlst, dein Baby bekommst und dann weiter siehst, wie eine Bindung zum Vater aufgebaut werden kann, wenn er es auch will. Aber das Kind ihm auf dem Silbertablett hinterhertragen würde ich nicht. Nimm dir Zeit, um dich zu sortieren. Mach dir Gedanken, wie die Zukunft aussehen kann. Und geh dann in ein Gespräch mit deinem Ex.

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Hallo,

vielen Dank dass du deine ganze Geschichte mit mir teilst!
Hat mich gerade sehr zum weinen gebracht, aber gibt mir auch Hoffnung darauf, dass ich doch wieder Glücklich werden kann und eventuell doch mein ausgemaltes Familienleben irgendwann leben kann, auch wenn ein wenig anders.
Diese Trennung kam einfach so schnell und unerwartet, dass es wirklich den Boden weggerissen hat und ich aktuell nur verzweifelt bin, wie das alles wieder werden soll.
Außerdem habe ich aktuell immer noch die Hoffnung, dass wir doch vielleicht noch eine Familie werden können, weil ich diesen Mann einfach noch liebe..

Vielen Danke für deine Worte! Sie machen zumindest ein wenig Mut!!

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Natürlich wirst du wieder glücklich! Auch wenn das im Moment Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Eine Trennung ist schwer und schmerzhaft und die nächsten Monate werden vermutlich nicht einfach für dich, du weißt ja auch noch gar nicht, wie das Leben mit Kind sein wird.
Ich habe mich 2016 nach einer sehr langen Beziehung getrennt, im Rückblick deutlich zu spät. Aber ich dachte immer, ich kann das unserem Sohn nicht antun. Heute bin ich wieder verheiratet und mein Sohn hat zu seinem Stiefvater eine deutlich engere Bindung als zu seinem leiblichen Vater und das Familienleben, das wir heute haben, ist so viel glücklicher und harmonischer als das, was wir damals als "Originalfamilie" jemals hatten.
Du schaffst das. Und du wirst wieder Glück und Liebe erleben!

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Naja ein erster Gedanke wäre wieder zurück nach Bayern gehen, um in der Nähe des KV zu sein. Denn mit 200km Entfernung ist ihm eine Betreuung des Kindes nicht möglich.

Es ist verständlich, dass man sich erst mal zurückzieht zu den Eltern, aber ihr habt euch als Paar getrennt und nicht als Eltern.

Habt ihr denn überhaupt schon mal besprochen wie ihr das als Eltern nun gemeinsam machen wollt?

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Danke für den Gedanken, aber das ist mein erstes Kind und ich kann mir aktuell nicht vorstellen ohne familiäre Unterstützung ein Kind zu erziehen. Wären wir weiterhin ein Paar und ich wüsste dass ich nicht ständig alleine sein würde mit dem Kleinen, wäre ich gut ohne Familie klargekommen. Aber aktuell kann ich mir dies nicht vorstellen.

Nein haben wir nicht besprochen, da von ihm immer nur kommt, dass kann man jetzt noch nicht sagen oder er weiß nicht wie er sich das vorstellt.. bzw. er würde alles so machen wie ich das möchte. Ich kann in meiner aktuellen Situation leider aber nicht alle Entscheidungen für Ihn übernehmen, da es mir selbst psychisch nicht gut geht, mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und mir auch noch die Geburt bevorsteht.

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Dann bekomme dein Kind noch ganz in Ruhe im Kreise deiner Familie. Komm runter und mache dir einen Plan. Ein paar Wochen nach der Geburt würde ich mit dem KV ein Gespräch führen wie er sich den Umgang mit seinem Kind vorstellt, ob er ein Vater sein möchte. Dieses Gespräch würde ich ihm schon mal ankündigen, dass er sich in den nächsten Wochen darüber Gedanken machen kann.

Wenn er es dann immer noch nicht weiß und keine Anzeichen macht, Verantwortung zu übernehmen, dann tust du das alleine für dein Kind, in dem Umfeld, in dem du dich am besten unterstützt fühlst. Ich gehe davon aus, dass ist in der Nähe deiner Eltern. Teile ihm mit, dass du nur zurück kommst, wenn er aktiv ein Vater sein wird und er dich unterstützt, weil du das nicht alleine machen wirst.

Wenn er dann immer noch "Keine Ahnung, entscheide du" sagt, dann entscheidest du. Und dann entscheidest du so, dass es für dich gut ist. Denn nur, wenn es dir gut geht, kann es deinem Kind gut gehen.

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Ich selbst bin 4fache Mutter und ich habe mir bis vor einem Jahr wirklich gar nicht vorstellen können, alleinerziehend zu sein bzw. wie das überhaupt sein würde. Bis ich es von heute auf morgen war, als ich leider sehr schwerwiegende Dinge bei dem Kindsvater aufgedeckt habe. Ich musste von heute auf morgen das Leben mit den Kindern alleine wuppen und es war auf alle Fälle ein sehr schwerer steiniger Weg und sehr herausfordernd, vorallem emotional. Es gibt so viele Dinge zu verarbeiten und dann 4 Kinder, die in ihren unterschiedlichsten Phasen sind, mitunter auch mal richtig frech werden, der kleinste mit seinen 2 Jahren eh in seiner Autonomiephase steckt. Ich dachte manchmal ich laufe Ammok.

Man muss seinen Weg gehen und rein bildlich gesehen einen richtig steilen Berg erklimmen, aber wenn man da hinüber ist, dann hat man es raus und kann es sich erstmal gar nicht mehr mit dem Vater oder einem Mann an der Seite vorstellen, weil man dann so viel Kraft hat, das alles allein zu schaffen, man brauch dann auch niemanden mehr. Der Mann der dann kommt, muss sich diesen Platz auf alle Fälle erstmal ernsthaft erweisen.

Die Trennung ist bestimmt schmerzhaft, aber bedenke, das du nur ein Kind haben wirst, das ist wirklich sehr viel einfacher und lässt dir noch viele Dinge im Leben ermöglichen. Die Säuglingszeit und Babyzeit wird erstmal nicht einfach, darauf kannst du dich einstellen. Das alles alleine machen zu müssen, wird emotional schwierig. Such dir dann bitte Hilfe bei Familie oder Freunden oder professionelle Beratung. Niemand sollte da komplett alleine durchmüssen.

Du wirst das mit Sicherheit super meistern, denn alleinerziehende Mütter erschöpfen besonders viele Kräfte. Vertrau darauf.

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*schöpfen meist enorm viel Kraft meinte ich...😋

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Nimm keine Rücksicht auf den Vater. Sondern was dir und deinen Kids gut tut, wenn er sie sehen will soll er dich besuchen 🥰

Er stellt sich schließlich auch an erster Stelle, jetzt bist du dran ❤️

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Hallo,

vielen Dank! Ja du hast Recht, er hat auch nur auf sich geschaut, wenn er etwas von mir möchte kann er sich ja darum kümmern.

Danke! ❤️