Benimmkurs für Kinder?

Haben eure Kinder mal an einem Benimmkurs teilgenommen? Wie sind eure Erfahrungen?

1

Zur ersten Frage, nein Vorleben und Erklären hat bei meinen Jungs gereicht, daher kann ich zur zweiten Frage nichts sagen.

23

Dazu müssten Eltern das gute Benehmen aber selber erst einmal gelernt haben. Das ist ja heute absolut nicht mehr selbstverständlich. Ich selbst habe von meinen Eltern gelernt, wie man isst (sitz gerade, Ellenbogen vom Tisch, der Löffel geht zum Mund - nicht der Mund zum Löffel...), aber zu Zeiten unserer Eltern hat sich ein ziemlicher Wandel im Hinblick auf die Bildung vollzogen. Während es bei meinen Eltern (Jahrgang 42 und 48) noch den Reichen vorbehalten war, aufs Gymnasium zu gehen und man an höheren Schulen eher selten Kinder aus Arbeiter- und Bauernfamilien fand, wurden später zunehmend auch Kinder aus einfacheren Familien - je nach Leistung - aufs Gymnasium geschickt. Gutes Benehmen hat eben auch etwas mit dem Bildungsstand zu tun, und somit haben meine Schulkameraden teils von ihren Eltern schon keine entsprechenden Benimmregeln gelernt. Und was man selbst nicht gelernt hat, kann man auch schlecht weitergeben.
Nichts desto trotz gehören adäquate Tischsitten für mich in einer gewissen Bevölkerungsschicht zum Standard, und ich fand es mehr als befremdlich, als ich während des Studiums einmal einen meiner Dozenten beim Essen traf und dieser seine Mahlzeit "wie ein Bauer" in sich hinein schaufelte - mit beiden Unterarmen auf dem Tisch, den Oberkörper weit über den Teller gebeugt mit minimalem Abstand zwischen Mund und Teller...

LG

24

...gelöscht...

Bearbeitet von 123456789
2

Ich durfte mal Mäusschen bei einem guten Projekt sein - leider gibt es solche "Kurse" viel zu selten oder dann leider zu überzogen und knallhart kalter Stoff. Das Projekt lief leider nur 1 Jahr, wurde wegen fehlender Finanzieller Unterstützung eingestellt, zwei der Trainer zogen ins Ausland....

Der Kurs war nicht gerade das, was man sich als Erwachsener unter Knigge- und Benimmkursen vorstellt (vergleichbar wäre er eher wie ein Hippolinireitkurs statt Standardreitstunden ;-)
Er ging hauptsächlich darum, den Kindern mit Spaß und Begegnung sonst alltagsferne Situationen nahezubringen und auch für Neues zu öffnen. Mit den Kindern wurden oft solche Situationen (zB Theaterbesuch) durchgespielt, um Basicknigge zu üben und das Interesse auch ein wenig gekitzelt. Sie wurden angeregt selbst Fragen zu stellen, aber auch Anregungen gegeben wie sie sich selbst beschäftigen können oder bemerkbar machen können, wenn sie etwas brauchen oder gerade nicht weiterwissen.
Nach Kursablauf sind es normalerweise Treffen ohne Eltern, aber auch nach jedem Block mit Elterntreff (während die Kids spielen) um auch die Eltern ein wenig zu "trainieren" wie sie auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren, bzw. auch in strengster Kniggesituation reagieren können (ein bisschen Mischung Elternabend EKiG und Heidelberger Elterntraining ;-)). Das gute daran: die Kinder (auch die Jugendlichengruppe) wurden nicht ins kalte Wasser geworfen wie es leider allzu häufig der Fall ist und auch die Eltern konnten üben, gelassener auf den ganzen Kniggestress zu reagieren.


War echt klasse, aber leider wie gesagt, fand ich absolut keine Angebote mehr in der Richtung

Bearbeitet von Arjha
3

Nein, haben sie nicht.

Von welchem Benehmen genau sprichst du denn?
Was meinst du, sollten deine Kinder gelernt bekommen, was du ihnen nicht beibringen kannst?

LG

4

"Benimmkurse" gibt es normalerweise in 2 voneinander unabhängigen Formen:
- einmal besser bekannt als "Kniggekurs" (als benimmkurs oder brauterziehung in alter Zeit bekannter): welche Regeln gelten in welcher Gesellschaft, "Damen/prinzessinenkurs"kurs, wofür ist welches Besteck, warum muss ich zuhause das heruntergefallen Messer aufheben aber darf es nicht im Restaurant?, "hohe Schule", Selbsthaltung, Höflichkeit und Konversation, .... Kurz all die eher kulturellen Werte, die in der normalen Schule aber auch teils im Alltag zu Hause einfach zu kurz kommen
- zum Anderen als inoffizieller verschönerung/ausweichsbegriff für Erziehungshilfen bei Vorbelastung oder Krisensituationen von Kindern und Jugendlichen.

Letztere werden eher selten in Kursform angeboten, auch steht hier der kulturelle Faktor eher hinten an - "Benimmkurs" wäre hier nur ein verschleiernden Vergleich.
Daher bezweifle ich, dass TE diese erzieherischen Maßnahmen meinte, sondern eben eher Knigge für Kinder.

5

Ich kann zum Beispiel auch wirklich hervorragend Skifahren, trotzdem haben meine Kinder das im Skikurs gelernt.

Meistens bemühen sie sich bei fremden Menschen einfach viel mehr und nehmen das auch ernster. Klar lebe ich etwas vor, aber unter der Woche ist das einfach zeitlich schwierig, und am Wochenende will ich nicht dauernd nur korrigieren. Und im Hort wird auch jede Menge vorgelebt - leider nicht unbedingt das was ich mir vorstelle.
Ein professioneller Ausgleich wäre da schon schön...

weitere Kommentare laden
7

Ich glaube, ich hätte das gern als Kind oder Jugendliche gemacht. Ich glaube, das hätte mir als Azubi das Verhalten im Arbeitsleben sehr viel leichter gemacht. Ich kam mir zb anfangs total komisch vor, wenn ich sagte: "Herr X ist zu Tisch" statt "der hat Pause" oder "der is grad kurz rauchen.".

Bearbeitet von Isabelle1976
8

Verstehe ich nicht.
Wir haben unseren Kindern einfach gesagt und vorgelebt, was im Restaurant oder in der Öffentlichkeit geht oder nicht.
Welches Besteck man wann benützt, dass niesen, gähnen und husten eine vorgehaltene Hand voraussetzen.
Was beim Begräbnis ihrer Großmutter passieren wird und wie wir uns wie, wann und warum so und so verhalten.

Die waren lustige offene Kinder und haben das immer rasch begriffen.

Wozu einen Kurs??

9

Naja, ihr bewegt euch dann vermutlich in elitären Kreisen, so dass ihr euren Kindern regelmäßig alles vorleben könnt was sie für ihr Leben als Vorstandsvorsitzende so brauchen.
Diesen Luxus hat nicht jeder. Viele wissen gar nicht was es alles zu wissen und zu lernen gibt.

Mein Mann kommt zum Beispiel aus einem sehr einfachen Haushalt, "Ellbogen nicht auf den Tisch" hat er zwar gelernt, dass das aber auch für die Unterarme auch gilt schon wieder nicht mehr. Von "hoher Schule" mal ganz zu schweigen.

13

Die Hand vorzuhalten hat doch nichts mit elitären Kreisen zu tun 😐

weitere Kommentare laden
20

Die elementaren Regeln des Zusammenlebens zu vermitteln, so einfache Sachen wie "bitte" und "danke" etwa, liegt imho in der Verantwortung der Eltern. Man kann nicht alles outsourcen, das wird sowieso viel zu viel gemacht.

21

Wie wäre es die Kinder mal mit in die normale Welt zu nehmen, wir gehen mit unseren 3 kindern immer mal wider essen. Den sie sollen auch lernen sich außerhalb zu benehmen. Was nicht heißt das das Zuhause immer klappt 🙃
Aber jetzt mal ehrlich das beckommen Eltern doch auch selbst hin, das die Kinder nicht gerade über den Tisch rülpsen und wißen wozu Bestecke gedacht sind. So schwer ist das nicht. Wenn man dan aus gehobenen Kreisen kommt dann wird mann auch Dinge wie eine Hummergabel häufiger verwenden und das dann den Kindern auch vermitteln können.

22

Nochmal zum Verständnis: ein Benimmkurs ist KEIN Erziehungskurs! Er soll und kann die elterliche Erziehung genauso wenig ersetzen wie die Schule die Kids grunderzieht oder Eltern ihren Kindern den kompletten Stoff zum Abitur selber beibringen können.

Bei all den Beispielen, wo "Elternerziehung" reicht, ein paar Gegenbeispiele:
Ja, wir bringen unseren Kindern auch bei, wo welches Körperteil ist und wie man sich bewegt - wie die Organe funktionieren, welche Auswirkungen sie haben, welche Turnbewegungen und Sportarten es alles gibt - das geht über die Erziehung raus und auch über die meisten Möglichkeiten der Eltern. Dafür haben wir Schulen, Sportvereine und Co.
Fahrradfahren bringen wir den Kids auch bei, Reiten, kann man doch auch selbst dem Kind beibringen - bestimmt hat jeder Zugang zu Reitvereinen oder gar eigenem Pferd mit Reitplatz und bringt da seinem Kind die Hohe Schule der Dressur selbst bei - und dem armen Tier gleich mit.

Ein deutlich passenderes erzieherisches, bildliches Beispiel hab ich gerade direkt neben mir:
Arielle wurde bestimmt auch nur die beste aller Erziehungen zuteil: König Triton und ihre Schwestern haben ihr bestimmt auch ganz viel erklärt und vorgelebt. Trotzdem wusste sie dann nicht was eine Gabel ist und hat sich dann am Tisch frisiert. Den Schock aller Anwesenden zum Glück, dass es eine Disneygeschichte war und eher gütig betrachtet wurde...

Wer noch nie an einem Knigge/Benimm/Damen/Gentlemankurs teilgenommen hat, sollte bitte mit seinen "Erziehung reicht doch vollkommen" zurückhalten. Wer den Bedarf nicht hat oder sieht, seine Sache, braucht auch nicht jeder.
Dennoch gibt es eine Daseinsberechtigung für Erziehungskurse und für Benimmkurse, genauso wie es Sprachkurse, Sportkurse, uvm. gibt.
Man ist keineswegs ein schlechtes oder gar spießiges Elternteil, wenn man sich informiert und solche Angebote auch nutzt.