Hat jemand das Buch gelesen? Habe davon gehört, dass auf den Inhalt der damaliger "Führer" einen sehr starken Einfluß hatte. Und es hat Generationen in Deutschland geprägt.
"Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind"
Ich habe einmal in der Bücherei hineingelesen, es ist wirklich fürchterlich. Ganz, ganz grauenhaft. Schwarze Pädagogik vom Feinsten. Früher waren noch so Tips drin wie Kinder auf dem Töpfchen festbinden, körperlich züchtigen, das ist in den späteren Ausgaben rausgeflogen. Aber es steht immer noch drin, daß man Babies nachts in einen Raum schieben soll, wo man sie nicht hört
Wenn man daran denkt, wie viel Leid dieses Buch über kleine Kinder gebracht hat...
LG Mitzl
"Aber es steht immer noch drin, daß man Babies nachts in einen Raum schieben soll, wo man sie nicht hört "
das steht auch noch in der "Katholischen Familienerziehung" von 1953 drin. (Ist als Abgabebuch bei mir gelandet)
Ich würd ja gern mal so ein Buch in die Hände kriegen - rein aus Neugier.
hi,
das Buch hieß nur zu Hitler-Zeiten "Die deutsche Mutter...", danach hat man das deutsche weggelassen und eben dieses Buch diente bis weit in die 80er/ z.T. bis Anfang 90er Jahre als der ultimative Erziehungsratgeber!
Beängstigend, oder?
Die Inhalte können einen als heute Mutter wahnsinnig machen! Aber die Frauen wussten es nicht besser!
LG
http://www.amazon.de/Hitler-deutsche-Mutter-erstes-NS-Erziehungsb%C3%BCcher/dp/3930096587/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1224011882&sr=8-2
Johanna Haarer wurde auf dem Gebiet der Säuglingspflege und Kleinkindererziehung zur maßgebenden Autorität. Die Bücher der 1900 geborenen Ärztin erreichten ab 1934 innerhalb von kurzer Zeit enorme Auflagen.
Doch nicht erst heute, sondern bereits in den 20-er und frühen 30-er Jahren wusste die Fachwelt darüber Bescheid, dass die spezifischen Pflegeregeln, die von Haarer aufgestellt und in der Folge prägend wurden, einem Ingangkommen einer harmonischen Mutter-Kind-Beziehung abträglich waren. Weshalb sie dennoch vertreten und popularisiert wurden, wird nur vor dem Hintergrund der politischen, pädagogischen und massenpsychologischen Interessen des nationalsozialistischen Staates verständlich: Die Hitlerjugend und nicht eine glückliche Mutter-Kind-Beziehung sollte dem nationalsozialistischen Menschen das erste Gemeinschaftserlebnis vermitteln.
Als Initiator der genannten Bücher fungierte der nationalsozialistische Verleger Julius F. Lehmann. Er schaute sich ständig nach Autoren um und versuchte, sie für seine politischen Ziele einzuspannen. Als "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" erschien, herrschte keinerlei Mangel an Literatur über Säuglingspflege.
Haarer vermittelte den Müttern in ihren Erziehungsbüchern, Kinder seien u.a. gierig, faul, gefräßig, zerstörerisch, unsauber, sie wollen die Erwachsenen tyrannisieren, ihre Aufmerksamkeit erzwingen u.a.m. und die Mutter müsse mit allen Mitteln dagegen ankämpfen. Sigrid Chamberlain meint, dass Haarer an einer Kindphobie litt. Eine Mutter, die ihr Kind als Gegner ansieht, kann keine gesunde Bindung zu ihm aufbauen.
Durch die sofortige Trennung nach der Geburt konnte die Mutter ihr natürliches Potential gegenüber dem Baby nicht entfalten und war umso mehr auf Anweisungen angewiesen. Haarers Pflegeanweisungen hatten schwere Folgen für das Leben mit dem Kind. Es gab kein Spielen und "Bummeln" beim Baden, Wickeln, Füttern, kein "Trödeln" an der Brust. Das Kind wurde in einem ständigen Spannungszustand gehalten. Es fehlten ihm Muße und Experimentiermöglichkeiten. Das sich-beschäftigen mit dem Baby oder Kleinkind wurde als "Tändeln" abgewertet. Ein zwangloses sich-beschäftigen mit dem Baby ist jedoch für den Aufbau einer gesunden Beziehung notwendig.
Die Regeln, die Haarer für das Stillen und Füttern aufstellte, sind bestens dazu geeignet, die bereits durch die 24-stündige Trennung von Mutter und Baby vor der ersten Mahlzeit bestehenden Probleme zu vermehren: Es wurden strenge Zeiten für das Stillen bzw. die Flaschenfütterung vorgegeben. Eine Brustmahlzeit dürfe nicht länger als 20 Minuten dauern, eine Flaschenmahlzeit 10 Minuten. Ab einem halben Jahr wird jede Fütterung sofort abgebrochen, wenn das Kind Schwierigkeiten irgendeiner Art macht. Hunger sei der beste Koch.
Das Kind hat durch all diese Vorschriften nie die Gelegenheit, entspannt in seinem eigenen Rhythmus zu saugen, da Lutschen und "Bummeln" nicht erlaubt waren und es nur darauf ankam, Brust oder Flasche in möglichst kurzer Zeit leergetrunken zu haben. Im Gegensatz dazu muss ein Stillvorgang, der die psychischen und physischen Bedürfnisse des Babys erfüllt, es ihm ermöglichen, den aktiven Phasen schnellen Saugens solche des langsamen Nuckelns oder auch Lutschens folgen zu lassen.
Bei einer gesunden Bindung passt sich die Mutter mit ihrer Sprechweise den Hörbedürfnissen des Babys an. Sie regt es zu einem regelrechten Dialog an. Das Baby lernt so sehr früh die Regeln des Gesprächs von Rede und Gegenrede. Dem nach Haarer erzogenen Kind bleibt dies verwehrt. Denn Haarer warnt davor, mit dem Kind in einer "Kindersprache" zu reden. Doch eine Stimme, die den Hörbedürfnissen des Babys nicht entspricht, kann es so sehr erschrecken, dass es sich spontan abwendet und zu weinen anfängt. Nach Haarer sei das Kind bei "Maulen" mit einem "augenblicklichen Klaps" zu bestrafen. Sie spricht von Befehl und Gehorsam.
Bei konsequenter Erziehung nach Haarer resultiert eine pathologische unsicher-vermeidende Bindung an die Mutter. Ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung einer unsicher-vermeidenden Bindung ist die Zurückweisung von Körperkontakt. Dass Körperkontakt zwischen Mutter und Baby lästig, schädlich, unzweckmäßig und folglich so weit wie möglich zu vermeiden sei, ist etwas, was Haarer immer wieder zum Ausdruck bringt.
Die existenziellen Interessen von Kindern wurden permanent mit Füßen getreten. Das Kind erfuhr eine vollständige Missachtung seiner Gefühle, Befindlichkeiten, Bedürfnisse. Das frühe Aberziehen und Ersterben lassen von Gefühlen führte letztlich zur Fühllosigkeit, zum inneren Todsein.
Im Nationalsozialismus hatten sogenannte "Schwächlinge" keine Daseinsberechtigung. Mitleid und Mitgefühl mit Schwachen und Kranken galt als der "innere Schweinehund", den es zu besiegen galt. Viele Kinder empfanden Krankheit als etwas strafwürdiges, was es zu verheimlichen galt. Sigrid Chamberlain schildert Beispiele von Kindern, denen es sehr schlecht ging, und die sich nicht trauten, sich an den zuständigen Erwachsenen zu wenden. Die Beziehung zum Kind lag manchmal so im argen, dass das Kind krank sein konnte, ohne dass dies jemandem auffiel.
Die Folgen der Erziehung nach Johanna Haarer sind bis in die heutige Zeit reichend: Manche der betroffenen damaligen Kinder spüren ihren eigenen Körper kaum, wenn sie Beschwerden haben, übergehen sie sie permanent. Sie können sehr schwer Nein sagen. Sie können nicht ICH sagen. Eigene Wünsche zu äußern, fällt ihnen schwer. Auch bei den eigenen Kindern fällt der Umgang mit Gefühlen schwer.
Abschließend befasst sich die Autorin mit der Person Hitlers. Hitlers Mutter Klara hatte ein schweres Schicksal erlitten: innerhalb von wenigen Wochen starben ihre ersten drei Kinder, darunter ein Baby, an Diphtherie. Nach den Säuglingsforschern Klaus und Kennell können die Vorgänge des Aufbaues und des Abbaues von Bindungen nur schwer nebeneinander ablaufen. Klara Hitler war zum Zeitpunkt Adolfs Geburt demnach aufgrund der noch nicht beendeten Trauerphase noch nicht wieder in der Lage, sich an ihr Kind zu binden. Die Autorin erläutert ausführlich die Bedeutung der Bindungslosigkeit in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung Adolf Hitlers.
Ich werd es wohl demnächst auch mal lesen, auch wenn ich dabei nur heulen kann
Grüßle
Sylvia
GRUSEL!!!!
dazu muss ich bemerken, dass meine Großmütter mit ihren Kindern schon streng waren, aber SOOO extrem, NEIN, zum Glück nicht!
sonst wären meine Eltern wohl ziemlich verrückt
LG Elanor