Guten Morgen,
da die Kindergartenzeit meiner eigenen Kinder nun 15 Jahre und länger zurückliegt, hab ich hier einfach mal eine Frage zu den heutigen Erziehungstaktiken und - praktiken im Kindergarten. Hier geht es um eine Gruppe mit wenigen Inklusionskindern, der größte Teil der Gruppe sind Kinder ohne Inklusionsbedarf.
Ich bekomm nun seit Wochen mit, daß Kinder allein in den Flur gesetzt od. geschickt werden und dort allein oft 20-30 Minuten weinen, teilweise auch noch länger. Ich habe keine Ausbildung im erzieherischen Bereich, nur den "normalen Menschenverstand als Mutter".
Mir zerreißt es schier das Herz, dies zu beobachten, ich bin an solchen Tagen "fertig". Und es bringt mich in einen totalen Zwiespalt: Es steht mir einerseits nicht zu, die Erziehungstaktiken des Kindergartens anzuzweifeln. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, daß ich hier doch eigentlich den Mund aufmachen soll.
Aus der Kindergartenzeit meiner Kinder, kenn ich solche Vorgehensweisen nicht, hab mit ihnen jetzt auch nochmal darüber gesprochen, ob sie sich erinnern, wie das bei ihnen war, wenn einer zugehauen hat, oder sich nicht an Regeln hielt...etc. Da musste einer vlt. mal neben der Kindergärtnerin sitzen, oder durfte dann zur Strafe irgendwas nicht mitmachen, aber allein raus, das gab es da nicht.
Eigentlich dachte ich ja, dass heute manches eher milder angegriffen wird als noch vor 15-20 Jahren.
Meine Schwägerin widerum sagte, sie kenne das schon, daß einer mal für 5 oder 10 Minuten vor die Tür müsse.
Ich will darüber hier mit niemanden sprechen, wenn dann sprech ich es der Erzieherin gegenüber an. Aber ich bin mir immer noch unsicher, ob ich das "Recht" dazu habe...
Echt blöde Situation.
LG
Erziehungspraktiken im KiGa - wie ist das heutzutage?
Naja ... Erziehung ist ja immer auch Ermessensspielraum und der eine ist sanfter und der andere härter. Und auch die Kinder fordern es unterschiedlich ein. Für mich muss sich jede Erziehungsmethode an ihren Ergebnis messen lassen. Das Ziel kann ja nicht ein gebrochenes, verängstigtes Kind sein. Mein Ziel Zuhause ist ein gutes Miteinander für beide Seit. Dafür geht mein Großer auch mal für 5 Minuten in den Flur, damit wir es im Anschluss anständig und ruhig besprechen können wie wir es für beide Seiten besser machen können. Seine Schwester würde ich nicht in den Flur schicken, weil es sie zu sehr verletzen würde. Mit ihr kann man meistens sofort richtig reden. Der Große braucht das klare Grenzen Setzen, sonst lässt er es immer weiter eskalieren.
Bei uns in der Kita gehen die Kinder auch ab und zu mal in den Flur. Aber die Zeitspanne und der Zustand des Kindes, die du schilderst, finde ich auch zu krass. Leider habe ich das Gefühl, dass viele Kinder Zuhause seeeeeeehr zart erzogen werden, dafür im Kindergarten wegen Personalmangel teilweise umso ruppiger.
Ich an deiner Stelle würde das Gespräch suchen indem ich das Geschehene vom Ende her besprechen würde. Wie war das Kind als es wieder zurück kam? Was hat es gelernt? Kann man solche Situation vermeiden oder sogar vorbeugen? Man will sein Gegenüber ja gewinnen, deshalb sind Vorwürfe schwierig.
Ich muß einmal nachhaken, wieso bekommst du soviel Einblick in einen Kindergartentag? Sprich, wieviel Zeit verbringst du dort udn warum bist du dort?
Es ist so:
Mein Arbeitsplatz ist in diesem Haus. Und seit gut einem Jahr ist dort in freien Räumen nun eine Kindergartengruppe untergebracht, weil der KiGa der unweit entfernt liegt, aus allen Nähten platzt.
Letztes Jahr war die Gruppe noch ohne Inklusionskinder, da ging es mal laut oder wild zu - seit diesem Herbst ist das verändert. Auch das Personal hat teilweise gewechselt.
Im Zuge dieser Notunterbringung wurde an meinem Büro eine von zwei Türen dauerhaft geschlossen. Vor dieser Tür steht nun ein Stühlchen, wo die Kinder anscheinend dann sitzen müssen. Auch die Ki-Ga Gardarobe steht auf dem Flur.
Also ich bin normalerweise völlig außen vor, kenn die jeweiligen Vorgeschichten nicht und habe einen anderen Arbeitgeber.
LG
Okay, dann brauche ich ja nicht "getarnt" antworten.
Also nein, solche Methoden sind eigentlich out. Was ich bei euch schräg finde, das die Einrichtung so aufgeteilt ist, das du als "Fremde" da so einen Einblick bekommst. Verstehe ich das richtig, das die Kinder dann gar nicht mehr in ihrem eigentlichen Betreuungsbereich sitzen müssen? Gibt es in dem Haus auch Laufkundschaft? Also treffen dort auch Fremde auf die Kinder oder nur du? Das klingt so, als wenn man die Kinder "in der Garderobe parkt", die gar nicht einsehbar ist vom Gruppenraum.
Wie auch immer, niemand kann dir Entscheidung abnehmen, aber dein Bauchgefühl täuscht dich aus meienr Sicht nicht. Und ja, ich würde handeln, vermute aber ein Gespräch mit den Erziehern wird nichts bringen....sie werden schlicht ihre "Arbeit" verteidigen, wenn überhaupt. Wir reden hier schließlich nicht von ein paar Minuten Auszeit, eine halbe Stunde ist für Kinder in dem Alter verdammt lange. Ich habe letztens sogar in den Nachrichten gesehen, das für solche Maßnahmen "Köpfe gerollt" sind, obwohl die Mutter einverstanden war und das Kind mit der Gruppe in Sichtkontakt war.
Es gibt, wie in allen Berufen, nun mal Menschen die dafür nicht geeignet sind und auch viele, die das nicht einsehen wollen. Diesen Einblick, den du da bekommen hast, den bekommt kaum einer. Und ich denke diese Methode ist noch sehr weit verbreitet, da die Kinder noch kein richtiges Zeitgefühl haben wird es natürlich mit "es waren nur 5 Minuten" runtergeredet. Meine Tochter hat auch mal Mist gebaut und musste alleine im Nebenraum warten. Durchs Fenster hat sie dann gesehen, wie die Erzieherin nach Hause gegangen ist udn hat Angst bekommen. Sie ist dann eigenständig aus dem Raum und kein anderer Erzieher wusste, das sie dort war. Sie war kurz vor der Einschulung und so konnten wir den Zeitraum klar abgrenzen, da ich auch wusste wann die Erzieherin Feierabend hatte. Ihc habe da ein ziemliches Faß aufgemacht, nicht wegen der Strafe selber, aber wegen der Dauer und das sie vergessen wurde. Bis auf eine Abmahnung ist nichts weiter passiert udn die Dame ist dort immer noch tätig. Erzieher sind halt Mangelware.
Besprich dich mit deinem Vorgesetzten, wenn du handeln willst und denk an Zeugen.
Hey,
so kleine Kinder weinend und unbeaufsichtigt zu lassen geht m.M. gar nicht. Ich sag nur Aufsichts- und Fürsorgepflicht. Ist der Ausgang gesichert wie in einem normalen Kindergarten ?
Im Kindergarten unseres Sohnes wurden die Kinder auch mal aus Situationen rausgenommen, aber immer mit Begleitung.
Ich glaube ich könnte da nicht zusehen und beim nächsten Mal wenn ein Kind da sitzt, nach spätestens 10 min. mal nachfragen gehen. An der Reaktion sieht man dann ja, wie die Erzieherinnen dann drauf sind.
LG
Tanja
Danke dir.
Ja - die Ausgangstüren sind gesichert.
Beim letzten Mal hab ich den Kopf in den Flur gesteckt und nachgesehen, da hat der Kleine sofort das Weinen eingestellt und mich mit großen Augen angesehen, total fertig und verschüchtert.
Ich werde es demnächst mal ansprechen, in Ruhe, wenn die Kinder weg sind. Mir kann dabei ja nichts passieren, außer dass die Erzieherin mir vlt. erklärt, daß es mich nichts zu kümmern hat.
Das geht gar nicht!!😡😤 Ich bin Erzieherin und Kindheitspädagogin und das, was du beobachtet hat nichts mit Erziehungstaktik oder -praktik zu tun. Es ist schlichtweg Überforderung auf Seiten der Fachkraft und Vernachlässigung des Kindes und der Pflichten gegenüber dem Kind!!
Überleg mal, was das mit dem Kind macht, wenn es hilfesuchend weint und dann auch noch von der einzigen Person die ihm helfen könnte und sollte weggeschickt wird ganz allein in den Flur... da blutet mir das Mutter- und Pädagogenherz ❤😭
Bitte rede mit den Erziehern und bitte informiere zusätzlich die Leitung. Kaum eine Erzieherin wird freiwillig vor der Leitung zugeben, überfordert mit dem Job oder dem Kind zu sein..
Im Übrigen: Bei uns würden 2 Fachkräfte fristlos entlassen aufgrund genau dieser "Praktiken"!!😡
10 💙 leider ( aber verständlicher weise) kann man nur ein Herz vergeben
Danke.
Ich werde mir übers Wochenende ausreichend Gedanken machen (können) welche Worte ich wähle, wie ich es anpacke.
Die kiga Leiterin zu informieren wird kaum weiterhelfen, sie war in letzter Zeit vertretungsmäßig vor Ort und auch da hab ich eine Situation beobachtet, die ich als noch schlimmer empfand.
Aber die Antworten hier bestärken mich, man muss sich da einmischen.
Ich glaub, dass die Inklusionskinder in dieser Gruppe wohl eine soziale Indikation haben und "schwer erziehbar" sind . Das ist natürlich für die Betreuerinnen kein Spaziergang, aber so geht's ja auch nicht. Da werden ja die Kinder völlig "kaputt" gemacht.
vor die Tür ist rechtlich nicht zulässig, sie vernachlässigen die Aufsichtspflciht!!!! ich würde was sagen
Eines weiß ich sicher, dass ich mir so ein kleines heulendes Bündel sicher nicht 30 min angeschaut hätte. Dass man einen kleinen Zornteufel mal rausschickt, leuchtet mir ein und wurde auch in der Kita meiner Enkelin gemacht - aber da waren die Türen offen und Trotzteufelchen saßen auf der kleinen Zugangstreppe davor, aber ganz sicher keine 20-30 min.
Kann mich den anderen nur anschließen, bitte sprich das mal an bei den Erzieherinnen, Du siehst dann schon an der Reaktion, was Sache ist. Wenn es sich nicht ändert, würde ich wirklich den Träger des Kindergartens ansprechen.
Ich hatte selber eine kleine Trotzteufeltochter, die ab und zu ins Zimmer geschickt wurde; aber nach längstens 10 min ging ich rein - wenn sie bis dahin nicht sowieso schon rausgekommen war, weil sie sich ausgetobt hatte.
Der Job als Erzieherin ist ganz sicher nicht leicht, aber so geht es auch nicht.
LG Moni
Hab ich das jetzt richtig verstanden? Eine frisch ausgelernte Kinderpflegerin (NICHT Erzieherin) war alleine mit einer kompletten Kindergruppe samt Inklusionskinder?
Zum einen ist das verboten. Eine Kinderpflegerin darf generell nie alleine sein, und es darf auch keine Erzieherin alleine ohne jemanden in Rufweite arbeiten. Und so wie ich das verstanden habe, ist die Gruppe in einem anderen Gebäude als der Hauptkindergarten. Sowas ist ein absolutes Nogo.
Ich bin auch Erzieherin und versichere dir, dass dein Bauchgefühl richtig ist. Ein Kind so lange brüllend im Flur zu lassen, geht nicht und ist auch nicht erlaubt. Zumindest in Sichtweite muss jemand sein zwecks Aufsichtspflicht. Wobei alleine schon das Rausschicken eines weinenden Kindes grenzwertig ist. Bei uns in der Einrichtung würde unsere Chefin uns die Hölle heiß machen. Und das Zurecht.
An deiner Stelle würde ich nicht lange fackeln und dies dem Träger melden. Zum einen, dass da eine Kinderpflegerin alleine arbeitet, was nunmal nicht sein darf, zum anderen dass diese Mittelalter-Methoden anwendet, die den Kindern schaden. Schau bitte, dass du die Vorfälle nachträglich protokollieren kannst samt Datum und Zeitspanne. So geht man einfach nicht mit Kindern um. Und ich weiß, dass viele Erzieher, ich auch, momentan am Stock gehen und unsere Hilferufe nicht gehört werden. Und trotzdem gibt uns das nicht das Recht, Kinder so zu behandeln. Die können am wenigsten für die verfahrene Situation.
Das gleiche habe ich auch gedacht!
Protokollieren, minutengenau. Sofort den Träger informieren, nicht den Umweg über die Erzieher nehmen. Und vor allem hartnäckig bleiben, weiterhin beobachten und bei Nichtändern erneut melden.
Bitte sprich die Erzieherinnen da an und je nach Reaktion die Leitung. Wenn das eins meiner Kinder wäre,was da so lange alleine weinend sitzen würde, würde ich mir wünschen,dass derjenige der das mitbekommt, die Courage hat das anzusprechen.